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Die ganze Story ist aus Nialls Perspektive, falls das noch nirgendwo stand ^-^
Viel Spaß beim Lesen! :)
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Mein Kopf schwamm vor all den Informationen, die ich mir in den vergangenen Tagen zur Vorbereitung für den Einsatz eingetrichtert hatte.
Mein Name war laut der zusammengestellten Papiere Niall O'Connor (den Vornamen hatte ich nicht ersetzen wollen, um verräterischen Fettnäpfchen vorzubeugen), ich war 23 Jahre alt und Jurastudent an der Fakultät für Rechtswissenschaft der örtlichen Universität. Da ich auch in der polizeilichen Ausbildung ausgiebig mit zahlreichen Rechtsgebieten in Berührung gekommen war, würde ich auf diesem Gebiet am ehesten forschenden Fragen standhalten können, sollte sich jemand nach meinem angeblichen Studium erkundigen.
Und da ich ein armer Student war, hatte ich natürlich nicht genug Geld für meine Wohnung, weshalb ich einen Job für Abende und Wochenenden benötigte.
Wie der Zufall es wollte, war der Eigentümer des LP momentan auf der Suche nach einem weiteren Barkeeper – kein Wunder. Dem Club, der erst seit ein paar Jahren existierte, wurden inzwischen buchstäblich die Türen eingerannt.
Womit wir auch schon bei der Zieldimension des Einsatzes angelangt wären: Liam Payne, der Eigentümer des Schuppens und somit auch der Hauptverdächtige.
Ein 26-jähriger junger Mann, ein ehemaliger Spitzenschüler, der während der letzten beiden Schuljahre auf die schiefe Bahn geraten war und dann mit Hängen und Würgen gerade noch so seinen Abschluss hatte einsacken können. Nach einigen kleineren Delikten in der Vergangenheit, bei denen immer Drogen im Spiel gewesen waren, hatte er sich jahrelang nichts mehr zuschulden kommen lassen, war für längere Zeit aus der Stadt fortgezogen und somit irgendwann komplett vom Radar der Polizei verschwunden.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt. Der Grund für das plötzliche erneute Interesse war ein anonymer, realistisch eingeschätzter Hinweis auf Drogengeschäfte im großen Stil im LP-Club, dem man natürlich nachgehen musste.
Dem ich nun nachgehen musste. Ich Opfer.
Harry hatte fast jede zu entbehrende Minute damit verbracht, mich über mein angebliches Leben auszufragen, um mich darauf zu drillen, zu jeder zufälligen Frage eine unverfängliche Antwort parat zu haben. Eine Antwort, die im Optimalfall auch noch mit denen übereinstimmte, die ich zu früheren Zeitpunkten gegeben hatte.
Auch Paul hatte mich mehrfach eindringlich darauf hingewiesen, dass schon das kleinste unüberlegte Wörtchen meine ganze Scharade auffliegen lassen konnte. Sollte das passieren, wenn ich bereits tief in der Sache mit drinsteckte, und sollte ich infolgedessen mit der Polizei in Verbindung gebracht werden, würde das zwei zentrale Konsequenzen nach sich ziehen:
Erstens würden sie ihren ganzen Handel sofort an einen anderen Ort verlegen und das LP brav und harmlos zurücklassen. Sie wären ja schön blöd, das nicht zu tun.
Und zweitens würden sie mich vermutlich über den Haufen schießen.
Was mir äußerst ungelegen käme. Irgendwie.
Fakt war: Am heutigen Freitag war ich vom Chef Liam Payne höchstpersönlich per Mail zur Probearbeit einbestellt worden – und das, obwohl ich mich erst Anfang dieser Woche als Interessent für den Barkeeper-Job gemeldet hatte. Der gewünschte zusätzliche Mitarbeiter wurde offenbar sehr dringend gebraucht.
Vor allem jedoch machte mich die Tatsache nervös, dass es in den polizeilichen Akten kein einziges aktuelles Foto von Liam Payne gab. Auf dem Schnappschuss in seinem offiziellen Steckbrief war er als 18-Jähriger zu sehen – ein Jungspund mit chaotischer, lockiger Haarmähne in einem Braunton mehrerer Nuancen, die ihm tief ins Gesicht hing. Ganz grundsätzlich hätte man ihn wohl als ganz süß bezeichnen können, aber es war seine Mimik, die den ganzen Eindruck zunichtemachte.
Der junge Liam Payne blickte so grimmig und mit einer solchen Verbissenheit in die Kamera, dass ich mich unwillkürlich fragte, was diesem Menschen in seinem kurzen Leben schon alles widerfahren sein musste, um so verbittert sein. Zumindest passte der Gesichtsausdruck aber zu den rot reflektierenden Augen des laienhaft geschossenen Fotos, die der Ausstrahlung des Jungen zusätzlich eine kalte Note verliehen.
