VIERUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
„Es ist ein Mädchen?", frage ich und merke wie mir die Tränen kommen. „Sie ist gesund und munter, schreit wie eine große und Sam ist auch wieder wach. Willst du sie sehen?", fragt er mich strahlend. Was für eine Frage. Natürlich. Ich nicke und versuche meine Aufregung etwas zu drosseln. Als ich in das Zimmer komme, sitzt mein Bruder auf dem Bett neben seiner Frau und hält ein kleines Bündel in seinem Arm. „Hey", sage ich ganz leise und sehe sie mir an. Sie ist so wunderschön und ganz der Papa. „Darf ich dir deine kleine Nichte Emma vorstellen?". „Herzlichen Glückwunsch ihr beiden. Das habt ihr wirklich ganz zauberhaft hinbekommen", meine ich strahlend und kann es noch immer nicht fassen.
Zwei Monate später
Heute ist der Tag der Hochzeit. Der Mann, den ich liebe, heiratet Svenja, die Mutter seines ungeborenen Kindes. Das fühlt sich alles schrecklich an. Der einzige Lichtblick ist meine kleine zuckersüße Nichte Emma. Sie ist wirklich zum knuddeln. Die Geburt hat sie zum Glück komplett ohne Schaden überstanden und auch Sam geht es nach dem Notkaiserschnitt wieder gut. Schon nach wenigen Tagen konnten die beiden die Klinik wieder verlassen und sich zu Hause von Josh rund um verwöhnen lassen. Die drei sind wirklich eine süße kleine Familie. Da könnte man schon echt neidisch werden.
Ron ist nach unserer Trennung ausgezogen. Laut Sam wohnt er nun ganz in Berlin und baut dort weiter den Standort auf.
„Weißt du jetzt endlich was du anziehen willst?", fragt Sam mit Emma auf dem Arm. „Nein und wenn ich ehrlich bin habe ich auch echt keine Lust auf diese dämliche Hochzeit zu gehen", sage ich wütend und nehme Emma auf meinen Arm. „Doch du kommst mit, Arthur soll sehen was er sich entgehen lässt". Sie ist wirklich davon überzeugt, dass ich die Hochzeit verhindern kann. „Deine Mama hat eine kleine Macke", flüstere ich Emma zu, welche einfach weiter schläft.
„Rede meiner Tochter nicht so etwas ein. Ich will doch nur, dass du glücklich bist. Und das ist im Moment einfach nicht der Fall. Du warst entweder in der Klinik oder hast dich zu Hause eingeigelt". Sam hält mir mein rotes Kleid entgegen und nickt. „Das wirst du anziehen. Darin siehst du unwiderstehlich aus". Ich schüttele genervt den Kopf und setze mich samt Emma auf mein Bett. „Was ziehst du denn eigentlich an?", frage ich neugierig und studiere einmal mehr meine kleine Nichte. Wie kann man nur so klein und trotzdem so perfekt sein?
„Ich habe mir ein blaues Kleid gekauft. Ich passe ja jetzt endlich wieder in kleinere Größen", sagt sie schwärmend. Es ist echt erstaunlich, dass sie so kurz nach der Geburt schon wieder ihr altes Gewicht zurück hat. Ein Traum für jede junge Mutter.
Josh ist schon bei Arthur. Er ist scheinbar der Trauzeuge.
„Wir haben jetzt endlich einen Termin für die Taufe bekommen. Halte dir also bitte den ersten Sonntag im Mai frei", sagt sie strahlend. Sam ist wirklich eine richtig tolle Mom. Wenn Emma schreit, weiß sie sofort was ihrer Tochter fehlt, aber das muss wohl so sein.
„Aber sicher. Ich bin doch deine Patentante, stimmt's kleine Emma? Wollt ihr euch nicht vielleicht mal wieder ein Wochenende zu zweit gönnen? Ich würde so gerne wieder auf sie aufpassen". Ja ich gestehe, ich bin verliebt. Verliebt in meine Nichte.
„Von mir aus gerne. Aber du kennst doch deinen Bruder. Er würde Emma doch sogar mit in die Klinik nehmen. Er hütet sie wie seinen Augapfel". Sam schüttelt lachend den Kopf.
„Das ist ja auch kein Wunder. Sie ist ja auch seine Prinzessin".
- - - - - - - - - -
Drei Stunden später sitze ich neben Sam, welche Emma im Arm hält, auf einem Hoteldach in New York. Hier wird in wenigen Minuten die Trauung von Arthur und Svenja stattfinden. Ich bin wirklich auf das Kleid gespannt. Arthur jedenfalls sieht schon mal zum Anbeißen aus. Mir persönlich geht es nicht wirklich gut. Dieser Tag tut wirklich weh. Ich weiß noch immer nicht, wieso ich mir das ganze hier antue.
Als die Musik beginnt zu spielen, stehen alle auf und sehen zu dem großen Blumenbogen am Eingang. Svenja trägt ein Brautkleid im Mermaid Stil. Ich persönlich finde ja, dass es ihr überhaupt nicht steht.
Und noch etwas irritiert mich. Dieses Kleid sitzt so hauteng an ihr, dass man doch eigentlich schon etwas von dem Babybauch erkennen müsste. Aber da ist gar nichts. Alles total flach. Da stimmt etwas nicht.
Aber das ist nicht meine Angelegenheit.
- - -
„Und nun frage ich Sie, Svenja, möchten Sie den hier anwesenden Arthur zu Ihrem Mann nehmen. Ihn lieben und ehren bis das der Tod euch scheidet? Dann antworten Sie bitte mit »Ja«". „Ja".
Bevor Arthur seine Frage beantworten soll, haue ich ab. Ich kann das nicht mit ansehen. „Es tut mir leid, Sam. Ich kann das nicht", flüstere ich ihr zu, ehe ich reiß aus nehme. Als ich jedoch im Hotelgebäude angekommen bin, werde ich mal wieder am Arm festgehalten. „Sophia". Was macht er hier? An meinen Wangen laufen Tränen hinab. „Was machst du hier? Du solltest doch jetzt da draußen sein und die Frau deines Lebens heiraten", schluchze ich und traue mich nicht mich umzudrehen. Er soll nicht sehen, wie sehr ich unter dieser Situation leide.
„Und was ist... was ist wenn die Frau meines Lebens genau hier vor mir steht?", fragt er und dreht mich langsam um. „Arthur...". „Nein, Sophia. Ich denke, ich sollte jetzt reden. Ich habe dir vor Monaten schon gesagt, dass ich dich liebe. Und daran hat sich auch gar nichts geändert. Wie denn auch. Svenja ist gar nicht schwanger, aber das erkläre ich dir ein anderes Mal. Wichtig ist jetzt nur, dass du weißt wie sehr ich dich liebe", meint er und zieht mich an sich. Ich kann darauf gar nichts erwidern, da mein gesamtes Gesicht von Tränen überströmt ist. Stattdessen kralle ich mich an ihn und lasse ihn nicht mehr los.
Ich werde ihn nie wieder los lassen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro