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16. Kapitel - Jahr 4

Hallo Leute

Ich schreibe Adriennes Geschichte in diesem Buch weiter. Auch wenn ihr drittes Schuljahr beendet ist, der Bogen dieser Geschichte ist noch nicht geschlossen: Harry weiss noch nicht, dass er eine Schwester hat und Adrienne hat ihren Obscurus immer noch nicht im Griff. Und dann gibt es da natürlich auch noch ein Geister-Beschwörungs-Ritual, dass Adrienne wegen des Trollangriffs nicht hat durchführen können ...

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Es war mein zweiter Sommer in Londinium. Natürlich war die verborgene Stadt ganz anders als alles, dass ich zuvor gekannt hatte – Hogwarts und die Winkelgasse eingeschlossen – doch mittlerweile war mir das Leben hier so vertraut, dass ich das Gefühl hatte, schon immer hier gelebt zu haben. An die Zeit, in der ich in einem gewöhnlichen Haus am Rande Londons gewohnt hatte, dachte ich kaum noch. Das Einzige, was ich vermisste, war Joanne und unser Baumhaus, in dem wir stundenlang gesessen und geplaudert hatten, wie nur beste Freundinnen das können. Umso mehr freute ich mich, dass Joanne auch dieses Jahr in den Ferien wieder nach Londinium kam.

Anders als in der Winkelgasse, war es in Londinium völlig in Ordnung, wenn Muggel durch die Strassen spazierten. Meine Nachbarin Mrs Flamel zum Beispiel hatte zweimal im Monat Besuch von ein paar alten Damen aus dem Altersheim, das direkt am Eingang zu Londinium lag. Sie trafen sich jeweils zum Teetrinken und Bingospielen bei Mrs Flamel oder in einer Taverne in der Stadt.

Muggel waren in Londinium noch aus einem weiteren Grund kein bisschen Aufsehen erregend: Sie waren von Hexen, Zauberern, Unsterblichen, Begabten, Halbgötter und und und ... im Aussehen nicht zu unterscheiden. Ob sie zu Magie oder sonst irgendwelchen übernatürlichen Dingen fähig waren oder nicht, war ein unwichtiger Aspekt, wenn man in den Strassen doch Gestalten sah, die sich ganz offensichtlich von uns Menschen unterschieden. Die Fey waren ein Beispiel dafür, auch wenn ihr Aussehen dem menschlichen sehr ähnlich war. Dryaden, Faune und Zentauren waren allerdings schwer mit Menschen zu verwechseln.

Auch Gaius, ein ehemaliger, römischer Legionär und Unsterblicher, war es egal, ob Joanne magische Fähigkeiten hatte oder nicht, er war von jedem begeistert, der sich für das Waffenhandwerk interessierte und Joanne hatte sich schon in unseren letzten Ferien von Gaius im Umgang mit einem römischen Gladius unterweisen lassen – und im effektiven Umgang mit einem Taschenmesser, es konnte schliesslich nie schaden, sich verteidigen zu können. Gaius hatte dem zähneknirschend zugestimmt, auch wenn Taschenmesser seiner Meinung nach unwürdige Waffen waren. Dass man heutzutage aber nicht mehr mit einem Schwert an der Seite durch die Gassen spazieren konnte, ohne übermässig Aufsehen zu erregen, war auch ihm klar.

Ein paar Wochen später kamen Jessie und Cedric zu Besuch und eines Abends, als wir mit Kaspar, meiner Ma und dem Ehepaar Flamel zusammensassen, kamen wir auf den Stein der Weisen zu sprechen.

«Wir haben Dumbledore schliesslich zugestimmt, dass es am klügsten ist, den Stein zu zerstören», erklärte Mr Flamel.

«Aber ... das heisst ... sie werden sterben!», stotterte Cedric.

Mr und Mrs Flamel nickten.

«Aber weisst du, Cedric, das ist in Ordnung so. Nicolas und ich haben sehr lange gelebt. Wir haben gemeinsam sehr viel Schönes erlebt und einander in schlechten Zeiten beigestanden. Wir hatten so viel Zeit gemeinsam – sehr viel mehr Zeit, als den meisten vergönnt ist. Es ist in Ordnung, nun zu gehen», erklärte Mrs Flamel mit einem liebevollen Lächeln.

«Ja, wir hatten ein langes, erfülltes Leben», stimmte Mr Flamel zu. «Und nun wird es auch für uns Zeit zu gehen. Aber keine Sorge: Ein Weilchen bleiben wir euch schon noch erhalten.» Er lachte. «Ich will doch noch herausfinden, wie die Zwillinge meine Vorschläge bezüglich dieser Scherz-Sachen umsetzen. Mal sehen, wie weit das Elixier noch reicht.»

