☆ Where's My Love? ☆
Im Fahrstuhl brach ich auch schon zusammen und fiel auf die Knie.
Ich hatte in den vergangenen 10 Minuten so viel unterdrückt, dass all der Kummer aufeinmal heraus brach.
Ich vergaß natürlich in der Eile meine Jacke und wir hatten gerade einmal 4 C° auf den Straßen. In meiner eigenen zertrümmert Welt gefangen, interessierte es mich jedoch recht wenig. Ich lief durch die Abenddämmerung und wusste nicht einmal wohin. Wohin sollte ich?
Zu Dad, zu Jess oder doch zu meiner Schwiegermutter?
Nein.
Zu niemandem konnte ich gehen, niemandem konnte ich das alles erzählen. Niemand sollte wissen, dass unsere junge Ehe scheiterte.
Ich schämte mich so sehr.
Nach gefühlten zwei Stunden, die ich im Freien verbrachte, beschloss ich letztendlich in einem Hotel einzuchecken.
Ich war einfach nur noch müde und brauchte Schlaf. Ich würde mir überlegen müssen, was ich als nächstes tun würde. Eins stand fest, ich wollte nicht mehr zu William zurück.
~ 2,5 Monate später ~
Nach dem Einbruch des Aktienkurses von Avery Inc., welche durch einen Vertragsbruch mit einem Großinvestor entstanden sind, sprachen wir mit Geschäftsführer Mr. William Avery.
"Mr. Avery, es geschehen gerade einige Dinge mit schlimmen Auswirkungen für ihre Firma. Bereut ihr Vater den Rücktritt an Sie? Ebenfalls hörten wir, dass sie private Probleme hätten?
Wir haben Ihre Frau, Mrs. Adeline Avery, lange nicht mehr gesehen."
"Ich beantworte keine persönlichen Fragen und da sie sowieso nur auf diese hinaus wollen, ist das Interview beendet. Guten Tag."
Ich schalte den Fernseher aus und fange bitterlich an zu weinen.
Er sah so müde aus. Er hatte deutliche Augenringe, sein Haar wirkte glanzlos und seinen Bart trug er deutlich länger als gewohnt. Als er nach mir gefragt wurde, sah ich die Verletzlichkeit in seinen Augen.
Nur ich konnte sehen, was andere nicht sahen. Ich war seine Seelenverwandte.
Seit dem ich die Wahrheit erfahren hatte, habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Ich verschanzte mich in diesem Hotelzimmer und beschloss auf unbestimmte Zeit hier zu leben.
Gott sei Dank konnte ich mir das als Bestseller Autorin erlauben.
Ich hatte keine Kraft für einen kompletten Neuanfang inklusive Wohnungssuche.
Ich blockierte Will, wo ich auch nur konnte und dennoch fand er mich ca. eineinhalb Wochen später. Er war ein paar Mal hier gewesen und drohte sogar die Tür einzubrechen. Die Hotelsecurity machte es ihm jedoch schwer und war oftmals kurz davor die Polizei zu verständigen oder ihn eigenhändig rauszuschmeißen. Währenddessen hing ich, wie ein Häufchen Elend auf der anderen Seite der schwarzen Holztür und kämpfte mit mir selbst, nicht die Tür aufzuschließen und ihm zu verzeihen.
Noch nie in meinem Leben, fühlte ich mich so zwiegespalten. Ich war verletzt und ein Teil in mir ist dafür draufgegangen, aber ich liebte ihn. Ich wollte ihn so sehr.
Das war also echte Liebe.
Trotz des Vertrauensbruchs, sorgte ich mich um ihn, vermisste ich ihn und hätte ich nicht immer darauf geachtet ihm nicht persönlich zu begegnen, wäre ich ihm um den Hals gefallen. Auch nach zweieinhalb Monaten, kam ich nicht von ihm los.
Alle wussten bereits, dass wir gerade in einer Kriese steckten und doch wussten sie nicht annähernd, wie groß diese Kriese war. Sie ließen uns in Frieden, dachten es sei das Beste für uns. Wir kamen meinetwegen jedoch kein Stück voran. Ich war stolz.
Zu stolz um zu ihm zu gehen, zu stolz um ihm zu verzeihen.
Wir haben den 12. April. Heute ist der 17. Todestag meiner Mutter und heute vor einem Jahr, begann mein ganz persönliches Drama. Ich schaute in den Spiegel und beschloss, das Drama hinter mir zu lassen. Ich musste endlich weitermachen und Leben.
Mein Handy klingelte und riss mich aus meinem Kraftfeld, welches ich gedanklich aufgebaut hatte.
"Guten Tag Ms. Carter, oh Entschuldigung, ich meine natürlich Mrs. Avery.", entschuldigt sich der Mann vom anderen Ende der Leitung.
"Alles in Ordnung, das passiert nicht zum ersten Mal.", nehme ich seine Entschuldigung an.
