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15. Kapitel

Nachts einen illegalen Drachen vom Schulgelände zu schaffen war keine Angelegenheit, die nur mit Punkteabzug abgestraft werden konnte. Es war der Morgen nach unserem Gespräch in der Bibliothek, an dem Harry, Hermine und Neville jeweils einen Brief erhielten, in dem Professor McGonagall ihnen mitteilte, dass sie an diesem Abend ihre Strafarbeit zusammen mit Hagrid im Verbotenen Wald ableisten würde. Neville schrumpfte schneller in sich zusammen als ein Schrumpftrank wirkte und auch Hermine und Harry wurden bei dieser Neuigkeit blass um die Nase.

«Keine Sorge. Mit Hagrid seid ihr auf jeden Fall sicher», versuchte ich die drei Erstklässler zu beruhigen, doch sie sahen nicht überzeugt aus.

Fred, der es sich neben mir bequem gemacht hatte, brach in Gelächter aus. «Ha, wenn ihr jetzt immer noch Angst habt, dann solltet ihr unsere Adrienne hier mitnehmen, denn dann krümmt euch wirklich kein Monster ein Haar. Nicht einmal ein Grimm.» Doch auch das heiterte die drei kein bisschen auf.

Mich brachte es jedoch zum Nachdenken. Wie kam es eigentlich, dass der Feygeruch so dominant an mir haftete, obwohl ich keinen einzigen Tropfen Feyblut in mir trug? War es einzig die Tatsache, dass ich bei einer Fey aufgewachsen war? Aber hätte der Geruch dann nicht verfliegen müssen, nachdem ich längere Zeit von meiner Ma getrennt gewesen war ...


Die Osterferien brachen an und Kaspar und ich gehörten zu den wenigen Schülern, die in den Ferien nach Hause fuhren. Jessie war empört gewesen: «Ihr könnt doch nicht auf diese wichtige Zeit zur Stoffwiederholung verzichten!» Mussten wir ja auch nicht, wir nahmen unsere Unterrichtsnotizen mit nach Londinium und wenn eine Frage aufkam, gab es sicher irgendjemanden der uns diese beantworten konnte – den Göttern sei Dank für Mrs Flamels gutes Erinnerungsvermögen und ihr Talent im Geschichtenerzählen, denn ohne sie wäre ich bei den Koboldkriegen hilflos verloren gewesen. Und wo Mrs Flamel uns nicht weiterhelfen konnte, gab es immer noch die grosse Bibliothek von Londinium, in der Bücher, Dokumente, Schriftrollen, Karten, Verträge, Skizzen, Berechnungen und und und aus mindestens vier Jahrtausenden gesammelt wurden. Der grösste Schatz an Wissen über die magische Welt in all ihren Facetten, Völkern und Gruppierungen in ganz Grossbritannien.

Wie jeder weiss, vergehen die Tage in den Ferien schneller, dies gilt ganz besonders, wenn man seine Ferien in Londinium zubringt. Es war eine Qual, sich an den Vormittagen mit Stoffwiederholungen und Obscurus-Übungen herumschlagen zu müssen, wenn man diese Zeit doch eigentlich bei Gaius im Amphitheater hätte verbringen können oder in Mr Flamels Alchemielabor. Mit einem Augenzwinkern hatte der alte Alchemist uns vorgeschlagen, uns Nachhilfe in Zaubertränke zu geben und nun experimentierten wir mit der Fertigung von magischen Amuletten verschiedensten Zwecks. Aus diesem Grund hatte ich die Kette, die meine Mutter mir hinterlassen hatte, wieder aus dem Kästchen im hintersten Winkel meines Schrankkoffers gekramt.

Seit Weihnachten hatte ich die Schachtel, die die filigrane, silberne Kette und den fein gearbeiteten Anhänger in Form einer Blume, in deren Mitte ein bläulich schimmernder Mondstein eingearbeitet war, nicht ein einziges Mal mehr geöffnet. Es hatte sich immer falsch angefühlt – nun gut, ich hatte sie seither auch nur ein einziges Mal in der Hand gehabt, aber da hatte es sich wirklich falsch angefühlt sie zu öffnen. Das nahm ich zum Anlass, die Kette genauer zu untersuchen, und ich legte sie in ein Wasserbad, zu dem ich die geriebenen Kerne eines Lichtapfels hinzugab, damit mögliche Zauber einfacher aufspürbar wurden. Tatsächlich stellte sich heraus, dass diverse Schutzzauber auf dem Amulett lagen.