Mrs Flamel stiess ihren Mann in die Seite und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu, der aber schnell in ein liebevolles Grinsen umschlug.

«Was ich mich immer noch frage ...», begann Jessie. «Hätte Du-weisst-schon-wer mit dem Stein ... also, hätte er zurückkommen können? Und wäre dann unsterblich gewesen?»

Mich schauderte bei dem Gedanken. Ich wusste nicht viel über Voldemort, nur dass er Harrys – und meine – Eltern getötet hatte und dass er einer der schlimmsten Schwarzmagier der Geschichte war. Und beides machte mich nicht gerade scharf auf seine mögliche Rückkehr.

«Ja», sagte Mr Flamel seufzend. «Er hätte zurückkommen und unsterblich werden können. Genau deshalb hat Albus den Stein für mich versteckt. Und deshalb haben wir auch eingewilligt, ihn zu zerstören. Voldemort war zwei Mal nah dran, ihn zu bekommen, einen dritten Versuch seinerseits wollen wir nicht riskieren.»

Cedric sah ganz blass aus, als er das Wort ergriff. «Ich will gar nicht wissen, was ein unsterblicher Du-weisst-schon-wer hätte anrichten können. Von dem was mir mein Vater manchmal erzählt, weiss ich, wie schlimm es schon beim ersten Mal war ...»

«Eine Erzählung wird dem Ausmass des Grauens in keiner Weise gerecht», sagte Ma mit einem Blick, der so düster war, dass nicht einmal Licht gegen diese Finsternis angekommen wäre. Sie sah Cedric an, der in seinem Stuhl zusammenschrumpfte. «Kein Mensch, kein Lebewesen kann verstehen, wie schlimm so ein Krieg ist, wenn er ihn nicht selbst miterlebt hat.»

«Lena! Lass den Jungen in Frieden!», wies Mrs Flamel Ma zu Recht.

Mr Flamel entwich ein weiterer Seufzer. «Unsterblichkeit ist nur selten ein Geschenk. Meist erweist sie sich früher oder später als Fluch. Entweder für jene, die sie tragen, oder für alle anderen.»

«Bei Voldemort wären es dann wohl alle anderen», stellte ich trocken fest. «Er selbst hätte bestimmt Freude daran.»

«Genug jetzt davon!», knurrte Ma und verlegte sich für den Rest des Abends aufs Schweigen.

«Deine Ma macht mir manchmal wirklich Angst, Adrienne», sagte Cedric später am Abend. «Sie hat mich angesehen, als würde sie mich am liebsten auffressen – und diese unheimlichen, grünen Augen ...»

Ich nickte. Ich wusste genau, was er meinte. So fühlte ich mich auch immer, wenn sie mich aus diesen Raubkatzenaugen anstarrte.

«Aber irgendetwas an diesem Thema hat sie furchtbar aufgeregt ...», meinte Jessie nachdenklich.

Kaspar lachte trocken. «Ist doch klar, als Fey ist sie selbst unsterblich und sie hat bestimmt schon sehr viele Kriege erlebt. Und wenn ihre herausragenden Fähigkeiten im Kämpfen etwas bedeuten, dann hat sie bestimmt auch schon in vielen Kriegen gekämpft.»

«Aber wieso kämpft sie, wenn sie Krieg so sehr verabscheut?», fragte Jessie.

«Können wir aufhören, die Psyche meiner Ma zu analysieren, und endlich schlafen gehen?», fragte ich. Ich hatte es schon lange aufgegeben, Ma verstehen zu wollen.

Ein paar Tage, nachdem Jessie und Cedric wieder nach Hause gegangen waren, um den Rest der Ferien bei ihren Eltern zu verbringen – Jessie hatte darüber die Augen verdreht, sie konnte ihren Bruder Jeremy, einen Slytherin, der allen Vorurteilen entsprach, nicht ausstehen und wäre gern geblieben – kamen zwei Eulen hereingeflattert und störten Kaspar und mich bei einem gemütlichen, etwas späten Frühstück. Die eine Eule war ein Steinkauz, der zwei edle Pergamentumschläge in den Fängen trug, die andere Eule – nun ja, im Gegensatz zum Steinkauz war sie eher weniger durchs Fenster geflattert, als vielmehr mit knapper Not durch das Fenster abgestürzt. Es war Erol, die Eule von Fred und George, der sich benommen vom Spülbrett aufrappelte. Ein paar Zentimeter weiter und er hätte ein Vollbad im Abwaschwasser genommen. Dem Brief, den Erol in den Klauen getragen hatte, war dieses Schicksal jedoch nicht erspart geblieben. Kaspar sprang auf und fischte ihn aus der Spüle, bevor das Seifenwasser ihn komplett durchweichte. Ich nahm unterdessen dem Steinkauz seine Fracht ab, der sofort wieder losflatterte.

