Kapitel 9
Die Stewardess redete den ganzen Weg bis zum Flugzeug. Ungelogen. Ich war ihr Kichern und Quietschen dermaßen satt, dass ich, als wir vorm Flugzeug standen, die positionierte Treppe hochhetzte und mich, in der Tür angekommen, ungeduldig zu Niall umdrehte.
"Ich, äh... ich komme gleich, geh schon mal vor."
Niall schien etwas verlegen zu sein. Na toll, wahrscheinlich kam jetzt eine bühnenreife Kussszene.
Sicherheitshalber drehte ich mich um und lief ins Innere des Flugzeugs. Von allen Jungen dieser Welt musste ich anscheinend ausgerechnet mit einem notgeilen, verwöhnten Typ ins Zeugenschutzprogramm gesteckt werden.
Danke, Schicksal.
Seufzend sah ich mich um. Es gab drei, durch zwei Mittelgänge getrennte Sitzreihen mit jeweils zwei Sitzen. Etwas weiter vorne war zu meiner Überraschung eine Minibar aufgebaut.
Das würde zumindest dabei helfen, den Flug etwas zu versüßen.
Ich entschied mich für einen Fensterplatz auf der rechten Seite und verstaute mein Handgepäck.
In Gedanken malte ich mir bereits aus, wie die Wolken von oben aussehen würden, was wäre das für ein Gefühl? Ich war zwar schon öfters geflogen, aber ich hatte nie am Fenster sitzen können. Oftmals hatte ich zwischen lauten und eklig riechenden Personen sitzen müssen, wo ich mich mehr darauf konzentriert hatte, möglichst wenig zu atmen, als die Aussicht zu genießen.
Schritte ertönten und liefen die Treppe hoch. Ich drehte mich um und sah vier Personen, die sich ins Flugzeug drängten. Es waren drei Männer und eine Frau, und alle sahen aus, als seien sie direkt aus einem Hollywood-Film entsprungen. Geschockt beobachtete ich, wie sich die Männer in die Reihe hinter mich setzten und die Frau sich in die vor mir. Ich fühlte mich in der Mitte gefangen, ein unwohles Gefühl stieg in mir auf.
Um etwas zu tun zu haben, schnappte ich mir eine Klatsch-Zeitschrift aus dem Sitznetz vor mir und versteckte mein Gesicht dahinter.
Ein paar Minuten später hörte ich erneut Schritte, und diesmal war es wirklich Niall. Er schaute sich kurz um und lief dann zielstrebig auf die Sitzreihe neben mir zu. Er ließ sich auf den Platz am Gang fallen und kramte umständlich Kopfhörer aus seiner Tasche.
Ich wollte nicht laut reden, da mich sonst alle hören würden, also zischte ich: "Niall!"
Entweder er hatte mich nicht gehört, oder er ignorierte mich. Seufzend rutschte ich an das Ende meiner Sitzreihe und beugte mich zu ihm rüber.
"Was ist hier los?"
"Was soll los sein?" fragte er ungerührt und entwirrte das Kabel seiner Kopfhörer.
"Was los ist? Ich dachte, das wäre ein Privatflugzeug! Stattdessen sind hier plötzlich irgendwelche fremden Personen drin, die... schau sie dir doch an! Die Frau da vorne sieht aus, als wäre sie Angelina Jolie!"
Er hob den Kopf, sah kurz zu ihr rüber und zuckte dann die Achseln.
"Könnte daran liegen, dass es Angelina Jolie ist." Er schien überhaupt nicht überrascht.
Fassungslos starrte ich ihn an.
"Niall! Das hier ist Angelina Jolie! Ein Superstar! Hallo?"
Jetzt war sein Blick eher genervt.
"Komm runter, Jenna. Das sind auch nur Menschen."
Ich beobachtete, wie Niall sich seelenruhig die Kopfhörer aufsetzte und die Augen schloss.
Unfassbar.
Ich saß hier mit Angelina Jolie in einem Flugzeug- oh Gott, wahrscheinlich waren die Typen hinter mir auch irgendwelche Promis. Zum ersten Mal wünschte ich, mich mehr mit diesem Thema beschäftigt zu haben, dann würde ich sie jetzt vielleicht erkennen.
Mir wurde klar, dass ich wahrscheinlich auch neben Justin Bieber, dem Weihnachtsmann oder Heidi, dem schielenden Opossum, sitzen könnte, ohne sie zu bemerken.
Ich hatte mir halt nie was aus Promis gemacht. Starleben bestanden meiner Ansicht nach nur aus Arroganz, Sex und ziemlich viel Alkohol. Ohnehin verstand ich nicht, wie jemand sein gesamtes Leben vor der Welt ausbreiten konnte.
Letztendlich hatte Niall recht. Es waren auch nur Menschen, wenn auch etwas merkwürdige.
Ich schaute aus dem Fenster und stellte fest, dass wir uns bereits über den Wolken befanden. Überwältigt betrachtete ich die weißen, perfekten Wattebäuschen am Himmel. Innerlich hüpfte ich kreischend auf und ab. Was für ein Anblick! Sowas sah man nicht oft.
Ich warf einen Blick auf Niall und stellte fest, dass er mit gesenktem Kopf las. "Niall!" flüsterte ich.
Nachdem er nicht reagierte, rutschte ich erneut neben ihn und rüttelte ihn an der Schulter.
Sein Kopf kippte nach hinten und ich bemerkte, dass er schlief, sein Mund war leicht geöffnet und es kamen kleine Schnarchtöne raus.
Oh.
Ich wollte Niall möglichst vorsichtig wieder in seien Schlafposition bringen, aber er sackte in meine Richtung. Als ich ihn aufing, schlang er seine Arme um mich und drückte sein Gesicht auf meine Schulter.
Ich saß wie erstarrt da, ein Fuß auf dem Gang, um mich abzustützen.
Doch egal, wie sehr ich zerrte, Niall ließ mich nicht los.
Schließlich gab ich mich völlig entnervt meinem Schicksal hin und suchte mir eine einigermaßen angenehme Position.
Nialls Kopfhörer hingen aus seiner Tasche und ohne nachzudenken schnappte ich sie mir.
Es lief noch Musik. Es schallte mir ein Lied entgegen, das ich als Angel with a shotgun von the cab identifizieren konnte.
Mit ihren Stimmen im Ohr lehnte ich mich zurück, strich mir Nialls Haare aus dem Gesicht und schloss die Augen.
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