Kapitel 49
Als wir den Dorfplatz erreichten, war die Party bereits im vollen Gang. Es waren mehr Leute da, als ich bis jetzt in ganz Develon Hill gesehen hatte – jeder war da. Es war laut, Lachen, Musik und Gläserklirren klang hinüber. Für einen Moment blieben wir drei nebeneinander stehen und bewunderten den Anblick. Marylin sah unheimlich stolz und glücklich aus, dass ich mich echt für sie freute. Endlich hatte sie ihr lang geplantes Fest, und es war besser als alles, was ich erwartete hatte. Sie atmete tief ein und legte uns jeweils eine Hand auf den Rücken. „Na los, ihr beiden", sagte sie. „Amüsiert euch!" Niall und ich grinsten uns an und liefen gemeinsam los, um uns ins Getümmel zu stürzen. Uns wurden direkt Gläser in die Hand gedrückt. Der Bäcker tanzte mit seiner Frau und winkte mir über ihre Schulter zu. Aus der großen Halle drang laute Musik, die sich mit der Musik außerhalb der Halle furchtbar biss. „Uhh, Schlager und Elektronik?" fragte Niall gequält. „Was ist das kleinere Übel?"
„Sei nicht so spießig, Ire!" Grölte der Metzger hinter Niall und schlug ihm auf die Schulter. „Tanz einfach!" Wir mussten lachen. Er zwinkerte uns zu und wandte sich dann dem Buffet zu. Niall hielt mir altmodisch seinen Arm hin. Ich vollführte einen albernen Knicks und ergriff ihn, dann liefen wir in Richtung Halle. Sobald wir die Tür aufstießen, wurden wir von der Menge mitgerissen. Sie war rappelvoll, und bestimmt einhundert Teenager tanzten und machten eine wogende Masse aus. „Woah!" rief ich beeindruckt aus und konnte nicht umhin festzustellen, dass der Altersdurchschnitt von Develon Hill wohl doch niedriger war, als ich gedacht hatte. „Wo, zur Hölle, haben die sich die ganze Zeit über versteckt?" rief mir Niall über das Hämmern der Bässe zu. „Keine Ahnung!" brüllte ich zurück. Er antwortete etwas, dass ich aufgrund der Lautstärke nicht verstand, und ich zeigte auf meine Ohren und zuckte die Achseln. Er lachte und schüttelte bloß den Kopf, dann zog er mich weiter in die Menge.
Das beste war, dass all diese Teenager in ihren schottischen Trachten tanzten, was zu Elektronik Musik echt lustig aussah. Die meisten Kilts der Frauen waren allerdings deutlich enger und knapper bemessen als meins, was den Jungs sehr zu gefallen schien.
Obwohl alle Leute um mich herum den Spaß ihres Lebens zu haben schienen, überkam mich das gewohnte Unwohlsein. Der Geruch von Alkohol, die zuckenden Lichter und die dröhnende Musik lösten unangenehme Erinnerungen in mir aus. Doch bevor ich Panik kriegen konnte, war Niall da, wirbelte mich an den Schultern herum, sodass wir uns anschauten, und tanzte mich an. Ich wich im ersten Moment erschrocken zurück, dann musste ich gegen meinen Willen lachen. „Los, tanz!" Brüllte Niall und ich verzog unschlüssig mein Gesicht. Er zog eine Augenbraue hoch, dann schüttelte er seinen Kopf. Im nächsten Moment hatte er mich gepackt und auf seine Schulter hochgehievt. Ich stieß einen erschrockenen Laut aus, als er begann mit mir, halb hängend über seiner Schulter, zu tanzen. Mein Gesicht lief puterrot an, als Leute um uns herum anfingen zu grölen und uns anzufeuern. Ich trommelte auf seinen Rücken und verlangte herunter gelassen zu werden. Schließlich ließ er mich zu Boden plumpsen und zuckte grinsend die Schultern. Ich gab ihm einen Knuff gegen die Brust, aber er lachte nur und packte mich. Er legte eine Hand auf meine Hüfte und die andere auf meinen Arm, dann begann er, mich im Takt hin und her zu bewegen. Wenn er sich auf mich zu bewegte, drückte er mich bestimmt zurück, wenn er zurückging, zog er mich sanft in seine Richtung. Meinen Arm platzierte er wiederum auf seiner eigenen Hüfte, sodass wir uns wie ein altes Pärchen beim Samba-Tanzen hin und her bewegten. Es dauerte ein bisschen, bis die Anspannung von mir abfiel und ich anfing zu verstehen, wie ich meinen Körper im Takt zu bewegen hatte. Er merkte es und ließ mich los, tanzte um mich herum und ließ selbst die albernsten Tanzmoves gut aussehen. Ich nahm meinen Mut zusammen, ging auf ihn ein, bewegte meine Arme und Beine und langsam fing ich an zu lächeln. Er klatschte, feuerte mich an und ich merkte zum ersten Mal das wilde Kribbeln von Freude und Lebenslust in meinem Bauch, das Gefühl, dazuzugehören und sich mit hundert Fremden gleichzeitig zur Musik zu bewegen.