«Unsere Hogwartsbriefe», stellte ich fest und öffnete den Umschlag, der in grüner Tinte an mich adressiert war. Es stand nicht viel Neues darin, nur die übliche Angabe von Abfahrtsort und Zeitpunkt, die Anweisung, alle Kleidungsstücke der Schüler mit Namen zu versehen – ganz ehrlich, wer machte das schon, besonders bei Unterwäsche und Socken – sowie die Liste mit den Büchern, die wir fürs neue Schuljahr brauchen würden. Die meisten stammten von einem gewissen Gilderoy Lockhart – wer auch immer das war.

«Fred und George fragen, ob wir sie am nächsten Mittwoch in der Winkelgasse treffen wollen», fasste Kaspar den Inhalt des Briefs der Zwillinge zusammen.

Als wir Ma am Abend danach fragten, hatte sie nichts dagegen und so sagten wir den Zwillingen zu.

Den Weg von Londinium zur Winkelgasse konnte man zu Fuss in einer halben Stunde zurücklegen oder man nahm die U-Bahn, wo man zwar zweimal Umsteigen musste, aber nur zehn Minuten brauchte. Ma hatte beschlossen zu laufen und Kaspar und mich vorausgeschickt. Ich konnte bloss den Kopf schütteln über Ma's seltsames Verhalten.

Wir verliessen die U-Bahn in der Charing Cross Road und betraten von dort den Tropfenden Kessel, der heute gut besucht war. Offenbar hatte halb Hogwarts entschieden, heute die Schuleinkäufe zu machen. Ich konnte ein paar Gryffindors aus den höheren Jahrgängen erkennen und zwei Erst- ... mittlerweile natürlich Zweitklässler aus Hufflepuff, die letztes Jahr öfters mal an Cedric gehangen hatte.

«Ah, Seanorth, natürlich kommst du von der Muggelstrasse her», bemerkte jemand abfällig und ich erkannte zu meinem grossen Missfallen, dass Melanie Cole heute ebenfalls hier war. Ich ignorierte sie, was allerdings misslang, da sie von einer mittelalten Frau in unsere Richtung gezogen wurde.

«Ich bin Mrs Cole», stellte sie sich vor, «Melanies Mutter. Und du bist Adrienne Seanorth, richtig?», fragte sie mich und hielt mir die Hand entgegen.

Melanie starrte mich aus zusammengekniffenen Augen an, als ich pflichtschuldig die Hand ihrer Mutter schüttelte.

«Meine Tochter hat mir erzählt, dass du hervorragend bist in Zaubertränke.» In Mrs Coles Augen blitzte ehrliches Interesse. «Ich lade dich und deinen Bruder zu einer Limonade ein», bot sie an und zeigte auf einen der Tische im Pub.

Ich sah kurz zu Kaspar hinüber, der mit den Schultern zuckte, also nahm ich an.

Während wir auf die Limonade und einen Tee für Mrs Cole warteten, musterte diese Kaspar und mich neugierig, die wir etwas unbehaglich auf unseren Stühlen sassen. Cole starrte uns ebenfalls an – mit verschränkten Armen und wütendem Blick.

«Von wem hast du deine Gabe für das Tränkebrauen geerbt, Adrienne?», fragte Mrs Cole neugierig. «Ich kenne alle bedeutenden Zaubertrankmeister und -Meisterinnen der Gegenwart, aber ein Seanorth ist mir noch nie begegnet.»

«Sie ist muggelstämmig, Mum», platzte Cole pampig dazwischen.

«Tatsächlich?», Mrs Cole klang erstaunt. «Wie kommt es dann, dass du so gut bist?»

Ich versuchte den indirekten Vorwurf gegen meine – vermeintliche – Abstammung zu ignorieren. «Ich folge einfach den Anweisungen, die Professor Snape uns gibt», antwortete ich höflich.

«Das tut meine Tochter auch», erklärte Mrs Cole, «und trotzdem schneidest du durchs Band besser ab, das hat Severus Snape persönlich bei einem Tränkemeister-Treffen bestätigt.»