«Da wollte jemand kein Risiko eingehen», murmelte Mr Flamel, als er den Anhänger genauer untersuchte. «Diese Zauber schützen gegen eine ganze Menge von Bedrohungen, allerdings sind sie zum Teil widersprüchlich und einige wurden mit schwarzer Magie gewoben. Zudem sind sie auf eine ganz bestimmte Person zugeschnitten. Hmm.» Nachdenklich starrte Mr Flamel auf den Anhänger, der immer noch im Wasser lag. «Ich denke, es ist das Beste, wenn ich sämtliche Zauber löse und wir einen neuen alchemistisch-basierten Schutz erstellen.»

Mir ging ein Gedanke durch den Kopf. «Aber wenn die Schutzzauber auf meine Mutter zugeschnitten waren, weshalb fühlt sich diese Kette dann so falsch an? Ich meine, Lily ist meine Mutter, müssten da nicht die Schutzzauber, die auf sie passen, auch auf mich passen?»

Mr Flamel schüttelte den Kopf. «Nein. Ihr teilt zwar das gleiche Blut, aber ihr seid trotzdem grundverschieden. Natürlich stammen ein Teil deiner Kräfte und Begabungen von ihr, aber du hast auch noch einen Vater – ganz zu schweigen von Kathleens Erbe und dem Obscurus.»

Kathleens Erbe? Was sollte das jetzt bedeuten?


Ich sprach Ma nach dem Abendessen darauf an. Sie seufzte und lotste mich erst mal aus der Küche ins Wohnzimmer, wo sie es sich in einem Sessel bequem machte und mich lange ansah.

«Und was meint Mr Flamel nun damit, wenn er von deinem Erbe im Zusammenhang mit meinen Begabungen spricht?», wiederholte ich meine Frage, als Ma nach gefühlt einer halben Stunde immer noch kein Wort von sich gegeben hatte.

Sie seufzte wieder. «Du erinnerst dich doch sicher daran, dass der Grimm dich nicht angegriffen hat, weil du nach Fey gerochen hast», begann sie. Ich nickte und sie sprach weiter: «Ich habe Lily versprochen, dich mit Klauen und Zähnen und meinem eigenen Leben zu schützen – der einfachste Weg dazu ist, dich zu einer von meinem Blut zu machen, sozusagen.»

Verwirrt sah ich meine Ma an.

Die wiederum sah nun recht verlegen drein. «Was soll ich sagen, Adrienne. Vierhundert Jahre sind eine lange Zeit. Genug Zeit eine Menge Fehler zu begehen.» Nun wollte ich es aber genauer wissen. «Einer dieser Fehler war es, schwarze Magie zu erlernen», sagte sie zerknirscht. «Du musst verstehen, nach so ein paar hundert Jahren, wird einem die 'normale' Magie schon mal langweilig und man will etwas Neues ausprobieren und die schwarze Magie bietet sich da geradezu an. Sie ist so vielfältig und vielschichtig, dass man selbst nach Jahrzehnten des Studiums noch nicht alle Ecken und Winkel erkundet hat. Immer wieder gibt es neue Entdeckungen und Entwicklungen und sie bietet einen grossen Spielraum, um selbst kreativ zu sein und eigene Zauber und Flüche zu kreieren.» Plötzlich traf mich ein harter Blick, der mich zusammenzucken liess: «Ich schwöre dir, Adrienne, wenn du dich an schwarzer Magie versuchst, dann sorge ich dafür, dass du es dein Leben lang bereuen wirst.»

«Ich ... I-ich werde es nicht versuchen», versprach ich und versuchte das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. «Aber was hat das mit deinem Erbe zu tun?»

«Das ist einfach: Mit Blutmagie habe ich dir einige meiner Kräfte übertragen – ich habe dich zu einer meines Bluts gemacht. Ich habe es dir gesagt, Adrienne: Du bist meine Tochter und du wirst immer meine Tochter bleiben.»

