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9. Kapitel

Aus November wurde Dezember, das Wetter wurde noch kälter und eines Morgens guckte ich aus dem Fenster und rieb mir verblüfft die Augen. Alles war weiss; über die Nacht hatte es mindestens 30 Zentimeter geschneit. Der Nachmittag dieses Tages war der Beste seit langem. Wegen des vielen Schnees fiel Kräuterkunde aus, da Professor Sprout zusammen mit Filch die Gewächshäuser erst einmal vom Schnee befreien musste, damit die Pflanzen überhaupt Licht bekamen. Zusammen mit meinen Hausgenossen nutzte ich die Gelegenheit, den Schnee in vollen Zügen zu geniessen, mit Schneetrollen bauen und natürlich mit einer Schneeballschlacht auf Leben und Tod Mädchen gegen Jungs. Wobei ich gestehen muss, dass Angelina, Alicia und ich unterlagen – gegen Lee, Kaspar und vor allem die Raffinesse der Zwillinge hatten wir schlichtweg keine Chance.

«Hey Leute, ich hab' 'ne Idee», meinte Fred, nachdem wir unsere Niederlage eingestanden hatten. «George und ich haben da so 'nen netten, kleinen Zauber ausgetüftelt.» Fred grinste über beide Ohren und mir schwante Böses. «George, dürfte ich bitten?»

«Aber natürlich, Bruderherz», antwortete George mit einer galanten Verbeugung. Er nahm etwas Schnee auf, formte daraus einen perfekt runden Schneeball und sprach einen Zauber darüber. «Und jetzt, Augen auf, meine Damen und Herren!» Mit grosser Geste liess George den Schneeball fallen – nur dass er nicht fiel. Für einen Moment schwebte er reglos im Nichts, als wäre die Schwerkraft für ihn aufgehoben, dann zitterte er, schoss plötzlich auf mich zu und traf mich mitten ins Gesicht.

Ich verfluchte die Zwillinge und spuckte Schnee, was die bunte Palette meiner Flüche leider etwas schmälerte. «Verdammt nochmal! Bei Odins einem Auge! Zerbrochener Zauberstab! Latrinen-Pupser! Giftzwerge! Sandalenlose Vagabunden! Mars Fluch über euch! Schert euch zur Inquisition! Beim dreifach geknüpften Strang!» Was soll ich sagen, mein Aufenthalt in Londinium hatte mein Wortschatz betreffend Schimpfwörter erheblich vergrössert.

«Entschuldige Adrienne, aber wir brauchten jemanden zu Demonstrationszwecken», meinte Fred.

«Genau», bekräftigte George. «Und keine Sorge, nächstes Mal nehmen wir jemand anderen.» Unheilverkündend grinste er in die Runde.

«Und was machen wir jetzt mit diesem Zauber», fragte Lee hellauf begeistert.

«Och, wir haben da ein, zwei andere Personen im Sinn, die wir ebenfalls für Demonstrationszwecke und natürlich auch für die seröse, wissenschaftliche Weiterentwicklung ausgewählt haben», erklärte Fred zwinkernd.

«Und wer steht denn so auf eurer Liste mit Versuchspersonen?», fragte Angelina neugierig. Auch Kaspar, Alicia und ich drängten uns neugierig näher, als die Zwillinge mit der Aufzählung begannen.

«Erstmal Marcus Flint und die anderen aus der Slytherin-Hausmannschaft. Dann natürlich unsere liebe Miss Cole, für ihre andauernden und falschen Kommentare über Adriennes Familienverhältnisse», George zwinkerte mir zu.

«Damit es nicht so auffällig ist, dass die Schneebälle von uns kommen, haben wir noch Eliza, Percy und ein paar dieser überheblichen Hufflepuffs aus der Vierten auf die Liste gesetzt. Und noch Professor Quirrell, dieser Langweiler», ergänzte Fred die Aufzählung.

«Wieso Quirrell und keiner der anderen Professoren?», wollte Kaspar wissen.

Fred druckste etwas herum. «Nun, eigentlich wollten wir Snape noch auf die Liste nehmen ...»

«... aber der wird es wohl sofort durchschauen», beendete George den Satz.

Ich lachte: «Die Sache mit, aus allen Häusern jemanden nehmen, ist nicht wirklich ein überwältigend guter Verschleierungsversuch.»

Fred zuckte die Schultern. «Was solls, Hauptsache, es macht Spass.» Er grinste wieder in die Runde. «Und? Wer macht mit?»

Wir alle natürlich, auch wenn Alicia und Kaspar sich dem Vergnügen nur zögerlich anschlossen. Aber selbstverständlich war das auch die Taktik der Zwillinge: Mitgegangen, mitgehangen. Niemand von uns würde sie bei einem der Lehrer anschwärzen, da wir ja selbst beim Streich mitgemacht hatten.

