Kapitel 21
"Woah, Niall, ist das dein ernst?" fragte ich empört.
Ich schien eine neue Funktion als Einkaufswagen übernommen zu haben, denn mein lieber Mitbewohner stapelte mir immer weitere Einkäufe auf die Arme, sodass ich drohte, zusammenzubrechen.
"Hier, kriegst du das noch irgendwo unter? Vielleicht unter deinem rechten Arm? Das müsste doch gehen- na siehst du, passt."
Schnaufend versuchte ich den Kratzbaum, das Katzenklo, vier Kilo Katzenfutter in Dosen, Brot, Milch, Aufstriche und Belege, Schälchen, Knabberkram, Hygieneartikel sowie ein Skateboard zu balancieren.
"Wozu brauchst- du denn- ein Skateboard?"
keuchte ich.
"Bin als Teenager mal gefahren, später konnte ich das dann zeitlich nicht mehr, aber es ist höchste Zeit wieder anzufangen, findest du nicht auch?" antwortete Niall vergnügt.
Er bezahlte und führte mich dann in Richtung Ausgang, da meine Aussicht mehr als beschränkt war.
"Oh", sagte Niall, als wir auf dem Parkplatz standen. "Hab ganz vergessen, dass wir ja kein Auto haben! Wir müssen also laufen. Schaffst du das?"
Ganz sicher nicht. Aber eher würde ich mir die Zunge rausschneiden lassen, als das zuzugeben.
"Hmpf... klar. Kannst du mir vielleicht trotzdem was abnehmen?"
"Ich trage doch schon das Wasser!"
Wütend stieß ich ein Grunzen aus. Niall setzte sich ungerührt in Bewegung, und ich versuchte, durch eine winzige Lücke zwischen Katzenfutter und Kratzbaum den Weg zu erkennen.
Bei meinem Glück würde ich wahrscheinlich stolpern und mit der gesamten Ladung ordentlich hinfliegen, am besten noch vor großem Publikum.
Doch erstaunlicherweise schaffte ich es bis zwei Straßen vor unserem Haus.
Dort atmete ich hechelnd ein, um meinem armen, geschundenen Körper ein wenig Sauerstoff zuzuführen- und bekam prompt das flauschige Fell eines der Katzenspielzeuge in die Nase.
Es kitzelte so furchtbar, dass ich gar nicht anders konnte.
"Haaaaaaaaaaa-"
Niall drehte sich um, und als er erkannte, was unweigerlich passieren würde, wich er erschrocken zurück.
"-TSCHI!"
nieste ich laut. Mit einem gewaltigen Krachen landete alles, was ich in den Armen gehalten hatte, auf der Straße.
Bestürzt sah ich einer Dose Katzenfutter hinterher, die scheppernd den Berg hinunter wegrollte.
"Och Jenna. Musste das sein?"
Niall say much kopfschüttelnd an.
Ich drehte mich zu ihm um, stemmte die Hände in die Hüften und zischte: "Du Idiot hast mich die Sachen hier zweieinhalb Kilometer tragen lassen, ich konnte nicht mal mehr den Weg erkennen, weil ich gefühlte hundert Kilo im Arm hatte! Du hättest mir ruhig helfen können, stattdessen spazierst du gemütlich vor mir her und-"
"Ich hab das Wasser getragen! Oh, und die Zahnpasta."
"DAS WASSER?" explodierte ich.
"Du hast das verdammte WASSER getragen? Du bist... du bist so ein..."
Ich suchte hektisch nach einem Schimpfwort, das ich ihm an den Kopf knallen konnte, aber mir fiel nichts ein.
"Weißt du was? Trag den Scheiß alleine, mir reicht es. Dann kannst du mal sehen, wie viel sowas wiegt!"
Ich drehte mich auf dem Absatz um und ging, ohne einen Blick zurückzuwerfen, den Weg entlang nach hause.
So ein Arschloch.
Wenigstens Wicked begrüßte mich liebevoll. Sobald ich die Haustür aufschloss, kam er angesprungen und packte meinen Schnürsenkel. Ehe ich mich versah, hatte er ihn aus dem Schuh gezogen und flitzte in Richtung Wohnzimmer.
"He!" rief ich. "Komm zurück!"
Doch der kleine Kater hatte sich unter dem Sofa verschanzt und kaute genüsslich auf meinem armen Schnürsenkel rum.
"Wenn du rauskommst, streichel ich dich eine Stunde lang!" lockte ich. Keine Reaktion.
"Dann... darfst du heute im Bett schlafen. Oder du darfst Nialls Hoodie fressen, wenn du bloß den Schnürsenkel hergibst."
Wicked kaute seelenruhig weiter.
"Okay, weißt du was? Wenn du nicht rauskommst, darfst du in Nialls Bett machen!"
Wie erwartet reagierte der Kleine nicht, und ich gab mir innerlich einen High Five.
"Das ist aber nicht so freundlich", ertönte da eine Stimme hinter mir. Wenn man vom Teufel spricht.
Ich schnaubte und stand auf. Niall grinste mich über beide Ohren an.
Misstrauisch starrte ich zurück.
"Was ist?"
"Och, nichts! Du hast den Test bestanden", erklärte er mir und ließ den Kratzbaum und das Futter auf den Boden fallen.
"Welchen Test?"
"Ich wollte nur gucken, wie du reagierst. Ob du die Sachen trägst, oder ob du mich zwingst, sie zu tragen. Und ich freue mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass Sie mit Bravour abgeschnitten haben!"
Niall grinste immer breiter.
"Gut, die Sache mit dem Niesen war jetzt nicht ganz so geplant... aber das ist nebensächlich."
Heißt das, ich hatte die längsten zweieinhalb Kilometer meines Lebens unter schwerster Anstrengung zurückgelegt, damit Niall mich testen konnte? Bitte? Langsam zweifelte ich an der geistigen Reife meines Mitbewohners.
Schließlich holte ich tief Luft und seufzte. Ruhig bleiben, Jenna.
"Schön, das freut mich zu hören. Solltest du das nächste mal wieder einen Test planen, sag mir vorher Bescheid, damit ich rechtzeitig flüchten kann, okay? Und jetzt entschuldige mich, ich ruf den Tierarzt an und mache einen Termin für Wicked aus."
Ich drückte mich an Niall vorbei und lief in den Flur, in dem das Telefon hing.
Doch als ich den Hörer abnahm, kam nur ein unkontrolliertes Rauschen. Na super.
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