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[21] • Gruppenarbeit

Ferien waren für mich eigentlich immer eine Zeit, die unspektakulär an mir vorüberzog. Normalerweise stapelte ich all meine ungelesenen Bücher neben meinem Bett und arbeitete eins nach dem anderen ab. Wenn ich die letzte Seite des letzten Buches dann gelesen hatte, blieb mir meist nur ein Abend, um zu begreifen, dass am nächsten Tag wieder der Unterricht beginnen würde. Diesmal jedoch schaffte ich es nicht, diesem Plan auch nur annähernd gerecht zu werden. Die erste Woche der Herbstferien neigte sich dem Ende und ich hatte noch kein einziges Buch meines meterhohen Turms beendet. Stattdessen saß ich im Dagobert, lektorierte Mels seitenlange Artikel, suchte passende Bilder für die Zeitungstexte im Internet zusammen oder drehte Däumchen auf dem Sofa, während die anderen über mich hinweg diskutierten.

Noch nie hatte ich in den Ferien ein Schulgebäude betreten und ich wusste jetzt, dass diese Erfahrung für den weiteren Verlauf meines Lebens auch nicht von Nöten gewesen wäre. Es fühlte sich schlichtweg falsch an. Wenn ich durch die Gänge huschte, überkam mich gelegentlich die Angst, Herr Vogt würde hinter der nächsten Ecke hervorspringen und mir eine Matheaufgabe gegen den Kopf knallen. Doch selbst der war sicher froh darüber, einen angemessenen Sicherheitsabstand zu dieser hormonpubertären Umgebung halten zu können. Mich hingegen hatte Cleo mit ihrer Motivation und ihrem Kampfgeist angesteckt, die nur aus einem einzigen Grund in ihr brannten: Sie wollte die nächste Ausgabe des Dagoberts zu der Besten machen, die die Schule jemals gesehen hatte und damit ganz nebenbei das Preisgeld des Breckstein-Wettbewerbs einstreichen. Zwar konnte Lars erste gestalterische Überarbeitung bereits die Verkaufszahlen ein klein wenig heben, allerdings bezeichnete ich dieses ambitionierte Vorhaben immer noch als eine Mammutaufgabe.

Ich hatte mich dazu hinreißen lassen, dem Team weiter auszuführen, was ich persönlich noch verbessern würde. Nach einer regen Diskussion über allmögliche Kleinigkeiten hatten wir uns dann schließlich auf ein Konzept geeinigt. Die Beteiligung daran hatte mich dann wohl automatisch zu einem Teil des Teams gemacht, weshalb ich jetzt bei jedem Treffen mit von der Partie war, zumindest vorübergehend. Jasper hatte mich deswegen ein bisschen ausgelacht, da ich mich bisher immer hartnäckig dagegen gewehrt hatte zum Dagobert zu gehören. Aber zugegeben, es machte Spaß. Das hier war vermutlich die erste vereinähnliche Freizeitaktivität, bei der ich nicht den nichtsnutzigen Eindringling verkörperte. Man respektierte meine Arbeit und so viel, wie wir uns aufgehalst hatten, wurde meine Hilfe auch dringend gebraucht. Die Snacks, die wir währenddessen in Unmengen verputzten, waren dabei ein nicht zu verachtender Bonus.

»Will jemand was vom Getränkeautomaten?«, fragte ich in die Runde, als es meinen Körper nach neuer Energie in Form eines dritten Kakaos dürstete.

»Kaffee!«, meldete Mel sogleich an, ohne die Finger von der Tastatur zu heben. Sie hämmerte so hart in die Tasten, dass ich befürchtete, das Teil würde jeden Augenblick in tausend Einzelteile zerspringen.

»Noch einen?« Mel hatte mich bereits hinsichtlich der Tassenanzahl übertrumpft. Wenn sie jetzt noch einen Schluck Kaffee zu sich nahm, dann würde sie wahrscheinlich einen Zustand von ganz anderem sphärischen Ausmaß erreichen. Das war nichts, was ich heute noch erleben wollte. Sie jagte mir auch so schon ein klein wenig Angst ein.