Aber da die Aufnahme mehr als sieben Jahre alt war, würde ich damit nicht allzu viel anfangen können. Ich bezweifelte, Payne anhand dieses Fotos auch nur ansatzweise identifizieren zu können. Selbstverständlich hatte ich mich schon durch sämtliche sozialen Medien und alle auffindbaren Zeitungsartikel zur Cluberöffnung gegraben, aber offenbar legte dieser Mann großen Wert darauf, im Netz unauffindbar zu bleiben.
Nun ja. Ich würde ihn vermutlich früher kennenlernen als mir lieb war.
So kam es, dass ich genau fünf Minuten vor 20 Uhr vor dem LP stand und mein Fahrrad an einem Geländer unweit der Eingangstür abschloss. Die angeforderten Unterlagen (nur eine formlose Begründung meines Interesses an dem Job sowie ein Lebenslauf und meine falsche Immatrikulationsbescheinigung) trug ich in einem braunen Umschlag bei mir.
Bei der Location handelte es sich um ein, abgesehen vom leuchtenden Schriftzug, relativ unscheinbares Gebäude einer ehemaligen Mälzerei am Rande der Innenstadt. Auch wenn es einen recht simplen Eindruck erweckte, war dennoch erkennbar, dass das Gebäude sorgfältig renoviert worden war, um es einerseits zwar nicht heruntergekommen oder langweilig zu wirken zu lassen, um andererseits aber sicherzustellen, dass es sich nicht zu sehr vom Rest des Viertels abhob. Es war deutlich, dass sich jemand bei der bewussten Gestaltung des Gebäudes Mühe gegeben hatte und gewusst hatte, was er tat – und angesichts der Tatsache, wie der Laden inzwischen überrannt wurde, waren diese Mühen auch belohnt worden.
Okay. Fokus.
Auf in den Kampf.
Ich straffte die Schultern, reckte das Kinn und betrat den Club – der von innen weitaus geräumiger war, als er von außen den Eindruck erweckte. Nachdem ich den Eingangsbereich zurückgelegt hatte, betrat ich durch eine breite Tür auf der rechten Seite einen weitläufigen Raum, fast schon eine Halle, mit großer Tanzfläche inklusive DJ-Podest, die von zahlreichen Sitzgruppen gesäumt wurde. Diagonal über die Tanzfläche hinweg befand sich an der Front mein zukünftiger Arbeitsplatz, die Bar, während an der Ecke ein weiterer Durchgang zum Eingangsbereich zu entdecken war. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte mir, dass man vom Gang aus außerdem in ein kleines Bistro sowie zu den Toiletten gelangen konnte, in Kombination mit einer vergitterten Tür, hinter der Treppenstufen zu sehen waren.
Wie erwartet war das Gebäude um die frühe Uhrzeit noch komplett leer, mal abgesehen von einer Putzkraft - ein Mann mittleren Alters in grauem Overall und Kopfhörern in den Ohren, der mürrisch ein Wischmopp hinter sich herzerrte.
Ich wollte gerade auf mich aufmerksam machen, doch der Typ verschwand im exakten Moment meiner Ankunft durch eine weitere Tür irgendwo ganz hinten im Raum, als hätte er schon gewittert, dass ich ihn in seinem Alltagstrott unterbrechen würde.
Wunderbar.
Somit stand ich etwas dümmlich wie bestellt und nicht abgeholt einige Sekunden lang mitten auf der Tanzfläche herum, bis ich schließlich hinter der Bar eine Bewegung zu erhaschen glaubte.
Neugierig reckte ich mich auf den Zehenspitzen empor. „Hallo?"
Bis auf das Geräusch des Umschlags, den ich unbewusst an einer Ecke etwas zerknautschte, blieb es für einige weitere Momente still. Dann streckte so plötzlich jemand den Kopf über die Arbeitsfläche der Bar hinaus, dass ich erschrocken einen Satz rückwärts machte und beinahe über eine mitten herumstehende Nebelmaschine gestolpert wäre.
„Gott im Himmel!" Schwer atmend fasste ich mir an die Brust.
Das war ja schon mal ein fantastischer Einstieg. Das zum Thema Guter-erster-Eindruck.
Melodisches Lachen erklang. „Nicht ganz."
Mein Gehirn hatte es nicht gerade eilig, den Befehl zum Zuklappen meiner Kinnlade zu senden, als meine Augen schließlich auf dem Besitzer dieser Stimme fielen, der sich eben hinter der Bar aufgerichtet hatte. Der junge Mann umrundete diese nun und kam mit neugierigem Gesicht auf mich zu, während er sich die feucht glänzenden Hände an einem grün-weiß karierten Geschirrtuch trocknete.
Treuherzige braune Augen, die mich vage an die eines Teddybären erinnerten, fingen fragend meinen Blick auf. „Hey. Kann ich dir helfen?"
„Ähm ..." Mühsam riss ich mich von den sehr markanten, sehr männlichen Gesichtszügen los, die natürlich sofort meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. Alles andere wäre meiner Meinung nach aber auch merkwürdig gewesen. Ich war einfach viel zu schwul, um mit so jemandem normal interagieren zu können.
„Hey. Mein Name ist Niall H-..."
Stopp.
Ich war so ein Hirsch.