Mas Worte liessen mich leer schlucken. Sie hatte mich also mit Blutmagie an sich gebunden?

«Es ist nur zu deinem Schutz», widersprach sie. «Für dich sind keinerlei Verpflichtungen daran gebunden.»

«Und welche Kräfte sind das genau?», fragte ich schliesslich.

«Vor allem unser Geruch – allein dieser bietet bereits Schutz. Zudem ein gewisses Talent für stablose Magie und vielleicht auch einige körperliche Eigenschaften: etwas mehr Kraft und Schnelligkeit, vielleicht auch feinere Sinne, inklusive dem sechsten Sinn für das Spüren von Magie ...?» Ma sah mich fragend an und ich nickte bestätigend. Ja, von Zeit zu Zeit hatte ich die Magie als Kribbeln oder Prickeln fühlen können.

«Vielleicht hilft es dir, wenn du den Obscurus spüren könntest ...», überlegte meine Ma und schweifte vom eigentlichen Thema ab.


Auch nach den Ferien verging die Zeit wie im Flug. Meine Tage waren vollgestopft mit Unterricht, Stoffwiederholung, Hausaufgaben, Stoffwiederholung, Essen und Stoffwiederholung. Und Schlafen – oder auch nicht. Dazu kamen die Wochenenden, die genauso voll waren, nur dass die Obscurus-Übungsstunden den Platz des regulären Unterrichts einnahmen. Ich merkte, dass Cedric, Fred und George sowie meine Zimmergenossinnen Alicia und Angelina genauso ausgelastet waren wie Kaspar und ich, denn bei ihnen kam noch das Quidditch-Training hinzu, genau wie bei meinem Bruder. Unter anderen Umständen hätte ich mich vielleicht über die zusätzliche Zeit gefreut, die ich mit Harry beim Lernen im Gemeinschaftsraum oder der Bibliothek verbrachte – aber eben, ich verbrachte die Zeit mit Lernen und nicht damit, meinen Bruder zu beobachten. Oder ich versuchte es zumindest. Er und seine beiden Freunde schienen immer noch an der Sache mit dem Stein der Weisen herum zu studieren, doch bisher waren sie offenbar nicht weitergekommen.

«Also echt, das ist das langweiligste Schuljahr, das wir je hatten», empörte sich Fred eines Tages in der Bibliothek und zwar so laut, dass er sich einen von Madam Pince gefürchteten scharfen Blicken einfing.

«Da hast du so was von Recht, Bruderherz», pflichtete George ihm bei und warf das Heft mit seinen Zaubertranknotizen auf den Tisch. «Es ist einfach nichts geschehen! Rein gar nichts!»

«Ausser, dass Adrienne einen Obscurus entwickelt hat, aber das ist ja ein so kleines Detail, dass man das ruhig vernachlässigen kann», fügte Jessie an, ohne vom Lehrbuch der Zaubersprüche Bd. 3 aufzublicken.

«Und dass ich herausgefunden habe, wer meine Eltern sind, und dass ich einen Bruder habe», ergänzte ich. «Was mich daran erinnert, dass mein Halloween-Ritual geplatzt ist, weil ein Troll das Schloss in Aufruhr versetzt hat.»

«Ach ja, der Troll!», rief Fred aus. «Wieso sind wir diesem Vorfall eigentlich nicht Nachgegangen?»

Das war eine gute Frage – ach ja, weil ich genug mit besagtem Obscurus zu tun gehabt hatte. Trotzdem hätte ich versuchen können, denjenigen zu finden, der den Troll eingelassen hatte. Jetzt war es jedoch freilich zu spät, um dieser Sache nachzugehen.

«Meint ihr, sie werden das je herausfinden?», fragte Cedric nachdenklich. «Vielleicht hätten wir dem wirklich nachgehen sollen.» Wie gesagt, zu spät.

Und trotzdem begannen wir zu Jessies grossem Ärger die Sache zu beraten. «Das ist pure Zeitverschwendung! Ihr solltet lieber an die Stoffwiederholung denken.»