Aus unserer Welt gerissen wurden wir, als die Musik abrupt endete. Doch statt Buhens wurde geklatscht und gejubelt. Ein gutaussehender Junge kletterte einige Streben an der Wand hoch um sich Gehör zu verschaffen. Er schaute auf seine Armbanduhr, und es wurde ganz leise. „3, 2, 1", zählte er dann runter, und dann brüllt er „Los!" und die Menge riss die Arme hoch. „Was..." setzte Niall an, doch er konnte seinen Satz nicht zu Ende bringen, da sich jeder in Bewegung setzte. Alle strömten auf den Ausgang zu und wir wurden mitgezogen. Ich hielt mich an Nialls Schärpe fest, damit ich ihn nicht verlor. Als ich durch die Türen gequetscht wurde, blieb mir kurz die Luft weg, aber eine Sekunde später stolperte ich ins Freie. Draußen war es mittlerweile dunkel und der Platz wurde von all den Lampions in ein warmes, orangenes Glühen getaucht.
Als endlich jeder draußen war, wurden die Tore der Halle geschlossen, und etwas anderes passierte. Die Jugendlichen begannen Reihen zu bilden, sowie auch die Erwachsenen. Sie stellten sich zwei großen Gruppen gegenüber voneinander auf. Ich entdeckte Marylin in ihrer Tracht in der ersten Reihe. Die ganze Zeit war es mucksmäuschenstill, allein das Rascheln der Kleider war zu hören. Niall und ich waren vorsichtshalber an den Rand gegangen, denn was auch immer jetzt passieren würde, wir hatten keine Ahnung davon.
Dann stellten sich vier Musiker am Rand auf - mit Akkordeon, Dudelsack, Geige und einer Flöte. Sie fingen an zu spielen, und bei dem süßen Klang bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Die langsame, liebliche Musik wurde rasch schneller bis es sich zu einem hohen Ton steigerte, dann abbrach. Dann, wie auf Signal, fingen alle an zu tanzen, während die Musiker sich die Seele aus dem Leib spielten. Die beiden Gruppen tanzten synchron. Der Tanz selber war schnell und lebhaft, die Beine wurden hoch in die Luft geschmissen. Es erinnerte mich an eine Mischung aus Ballett, Standart-Tanz und Hip Hop – und es sah genial aus. Wir sahen mit einer Mischung aus Belustigung und Begeisterung zu. Es schien eine feste schottische Schrittfolge zu geben, und als alle synchron tanzten, lachten und jubelten alle Zuschauer. Dann wich die Gruppe der Teenager zurück und machte Platz für die der Erwachsenen. Die kamen auf sie zu, sahen die Jugendlichen provozierend an, schwangen Röcke und Beine und stießen auffordernde Rufe aus, während sie das Beste vom schottischen Highland-Tanz zeigten. Von der gegnerischen Seite klangen Pfiffe und Geheul herüber. Die Erwachsenen wurden dann von den Jugendlichen zurückgetrieben, die sich somit Platz erschufen. Auch sie blieben beim schottischen Tanz, jedoch kamen aus ihren Reihen nacheinander einzelne Tänzer herausgesprungen, die sich in ihren eigenen Tänzen präsentierten: Breakdance, Hip-Hop, Jazz-Dance und noch einiges mehr. Niall und ich jubelten längst mit der Menge mit und feierten die Tänzer an.
Dieses Ritual des sich Überbieten wiederholte sich noch einige Mal. Obwohl beide Gruppen sich aufspielten, war keine der anderen überlegen. Ich hätte mich im Leben nicht entscheiden können, wer die besseren Tänzer waren.
Die Formation der Gruppen änderte sich, beide Gruppen liefen schräg aufeinander zu und bildeten neue, gemischte Reihen, bis jeder einen Partner aus der anderen Gruppe hatte.
Sie verneigten sich respektvoll voreinander, alt und jung, dann begannen sie erneut zu tanzen, weniger wild, dafür sehr konzentriert und bedacht. Ich beobachtete gerührt, wie alle Partner sich anlächelten und voller Respekt für den jeweils anderen waren. Nach einer gemeinsamen Drehung war das Schauspiel beendet. Die Paare lösten sich auf und alle verneigten sich erst voreinander, dann zum Publikum hin. Jeder klatschte, jubelte und schmiss Hüte und pfiff anerkennend. Niall und ich tauschten einen leuchtenden Blick aus.
„Und für alle, die bis jetzt nur rumstanden – ab auf die Tanzfläche mit euch!" Grölte jemand durch ein Megafon, was mit mehr Applaus und Pfiffen quittiert wurde. Die Musiker holten tief Luft und stimmten dann ein altbekanntes Stück an: Summer of 69. Wir lachten uns ungläubig an. „Das wird noch was mit der guten Musik, hier!" strahlte Niall und packte mich an der Hüfte. Und wir tanzten.
Leute- es tut mir total Leid, dass ich gestern nicht hochgeladen habe. Ich hatte einen mega stressigen Tag mit großer Prüfung, war spät zuhause und habe es dann einfach vergessen.
S O R R Y!!!
Ich sende virtuelle Schokolade an alle von euch zur Wiedergutmachung <3
Deshalb kommen heute die drei Kapis :)
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