Es fiel mir schwer, mir Professor Snape auf irgendwelchen Treffen vorzustellen. Und ihn gegenüber anderen gut von mir sprechen zu hören. Oder überhaupt gut von jemanden, der nicht in Slytherin war.

«Du hast auf jeden Fall ein Talent fürs Brauen», erklärte Mrs Cole. «Hast du schon einmal über eine Laufbahn als Tränkemeisterin nachgedacht? Ich könnte dich persönlich ausbilden, natürlich nur wenn du möchtest.»

Ich hatte ich bisher nie darüber nachgedacht, was ich nach Hogwarts machen wollte, aber eines war mir klar, ich hatte keine Lust, mich von einer Frau die etwas gegen Muggelstämmige hatte, in Zaubertränke ausbilden zu lassen. «Tatsächlich, habe ich noch nie darüber nachgedacht, Mrs Cole», antwortete ich höflich.

«Das ist schade. Aber überlege es dir mal.»

Danach nahm sie Kaspar ins Visier. «Und was ist mit dir? Teilst du das Talent deiner Schwester?»

«Er ist nicht Adriennes Bruder, Mum», korrigierte Melanie genervt. «Das ist Kaspar Shade, der komische Junge, der erst Ende zweite Klasse nach Hogwarts gekommen ist.»

«Ah ja, ich erinnere mich, dass du so etwas erzählt hast. Du hast dich also mit deiner besten Freundin verabredet, um eure Schulsachen zu kaufen, nicht wahr Kaspar?»

Kaspar nickte nur.

«Etwas schüchtern, was? Aber keine Angst, ich werde dich nicht in eine Kröte verwandeln. Höchstens in ein Kaninchen», sagte Mrs Cole und lachte schrill.

Zum Glück betrat in diesem Moment Ma den Tropfenden Kessel.

«Adrienne? Kaspar?», rief sie uns. Sie hatte kaum lauter gesprochen als sonst, aber so bestimmt, dass alle Leute verstummten und sich zu ihr umwandten. Sie strahlte etwas Ehrfurchtgebietendes aus, eine Autorität, der sich niemand entziehen konnte. Dann sah sie Kaspar und mich an unserem Tisch und kam zu uns herüber. Die Gespräche wurden langsam wieder aufgenommen, als sie der Menge den Rücken kehrte, doch viele verfolgten immer noch gespannt jede ihrer Bewegungen. Fast so, als hätten sie Angst, dass Ma sie angreifen würde, wenn sie ihr den Rücken zukehrten.

«Mrs Cole, freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Sie sind Adriennes Mutter, richtig? Mrs Seanorth», sagte Mrs Cole piepsig und hielt Ma die Hand hin. Sie zitterte.

Ma nickte ihr nur kurz zu, doch Mrs Cole liess sich nicht entmutigen. Stolz legte sie ihrer Tochter eine Hand auf die Schulter. «Und das ist meine Tochter Melanie.»

Nun nahm Ma Melanie ins Visier, die sich mit angstgeweiteten Augen in ihrem Stuhl zusammenkauerte. «Melanie Cole», sagte Ma langsam und lächelte ein Lächeln, dass ihre spitzen Zähne entblösste. «Ich habe schon einiges von dir gehört. Allerdings nichts Gutes.» Wieder lächelte sie dieses zähnebleckende Lächeln und Melanie sank noch weiter in sich zusammen und auch Mrs. Cole starrte meine Ma verängstigt an. Ich konnte es ihr nicht verdenken.

«Nun denn, ich wünsche einen schönen Tag», sagte Ma kühl und forderte Kaspar und mich zum Gehen auf.

Wir waren bereits mitten in der Menge verschwunden, als ich hörte, wie Mrs Cole sich an ihre Tochter wandte. «Hast du nicht gesagt, ihre Mutter sei eine Muggel, Melanie? Nicht ein Ungeheuer!»

Vor dem Kamin im Tropfenden Kessel entstand Aufruhr, als wir gerade die Tür zum Hinterhof nehmen wollten, der in die Winkelgasse führte. Und dann sah ich den roten Haarschopf und das breite Grinsen der Weasley-Zwillinge, als Fred aus dem Kamin kletterte. Ein Weasley nach dem anderen folgte ihm und ich zog Ma und Kaspar in Richtung Kamin, um meine beiden Freunde zu begrüssen.

«Ma hat gerade Melanie Cole in die Flucht geschlagen», erzählte ich den beiden grinsend, als Mrs Weasley dem Kamin entstieg und sich besorgt umschaute.