Aber wer wollte schon pausenlos an die bevorstehenden Prüfungen denken. Stattdessen rückten die Zwillinge ein paar Tage später im Gemeinschaftsraum der Finjarelles wieder ein paar Tische zusammen und begannen etwas Aufzustellen, das an eine alchemistische Versuchsreihe erinnerte. Ich fragte mich wirklich, wieso die beiden in Zaubertränke immer so schlechte Noten hatten, wenn sie sich doch in ihrer Freizeit selbst Alchemie beibrachten. Kaspar und ich, die wir in den Frühlingsferien ja etwas Alchemie bei Mr Flamel gelernt hatten, halfen den Zwillingen gerne bei ihren Versuchen, bestimmten Dingen magische Eigenschaften einzuflössen. Zum Beispiel einer Seife, die die Fingernägel nun bei Benutzung färbte – in etwa wie Nagellack in der Muggelwelt, nur dass man sich hier die Farbe nicht aussuchen konnte, denn die änderte von Mal zu Mal. Eigentlich hatten die Zwillinge Shampoo nehmen wollen, doch eine Flüssigkeit magisch zu verändern, war vom Standpunkt der Alchemie her gar nicht so leicht und bot eine deutliche Überschneidung mit Zaubertränke.

«Vielleicht sollten wir doch versuchen, in Zaubertränke besser zu werden», stellte George ernüchtert fest.


Ein paar Wochen später hatte die Lernerei endlich ein Ende – die Prüfungen standen an. Ob das besser ist oder nicht, kann ich nicht beurteilen, jedenfalls brachte es das Ganze zu Ende und ich freute mich bereits darauf, die letzten Tage in Hogwarts ganz ohne Stoffwiederholungen zu geniessen.

Dann waren die Prüfungen auch schon vorbei. Bei den meisten hatte ich ein gutes Gefühl, besonders in Pflege magischer Geschöpfe und in Zaubertränke, wo Snape mir bei der Abgabe einen anerkennenden Blick geschenkt hatte. Manchmal fragte ich mich wirklich, was meine Ma Snape angetan hatte, dass er sich mir gegenüber so freundlich verhielt, während er alle anderen Schüler verabscheute. Ganz besonders meinen Bruder, wie ich vernommen hatte. Er schikanierte Harry wann immer sich die beiden über den Weg liefen und zog ihm mehr Punkte ab als uns anderen Gryffindors.

Für den letzten Prüfungstag hatte meine Ma eine weitere Obscurus-Übungsstunde angesetzt, wohl um Kaspar und mich davon abzuhalten, endlos über unsere Resultate zu grübeln. Ich hätte allerdings gerne auf diese Art der Ablenkung verzichtet, denn die Stunden waren immer noch absolut deprimierend. Ich versuchte nun seit einem halben Jahr diesen blöden Obscurus zu befreien und war noch keinen Schritt weitergekommen – davon, ihn irgendwann kontrollieren zu können, einmal ganz zu schweigen. Kaspar hingegen machte grandiose Fortschritte und hatte seinen Obscurus schon ziemlich gut im Griff, auch wenn er es nicht jedes Mal schaffte, ihn zu kontrollieren.

Trotzdem folgte ich Kaspar nach unserer letzten Prüfung – Zauberkunst – auf dem schmalen Pfad, den ich mittlerweile im Schlaf zurücklegen konnte, in den Verbotenen Wald hinein zum Steinkreis, wo Ma auf uns wartete. Dann blieb ich wie angewurzelt stehen, als ich sie sah. Ma trug ihr Lederwams unter dem sich ein Kettenharnisch verbarg und an ihrer Seite hing ihr Schwert. Die ledernen Beinschienen waren schmutzig – ich verzichtete darauf, genauer hinzuschauen und herauszufinden, ob es sich nur um Schlamm handelte oder auch um Blut.

«Na, wie sind die Prüfungen gelaufen?», fragte sie im Plauderton, als wäre es nichts Besonderes, in Lederrüstung im Verbotenen Wald herumzustehen.

«War ganz oke», antwortete ich abgelenkt. Ich hatte doch hingeschaut und der Dreck auf ihrer Rüstung war doch Blut – zumindest ein Teil davon.