Auf jeden Fall war es lustig, zuzuschauen, wie ein ganzes Rudel von Schneebällen Melanie Cole durch die Korridore jagten und meine alte Feindin trafen. Einer traf sie direkt in den Nacken und der Schnee rutschte ihr unter den Pullover. Ich hatte meine liebe Mühe mir das Lachen zu verkneifen.

Die Weihnachtsferien kamen und wir packten unsere Koffer. Von meinen Freunden würden nur die Zwillinge in Hogwarts bleiben, da ihre Eltern Charlie besuchen wollten und nicht die ganze Familie mitnehmen konnten. Ich beschloss, Theo, den Mäusebussard, der meine Ma mir anstelle einer Eule geschenkt hatte, mit einem Brief zu Charlie zu schicken. Ich vermisste meinen Freund, der wegen mir so viel Ärger bekommen hatte.

Für mich würde es das erste Weihnachten seit zwei Jahren sein, dass ich zu Hause verbrachte. Da ich bis letzten Sommer davon ausgegangen war, dass meine Mutter nichts von mir wissen wollte und ich zeitweise sogar panische Angst vor ihr gehabt hatte, war ich bisher immer über Weihnachten in der Schule geblieben. Dieses Jahr würde es anders sein. Ganz anders, denn es war mein erstes Weihnachten in Londinium und ich hatte so eine Ahnung, dass es das aussergewöhnlichste Weihnachten werden würde, das ich je erlebt hatte.

«Ich habe überhaupt keine Lust auf ein weiteres, steifes Reinblütertreffen», maulte Jessie, als sie mit Cedric, Kaspar und mir in einem Abteil sass.

«Du bist wirklich nicht zu beneiden», meinte Cedric. «Weihnachten bei mir zu Hause ist zwar auch nicht das tollste, da die Familie meines Onkels zu Besuch kommen wird und ich mir das Zimmer deswegen mit meinen beiden nervigen Cousins teilen muss.»

Jessie lächelte. «Wir können gerne tauschen.»

«Nein, Danke.»

«Und wie sieht's bei euch aus, Adrienne? Kaspar?», fragte Jessie neugierig.

«Wir werden in Londinium feiern, bei Kathleen», erklärte Kaspar.

Jessies Augen funkelten. «Schon klar, aber ein bisschen mehr Details bitte!»

«Keine Ahnung, wirklich überhaupt keine», sagte ich und hob hilflos die Arme. «Das Einzige, das ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass wir ein Jul-Ritual abhalten werden. Und sonst ... mal sehen, vielleicht gibt es nicht einmal einen Christbaum. Da wir jetzt nicht mehr in der Muggelwelt leben, muss Ma schliesslich auch nicht mehr so tun, als würde sie solche Feste feiern.»

«Keinen Christbaum?», echote Cedric. «Ich glaube, das würde ich nicht überleben.»

Wieder einmal hatte ich die lange Fahrt nach London unterschätzt. Während die anderen Runde um Runde Zaubererschnippschnapp spielten, schaute ich aus dem Fenster und beobachtete die tanzenden Schneeflocken. Ich hing meinen Gedanken nach. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn als ich das nächste Mal die Augen öffnete, hatte sich der Schnee in Regen verwandelt und die Skyline von London zeichnete sich am Horizont ab. Wir waren schon fast da.

Die Fahrt in Mas schwarzem Geländewagen vom Bahnhof zum Altersheim, neben dem der Eingang zu Londinium als alte Ziegelsteinmauer getarnt lag, verging schnell. Als wir ausstiegen, nahm Ma Kaspars und meinen Koffer und hob sie so mühelos hoch, als wären es Kinderrucksäcke. Ich war mir nicht sicher, ob sie dafür einen Zauber benutzte, oder es einfach die erstaunliche Stärke der Fey war. Als wir schliesslich die Grenze zu Londinium überquerten, erwartete uns eine Überraschung: Londinium lag unter einer gut zehn Zentimetern dicken Schneeschicht begraben, während es im richtigen London regnete, als bräche die Sintflut über die Stadt hinein. Dabei hatte ich immer gedacht, dass an beiden Orten dasselbe Wetter herrschte.

Ma lachte über unsere erstaunten Gesichter. «Nun, was soll ich sagen. Als Londinium erbaut wurde, war 'Klimaerwärmung' noch ein Fremdwort. Wetterzauber gab es allerdings schon damals», fügte sie mit einem Zwinkern hinzu.

In unserer kleinen Wohnung erwartete uns dann noch eine Überraschung. Mr und Mrs Flamel waren gerade dabei im Wohnzimmer eine grosse Tanne mit Äpfeln, Strohsternen, einigen Fliegenpilzen und sehr trocken aussehenden Lebkuchenherzen zu schmücken.

«Hallo Kinder!», rief Mrs Flamel, als sie uns bemerkte. «Schön, dass ihr wieder da seid!» Auch Mr Flamel erhob sich mühsam und kam zu uns herüber um uns zu begrüssen.

«Ich sagte doch keinen Baum», beklagte sich Ma.