»Ja, sicher!«, betonte sie und bevor ich ihren Konsum kritisch hinterfragen konnte, mischten sich Markus und Lars ein, um ihre Getränkewünsche mitzuteilen.

»Okay, also zweimal Kaffee, einen Latte und für mich einen Kakao«, fasste ich noch einmal für mein Kurzzeitgedächtnis zusammen. »Cleo, was ist mit dir?«

»Hm?« Sie schreckte aus ihren Notizen fürs Inhaltsverzeichnis hoch, schien kurz verwirrt, aber fing sich schnell wieder. »Ah, warte. Ich komme gleich mit. So viele Becher kannst du doch gar nicht allein tragen.«

»Stimmt.« Das Problem hätte mich vermutlich erst unten am Automaten eingeholt.

Somit ließen wir die arbeitende Bevölkerung hinter uns und liefen durch die leeren Flure des Schulgebäudes, das so verlassen tatsächlich etwas Gespenstisches an sich hatte. Zumal es an manchen Stellen auch aussah wie eine alte, heruntergekommene Burg, nur weniger geschichtsträchtig, obwohl hier wahrscheinlich ebenso dramatische Kämpfe geführt wurden. Mit schwindendem Verstand gegen Zahlen, Klammern und Variablen.

»Irgendwann kracht das hier alles noch in sich zusammen«, bemerkte ich, als mir die Treppe mit dem bedenklich wackelnden Geländer ansteuerten. Auch die Decke war hier schon mit unzähligen Rissen durchzogen. Ich hoffte, dass ich nicht gerade jenen fatalen Moment heraufbeschwor.

»Bis jetzt ist immer noch alles gut gegangen, auch wenn sich hin und wieder mal ein paar Dachziegel verabschieden, wenn's draußen besonders windig ist.« Wie beruhigend. »Sie wollen wohl auch in naher Zukunft eine Renovierung angehen, aber ich gehe stark davon aus, dass unser Jahrgang davon nicht mehr profitieren wird.«

»Na die Baumaterialien dafür könnten sie sich ja aus der Cafeteria beschaffen. Das Kartoffelpüree wäre sicher ein prima Kleister.«

»Das würde sehr wahrscheinlich für die nächsten Jahre halten«, stimmte Cleo in mein Gedankenspiel mit ein und lachte.

Auf dem Weg nach unten zählten wir all die Mängel, die eine Schließung des Gebäudes wert gewesen wären, und als wir endlich das Erdgeschoss erreichten, war ich mir nicht mehr so sicher, ob ich mich diese Treppe noch einmal hinauf traute. Cleo war da weniger besorgt, aber sie hatte auch mehr Zeit hier drin verbracht, um sich an diese miserable Verfassung zu gewöhnen.

»Wenn du magst, können wir uns auch in Zukunft gemeinsam mit Sicherheitsseil durch die Schule bewegen«, schlug sie vor, als ich nicht damit aufhörte, mir abstruse Horrorszenarien zusammenzuspinnen.

»Oh, lass mal lieber. Ich möchte mir gerne noch die Möglichkeit lassen, Reißaus zu nehmen, wenn Lars und du mal wieder nur Augen für euch habt. Das wird für Außenstehende nämlich ganz schnell unangenehm.« Da nahm ich lieber in Kauf, dass sich der Boden unter meinen Füßen verabschiedete. Ihre Fesselspiele konnte sie gerne mit Lars verwirklichen.

»Jetzt tu nicht so, als wäre ich die Einzige, die hier schamlos herum flirtet. Oder hast du Jasper etwa schon wieder vergessen?« Als ob ich den gerade vergessen könnte. Der Kerl schwirrte mir fast ununterbrochen im Kopf umher, noch schlimmer als zuvor. Er hatte mir nun nicht nur gezeigt, wie gut sich seine Hände auf meiner Haut anfühlten, sondern auch wie süchtig seine Küsse machten.

