44. Kapitel
Beim letzten Kapitel gab es richtig viele Kommentare, das Level könnt ihr gerne beibehalten :)
-- -- -- -- --
Louis:
Ich will nicht lügen, aber ich will meinen Freunden auch nicht sagen, dass ich mit Harry verabredet bin. Verabredet. In diesem Moment, als er zugestimmt hat, dass wir und gemeinsam Paris anschauen werden, dachte ich sofort, dass es ein Date ist. Ein verfluchtes Date. Scheiße. Ich bin bei Olympia und nicht bei einer Live-Version von Tinder oder Grindr. Gut, Grindr eher weniger, wenn man bedenkt, mit wem ich mich treffe. Es ist kein Date. Möchte ich, dass es ein Date ist? Seltsamerweise schon. Fuck, und wie ich möchte, dass das ein Date ist. Ich fluche leise, als ich mir meinen Kram schnappe und mich auf den Weg zur Trainingshalle mache. Das war so definitiv nicht geplant. Ich mochte noch nie Dates. Ich hatte einige davon, aber mir waren sie bisher immer zu anstrengend. Dann habe ich angefangen, direkt anzusprechen, worum es eigentlich geht – Sex. Und es hat geklappt.
Jetzt erwische ich mich dabei, wie ich augenblicklich denke: es geht nicht nur um Sex. Es geht um sehr viel mehr und ich weiß nicht, wie ich es finden soll. Niall frage ich garantiert nicht. Da wäre ich schon blöd. Das hat gestern schon nicht gut geklappt. Liam? Nein, definitiv nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt mit jemandem darüber sprechen will. Ich bezweifle, dass das notwendig ist. Bis mittags denke ich darüber nach. Und ich google zwischendurch, wo in Paris Buchhandlungen zu finden sind, die nicht allzu weit weg vom Eiffelturm sind. Es gibt einige. Und Restaurants? Bestimmt auch. Ich brauche nicht auf mein Konto zu schauen. Ich weiß, dass ich das Essen bezahlen kann, auch wenn es etwas teurer wird.
„Du bist gut gelaunt", stellt mein Trainer fest. „Schlimm?" – „Nein, im Gegenteil", antwortet er mir und wir gehen zum Schwimmbecken. Ich sehe wie von selbst zum Sprungturm. Harry ist nicht dort, aber ich sehe Spencer, der die Leiter hinaufklettert. Ich beobachte seinen Sprung. Bei Harry sieht das besser aus, nicht so angespannt. Ich springe ins Becken und fange an, meine Bahnen zu ziehen. Harry ist bestimmt beim Krafttraining. Meine Zeit ist sehr gut. Nicht perfekt, aber nah dran. Zufrieden nickt mein Trainer. „Sei beim Wettkampf genauso gut gelaunt, wie heute, Louis. Dann gewinnst du garantiert." – „Ich werde es versuchen", nicke ich und stelle mich unter die Dusche.
Plötzlich kommt Niall auf mich zu. „Was machst du in der Schwimmhalle?", frage ich verwundert und schnappe mir mein Handtuch. „Dich suchen." – „Mich suchen? Was gibt's?" – „Es ist wegen Harry", fängt er an. Ich schüttle den sofort den Kopf. „Du brauchst gar nicht weiterzureden, Niall." – „Du weißt doch überhaupt nicht, was ich sagen möchte", widerspricht mein bester Freund, aber ich blocke ihn wieder ab. „Ich werde mich nicht von ihm fernhalten, okay?" Er seufzt. „Louis, du..." – „Nein. Lass stecken." Kurz schweigt Niall, ehe er fragt: „Hast du dich deswegen heute zu ihm gesetzt?" – „Mir ist klar, dass er nicht für Irland antritt und im ersten Moment seltsam wirkt, aber das ist mir egal. Er lenkt mich nicht ab und ich..." – „Du – was?", fragt er erwartungsvoll und verschränkt die Arme vor der Brust. „Nichts." Ich gehe an ihm vorbei in Richtung Ausgang. Ich werde gleich in meinem Zimmer in Ruhe duschen und mich fertig machen, um mich mit Harry zu treffen.
„Louis!" – „Lass mich, Niall." Er kommt mir hinterher. „Was ist los mit dir?" – „Gar nichts. Musst du nicht arbeiten?" – „Habe ich heute den ganzen Tag schon." – „Musst du nicht mit Amy sprechen? Sie erwartet bestimmt deinen Anruf." – „Du wirst gemein." Ich verdrehe die Augen und zucke mit den Schultern. „Lass es doch einfach sein." – „Was?" Ich presse die Lippen zusammen und warte darauf, dass der Aufzug kommt. „Ey, Louis!" Ich antworte Niall nicht. Er verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich wette mit dir, dass er es dir nicht gesagt hat." – „Was hast du gegen ihn?", frage ich Niall und halte die Aufzugtür auf, als ich drin stehe. Niall bleibt auf dem Flur. „Ich habe nichts gegen ihn." – „Bullshit", widerspreche ich sofort. Glaubt er, ich bin blöd? Natürlich merke ich, dass er ihn nicht leiden kann.
„Merkst du noch was?" – „Ich merke, dass du mich nervst. Geh mir nicht auf den Sack." – „Wenn du so mit ihm sprichst, nimmt er ganz schnell reiß aus." – „Und das ist dein Problem, weil?", frage ich ihn sarkastisch. Niall antwortet mir nicht. Er schüttelt nur den Kopf und geht. Endlich. Ich gehe aus der Fahrstuhltür und wenig später bin ich auf dem Weg nach oben zu meinem Zimmer. Ich springe unter die Dusche und wasche meine Haare direkt zweimal. Wenn man so oft in der Schwimmhalle ist wie ich, ist der Chlorgeruch irgendwann nicht mehr ganz so leicht aus den Haaren zu bekommen. Ich rasiere mich und steige schließlich aus der Dusche. Jetzt muss ich ein Outfit finden.
Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich ein Outfit für so einen Anlass brauchen könnte, also stehe ich entsprechend unschlüssig vor dem Schrank. Scheiße. Einen Anzug werde ich nicht anziehen, das ist definitiv zu viel des guten. Sportklamotten fallen auch raus. Schließlich fische ich eine Jeans und ein schlichtes Shirt heraus. Falls es nachher frisch werden sollte, habe ich meine Jeansjacke dabei.
Ich stelle mich noch einmal vor den Spiegel. Kann ich so rausgehen? Ja, doch. Das ist okay. Das geht. Ich schnappe mir meine Sachen und verlasse das Hotelzimmer, bevor ich es mir anders überlegen kann. Gerade, als ich unten ankomme, läuft Cayla mir über den Weg. „Sag mal, wieso streitest du dich mit Niall?" – „Hat er bei dir gepetzt?" – „Was ist hier..." Sie mustert mich. „Niall ist so dumm." – „Das bemerkst du erst jetzt?", frage ich nur. Sie schmunzelt und sieht mich wieder an. „Das hättest du doch sagen können." – „Was sagen können?", frage ich irritiert, aber Cayla geht gar nicht erst auf meine Frage an. „Es hätte mir heute Morgen schon klar sein müssen." – „Was?" – „Dass du verliebt bist." – „Wir haben doch erst gestern darüber gesprochen", antworte ich ihr. Sie grinst. „Niall ist vielleicht nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber dachtest du echt, ich merke das nicht?"
„Was?" – „Dass du nicht von Oliver gesprochen hast gestern." Ich schüttle leicht den Kopf. „Widersprich einfach nicht", sagt sie, bevor ich etwas antworten kann. „Heute morgen hast du dich schon zu ihm gesetzt und außerdem steht er hinter dir an den Aufzügen und – nicht umdrehen!", wirft sie ein. Ich zwinge mich, ihrer Anweisung zu folgen, und nicht sofort in Harrys Richtung zu schauen. „Und er sieht immer wieder kurz zu uns, so als würde er warten, dass ich gehe und er zu dir kommen kann. Er trägt ein Hemd, er hat sich mit dem Outfit echt Mühe gegeben." – „Das ist kein Date", antworte ich ihr und zucke mit einer Schulter. „Wir schauen uns nur Paris an." – „Die Stadt der Liebe." – „Halt die Klappe."
Sie grinst. „Ich werde Niall nichts sagen, der Kerl kommt sonst noch auf die Idee, euch zu folgen." – „Oh Gott, bitte nicht." – „Viel Spaß bei eurem Date. Versau es nicht, Louis." – „Es ist kein Date!", zische ich. Cayla lächelt scheinheilig, winkt Harry zu und geht dann. Ich atme tief durch. Manchmal hasse ich meine Freunde. Ich drehe mich um und – wow. Harry trägt ein hellblaues Hemd. Es schimmert ein wenig und er trägt eine schwarze Hose dazu. Es steht ihm unfassbar gut. Das Hemd ist zwei Knöpfe geöffnet und man erkennt den Ansatz seiner durchtrainierten Brust. Fuck.
„Hi... uhm... ich wollte Cayla nicht verjagen oder so", bringt er heraus. „Hast du nicht!", antworte ich sofort und schüttle den Kopf. „Uhm... wollen wir noch etwas essen oder..." – „Ich habe ein kleines Restaurant gefunden am Eiffelturm." – „Ein Restaurant?" Überrascht sieht er mich an. „Also... essen wir nicht hier?" – „Nicht, wenn du nicht möchtest", antworte ich ihm und füge dann hinzu: „Ich dachte, wir gehen am besten erst in eine Buchhandlung, bevor die alle schließen und essen danach etwas." Harry nickt. „Klingt sinnvoll. Er schultert seinen Totebag und lächelt kurz. Ich nicke und wir verlassen die Anlage. Sie Sonne ist noch nicht vollständig untergegangen. Bis der Buchladen schließt, haben wir noch etwa eineinhalb Stunden, aber wir müssen erst ein ganzes Stück mit der U-Bahn fahren.
Ich öffne die Karte auf meinem Handy und suche mir eine Wegbeschreibung raus. „Hast du das Buch von heute Morgen schon gelesen?", frage ich, um eine Unterhaltung zu startet. „Noch nicht ganz. Ich habe erst angefangen. Ich habe nur 100 Seiten heute geschafft." – „Nur 100?", perplex sehe ich ihn an. „Das ist ziemlich viel." Er zuckt mit den Schultern. „Für mich nicht."
Wir warten auf die U-Bahn. Harry schaut sich um. Ich hingegen schaue ihn an. „Das Hemd steht dir wirklich gut." Er schaut an sich herab und ich bemerke, dass er errötet. „Uhm... danke... das hatte ich sehr lange nicht mehr an." – „Es passt zu dir." Er lächelt ein bisschen. Die U-Bahn fährt und bringt und immer näher in Richtung Innenstadt. Ich sehe auf die Uhr. Der Eiffelturm glitzert immer zu jeder vollen Stunde. Wenn alles so läuft, wie geplant, stehen wir in dreieinhalb Stunden davor und können ihn ansehen.
-- -- -- -- --
Das blaue, glänzende Hemd also. Das kennen wir doch schon. Meint ihr, der Abend wird gut? Was wird noch so passieren?
Love, L
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro