Kapitel 33
Ich wachte von einem lauten Poltern auf. Erschrocken fuhr ich zusammen, wobei Wicked vorwurfsvoll maunzte, und sprang aus dem Bett. Kurz musste ich mich am Türrahmen festhalten, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Als ich schließlich aus meinem Zimmer platzte und mich umschaute, entdeckte ich Niall, der fluchend am unteren Treppenende saß und sich den Fuß hielt.
"Alles okay?" fragte ich müde. Niall schnaubte sarkastisch. "Klar. Hab mir bloß den kleinen Zeh gestoßen." Er beäugte den Fuß misstrauisch und bewegte ihn dann, wobei er das Gesicht verzog. Gespannt beobachtete ich, wie er sich am Geländer hochzog und sein Gewicht dann vorsichtig auf den verletzten Fuß verlagerte, es aber sofort wieder wegnahm. Er drehte den Kopf und sah mich an. "Muss ich jetzt zur Küche hüpfen oder stützt du mich?"
Da ich immer noch sauer auf ihn war, hob ich nur die Augenbrauen und sagte: "Wieso sollte ich? Du hast dir doch nur den Zeh gestoßen, stell dich nicht so an."
Er warf mir einen genervten Blick zu, dann hüpfte er aber tatsächlich auf einem Bein in Richtung Küche. Ich dagegen drehte mich um, ging zurück in mein Zimmer und legte mich zurück ins Bett. Meine Nacht war wieder einmal furchtbar gewesen, und langsam machte sich der Schlafmangel deutlich bemerkbar. Aber Wicked ließ nicht zu, dass ich mich wieder ins Bett legte. Er kletterte auf meinem Gesicht rum, spielte mit meinen Haaren und leckt meine Nase ab, bis ich schließlich die Frucht ergriff. Schlecht gelaunt stapfte ich runter in die Küche, wo Niall bereits am Tisch saß und sich ein Brot bestrich. Er drehte den Kopf und sah mich fragend an.
"Was?" fauchte ich.
Er hob abwehrend die Hände. "Woah. Hat da jemand schlechte Laune?"
Ich warf ihm einen grimmigen Blick zu. "An deiner Stelle würde ich mich in ruhe lassen."
Er lachte bloß und griff über den Tisch, um sich Milch einzugießen. Ich warf einen Blick auf die Uhr, die über der Tür hing. 08:12. Wie kam es eigentlich, dass ich immer so früh aufstand? Wenn wir hier schon festsaßen, sollte ich wenigstens ausschlafen.
"Und, was machen wir heute?" wollte Niall unverblümt wissen. Er verhielt sich so, als hätte es den Streit letzte Nacht nie gegeben. "Nichts", antwortete ich deshalb abweisend. "Solange du dich nicht entschuldigst, verbringe ich keine Zeit mit dir." Ich streckte bockig mein Kinn vor.
"Ich werde mich nicht für etwas entschuldigen, was ich jederzeit wieder sagen würde", erwiderte mein Tischnachbar dreist und schaute mir in die Augen. Wütend starrte ich zurück.
Eine Weile hielten wir den Blickkontakt aufrecht, ohne zu blinzeln. Ich war fest entschlossen, das Duell zu gewinnen, obwohl meine Augen bereits tränten. Schließlich hob Niall ergeben die Arme und seufzte auf.
"Schon gut, du hast gewonnen. Entschuldige bitte mein Verhalten. Zufrieden?"
Ich nickte und lehnte mich zurück.
"Aber", sagte Niall plötzlich, "ich bestimme, was wir heute machen."
Misstrauisch starrte ich ihn an. "Meinetwegen. Was hast du denn vor?"
"Wir fahren Skateboard!" strahlte er mich glücklich an und wartete auf eine Reaktion meinerseits.
Unschlüssig verzog ich das Gesicht und sagte: "Ich weiß nicht. Außerdem haben wir doch nur ein Skateboard."
"Kein Problem! Ich bin gestern gefahren, als du weg warst. Ich bringe es dir bei, was hältst du davon?" Doch er ließ mich gar nicht antworten, sondern zog mich bereits am Ärmel hinter sich her. Ich schaffte es, mir noch schnell mein Brot zu schnappen und es mir im Laufschritt in den Mund zu stopfen.
Niall und ich standen in der Einfahrt. Er mit dem Skateboard unterm Arm, und ich mit einem undefinierbaren Knäuel in der Hand.
"Helm, Ellbogen-, Knie- und Handschützer", erklärte er auf meinen fragenden Blick hin. Als ich das Knäuel entwirrte, kam ich mir ein bisschen so vor wie damals im Kindergarten, als ich Fahrradfahren gelernt hatte.
"Bist du sicher, dass das wirklich nötig ist?" fragte ich zweifelnd und schaute an mir herunter. "Ich fahre ja nur ein bisschen Skateboard, da werde ich mir ja wohl kaum was brechen."
Niall fing an zu lachen. "Glaub mir, Jenna, ohne diese Teile wärst du aufgeschmissen."
Ich streckte ihn die Zunge raus und griff nach dem Board. Er legte es vor mir auf den Boden und bot mir dann seinen Arm zum Festhalten an, aber ich lehnte grinsend ab. So schwer konnte es schließlich nicht sein, sich auf ein Brett mit vier Rädern zu stellen. Ich hob mein Bein, stellte mich drauf und drehte mich zu Niall um. 'Siehst du?', wollte ich sagen, aber die Wörter blieben mir in Hals stecken, als das Skateboard unter mir wegrutschte und ich mit rudernden Armen nach hinten kippte.
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