»Was ist das jetzt eigentlich zwischen euch?«, stellte Cleo daraufhin die entscheidende Frage. Sie wusste von dem Kuss oder eher der ausgiebigen Knutscherei am Abend des Herbstballs. Ich hatte es ihr selbst erzählt, aber ich wäre wahrscheinlich geplatzt, hätte ich das nicht mit irgendwem geteilt. Außerdem war ich mir sicher, dass Jasper und ich das nicht auf Dauer vor allen hätten verheimlichen können. Für diesen einen Abend wäre uns vielleicht noch Cleos Trunkenheit zugutegekommen, aber ich glaube kaum, dass wir uns in Zukunft unauffälliger verhalten würden.

»Wir treffen uns hin und wieder.« Meine Antwort fiel so ungenau aus, weil ich selbst nicht recht wusste, wie ich das beschreiben sollte. Wir hatten uns ja schließlich darauf geeinigt, dass wir dem kein Label anhängen würden.

»Also sowas wie Freunde mit gewissen Vorzügen?«

»Na ja, irgendwas mit Pluszeichen eben.« Ich unterdrückte den Drang, mich gegen das Wort Freunde zu wehren. Ich wollte mit Cleo nicht die gleiche Diskussion führen müssen, die ich bereits mit Jasper ausgefochten hatte. Vor allem, da ich das Gefühl hatte, dass sie nicht so schnell einlenken würde wie er.

»Ich hatte Jasper irgendwie nicht als jemanden eingeschätzt, der sich auf so etwas Lockeres einlässt«, überlegte Cleo laut vor sich hin, während sie ein paar Geldmünzen aus ihrer vorderen Hosentasche fischte.

»Warum nicht?«

»Ich weiß nicht genau. So wie ich ihn bisher kennengelernt habe, dachte ich immer, er wäre eher so der Beziehungstyp.« Das hätte ich von mir selbst eigentlich auch behauptet. Aber mit den andauernden Umzügen war solch eine feste Bindung nichts mehr gewesen, was ich mir zumuten wollte. Gut, bislang hatte mich auch keiner so gereizt wie Jasper. Aber auch mit ihm wollte ich dieses Wagnis nicht eingehen, von dem ich wusste, dass es auf Dauer sowieso nicht funktionieren würde. Zumindest war sich Jasper im Klaren, woran er an mir war. Er hatte dem genauso zugestimmt, wie ich mich dazu überredet hatte, mich einfach fallen zu lassen und nicht alles zu zerdenken.

Vielmehr waren meine Gedanken voll von ihm. Ich rechnete es mir hoch an, dass ich mich daneben noch auf die Arbeit im Dagobert konzentrieren konnte. Allerdings war mir das heute nicht ganz so gelungen wie die Tage zuvor, aber das lag daran, dass ich ihn heute wiedersehen würde. Wir hatten uns einfach so verabredet, nichts Spezielles geplant. Wahrscheinlich würden wir wieder unserer üblichen Beschäftigung nachgehen. Ob wohl nun auch Küssen dazu zählte? Ich würde es mir wünschen und ich hoffte, dass Jasper mir diese Begierde von den Lippen ablesen konnte. Bevor ich dieser Vorstellung allerdings mehr Farben und Linien hinzufügen konnte, machte Cleo wieder auf sich aufmerksam.

»Was wollten die anderen nochmal haben?«, fragte sie, als sie nachdenklich vor dem alten Automaten stand. Ich schüttelte mir den Kopf frei und gesellte mich neben sie. Heimlich war ich froh, dass wir durch meine mentale Abwesenheit das angehende Gespräch über Beziehungen so schnell fallen lassen konnten. Das ersparte mir einiges an Erklärungsarbeit.

»Zweimal Kaffee und einen Latte.« Ich drückte auf den Knöpfen herum, worauf sich der erste Becher unter lautem Getöse füllte. Langsam kam die Maschine ihrer Aufgabe nach und wir lehnten uns abwartend gegen die nächstgelegene Wand.

Während Cleo die Arme vor der Brust verschränkte und ungeduldig mit den Fingern an den Fusseln ihres Wollpullovers zog, kehrten meine Gedanken im ratternden Takt des Automaten zu Jasper zurück. Neben der wundervollen Funkenexplosion, die er in mir entzündet hatte, erinnerte ich mich auch täglich an das, was er davor mit mir geteilt hatte. Die ehrlichen Worte über seine Familie, der Schmerz der damaligen Erinnerungen und unerfüllten Wünsche. »Hat Jasper eigentlich mit dir mal über seine Eltern gesprochen?« Mein Mund hatte ohne mein Zutun die Frage formuliert und ausgespuckt. Cleo traf ich damit etwas unvorbereitet, aber gleich darauf legten sich über ihr Gesicht grüblerische Züge und sie versuchte, sich an ihre Gespräche mit ihm zu erinnern. Vielleicht hatten sie neben dem Basketball auch mal über andere Dinge geredet.

»Seine Mutter ist vor längerer Zeit gestorben. Das hatte er mir mal anvertraut, obwohl ich es bereits wusste. Das hatte ich irgendwo mal aufgeschnappt. Ich glaube, sie hatte einen Gehirntumor.« Ich schluckte. Letzteres war mir neu.

»Und über seinen Vater? Ein einfaches Ja oder Nein würde reichen.« Ich hatte nicht vor, mir die Informationen über Jaspers Familie über anderem Wege zu besorgen. Allerdings wollte ich zumindest ein Gefühl dafür bekommen, ob sein Vater überhaupt etwas war, über das er redete.

»Über ihn hat er nie wirklich gesprochen. Ich habe den Eindruck, dass er mit seinem Vater nicht viel am Hut hat. Zumindest hatte es immer den Anschein, dass er ihn nicht gerne erwähnte, wenn mal kurz das Thema Familie aufkam. Ich könnte mich natürlich auch irren. Wir hatten ja auch überwiegend nur miteinander zutun, wenn es um einen Artikel für die Zeitung ging.«

Also könnte sein Vater tatsächlich ein Tabuthema sein. Vielleicht war es gut, über Cleos Einschätzung Bescheid zu wissen, damit ich nicht aus Versehen in irgendwelche Fettnäpfchen trat und die Sache zwischen uns verkomplizierte. Natürlich durfte er mit mir teilen, was er wollte, wenn er das von sich aus tat. Ich würde ihn dazu nicht drängen. Damit würde ich mich in meiner Position nicht wohlfühlen und er sich sicher auch nicht.

»Hat er dir denn etwas erzählt?«, drehte Cleo daraufhin den Spieß um.

»Ja, das mit seiner Mutter.« Ich hätte ihr nichts davon erzählt, hätte ich mehr gewusst. Wie gesagt, es war Jaspers Entscheidung, wem er was anvertraute. Dahingehend wollte ich mich nicht einmischen.

Cleo merkte selbst, dass ich auch dieses Thema nicht weiter vertiefen wollte. Glücklicherweise verstummte in diesem Moment der Getränkeautomat. Der erste Kaffee war fertig. Cleo griff nach dem vollen Becher und stellte ihn auf einem der Stehtische ab, bevor sie den nächsten Kaffee in Auftrag geben wollte. Allerdings kam mir wieder das Bild von der hyperaktiven Mel in den Kopf und ich stoppte sie, ehe sie die erste Taste drücken konnte.

»Warte.« Cleo hielt abrupt inne. Ihre Finger schwebten reglos über dem Zahlenfeld. »Ich glaube, wir sollten Mel etwas anderes mitbringen. Einen Muckefuck oder so, sonst dreht die uns noch am Rad.«

»Einen was?« Cleo lachte auf.