«Also wirklich Lena», schimpfte Mrs Flamel. «Wenn du dich schon strikt weigerst, Weihnachten zu feiern, dann halte den Kindern wenigstens keinen Jul-Baum vor.» Ein Lächeln erweichte die sonst so strengen Züge meiner Ma und zufrieden nickend wandte Mrs Flamel sich an Kaspar und mich. «So, ihr Lieben, hört gut zu, denn ich sage das nur einmal. Esst weder die Äpfel an diesem Baum noch die Fliegenpilze. Beide wurden mit einem Zauber so behandelt, dass sie niemals verderben; das heisst auch, dass euer Magen sie nicht verdauen kann und das kann unangenehme Folgen haben, das könnt ihr mir glauben.»

«Und die Lebkuchenherzen?», fragte ich.

«Die könnt ihr bedenkenlos essen», meinte Mrs Flamel fröhlich. «Aber wahrscheinlich schmecken sie nach Staub und ihr verliert eure Zähne bevor ihr ein Stück herausbeissen könnt. Ich habe keine Ahnung, wie alt die schon sind.»

Der 21. Dezember kam, der Tag der Wintersonnenwende. Jul. Oder Alban Arthuan, wie das Fest bei den Kelten hiess. Nachdem wir unser Frühstück verdrückt hatten, löschte Ma alle Feuer und alle Kerzen im Haus. Meine Proteste darüber, dass es ohne Feuer schweinekalt war, ignorierte sie. Als es ihr zu viel wurde, scheuchte sie Kaspar und mich aus dem Haus: «Geht zu Gaius, das Kampftraining wird euch warmhalten!»

Also trabten wir durch die schneebedeckten Gassen von Londinium zum Amphitheater, wo Gaius seine Kriegerschule eröffnet hatte. Auf dem Weg dorthin bemerkten wir, dass es in vielen Häusern, wo sonst die warme Glut der Kaminfeuer durch die Fenster leuchtete, dunkel war.

«Wir haben das auch so gemacht in Hogwarts», erklärte Kaspar nachdenklich. «Immer zu Jul wurde das Feuer im Gemeinschaftsraum und in den Schlafsälen gelöscht und die Kerzen ausgeblasen.»

«Warum?», fragte ich. Wieso sollte man mitten im Winter die Kaminfeuer löschen, wo man sie doch gerade am meisten benötigte.

«Ehrlich gesagt, hab' ich das auch nie ganz verstanden.»

Wir waren nicht die Einzigen, die sich bei Gaius einfanden. Tatsächlich hatte ich noch nie so viele Leute in der Arena gesehen.

Gaius begrüsste uns mit funkelnden Augen. «Frohes Jul-Fest!», wünschte er uns und ergriff nach Art der römischen Legionäre unsere Unterarme. «Schön euch beide hier zu sehen. Wollt ihr am Jul-Turnier teilnehmen?», fragte er begeistert.

«Jul-Turnier?!» Was genau hatte Ma da wieder ausgeheckt?

Gaius lachte über Kaspars und meine entsetzten Gesichter. «Keine Sorge! Es gibt natürlich verschiedene Stärkeklassen unterteilt nach Kampferfahrung, Talent und so weiter. Und es hält euch wunderbar warm.» Er zwinkerte und verschwörerisch zu. «Der wahre Grund, weshalb dieses Turnier so beliebt ist. Es geht nicht um den Ruhm in der Schlacht – doch eigentlich schon – aber das Ziel ist es, warm zu haben.»

Kaspar und ich sahen uns unsicher an, bevor wir uns entschieden, mitzumachen – in der untersten Stärkeklasse versteht sich. Es war demütigend, von Grundschulzwergen besiegt zu werden, aber immerhin reichten meine bescheidenen Fähigkeiten, um mich gegen ein paar eitle Dryaden und einen Faun durchzusetzen, der sogar nach meinen Massstäben unterirdisch schlecht war – mit einem Speer vor sich in der Luft herum zu fuchteln, war alles, was er draufhatte. Ich brauchte den Speer nur zur Seite zu schieben, bis ich ihm nahe genug kam, dass er mich damit nicht mehr treffen konnte, und schon war der Kampf gelaufen.