Innerlich versetzte ich mir einen Kinnhaken, während ich meinen Beinahe-Fehler mit einem Husten zu übertünchen versuchte. „O'Connor. Ich ... äh ... bin zur Probearbeit als Barkeeper hier?"
Fuck. Fuck. Wie dumm konnte ein Mensch sein?
Das attraktive Gesicht meines Gegenübers hellte sich auf. „Ahhh! Das hatte ich ja fast vergessen." Er zögerte kurz und steckte sich das Geschirrtuch in eine der hinteren Hosentaschen seiner dunkelblauen, stellenweise zerfransten Jeans, bevor er mir die Hand hinhielt. „James. Einer der Barkeeper." Ein strahlendes Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er mich eingehend musterte. „ Sieht also ganz so aus, als müsstest du heute mit mir vorliebnehmen."
Ein dümmliches Grinsen zupfte an meinen Mundwinkeln.
Oh, das ist überhaupt kein Problem.
„Kein Problem. Schön, dich kennenzulernen." Ich erwiderte das Lächeln hoffentlich nicht ganz so creepy, wie es sich anfühlte, und war sofort viel gelöster, als ich seine ausgestreckte Hand schüttelte.
Sein Händedruck war kräftig und warm und ergänzte sich wunderbar zu seinem ganzen äußeren Erscheinungsbild. Kurzes braunes Haar, das in Form eines Quiffs aus der Stirn frisiert und damit meinem eigenen inzwischen mehr braunen als blonden Schopf recht ähnlich war. Hinzu kamen klar definierte Gesichtszüge, ein hellbrauner, sorgsam gepflegter Dreitagebart und natürlich diese unverkennbaren Teddyaugen. An denen hatte ich ja regelrecht einen Narren gefressen.
Reiß dich zusammen und denk an den Job, du hormongesteuerte Lusche.
Ich Trottel musste ordentlich an meiner Arbeitsmoral feilen, nachdem ich den Einsatz schon nach ungefähr drei Worten beinahe in den Boden gestampft hätte.
Wieder räusperte ich mich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf. „Ähm ... weißt du zufällig, wo ich den Chef finde? Mr. Payne? Ich hab hier noch ein paar Unterlagen dabei, die ..."
„Der ist heute außer Haus", informierte James mich rasch, ohne den Rest meines Satzes abzuwarten. „Die Unterlagen kann ich aber in seinem Büro abliefern. Sofern du sie mir kurz anvertrauen möchtest, natürlich."
Das darauffolgende schiefe Grinsen ließ mich fast dahinschmelzen.
Ich ertappte mich dabei, wie ich ohne Zustimmung meines Verstands dumm zurückgrinste, bis ich irgendwie meine Selbstkontrolle zurückerlangte. Schnell bemühte ich mich um eine halbwegs vertretbare Miene und hielt James den Umschlag hin. „Aber klar doch. Danke."
„Keine Ursache." James drehte sich um und lief zur Bar zurück, begleitet von einem Winken, mit dem er mich zum Mitkommen einlud. „Komm, ich zeig dir kurz, wo du deine Sachen ablegen kannst."
Ich musste alle Konzentration darauf verwenden, den Barkeeper nicht von oben bis unten bis ins kleinste Detail einzuscannen, während ich ihm hinter die Bar folgte, inständig hoffend, dass nirgendwo jemand saß, der diese Szene mitverfolgen konnte.
Das große Zimmer dahinter war offenbar Zwischenlager, Personalraum und Garderobe in einem: Auf der rechten Seite türmten sich Getränkekisten und allerlei anderes Zeug, während linksseitig einige metallene Spinde zu sehen waren, zusammen mit einem Tisch, auf dem ein paar Flaschen Bier herumstanden.
Zur genaueren Inspektion blieb mir allerdings keine Zeit, da James mir in dieser Sekunde ein schwarzes Stück Stoff zuwarf – ein schwarzes Hemdshirt mit Dreiviertelarmen und dem violetten Logo des LP als Stickerei auf der Brust.
„Dein persönliches LP-Outfit für heute", verkündete James mit theatralischer Stimme. Seine braunen Augen funkelten schalkhaft. „Fühl dich geehrt."
Nach einem Blick auf das Etikett zog ich amüsiert eine Augenbraue hoch. „Respekt. Sogar die richtige Größe. Du musst mich ja ganz genau unter die Lupe genommen haben."
James zwinkerte mir zu. „Ich konnte nicht anders."
Meine Wangen flammten auf, doch James hatte sich zum Glück schon wieder abgewandt. „Ich liefere deine Unterlagen ab, während du dich umziehst. Sieh dich ruhig ein wenig um. Auch wenn es nicht viel zu sehen gibt. Bis dann."
Nicht viel zu sehen. Och.
Mein gebannter Blick folgte ihm über die gesamte Länge der Tanzfläche hinweg, bis er durch die Tür zum Eingangsbereich verschwunden war.
Wenn er wüsste, wie viel es hier zu sehen gab.
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James entered the chat.
*grins*
Lasst mir gern ein Kommi und/oder ein Sternchen da, ich freu mich total darüber😇
Liebe Grüße!💖
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