»Kennst du nicht? Kaffee ohne Koffein. Hat meine Oma immer gesagt.«

»Hört sich eher nach einer Beleidigung an«, meinte sie und kicherte. »Aber ich gebe dir recht. Mel hat wahrscheinlich bereits genug Koffein intus, um noch eine Nachtschicht einzulegen.«

»Genau das soll sie mal schön bleiben lassen. So langsam komme ich nämlich mit dem Lektorieren bei ihr nicht mehr hinterher.« Ich suchte die Anzeigetafel des Automaten ab. »Ah, da haben wir ihn ja. Eine aus dem Englischkurs trinkt dieses Zeug immer, deswegen wusste ich, dass es sowas hier gibt. Ich weiß zwar ehrlich nicht, wie man dieses Gesöff genießen kann, vor allem da es noch nicht einmal einen erstrebenswerten Nebeneffekt hat, aber manches wird wohl für immer unerklärlich bleiben.«

»Aber das heißt hier doch nicht auch Muckefuck, oder?« Cleo schob ihr Gesicht neben meins.

»Nein. Kaffee ohne Koffein in Klammern.«

»Wie langweilig.« Sie zückte ihren Permanentmarker aus der Hosentasche, zog den Deckel ab und schrieb in Großbuchstaben Muckefuck auf das kleine Schild. »Das gibt dem Getränk wenigstens ein bisschen Charakter.«

»Nach dem Motto der Name eilt dem Geschmack voraus

»Genau«, stimmte Cleo zu und betrachtete stolz ihr Werk. Ich grinste. Vielleicht würde ich es mir so auch irgendwann einmal gönnen, der alten Zeiten bei meiner Oma wegen.

Als wir schließlich alle Bestellungen und unsere eigenen Becher beisammen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg ins oberste Stockwerk. Ein Glück, dass ich mich darauf konzentrieren musste, nichts zu verschütten, sodass mir nicht jede einzelne Baustelle ins Auge stach.

»Lieferung!«, rief Cleo, als wir bei den anderen ankamen. Wir stießen auf minimale Reaktionen, alle waren viel zu sehr mit ihren Aufgaben beschäftigt, weswegen wir kommentarlos jedem seinen Becher hinstellten. Es dauerte nicht lang und Mel legte Beschwerde ein.

»Das schmeckt irgendwie komisch. Seid ihr sicher, dass das richtiger Kaffee ist?«

»'Türlich!«, log ich und fühlte mich keineswegs schlecht dabei. »Vielleicht liegt's am Automaten.«

»Bestimmt«, pflichtete Cleo bei und verkniff sich mit Mühe ihr Lachen. Unter meinem Einfluss entwickelte sie sich zu einer hervorragenden Komplizin. Ich schenkte ihr ein heimliches Grinsen und wandte mich dann wieder meinem Bildschirm zu. Mel trank mit verzogener Grimasse ihren Muckefuck und wir machten uns allesamt wieder an die Arbeit.

■■■

Die nächsten Stunden vergingen irgendwo zwischen Hektik und gemütlich am Kakao nippen. Wir bekamen einiges geschafft, was die folgende Woche trotzdem nicht unbedingt lockerer gestaltete. Ungeachtet des heutigen Tages hatten wir noch einiges vor. Falls wir allerdings in diesem Tempo weitermachten, standen die Chancen gut, rechtzeitig fertig zu werden und vielleicht auch, um in die engere Auswahl bei Breckstein zu kommen. Doch für heute hatte ich mein Limit erreicht. Meine Augen waren müde vom konstanten auf dem Bildschirm schauen und die Schmerzen in meinem Rücken zogen sich bis in den Nacken hoch. In mir schrie alles nach Feierabend. Und als hätte er meine Erschöpfung gespürt, ploppte auf meinem Handy eine neue Nachricht von Jasper auf.