«Nichts Besonderes, nur ein tollwütiger Werwolf», sagte Ma, die meinem Blick gefolgt war und lächelte jetzt dieses schauderhafte Lächeln, bei dem ihre spitzen Fey-Zähne zur Geltung kamen, die sie genau wie die spitzen Ohren in letzter Zeit immer seltener verbarg.

«Nur ein tollwütiger Werwolf», murmelte Kaspar und schüttelte den Kopf.

Ma verzichtete darauf, das Thema zu vertiefen, worüber ich ganz froh war, und wir begannen mit der Übungsstunde. Oder zumindest Kaspar begann, während ich ausserhalb des Kreises wartete und zusah, wie gut er bereits mit seinem Obscurus umgehen konnte. Es war einfach zum Verzweifeln.

Nach gut einer Dreiviertelstunde war Kaspar mit Angeben fertig und ich war dran, meine Unfähigkeit zur Schau zu stellen. Ich war wütend auf mich selbst, weil ich es einfach nicht hinbekam. Dazu kamen die Tannzapfen, die Kaspar und Ma nach mir warfen, um mich weiter zu ärgern. Es nervte, das alles nervte. Ich hatte die Nase voll von diesen doofen, erfolglosen Übungsstunden. Und es ärgerte mich, dass ich nicht wusste, ob ich Harry sagen sollte, dass wir Geschwister waren oder nicht. Es ärgerte mich, dass meine Ma nicht meine richtige Mutter war und dass meine richtige Mutter mich weggegeben hatte, was ich einfach nicht verstehen konnte und ich musste noch bis zum nächsten Halloween warten, um sie zu fragen. Und plötzlich stand mir wieder das Bild vor Augen, dass ich in diesem Spiegel im hintersten Finjarelle-Schlafzimmer gesehen hatte. Meine Freunde aus der Gegenwart und der Vergangenheit alle zusammen und das Wissen wie unmöglich, wie unvereinbar diese beiden Realitäten waren. Das alles hatte sich in mir angestaut, dieser ganze Ärger, die Unsicherheit, die ärgerliche Unwissenheit und die überwältigende Trauer. Ich wollte das alles endlich loswerden! Einem Impuls folgend griff ich danach, wie ich sonst nach meiner Magie griff. Diese dummen Gefühle wollten sich aber nicht richtig greifen lassen, geschweige denn endlich verschwinden. Ich zog und zerrte daran und wurde dabei immer wütender und wütender bis die Welt in schwarz und wütend rotem Nebel versank.


Ma's warme Hand strich sanft über meine Schulter und meinen Arm. Meine Wange lag in vom englischen Regen dauerfeuchten Laub und ich roch die feuchte Erde und schwach auch den Duft von Tannennadeln. Ich blinzelte und sah verwirrt zu den Bäumen, die seitwärts in den Himmel ragten – die Welt hatte sich um neunzig Grad gedreht und mir war kotzübel von dieser neuen Ausrichtung des Horizonts. Das bekamen auch die blut- und schlammbedeckten Beinschienen von Ma's Rüstung mit, als ich mich darüber ergab. Sie lachte und strich mir über Stirn und Bauch und murmelte dabei seltsame Worte, die die Übelkeit verschwinden liessen. Was war geschehen?

Als ich mich das nächste Mal umsah, sass ich an Ma's Brust gelehnt auf dem Waldboden und die Welt war zum Glück wieder in die Waagrechte gekippt. Nebst den Bäumen, die uns umgaben, nahm ich nun auch die grossen Steine wahr. Ich sass im Steinkreis im Verbotenen Wald. Ich hatte ... Langsam kam die Erinnerung zurück. Ich hatte heute die letzte Prüfung gehabt und danach eine weitere Obscurus-Übungsstunde. Aber etwas musste schief gegangen sein ...

«Du hast es geschafft!», flüsterte Ma mir ins Ohr; in ihrer Stimme schwang pure Begeisterung.

