☆ The War Against You ☆
Das Interview ist bereits über drei Wochen her und Adelines Wunsch, ging in Erfüllung.
Man sah sie nun in einem anderem Licht, wenn auch die ein oder andere Zeitung sie als unhöflich oder vorlaut abstempelte, so direkt wie sie während des Interviews war.
Sie hatte ihren Standpunkt erklärt und würde sich nun wieder voll auf ihren nächsten Roman konzentrieren können, was ihr vollkommen genügte.
Heute war der 12. April und somit der Todestag ihrer Mutter. Er jährte sich zum 16. Mal und wies Adeline erneut daraufhin, wie alt sie bereits war.
An dem Todestag Ihrer Mutter, war es quasi zu einer Tradition geworden, sich im O'hare Krankenhaus durchchecken zu lassen, um demselben Schicksal zu entgehen.
Saoirse Carter, gebürtige Irländerin, war viel zu früh von ihrer Familie gegangen.
Ihre Tochter konnte sich noch genau an den Sonntag Morgen errinern, als ihre Mutter mitten in der Kirche mit dem Kopf auf den harten Steinboden aufschlug, um schließlich im selben Krankenhaus behandelt zu werden, vor dem Adeline nun stand.
Es war kein einfacher Schwindelanfall, wie Saoirse behauptete. Nein, es war Leukämie.
Nachdem sie ihre Gedanken sortiert hatte, begab sie sich ins riesige Wartezimmer und sah die Uhr ticken.
Sie wollte das Gespräch, sowie die Untersuchung, so schnell wie möglich hinter sich bringen, da es sowieso keine neuen Erkenntnisse geben würde.
So wie jedes Jahr eben, aber sie hatte es ihrer Mutter noch auf dem Sterbebett versprochen.
"Ms. Adeline Carter?", ertönte die tiefe Stimme ihres Arztes Dr. Johns, welcher sie im Türrahmen stehend erwartungsvoll musterte. Adeline folgte ihm nickend in das Behandlungszimmer.
Dr. Johns Stirn lag wie immer in Falten, was wahrscheinlich seinem hohen Alter und dem ganzen Krankenhaustrubel geschuldet war. Dennoch schien er immer sehr freundlich.
"Wie fühlen Sie sich Ms. Carter, gibt es in den letzten Monaten irgendwelche Vorkommnisse oder Veränderungen?",
fragte der alte, pumelige Mann, während er sich die Brille auf der Nase zurecht schob.
"Ich bekomme in der letzten Zeit häufiger blaue Flecken ohne zu wissen woher sie kommen, ansonsten ist aber alles wie immer. Natürlich fühle ich mich auch mal schlapp, aber das trifft auf die Meisten zu, nach den ganzen regnerischen Monaten. Ich denke ein bisschen mehr Vitamin D, könnte niemandem schaden.", erklärte sie lächelnd.
Dr. Johns nahm das Dokument aus dem Labor in die Hände und begann zu lesen, als Adeline bemerkte, wie er immer blasser und blasser wurde. Seine Haltung versteifte sich zunehmend, während er sich räusperte und die Worte aussprach, welche Adeline niemals hören wollte.
"Die Blutwerte weisen auf einen starken Überschuss an weißen Blutkörperchen und eine sehr geringe Anzahl..."
Diese Worte reichten Adeline aus. Sie zählte innerhalb weniger Sekunden eins und eins zusammen.
"Leukämie, oder? Ich habe sie auch..", unterbricht Adeline, während ihr die Tränen über die Wangen kullern. Verschwommen, sieht sie das mitleidende Gesicht ihrer Arztes.
"Es tut mir leid, nach 16 Jahren hat es Sie auch getroffen. Aber wenn wir rasch mit der Bestrahlung anfangen und..."
"Auf keinen Fall werde ich mich demselben Leid unterziehen, welches meine Mutter jahrelang gequält hat, um dann noch feststellen zu müssen, dass es nichtmal etwas gebracht hat!", schrie sie ihm schon fast ins Gesicht.
Der erfahrene Arzt hielt inne und ließ seiner Patientin, die Zeit, die sie brauchte.
Sie war wütend.
Wütend auf ihre Mutter, dass das stärkste, was sie verband, nun eine Krankheit war. Wütend auf die Krankheit selbst, die ihr ihre geliebte Mutter gestohlen hatte, als sie gerade mal 12 Jahre alt war.
Und sie war wütend auf sich, da sie immer glaubte, all das hinter sich lassen zu können und sogar bis vor ein paar Minuten, den Gedanken hatte, diese jährlichen Kontrollen künftig sein zu lassen.
Die Welle der negativen Emotionen, die mehr als berechtigt waren, nahmen ein Ende. Sie kam langsam aus der schwarzen Tiefe ihrer Seele und so stark, wie die junge Frau mittlerweile war, würde sie jetzt nicht zu einem Wrack werden. Das schwor Adeline sich. Sie hatte früh gelernt stark zu sein, selbst ihren Vater, hatte sie in der Vergangenheit, mehrere Male trösten müssen. Obwohl sie die meiste Zeit ihres Lebens auf sich allein gestellt war, wusste sie, dass es das noch nicht gewesen war. Sie wollte mehr vom Leben und zwar so schnell wie möglich.
Langsam kam sie auf den Boden der Tatsachen zurück und sammelte sich.