Auch wenn meine Gliedmaßen immer noch rebellierten, ich war zumindest wieder hellwach und auch ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, was ich jedoch sofort zu unterdrücken versuchte, bevor die anderen es bemerkten. Dennoch war klar, dass ich diese neugewonnene Energie für die Person nutzen würde, die sie in mir ausgelöst hatte.

»So, ich muss los«, ließ ich die anderen wissen, während ich bereits meine Tasche packte und den Computer herunterfuhr.

»Verabredung?«, trällerte Cleo und wackelte mit den Augenbrauen.

Ich drehte mich mit aufgesetzter Verärgerung zu ihr um und bedachte sie mit einem bösen Blick.

»Jaha«, gab ich trotzig von mir. Eilig schulterte ich meine Tasche und flitzte Richtung Ausgang. »Wir sehen uns.«

Im Gegensatz zu den anderen, die meine Verabschiedung normal erwiderten, ließ es sich Cleo nicht nehmen, mir noch ein zuckersüßes »Viel Spaß!« hinterherzuflöten, wofür ich nur noch ein Augenverdrehen übrig hatte. Wie nervig sie doch sein konnte.

Der kleine Ärger über Cleos Sticheleien verrauchte jedoch schon bei der ersten Treppenstufe, die ich nach unten nahm. Zum Ausgleich breitete sich in mir eine prickelnde Vorfreude aus, gemixt mit einem Schuss Aufregung, da ich nicht abzusehen wusste, ob mich gleich bei Jaspers Anblick eine leichte Verlegenheit überkommen würde. Die Antwort darauf erhielt ich wenige Sekunden später, als ich durch die große Glastür trat und er am Ende des kleinen Vorhofes auf mich wartete. Sein Blick hob sich mit dem Moment, in dem mich die fröstelnde Herbstluft erfasste, genauso wie seine Augen es taten. Mein Herz machte einen Purzelbaum und gleich darauf noch einen Rückwärtssalto, als ich sah, wie ein Schmunzeln seine Mundwinkel umspielte. Das Lächeln von eben kehrte unaufhaltsam auf meine Lippen zurück.

»Hi«, sagte ich nur, sobald ich ihn erreicht hatte.

»Hi«, wiederholte er und grinste noch ein bisschen mehr. Ich wusste daraufhin nicht mehr weiter und hätte mir vor lauter Scheu am liebsten die Hände vors Gesicht geschlagen. Stattdessen senkte ich meinen Blick und betrachtete den Reißverschluss seiner nachtblauen Jacke. Auch Jasper hatte nicht vor die aufkeimende Stille zwischen uns mit Worten zu durchbrechen. Nur hatte er eine andere Alternative im Sinn. Seine Finger legten sich unter mein Kinn und aus eigenem Willen schaute ich wieder zu ihm hoch, denn ich wollte das, was ich glaubte, nun von ihm zu bekommen. Gleichzeitig mit dieser Bewegung beugte er sich zu mir hinunter und mit anhaltendem Atem streckte ich mich ihm entgegen.

Er stoppte kurz vor meinem Gesicht, ließ zwei Sekunden voller sehnsüchtiger Erwartung verstreichen und senkte dann seinen Mund auf meinen. Der Kuss diesmal war leicht und vorsichtig, als würde er austesten, ob ich ihn noch immer begehrte. Oder er wollte uns einfach eine neue Erfahrung schenken. Denn diese Berührung war schön. Glasklares Küstenmeerwasser schön. Auf diesen sanften Wellen ließ ich mich treiben, bis wir uns ganz langsam voneinander lösten.

»Und was haben wir jetzt vor?«, flüsterte ich an seinen Lippen. Er küsste mich noch einmal. Kurz und mit ein wenig mehr Druck.

»Hm, ich dachte an das Übliche.« Unsere Finger fanden sich, kreisten unablässig umeinander. Diesmal setzte ich zu einem Kuss an, den er mit einem Seufzen erwiderte.

»Klingt gut.«

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