Ich hatte es geschafft? Ich hatte was geschafft? Der schwarz und wütend rote Nebel fiel mir wieder ein. War das der Obscurus gewesen? Und ich konnte mich nicht daran erinnern? An gar nichts? Ich schluckte und hätte meine eigene Spucke am liebsten wieder hochgewürgt – zwar war die Übelkeit weg, doch in meinem Mund schmeckte es immer noch nach Erbrochenem.

«Wie fühlst du dich, Adrienne?», fragte Kaspar, der sich vor mich hinkniete. Eine tiefe Falte stand zwischen seinen Augen, die seine Sorge verriet.

«Scheisse», krächzte ich. «Verdammt scheisse.» Es war einfach nur schrecklich. Und ich Idiotin hatte das selbst herausgefordert, war sogar begierig darauf gewesen, den Obscurus zu befreien – dieses Irgendwas, dass mich in diesen schrecklichen Zustand versetzt hatte. Langsam sollte ich wirklich gelernt haben, dass man vorsichtig mit dem sein sollte, was man sich wünschte – den Obscurus befreien, die leibliche Familie finden, alles nicht so toll, wie man es sich vorstellte. Ich war doch einfach zu blöd.

Auf Kaspars Drängen hin eskortierte Ma mich schliesslich in den Krankenflügel. Da es bereits einnachtete, kamen wir unbehelligt dort an und Madam Pomfrey nahm mich mit einem vernichtenden Blick in Ma's Richtung in Empfang. Die verabschiedete sich mit einem leichten Streichen über meine Wange und verschwand.

«Und Sie, Mr Shade, sollten in Ihren Gemeinschaftsraum gehen. In zehn Minuten ist Ausgangssperre», verscheuchte Madam Pomfrey Kaspar, bevor sie mich zu einem der Betten geleitete, in ihrem Büro verschwand und bald darauf mit verschiedenen Phiolen, einem Glas und einem Wasserkrug zurückkehrte. «Etwas Wasser um den Mund auszuspülen und ein Stärkungstrank», erklärte sie, während sie mir besagtes verabreichte.

«Und was ist das?», fragte ich und deutete auf die beiden verbliebenen Phiolen.

«Ein Schlaftrank und ein Trank, der ihre psychischen Kräfte regeneriert. Sich in einen Obscurus zu verwandeln ist nichts, dass spurlos an einem vorüber geht. Ich bin sicher, dass es Ihnen einige Angst gemacht hat – nebst der Angst und Wut, die nötig war, um diesen überhaupt zu befreien. Es ist eine Torheit, dieses Übel herauszufordern.» Sie schüttelte verärgert den Kopf. «Aber die beiden Tränke werde ich Ihnen erst verabreichen, wenn Sie geduscht haben!»

Sie hatte recht. Ich stank nach Schweiss und Erbrochenem und war erleichtert, als ich diese Gerüche endlich loswerden konnte. Danach zog ich das weiche, warme, unsexy Krankennachthemd an, das sie mir hingelegt hatte, und verkroch mich in mein Bett im Krankenflügel. Dank des Schlaftranks fielen mir nach wenigen Sekunden die Augen zu.


Hektische Betriebsamkeit riss mich aus traumlosem Schlaf. Verschiedene Lehrer wuselten durch den Krankenflügel und auch einige Schüler. Es waren Ron und Hermine, die von Madam Pomfrey in zwei Betten verfrachtet wurden und je einen Beruhigungstrank bekamen und in Rons Fall noch weitere medizinische Behandlung, während Professor McGonagall, die auch anwesend war, Hermine ausfragte.

Sie faselte etwas von einem dreiköpfigen Hund namens Fluffy, einer Teufelsschlinge und von fliegenden Schlüsseln und dass sie, Ron und Harry gegen diese angetreten waren und gegen ein übergrosses Schachspiel, das Ron übel zugerichtet hatte. Und dass Harry allein weitergegangen war, um den Stein der Weisen vor Snape zu beschützen. Entsetzt hörte ich zu, wie mein Bruder und seine Freunde ihr Leben riskiert hatten, um Mr Flamels Stein zu schützen. Wie konnte man nur so leichtsinnig sein!

Dann brach erneut Hektik aus, als Dumbledore mit einem bewusstlosen, übel zugerichteten Harry in den Armen hereinplatzte und sofort verschiedenste Heiltränke und Heilzauber anforderte und etwas von Voldemort erzählte, der den Stein hatte stehlen wollen.