"Ich werde dir nicht folgen, Mom. Noch nicht jetzt, auch wenn ich alles geben würde, um mit dir zusammen sein zu können. Es gibt für mich nur einen Weg hier rauszukommen. Ich werde leben.", dachte sie sich und beruhigte sich mit jedem in Gedanken gesprochenen Wort, ein bisschen mehr.
"Gibt es einen passenden Stammzellspender?", fragte Adeline nachdenklich und zugleich hoffnungsvoll.
"Nun ja, ich habe eben im System nachgeschaut und tatsächlich gab es bis vorletzter Woche, genau einen Treffer. Nur leider hat er sich von der Spenderliste streichen lassen und es sich anders überlegt, es tut mir leid.", sagte Dr. Johns niedergeschlagen.
"Wie meinen Sie das? Er hat sich streichen lassen? Wir müssen doch was tun können? Vielleicht überlegt er es sich nochmal, wenn sie ihm sagen, dass er jetzt wirklich ein Leben retten kann. Mein Leben.", sprach Adeline während sie hektisch mit den Armen gestikulierte.
"Das ist nicht so einfach Ms. Carter. Wir haben Richtlinien und diese können nicht gebrochen werden. Jeder Kontakt, den ich zu dem Spender aufbauen würde, würde mich meine Lizenz kosten. Ich rate Ihnen wirklich zu der Chemotherapie mit zusätzlicher Bestrahlung. Im besten Fall nimmt alles ein Ende. Ich bitte Sie, kommen Sie zur Vernunft.", sagte Dr. Johns mit gefalteten Händen.
Adeline würde nicht so leicht aufgeben. Dafür hatte sie zu viel Ehrgeiz und das Kind war noch lange nicht in den Brunnen gefallen. Sie hatte einen Geistesblitz und begann diesen in die Tat umzusetzen.
"Dr. Johns, ich schätze ihren Rat sehr und werde auf sie zurückkommen. Zuerst muss ich mich sammeln und mit meinem Vater darüber sprechen. Könnte ich bitte die Aufklärungsbögen und Aufnahmeblätter für den stationären Aufenthalt bekommen? Ein Glas Wasser, wäre ebenfalls sehr nett.", gab Adeline sich einen ticken zu traurig, als sie es eigentlich war und wischte sich die bereits eingetrockneten Tränen weg.
Dr. Johns ging auf jede Bitte ihrerseits ein und begab sich zum Schwesternzimmer, in welchem der Drucker stand.
Schnell, sprang Adeline vom Stuhl und stieß fast einen Jubelschrei aus als sie sah, dass der Doktor tatsächlich, den Computer angelassen hatte. Sie brauchte die Daten des Spenders. Wenn der Doktor ihn eben nicht kontaktieren wollte, dann würde sie es tun.
"Ah, da haben wir dich also, Mr. William Avery, Fullerton Ave in Chicago."
Nachdem sie sich die Kontaktdaten aufschrieb und alles an seinem alten Platz ließ, brachte Adeline ihr Schauspiel zu Ende und verabschiedete sich von Dr. Johns mit nur einem Ziel:
Fullerton Ave, Chicago.
Vor dem prächtigen, gläsernen Hochhaus angekommen war sie sich jedoch garnicht mehr so sicher, was sie dort genau tat.
Genau Adeline. Klopf an seine Tür und sag "Hallihallo, Mr. Avery, ich brauche bitte ihre Stammzellen, ich habe nämlich Leukämie und habe Ihre Daten geklaut.", überlegte sie und schlug sich in Gedanken gegen ihre Stirn.
Nein, ohne einen Plan, würde sie nicht in dieses Gebäude spazieren. Viel zu riskant. Es musste alles glatt laufen und das hier, war gar nicht Adeline. Viel zu spontan.
Sie setzte bereits zum gehen an, als ein schwarzer Sportwagen vorfuhr und ein junger, gutaussehender Mann ausstieg.
Ihre Beine machten keinen Satz mehr und sie fühlte sich schon beinahe gezwungen, ihm ins Gesicht zu schauen.
"Wow.", dachte sie sich. "Er schaut mich an und es fühlt sich an, als würde er mir tief bis in die Seele blicken. Hm, so wie er mich aber abcheckt, muss er ein Macho sein."
Bei diesem Gedanken, versuchte sie so unauffällig wie möglich zu schauen. Es war nicht ihre Art dahinzuschmelzen, als sei sie eine leichte Frau und doch tat sie es heimlich.
Ihre Blicke trafen sich erneut und der Mann mit den hellbraunen Haaren, schenkte ihr ein knappes Lächeln. In seiner Lederjacke, trat er an ihr vorbei und begab sich in genau das Gebäude, in welchem ihre Zielperson lebte.
Sie bemerkte die Gänsehaut, welche sich auf ihrem ganzen Körper ausbreitete und zog ihren Mantel etwas enger an sich heran, als wäre der Auslöser hierfür, die vorbeiziehende Frühlingsbriese.
Im Inneren, wusste sie jedoch genau, dass es einen anderen Grund dafür gab und dieser, ging gerade durch die Tür.
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Hallo liebe Leute 🖐
Wir kommen immer mehr in die Story rein und ich freue mich euch zu zeigen wie es weitergeht.
Oben im Bild zusehen, ist natürlich unsere Protagonistin Adeline.
Kommt gut durch die Woche!
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