«Wo ist Harry?», fragte sie besorgt, schon fast panisch.

Ich sah mich ebenfalls um. Soweit ich gesehen hatte, war mein Bruder nicht aus dem Kamin gekraxelt.

«Was wenn er verloren gegangen ist? Oh Arthur, wir hätten ihn nicht alleine reisen lassen dürfen!»

«Harry Potter?», fragte Ma und sah mich dabei vielsagend an. Ich konnte mir vorstellen, was sie mich fragen wollte und schüttelte den Kopf. Nein, ich hatte Harry nicht erzählt, dass er mein Bruder war, auch wenn mich Hermine dazu gedrängt hatte, nachdem ich mich in ihrer Gegenwart verplappert hatte. Wahrscheinlich würde sie mich auch bei unserer nächsten Begegnung damit konfrontieren.

«Er ist wahrscheinlich nur einen Kamin zu weit geflogen», versuchte Mr Weasley seine Frau zu beruhigen. «Am besten wir gehen auf die Strasse hinaus, da wird er uns eher finden als hier in diesem Gedränge.»

Sobald wir die Winkelgasse betreten hatten, liess Ma sich die Geschichte ganz genau schildern und erklärte schliesslich, dass sie losgehen und Harry suchen würde. Scheinbar erstreckte sich ihr Beschützerinstinkt mir gegenüber auch auf meinen Bruder, auch wenn meine Lily sie nicht hatte schwören lassen, auch ihn zu beschützen. Ma hatte dann, gleich nachdem sie ihren Schwur geleistet und meine leibliche Mutter verschwunden war, einen Blutzauber über mich gelegt, der ihr Blut mit meinem verband und einige ihrer Feykräfte auf mich übertragen hatte. Ausser der Tatsache, dass mir alle Tiere inklusive Monster respektvoll begegneten, hatte ich allerdings noch nicht viel von diesen Kräften bemerkt.

«Denkt ihr, es geht Harry gut?», fragte Ron besorgt, der immer noch meiner Ma nachsah, die mittlerweile in der Menge verschwunden war.

«Kathleen wird ihn finden. Bestimmt», versicherte Kaspar, der noch nie an Ma gezweifelt hatte. Er hatte ein unerschütterliches Vertrauen in sie, wie auch in Finëa di Finjarelle, die fünfte Hogwartsgründerin und Fey, die ihn quasi aufgezogen hatte.

Mir war es allerdings schleierhaft, wie Ma es anstellen wollte, Harry zu finden.

***

Kathleen eilte durch die Winkelgasse. Obwohl diese beinahe überquoll vor Hexen und Zauberern, brauchte sie sich nicht durchzudrängen. Die Leute machten ihr anstandslos Platz, manche, weil sie unbewusst die Macht und ehrfurchtgebietende Präsenz einer Fey spürten, andere ganz bewusst und beinahe verängstigt von ihrem Anblick. Kathleen beachtete sie nicht. Sie war dieses Verhalten gewohnt, genoss es sogar. Menschen aller Art fürchteten sich vor den Fey – einfach nur weil sie spürten, dass sie gefährlich waren. Genau, wie bei diesen beiden Frauen vorhin, die ihren Schützlingen auf die Pelle gerückt waren.

Sie schmunzelte leicht, während sie weiter die Gasse entlang schritt, einer unsichtbaren Spur folgend. Ein Mensch würde niemals begreifen, wie sie Harry Potter aufzuspüren gedachte. Kein Mensch hatte ein so feines Gespür für Magie wie eine Fey. Nicht einmal Adrienne, der sie ihr eigenes Blut eingeflösst hatte. Andererseits war Adrienne auch noch sehr jung und hatte kaum ein Gespür für ihre eigene Hexenmagie entwickelt. Das würde alles noch kommen, das wusste Kathleen, wenn Adrienne sich weiter in Magie übte, insbesondere in stabloser Magie, und natürlich, wenn sie ihren Obscurus meisterte.

Kathleen streckte wieder ihre magischen Sinne aus. Weiter und weiter, bis sie schliesslich die schwache Energie-Signatur fühlte, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der ihrer Tochter hatte. Die Ähnlichkeit war nicht so gross, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber natürlich beeinflusste das bisschen Feyblut Adriennes ganzes Wesen.