Als die Dämmerung hereinbrach wurden die Kämpfe beendet und etwas später wurden die Ranglisten am Brett mit den Aushängen angeschlagen. Neugierig begutachteten Kaspar und ich die Ergebnisse und ich stellte überrascht fest, dass ich mich gar nicht so schlecht geschlagen hatte. Offenbar waren Punkte nicht nur nach Sieg oder Niederlage vergeben worden, sondern auch danach, wie gut man sich allgemein anstellte – Schwertführung, Angriff, Verteidigung und so weiter. Zumindest in unserer Leistungsklasse wurde zusätzlich nach diesem Kriterium beurteilt. Ich wusste, dass ich meine gute Rangierung vor allem Joff und Callum zu verdanken hatte – zwei Gryffindors aus der Zeit der Gründer, die mich in punkto Schwertkampf unter ihre Fittiche genommen hatten. Aus reiner Neugier schweifte mein Blick auch über die anderen Ranglisten und schliesslich blieb ich mit grossen Augen an einem der Namen auf der Rangliste der höchsten Klasse hängen. Kathleen Seanorth belegte den vierten Platz unter den Besten der Besten.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter. «Na, bist du stolz auf mich?», fragte Ma mich lächelnd. Ich konnte nur Nicken, es hatte mir die Sprache verschlagen. Zwar hatte ich angenommen, dass meine Ma gut war, aber so gut ...? Nein, das hätte ich dann doch nicht gedacht.

«Du hast dich auch ziemlich gut geschlagen», stellte Ma fest. «Noch etwas mehr Training, dann kannst du nächstes Jahr in der nächsten Leistungsklasse kämpfen.» Zu meiner Überraschung klang sie ziemlich stolz, obwohl ich mich doch in der schlechtesten Gruppe abgemüht hatte.

Ma lachte über meinen Gesichtsausdruck. Ein echtes, herzliches Lachen, wie ich nur selten eins von ihr gehört hatte. «Schau nicht so entsetzt, Adrienne. Mir ist sehr wohl klar, dass alle klein anfangen und du trainierst schliesslich erst seit knapp einem Jahr.»

«Aber ich werde nie wirklich gut sein. Nie so gut, als dass ich mit dir mithalten könnte», murmelte ich.

«Das macht doch nichts», sagte Ma liebevoll und legte mir einen Arm um die Schulter. Ich schmiegte mich an sie; sie strahlte eine so wohlige Wärme aus. «Weisst du, Adrienne, wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen, dass ich zwei ungerechte Vorteile habe: Zum einen bin ich eine Fey und von Natur aus stärker und schneller als ein Mensch. Und zum anderen hatte ich fast vierhundert Jahre Zeit, mein Können zu perfektionieren.»

«Und trotzdem bist du nur Vierte geworden?», zog ich sie auf.

«Zu meiner Verteidigung: andere hatten noch länger Zeit. Hast du schon mal Gaius kämpfen gesehen, wenn er sich nicht zurückhält? An diesem Legionär beisst man sich wirklich die Zähne aus. Er ist zwar nicht so schnell oder stark wie ein Fey, aber überaus raffiniert.»

Während unseres Gesprächs waren wir gemütlich mit der Menge mitgegangen und liessen nun die Häuser von Londinium hinter uns zurück. Ein schneebedeckter Pfad, ausgestampft von hunderten Füssen, führte einen Hügel hinauf, auf dessen flacher Spitze ein grosser Steinkreis thronte. Zusammen mit Kaspar betraten wir den Steinkreis, nachdem wir ihn einmal im Uhrzeigersinn umrundet hatten.

Immer mehr und mehr Leute fanden sich im Steinkreis ein. Ma hatte uns eine Felldecke mitgebracht, auf die wir drei uns setzten und ich sah mich gespannt um.

«Gar nicht so anders als die Jul-Rituale in Hogwarts», stellte Kaspar leise fest und sah sich um.

Ma horchte auf. «Was für Jul-Rituale?»

«Professor Finjarelle hat mit ihrem ganzen Haus immer ein Jul-Ritual abgehalten. Beim Steinkreis draussen im verbotenen Wald.»

Ja, ich erinnerte mich. Das war an meinem ersten Tag in Kaspars Zeit gewesen. An diesem Abend hatte ich Kaspar und William kennengelernt, meinen beiden Mitschüler nebst Elaine und Xameria. Wir hatten zusammen mit den anderen Finjarelles im Steinkreis im verbotenen Wald gesessen; im Dunkeln, denn das aufgeschichtete Holz in den vier Feuerstellen war noch nicht entzündet worden. Wir hatten einander Geschichten erzählt, während wir auf Mitternacht warteten. Bei den Jul-Ritualen in meiner Kindheit hatten Ma und ich uns die Nacht auch immer mit Geschichten um die Ohren geschlagen.

Eine Silhouette erhob sich bei der grossen Feuerstelle in der Mitte des Steinkreises. Im schwachen Licht des Mondes erkannte ich, dass sie ein weites Kleid trug. Wahrscheinlich eine Robe oder etwas Ähnliches.

«Schwestern, Brüder, es freut mich, dass so viele von euch heute, in der längsten Nacht von allen, den Weg hierher gefunden haben, damit wir gemeinsam das Fest der Wiedergeburt des Lichts begehen können. Ich bin Eilanath, Hohepriesterin von Avalon, ich heisse euch willkommen und werde mit der ersten Geschichte der heutigen Nacht beginnen.»