«Aber er hat den Stein doch nicht bekommen!?», fragte ich entsetzt und das ganze geschäftige Gewusel kam plötzlich zum Stillstand, als die Anwesenden auf mich aufmerksam wurden. «M-Mr Flamel hat immer gesagt, dass Unsterblichkeit ein Geschenk ist, mit dem nur wenige richtig umzugehen wissen und Voldemort ist bestimmt keiner davon», versuchte ich mich zu erklären, auch wenn ich keine Ahnung hatte, weshalb ich das überhaupt tat.

«Woher wissen Sie vom Stein, Miss Seanorth?», fragte Professor McGonagall entgeistert.

«Von Mr Flamel», erklärte ich, was mir mehrere ungläubige Blicke eintrug. «Er ist mein Nachbar ...» Ach, es hatte doch keinen Sinn. «Was ist mit meinem Brud- mit Harry passiert?», stellte ich die Frage, die mir am meisten auf der Seele brannte.

Dumbledore sah mich forschend an. Ihm war mein Beinahe-Versprecher nicht entgangen und ihren Blicken nach auch Hermine und Professor McGonagall nicht und auch nicht Professor Snape, der gerade in diesem Moment mit einer Reihe Phiolen in Händen den Krankenflügel betreten hatte.

«Harry hat sich geweigert, Voldemort den Stein der Weisen zu geben», erklärte Dumbledore. «Doch natürlich hat Voldemort das nicht einfach so hingenommen und dein Bruder, Adrienne, war gezwungen gegen ihn zu kämpfen.»

«Würden Sie bitte niemandem erzählen, dass Harry mein Bruder ist?», fragte ich kleinlaut. «Und du auch nicht, Hermine. Nicht einmal Harry.»

Hermine sah mich vorwurfsvoll an. «Ich verspreche es, aber nur wenn du versprichst, es ihm bald zu sagen, Adrienne. Harry hat ein Recht darauf zu erfahren, dass er ausser den Dursleys noch weitere Verwandte hat.»

Mit einem Seufzen musste ich mir eingestehen, dass sie vermutlich recht hatte. Ich sah zum bewusstlosen Harry hinüber, der mittlerweile in einem weiteren Krankenbett lag. Madam Pomfrey wuselte mit besorgter Miene um ihn herum. Vielleicht war es tatsächlich richtig, mich näher mit meiner leiblichen Familie auseinanderzusetzen, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte. Aber meine Ma würde trotzdem immer meine Ma bleiben – sofern sie es mir nicht allzu übel nahm, dass ich ihre Rüstung vollgekotzt hatte.


In den folgenden Tagen erfuhr die ganze Schule von Harrys Abenteuer und dem Stein der Weisen – oder der Meisen, wie Neville aus der ersten Klasse sagte. Dass ich ebenfalls im Krankenflügel gewesen war, als Harry hineingebracht wurde, drang zum Glück nicht nach aussen und so wurde ich anders als Hermine und Ron nicht von Neugierigen umlagert – nur von Kaspar, Jessie, Cedric und den Gryffindors aus meinem Jahrgang. Aber auf sie alle war Verlass – keiner von ihnen würde diesen Umstand ausplaudern.

Dann kam das Abschlussfest und der erste Sieg von Gryffindor im Rennen um den Hauspokal seit Jahren. Auch wenn das ganze nicht ganz fair abgelaufen war, da Dumbledore kurz vor dem Essen noch Punkte an Harry, Ron und Hermine vergeben und damit Slytherin in letzter Sekunde den Sieg genommen hatte. Aber es fiel mir schwer, Mitleid zu haben mit den Slytherins, ausser mit Jessie natürlich.

Am folgenden Morgen packten wir unsere Koffer, bekamen unsere Zeugnisse und den alljährlichen Zettel, in den Ferien nicht zu zaubern. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zerriss ich den Zettel in winzige Fitzelchen und warf sie wie Konfetti in die Luft.

«Hat jemand Lust, Kaspar und mich in den Ferien in Londinium zu besuchen?»

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