Abrupt bog Kathleen ab und musste lachen, als sie das Strassenschild der Gasse las, in die sie gerade abgebogen war. Die Nokturngasse. Dieser Ausflug versprach amüsant zu werden. Neugierig musterte sie die Geschäfte beiderseits der Strasse und fühlte sich in alte Zeiten zurückversetzt, während sie die Auslagen betrachtete. In manchen Bereichen hatten die Briten sehr verquere Ansichten von schwarzer Magie. Magie war im Grundsatz weder gut noch schlecht und jeder, der etwas anderes behauptete, hatte keine Ahnung von theoretischer Magie. Leider wurde das Fach in Hogwarts nicht mehr gelehrt. Vielleicht sollte sie Al mal darauf ansprechen?

Ein grosser, blonder Mann trat aus einem Geschäft unweit von Kathleen; ihm folgte ein Junge, der nur sein Sohn sein konnte. Beide trugen das Kinn stolz erhoben und hatten eine blasierte Miene aufgesetzt. Der Vater stiess die Leute mit einem eleganten Spazierstock beiseite, wenn sie nicht freiwillig Platz machten und ging dabei nicht besonders sanft vor. Kathleen fühlte sich an einige Adlige erinnert, denen sie in ihrer Vergangenheit begegnet war. Provokant stellte sie sich mitten auf die Strasse, ein breites Lächeln auf den Lippen, dass ihre spitzen Zähne zeigten. Es amüsierte sie immer wieder aufs Neue, dass die Leute solche Angst vor spitzen Zähnen hatten.

Vater und Sohn kamen langsam auf sie zu, die Leute, die sich in der Nokturngasse herumdrückend zur Seite schiebend, und dann kamen sie in Kathleens Bannkreis, aus dem sich alle vernünftigen Leute schon längst verdrückt hatten.

Der Vater starrte sie missbilligend an. Er hatte seinen Spazierstock erhoben, traute sich jedoch nicht, ihn gegen Kathleen einzusetzen. Schade, sie hätte eigentlich nichts gegen einen Kampf. An ihrer Seite spürte sie den Dolch, den sie unter ihrer Kleidung verbarg.

«Geh zur Seite, Frau», bellte der Vater, während sich der Sohn, sehr zu Kathleens Vergnügen, hinter seinem Vater versteckte.

«Es ist genug Platz hier für uns beide», sagte Kathleen lächelnd und streckte die Arme nach beiden Seiten aus, wobei nicht viel fehlte, um die Wände der beiden Häuserzeilen zu berühren.

«Ich sage es nochmals: Geh. Zur. Seite», sagte der Mann drohend und zog seinen Zauberstab aus dem Spazierstock.

Ein weiteres Schmunzeln kräuselte sich auf Kathleens Lippen. Er hatte Angst vor ihr. «Wo bleiben denn Ihre Manieren, mein Herr. Ein Gentleman lässt immer der Dame den Vortritt», erinnerte Kathleen an die albernen Verhaltensvorschriften, die die Menschen eingeführt hatten. Was für ein Unsinn, jemanden anders zu behandeln, weil er ein Mann respektive eine Frau war.

Der Mann kniff die Augen zusammen. «Sie wagen es, mir schlechte Manieren vorzuwerfen! Haben Sie überhaupt eine Ahnung, wer vor Ihnen steht?!», schrie er Kathleen beinahe an.

«Nein», antwortete sie wahrheitsgemäss und weil es ihn ärgerte.

«Ich bin Lucius Malfoy, Erbe der Familie Malfoy, seit Jahrhunderten eine der angesehensten Familien der magischen Welt!», plusterte er sich auf.

Kathleen musterte ihn neugierig. Er hatte etwas Albernes, wie er sich mit seiner Abstammung brüstete ... und doch ... er hatte bemerkt, dass sie anders war und hatte wohl einem Instinkt folgend auf eine lange Ahnenreihe hingewiesen. Dem verwirrten Blick seines Sohnes zu folge, tat er das sonst jedenfalls nicht.

Kathleen genoss es. Sein Gesicht verzerrte sich im verzweifelten Versuch, keine Angst zu zeigen, als sie auf ihn zuging. «Sie sind nichts weiter als ein eitler Gockel, wenn Sie sich mit den Taten anderer brüsten anstatt mit Ihren eigenen», flüsterte sie ihm zu und tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. Sie starrte in seine grauen, schreckgeweiteten Augen und bleckte die Zähne und er nahm reiss aus. Er zog seinen Sohn zur Seite und eilte an ihr vorbei. Kathleen sah ihm bis über beide Ohren grinsend nach.