Gespannt beobachtete ich die Silhouette der Priesterin, die langsam um die leere Feuerstelle schritt, während sie zu erzählen begann. «Es war vor sehr langer Zeit, bevor das Inselreich Atlantis vom rachsüchtigen Gott der Meere verschlungen wurde. Atlantis war die Heimat meiner Vorfahren und dies ist die Geschichte ihres Untergangs.» Sie erzählte davon, wie zwei Schwestern den Gott des Meeres, den Weltenrüttler gefangen hatten, ihn eingekerkert hatten in einer Höhle tief unter Atlantis, damit er das Inselreich nicht zerstörte. Allerdings hatte das den Gott noch wütender gemacht. Jahrelang hatte er an seinen Ketten gezerrt, sie immer weiter gelockert, bis sie schliesslich nur noch lose im Fels verankert waren.

Die Inseln, so erzählte die Priesterin, waren eigentlich Vulkane auf denen die Atlantiden ihre grossartigen Städte errichtet hatten und je weiter der gefangene Gott seine Fesseln lockerte, desto häufiger und desto stärker bebte die Erde, bis zu dem Tag, an dem die Vulkane zu grollen begannen und die heisse Lava in den Schloten hochkochte. Die Atlantiden bestiegen ihre Schiffe und versuchten im letzten Moment zu entkommen, doch es gab zu wenige Schiffe und der Vulkan spuckten immer mehr Steine und Asche, die die Häuser zerstörten, die Menschen verletzte und töteten. Eine Gruppe von Priestern war mit der Aufgabe betraut worden, einen magischen Stein aus einem Gewölbe tief unter dem Haupttempel des Inselreichs zu holen. Der Stein war das Zentrum der Macht und der Magie der Priesterschaft und natürlich wollten sie ihn nicht den Fluten überlassen. Er war schwer und nur mit Mühe schafften sie es, den Stein zum letzten Schiff zu bringen und los zu segeln. Gerade noch rechtzeitig, denn hinter ihnen brach der Vulkan endgültig aus. Doch die Asche des Vulkans verdunkelte den Himmel und verdeckte die Sterne, so dass der Kapitän nicht navigieren konnte; zudem löste der Ausbruch des Vulkans eine Flutwelle aus, die das Schiff weit mit sich fortschwemmte. Mehrere Matrosen gingen über Bord, während sie versuchten, das Schiff vor dem Untergang zu bewahren und den Passagieren unter Deck wurde es Kotzübel. Irgendwann waren sie dann weit genug weg, dass die Vulkanasche die Sterne nicht mehr verhüllte, schwach waren sie wieder am Nachthimmel auszumachen, doch zu ihrer aller Schrecken erkannte der Kapitän sie nicht – es waren fremde Sterne. Das Schiff war weit, weit von seiner Route abgekommen.

Die Priesterin hielt inne. Im schwachen Licht des Mondes sah ich, wie ihr Blick über die Menge schweifte, die ihr mucksmäuschenstill zuhörte. Dann ergriff sie erneut das Wort: «Die Mannschaft beriet sich und auch die wenigen Priester, die sich mit ihrer kostbaren Fracht an Bord befanden, wurden hinzugezogen. Sie berieten und diskutierten lange und schliesslich einigten sie sich darauf, dem Nordstern entgegen zu segeln, in der Hoffnung, dass sie auf Land stiessen, bevor ihnen die Vorräte ausgingen.» Und tatsächlich waren sie auf Land gestossen, doch steile Klippen verhinderten, dass das Schiff anlegen konnte. Sie segelten der Küste entlang – es konnte schliesslich nicht sein, dass das ganze Land von solchen Klippen umschlossen wurde. Es dauerte lange, sehr lange, bis sie eine Stelle fanden, die sie als gut für das Anlegen erachteten. Erleichtert und glücklich steuerte der Kapitän sein Schiff den Fluss aufwärts bis die Ebbe einsetzte, das Wasser sich zurückzog und der Fluss für das Schiff zu flach wurde. Sie beschlossen von Bord zu gehen und ihre Füsse endlich, nach langer Zeit, wieder auf festen Boden zu setzen. Zu ihrem Unglück jedoch, waren sie mitten in einem Moor gestrandet und in der Dunkelheit war es zu gefährlich, hier sein Glück zu versuchen. Erst am nächsten Morgen konnten die Matrosen losziehen, um das Moor zu erkunden und sie hatten Glück: in nicht allzu weiter Entfernung erhob sich ein Hügel aus dem Moor, wo es trocken war. Sie brachten die Passagiere dort hin. Die Priester waren verblüfft, als sie die Kraft spürten, die von diesem Ort ausging. Oben, auf der Spitze des Hügels stand ein Kreis aufrechtstehender Steine.

«Genau wie hier», sagte die Priesterin. «Nur dass der Steinkreis dort um einiges kleiner ist.» Ich runzelte die Stirn bei diesen Worten. Meinte sie damit, dass es diesen Ort immer noch gab? Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, setzte sie die Erzählung fort.