"Ich bin Mr. Lane, erinnern Sie sich noch? Wir hatten uns vor zwei Jahren auf der Chicago Charity Gala kennengelernt.
Ich bin einer der Sponsoren."
"Mr. Lane, natürlich weiß ich noch wer Sie sind. Immerhin haben sie mich eingeladen. Womit habe ich die Ehre?"
"Nun ja, die Gala findet erneut statt und wir hatten ihnen mehrfach eine Einladung geschickt, nur blieb bis jetzt jeder Brief unbeantwortet. Sind sie vielleicht umgezogen?"
"Oh, es tut mir leid, Ehm, die Briefe müssen irgendwie untergegangen sein."
"Ist schon gut, ich rufe sie ja deshalb persönlich an. Wir können doch nicht auf Chicagos Bestseller Autorin unter 30 verzichten. Sie werden uns doch nicht im Stich lassen oder?"
"Natürlich können Sie auf mich zählen.
Wann ist es denn so weit?"
"Wunderbar, dann setze ich sie auf die VIP Liste und wir sehen uns dann morgen Abend. Ich freue mich auf sie!"
"Morgen Abend schon!? Ich..."
"Tut. Tut. Tut."
Na super. Ich hatte 24 Stunden bis zu der Charity Gala und nichts zum anziehen.
Es war leider keine der Wohltätigkeitsveranstaltungen, wo ein schlichtes Cocktailkleid reichen würde. Nein, hier waren pompöse, glitzerne Roben Gang und Gebe.
Ich wählte seine Nummer fast schon erneut um doch noch abzusagen, aber ich schaute in den Spiegel. Kein Versteckspiel mehr.
Das ist der Beginn deines Neuanfanges.
~
Vorsichtig schielte ich durch die Hotellobby und sichtete schon zwei von Williams Bodyguards. Sie lungerten hier schon seit zwei Monaten rum und sollten mich wahrscheinlich im Auge behalten.
Zu dumm nur, dass die Nebentreppe zum Notausgang die meiste Zeit geöffnet war.
Ich setzte meine Sonnenbrille auf und zog die Kapuze meines Pullovers über meinen Kopf, ehe ich in ein haltendes Taxi stieg. Ich fuhr zu C&C Couture und hoffte, dass sie etwas Passendes für mich hatten.
"Sie sind doch die Autorin von "Wildfire" und "Warm with you", nicht wahr?
Oh Gott, ich habe alle ihre Bücher gelesen!
Sie sind unglaublich!", sagte die junge Verkäuferin, als sie mich durch die Ladentür eintreten sah.
"Ehm..- Ja, die bin ich. Vielen Dank.
Ich bin heute aus einem ganz dringenden Anlass hier. Ich brauche ein extravagantes Kleid und zwar für Morgen."
"Hm.. Wir müssten dann eins finden, dass sehr gut passt, sodass man es nicht noch Anpassen müsste."
Sie lief langsam um mich herum und musterte meine Figur, was alles andere als angenehm war.
"Moment, ich glaube ich habe mit der gestrigen Lieferung etwas reinbekommen, das perfekt passen sollte.", hob sie den Zeigefinger und ging schnell an einen Kleiderständer im Nebenraum.
Schon fünf Minuten später, begutachtete ich mich im großen Spiegel.
Es war ein smaragdgrünes, langes Kleid mit V-förmigen Carmenausschnitt.
Es glitzerte so fein, dass man es nur sehen konnte, sobald man sich darin bewegte.
Mein Dekolleté und mein Hintern, waren in den letzten zwei Monaten eindeutig runder geworden, aber es sah gut aus.
So wie die Verkäuferin sagte, war es perfekt.
Das letzte Mal, dass ich ein langes, pompöses Kleid wie dieses trug, war an meiner Hochzeit. Der Gedanke an Will versetzte mir einen Stich und sofort versuchte ich den Gedanken an ihn zu verwerfen.
~
Williams POV
Der Fahrer fuhr durch die Straßen und ich schaute nach draußen.
Überall sah ich ihr Gesicht.
Ich konnte nicht mehr klar denken.
Das Licht, welches sie in mein Leben gebracht hatte, hat sie wieder genommen. Selbst Auto fahren konnte ich nach meinem Unfall nicht mehr, da ich nur noch an meine Frau dachte. Letzten Monat kollidierte ich nach ein paar Gläsern zu viel, mit einem Baum und kam ins Krankenhaus.
Als sie Adeline benachrichtigen wollten, wehrte ich mich mit Händen und Füßen dagegen. Sie sollte nicht aus Mitleid zurückkommen. Am Ende hätte sie noch gedacht, ich würde versuchen sie zu beeinflussen.
Ich konnte meine Taten nicht bereuen, denn sonst hätten Adeline und ich uns vielleicht nie kennengelernt. Ich lebte vor mich hin wie ein Geist und funktionierte nur. Dennoch war ich mir sicher, dass sie irgendwann zu mir zurückkommen würde.
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