Erst verspätet bemerkte Kathleen den Jungen mit dem rabenschwarzen Haar, der aus dem gleichen Geschäft gekommen war, wie dieser aufgeblasene Lucius Malfoy und sich nun suchend umsah. Er schauderte, als er die Auslagen in den gegenüberliegenden Geschäften betrachtete und sah ganz verschüchtert aus. Nun näherte sich eine alte Frau dem Jungen, dessen Energie-Signatur ihn als Adriennes Bruder auszeichneten. Die Alte sprach ihn an und der Junge zuckte verschreckt zurück. Er war nicht gerade mutig.

Kathleen näherte sich den beiden und erhaschte einen Blick auf ein Tablett, dass die Frau trug. Menschliche Fingernägel. Kathleen legte der gebeugten, alten Hexe eine Hand auf die Schulter, woraufhin diese zusammenzuckte, das Tablett fallen liess und zu ihr herumfuhr. Nur einen Augenblick sah sie Kathleen an, dann floh sie die Strasse entlang, schneller als Kathleen es ihr zugetraut hatte. Auch Harry schien am liebsten fliehen zu wollen, nur dass er nicht wusste wohin.

«Keine Sorge, ich habe schon gefrühstückt», sagte Kathleen und versuchte beim Sprechen ihre spitzen Zähne zu verbergen. «Kathleen Seanorth. Du kennst meine Tochter Adrienne», stellte sie sich vor und beobachtete jede kleine Bewegung Harrys. «Komm, ich bring dich zurück in die Winkelgasse. Versprochen», fügte sie an, als sie Harry zögern sah.

Er war immer noch unsicher, folgte ihr aber.

«Weshalb sind Sie in der Nokturngasse, Mrs Seanorth?», fragte er schliesslich. Er war doch mutiger, als Kathleen gedacht hatte.

«Miss Seanorth», korrigierte sie ihn. «Ich habe nach dir gesucht. Die Familie Weasley war sehr besorgt um dich, als du nicht aus dem Kamin aufgetaucht bist.»

Harry nickte nur und sie gingen schweigend nebeneinander her, während die Leute ihnen auswichen. Keiner schaute lange genug hin, um den jungen Helden der Zaubererwelt zu erkennen und sich das Maul über ihn fusselig zu reden. Kathleen beobachtete ihn dafür umso genauer. Harry hatte auf den ersten Blick kaum Ähnlichkeiten mit ihrer Tochter: Schwarzes Haar und grüne Augen, deren Farbe Kathleen eher an ihre eigenen erinnerte. Ganz anders als das dunkle Rot und die fast schwarzen Augen ihrer Tochter. Aber die Form der Augen war gleich. Und die Grübchen. Eine Menge kleiner Merkmale, wenn man nur genau genug schaute.

Harry fühlte sich unter ihrem Blick sichtlich unwohl. «Ich dachte immer, Adrienne sei muggelstämmig», nuschelte er.

Kathleen lächelte sanft. «Das solltest du mit meiner Tochter besprechen», sagte sie, was ihr einen verwirrten Blick Harrys eintrug.

Sie erreichten die Winkelgasse und beinahe sofort hörten sie das Rufen eines Mädchens: «Harry! Harry! Hier bin ich!»

Das Mädchen hatte Haare wie die Mähne eines Löwen und kam strahlend auf Harry zu gerannt. «Was ist mit deiner Brille passiert? Ach, es ist toll, dich zu sehen – kommst du mit zu Gringotts, Harry?», fragte sie überschwänglich und zuckte dann auf einmal zurück, als sie Kathleen bemerkte, die nur wenig hinter Harry stand.

«Ich denke, wir müssen erst zu den Weasleys zurück», erklärte Kathleen und die Löwin nickte eingeschüchtert.

***

Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, wie meine Ma mit Harry zurückkam. Im Schlepptau hatten sie Hermine und zwei Erwachsene, bei denen es sich wohl um Hermines Eltern handelte. Wie die meisten Muggel waren sie viel unbefangener in Ma's Gesellschaft, als es Hexen und Zauberer waren. Ma hatte mir einmal erklärt, dass ihre Sinne für das Übersinnliche, und damit auch für die Wahrnehmung der beunruhigenden Präsenz der Fey, abgestumpft waren, seit sie sich mit immer mehr Technologie umgaben. Früher hatten sie genauso auf die Fey reagiert wie die magiebegabten Völker.

Es ging zu Gringotts, wo Ma gut zweihundert Pfund in Zauberergeld wechselte, genau wie die Grangers, während Harry und die Weasleys in die Verliese hinab fuhren. Ich war noch nie dort unten gewesen und ehrlich neugierig, doch die Kobolde würden mich wohl nicht mitfahren lassen, wenn ich nicht selbst ein Verliess aufsuchen wollte. Danach teilten wir uns auf, um unsere Einkäufe zu erledigen. Kaspar und ich schlossen uns Fred und George an und wir gingen zur Apotheke um unsere Zaubertrankzutaten aufzustocken – und die Zutaten für die alchemistischen Mixturen, mit denen die Zwillinge sich befassten.

«Mondstein, Blutstein, rostige Nägel, Eisenspäne, Scherben von Weinamphoren ... das sind aber nicht die üblichen Zaubertrankzutaten für Hogwartsschüler», sagte die Apothekerhexe misstrauisch.

«Wir befassen uns mit ein paar erweiterten Studien», antwortete Fred wage und schenkte der Frau ein Lächeln, das er wohl für unschuldig hielt. Die Verkäuferin musterte ihn weiter misstrauisch, verrechnete die Zutaten aber ohne weitere Fragen zu stellen.

«Die hat sich angestellt», beklagte sich George sobald wir draussen waren.

Kaspar lachte. «Zu meiner Zeit hätte euch niemand schief angeschaut. Da hatten wir schliesslich noch Alchemie.»

«Und Slytherin hat das persönlich unterrichtet? Das muss ja noch schlimmer gewesen sein als bei Snape», sagte Fred und schauderte theatralisch.

«Nein, eigentlich sogar umgekehrt», hielt ich fest. «Professor Slytherin ist viel besser als sein Ruf.»

«Ja», pflichtete Kaspar bei. «Ein guter Lehrer, sehr klug und hilfsbereit und schlau und gewitzt. Schaut mal, da ist Lee!» Kaspar deutete auf einen Jungen mit Rastalocken, der gerade aus dem Schreibwarengeschäft gegenüber kam, uns erkannte und dann winkend zu uns gelaufen kam.

Wir begrüssten ihn und grinsten uns dann alle breit an, denn wir wussten auch ohne Absprache, wohin es als nächstes gehen sollte – zu Freud und Leid, einem Laden für Zauberscherze, wo wir uns mit diversen Scherzartikeln eindeckten.

«So, das sollte bis zum nächsten Hogsmeade-Wochenende reichen», meinte Fred, als er einen ganzen Arm voll Filibuster-Kracher, Stinkbomben, Nasenklammern und vielem mehr auf den Tresen hievte.

Eine Stunde später machten wir uns auf zu Florish & Blotts, dem Buchladen, wo wir unsere Schulbücher kaufen und die anderen wieder treffen würden. Doch der Eingang zum Laden wurde von einer langen Menschenschlange verstopft. Neben dem Eingang zum Laden stand ein Schild:

GILDEROY LOCKHART
Signiert seine Autobiographie
ZAUBRISCHES ICH
heute von 12 Uhr 30 bis 16 Uhr 30

«Das ist doch der, der unsere Schulbücher geschrieben hat?», fragte ich ahnungslos, was mir verblüffte Blicke von Fred, George und Lee eintrug.

«Du kennst Lockhart nicht?», fragte Lee überrascht.

«Du Glückliche», seufzte George und die Brüder begannen mir zu erzählen, wer Lockhart war – ein eitler Gockel, der sich mit allerlei haarsträubenden Taten brüstete.

«Wenn auch nur etwas davon wahr ist, fress ich meinen Besen», sagte Fred genervt. «Kommt, bringen wir es hinter uns. Je eher wir da rein gehen, desto schneller sind wir wieder von diesem Lockhart-Angeber weg.»

Um den Besuch bei Florish & Blotts zusammenzufassen: Es war grauenvoll. Lockhart hatte sich gleich auf meinen Bruder gestürzt und ihm seine Bücher aufgedrängt, um sich dabei von einem Reporter des Tagespropheten fotografieren zu lassen. Dann stellte sich auch noch heraus, dass dieser eitle Gockel dieses Jahr unser Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste sein würde. Und als wäre das nicht schon genug, kam es noch zu einer wüsten Rauferei zwischen Mr Weasley und Mr Malfoy, dem Vater von Draco Malfoy, der wiederum ständig auf Harry herumhackte. Hagrid, den Harry, Ron und Hermine unterwegs aufgegabelt hatten, musste die beiden schliesslich voneinander trennen. Meine Ma, so bemerkte ich, hatte einen heiden Spass dabei, den Kampf der beiden zu beobachten.


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