«Der Steinkreis stand nicht zu Unrecht dort, denn unter ihm kreuzten sich drei Stränge des Weltenstroms.» Die Kraft dieser Ströme tränkte den ganzen Ort und die Priester beschlossen, dort zu bleiben. Aus dem Holz des Schiffs errichteten sie die ersten Hütten und oben im Steinkreis begingen sie die ersten Rituale seit langem. Bei einem dieser Rituale hatte die Priesterin unter ihnen, die den höchsten Rang bekleidete und die deshalb zur Hohepriesterin bestimmt worden war, eine Vision von einer Grotte direkt unter dem Steinkreis in den Eingeweiden des Hügels. Diese Grotte war der Kreuzungspunkt der Weltenströme und dorthin brachten sie den magischen Stein, den sie mit letzter Not aus Atlantis hatten retten können. Seine magische Kraft verflocht sich mit den Weltenströmen, veränderte und verstärkte sie und markierte den Beginn eines neuen Zeitalters.

«Die Priester von damals nannten diese Insel im Moor 'inis vitrin', die gläserne Insel, weil dort die Kraft der Weltenströme so präsent war. Die Einheimischen, die spürten, wie der magische Stein die Kraft dieses Ortes verändert hatten, nannten ihn den 'heiligen Berg'», wieder blickte die Priesterin in die Runde und ich glaubte im schwachen Licht ein Lächeln auf ihren Lippen zu erkennen. «Heute freilich trägt dieser Ort einen anderen Namen. Avalon.»

Auf die Geschichte der Hohepriesterin von Avalon folgte ehrfürchtiges Schweigen, bis schliesslich eine Stimme die Luft zerschnitt. Eine Frage. «Wie ging es weiter?»

Ich bemerkte erst, dass die Frage von mir gekommen war, als der lächelnde Blick der Priesterin meinen einfing. «Nun, meine Liebe, das ist eine andere Geschichte, die ich heute aber nicht mehr erzählen werde.»

Es überraschte mich, wie traurig ich über diese Worte war.

Es folgten weitere Geschichten, Lieder und Balladen. Meistens erzählten die Geschichten aus längst vergangenen Zeiten. Eine zum Beispiel war eine Version der Arthus-Sage, die ich so allerdings noch nie gehört hatte. Als die Geschichte zu Ende war, brach ein gutmütiger Streit aus, welche Version jetzt die richtige war und welche nicht, welche Rollen Arthus, Merlin und Morgana tatsächlich bei den Ereignissen innegehabt hatten.

«Das geht jedes Jahr so», flüsterte Ma Kaspar und mir erheitert zu.

Eilanath, die Hohepriesterin von Avalon, beendete schliesslich die Diskussion mit der Feststellung, dass es Ansichtssache sei, wie man die Geschichte interpretierte. Die anwesenden Zeitzeugen protestierten, verstummten dann aber, um die nächste Geschichte zu hören.

«Die Geschichte, die ich euch erzählen möchte, ist eine, die mich persönlich sehr geprägt hat», begann die nächste Erzählerin. Ich fuhr zusammen, als ich die Stimme meiner Mutter erkannte. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sie sich in den letzten paar Minuten davongestohlen hatte und auch Kaspar sah verblüfft drein.

«Die unter euch, die vor Ende des 17. Jahrhunderts geboren wurden, werden dieses Geschichte oder eine ähnliche in der einen oder anderen Weise auch durchlebt haben. Ich war gerade zwanzig Winter alt geworden, als der dreissigjährige Krieg ausbrach. Mit meinen Eltern und meiner Grossmutter, Xameria Stormhold», fügte sie an Kaspar und mich gewandt hinzu, «lebte ich zu dieser Zeit im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, wo die Katastrophe begann. Ihr alle wisst, wie es in dieser Zeit für jene von uns war, die mit magischen Kräften begabt waren. Die Hexenverfolgungen waren schlimmer als je zuvor und wer nicht bereits im Untergrund lebte, musste spätestens jetzt ernsthaft darüber nachdenken. Meine Familie hatte nicht im Untergrund gelebt, aber wir hatten auch kaum Kontakt zu den Nichtbegabten. Ein paar Bauersfrauen aus der Umgebung kamen hin und wieder zu uns und meine Grossmutter verkaufte ihnen Heilkräuter. Sie kannte sich auf diesem Gebiet gut aus, denn sie hatte als Jugendliche eine gründliche Ausbildung in diesem Fach erhalten und zwar in Hogwarts», ich konnte das Lächeln in der Stimme meiner Ma hören, während sie an die Jüngeren gewandt fortfuhr: «Ja, es gab tatsächlich eine Zeit, in der in Hogwarts Angehörige aller magischen Gruppen unterrichtet wurden.»

«Jedenfalls, es war ein paar Jahre nach Kriegsausbruch, hatten bei einer der Familien die Kräuter nicht ausgereicht, den kranken Sohn der Familie zu heilen und meine Mutter liess sich überreden, dem Jungen mit Magie zu helfen. Es gelang ihr tatsächlich den Todkranken zu retten.» Ma stiess ein trockenes Lachen aus. «Als Dank für die Hilfe hetzten sie uns einige Tage später Hexenjäger auf den Hals. Mein Vater stellte sich ihnen in den Weg, um uns die Flucht zu ermöglichen. Er wusste, dass er keine Chance hatte, zu überleben – die Soldaten hatten Gewehre und trotz all seiner Mühen würde er früher oder später getroffen werden. So habe ich ihn das letzte Mal gesehen, mit all seiner Magie gegen die Soldaten kämpfend, während meine Mutter und meine Grossmutter sich darum bemühten, mich von ihm wegzuzerren. Weil ich mich gewehrt hatte, waren wir noch nicht weit genug weg, als sie mit meinem Vater fertig waren. Sie verfolgten unsere Spuren und schossen dabei immer wieder blindlings ins Dunkel. Obwohl sie nichts sahen, traf eine der Kugeln meine Mutter tödlich.» Mas Stimme klang bitter. «Ich war so geschockt, hatte solche Angst. Ich erstarrte, während meine Mutter, die eben noch versucht hatte, mich fort zu zerren, in sich zusammensackte. Es war meine Grossmutter, die mich mit einer deftigen Ohrfeige wieder zur Besinnung brachte und mich weiterzog. Ich verlor meine Eltern wie viele Magiebegabte ihre Angehörigen zu dieser Zeit verloren.»

Ma seufzte tief und schwieg. Auch sonst herrschte im Steinkreis bedrücktes Schweigen. Erst nach einer gefühlten Unendlichkeit sprach sie weiter: «Meine Grossmutter floh mit mir nach Norden. Dänemark, Schweden. Doch es dauerte nicht lange, bis der Krieg uns auch dort erreichte und vor den Hexenverfolgern war man sowieso nirgends lange sicher.» Meine Mutter lächelte traurig in die Runde. «Wir zogen weiter, flohen weiter um genau zu sein, nach Russland, wo es kaum Hexenverfolgungen gab – dafür umso mehr Rivalität zwischen den verschiedenen magischen Sippen. Wir versuchten, uns so gut es ging aus diesen Konflikten herauszuhalten, und bauten uns eine neue Existenz auf. In Russland war das Leben wesentlich härter; die Umstände, die Natur, die strengen Winter, machten es härter. Und auch die Kräuter und Pflanzen, mit deren Verkauf meine Grossmutter immer etwas Geld verdient hatte, waren hier nicht mehr die gleichen. Manche dieser Pflanzen gibt es dort einfach nicht, dafür aber andere, von deren Wirkung wir keine Ahnung hatten. Irgendwie gelang es uns, ein halbwegs normales Leben zu führen, auch wenn ich mich dort, versteckt vor der Welt, so sehr gelangweilt habe, dass ich meiner Grossmutter sogar erlaubte, mich in allerlei Fachbereichen zu unterrichten, die mich nicht das geringste interessierten.»

Ein leises Lachen aus den Reihen lockerte die düstere Stimmung etwas auf.

«Nun, ein paar Jahre später kamen die Hexenverfolger auch nach Russland und wir war gezwungen, die klägliche Existenz, die wir uns aufgebaut hatten, zurückzulassen. Ja, wir flohen, weil wir Angst hatten – aber wer kann es uns verdenken. Wir zogen weiter – nach Griechenland, da wir gehört hatte, dass es dort kaum Hexenprozesse gab. Die Magiebegabten lebten dort meistens in gutem Verhältnis zu den Nichtbegabten – natürlich hängten sie ihre magischen Kräfte auch nicht an die grosse Glocke. Und wenn doch, nun, mit einigen wenigen mussten wir uns ja schon immer herumschlagen.» Leises Lachen kam aus dem Publikum. «Jedenfalls zeigte mir dies wieder einmal, dass es trotz allem möglich war, im Einklang mit Nichtbegabten zu leben. Aber das war nicht das Einzige, was meine Grossmutter und mich nach Griechenland lockte. Das antike Athen.» Mit glänzenden Augen sah Ma in die Runde. «Eine der ältesten Schattenstädte der Welt. Eine grossartige Stadt, voller Weisheit und Wissen und ein guter Ort, um zu lernen, was auch immer es über unsere Völker und diese Welt zu wissen gibt.

Aber der Weg von Russland nach Athen ist kein einfacher – und nicht nur wegen der Hexenjäger. Verfeindete Gruppen gibt es überall, besonders dort, wo verschiedene magische Arten aufeinanderprallen und dann ist da natürlich noch die Natur selbst, die nebst allen Naturkatastrophen auf eine Unzahl an gefährlichen Tieren bereithält.» Wieder verstummte Ma und ich war mir nicht sicher, ob ich wollte, dass sie weitersprach. Es würde nichts Gutes kommen, das ahnte ich.

«Meine Grossmutter und ich hatten beschlossen, uns durch den Kaukasus und das Gebiet der heutigen Türkei bis zum Ägäischen Meer durchzuschlagen und von dort eine Schiffspassage noch Griechenland zu nehmen. Nun, wir hatten die letzten Ausläufer der Berge noch nicht lange hinter uns gelassen, als uns ein Mantikor auflauerte. Er griff uns an ... und –», Ma schüttelte verzweifelt den Kopf. «Meine Grossmutter hat seine ganze Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, damit ich fliehen konnte.»

Gedrückte Stille breitete sich unter den Anwesenden aus. Eine ganze Weile lang gab niemand einen Mucks von sich; alle waren in Gedanken beim ein oder anderen Freund oder Familienmitglied, das sie im Laufe der Zeit verloren hatten.

«So», meinte Ma schliesslich. «Jetzt möchte ich eine heitere Geschichte hören.»

Mit diesen Worten gab sie den Platz an der Feuerstelle frei und kam zu Kaspar und mir zurück. Sie lächelte uns an, doch wir konnten sie nur anstarren. Was sie da eben erzählt hatte, war nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern auch Xamerias. Kaspar und ich waren gleichermassen geschockt darüber, was für ein schreckliches Ende Xamerias Geschichte genommen hatte.

Es folgten tatsächlich noch ein paar lustige Geschichten und ein komödiantisches, kleines Theaterstück, dann nahm Eilanath den Platz an der Feuerstelle wieder ein und die versammelten Anwesenden erhoben sich. Mitternacht war gekommen und damit begann das eigentliche Jul-Ritual. Unaufgefordert fassten wir uns alle bei den Händen, so dass sich eine lange, verworrene Menschenkette durch den ganzen Steinkreis zog.

«Schliesst die Augen und greift nach eurer Magie», wies Ma uns an und tat es den anderen um uns herum nach, die ebenfalls die Augen schlossen und sich konzentrierten.

Vor einem Jahr – oder eintausend – als ich mit Finëa und den Finjarelles das Julfest begangen hatte, war es für mich fast unmöglich gewesen, diesen Funken in mir – meine Magie – zu ergreifen; jetzt, nach monatelangem Üben mit Finëa und Kaspar, war es beinahe zu einfach. Ich spürte, wie das kribbelnde, warme Gefühl, dass die Magie in mir auslöste, mich durchströmte und von meinen Händen aus zu Kaspars Hand und der Hand meiner Ma floss. Im Gegenzug floss von ihnen Magie zurück. Die Magie, die von Ma kam, riss mich fast von den Füssen, so stark war sie, doch sie wurde etwas schwächer, als die Magie aller Anwesenden zu einem gleichmässigen Strom verschmolz.

«Wir alle sind heute Nacht hierhergekommen, um die Wiedergeburt des Lichts zu feiern. Die Rückkehr des Lebens.» Die Stimme der Hohepriesterin brandete über uns hinweg. «Gemeinsam werden wir ebenfalls dazu beitragen. Wir werden Licht und Leben in diese Finsternis hineintragen und sie schlussendlich zersplittern lassen, damit neues Leben wirklich möglich ist, damit diese Nacht heute ein wahrer Neuanfang wird. Also lasst diese Kraft frei und formt sie zu neuem Leben!»

Ein gemeinsames Ausatmen ging durch den Kreis und dann brach die Magie aus unserem verschlungenen Kreis hervor. Staunend riss ich die Augen auf, als die Magie von jedem von uns als Licht in den Himmel aufstieg und gleichzeitig von uns allen her in den Boden sickerte. Am Himmel verschlang sich das Licht in atemberaubende Muster und auch auf dem Boden wand sie sich in Ornamenten und überall dort, wo die Magie als Licht aus dem Boden leuchtete, schmolz der Schnee. Mit den Augen folgte ich diesem Wunder und sah, wie sich alle Magiestrahlen in der Mitte des Kreises in der Feuerstelle kreuzten, sich umeinander rankten und sich zum Himmel reckten, wo sich ihnen die leuchtende Magie entgegenreckten. Die beiden Strahlen trafen aufeinander und die Magie gleisste auf. Ein helles, pulsierendes Licht wie der Herzschlag des Lebens, das so hell wie ein Blitz aufleuchtete, so hell und strahlend, dass er sicher weithin zu sehen war – in ganz Londinium und noch über die Schattenstadt hinaus. Das Licht explodierte in ein gewaltiges Feuer, das die riesige Feuerstelle ausfüllte und alles innerhalb des Steinkreises wärmte und erhellte. Das erste Mal in dieser Nacht konnte ich die Versammelten klar erkennen, auch die Hohepriesterin von Avalon, die direkt vor dem Feuer stand. Das weite Gewand, das ich als Silhouette gesehen hatte, war tatsächlich eine Robe – tiefblau wie der klare Himmel in den Bergen – und über ihre Wangen und ihre Stirn rankten sich verschlungene Linien derselben Farbe.

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