SIEBEN
SIEBEN
„Du hast mir gar nicht gesagt, dass du einen Freund hast"; meint Sam grinsend und deutet auf Ron, welcher sich gerade mit meinem Bruder und dessen bestem Freund unterhält.
„Ich habe auch keinen. Allerdings weiß er von Arthur und er ist heiß. Ich meine, hast du ihn dir schon einmal angesehen? Er könnte Model sein." Okay, ich sollte vielleicht aufhören so von Ron zu schwärmen. Ich kenne ihn praktisch gar nicht.
„So ist das also. Du nutzt ihn als Freund, um Arthur eifersüchtig zu machen. Soph, ich bin beeindruckt. Hab einfach ein bisschen Spaß, ich muss dir nämlich Recht geben, Ron ist schon kein schlechter Anblick", kichert meine beste Freundin, ehe sie sich ans Buffet begibt.
Als ich am nächsten Tag in die Klinik komme, ist auf der neurologischen Station ein unfassbarer Trubel. „Guten Morgen. Was ist denn hier los?", frage ich eine der Schwestern auf dem Flur.
„Sophia, gut das du da bist. Lola ist verschwunden und Arthur ist schon am verzweifeln weil niemand weiß so sie sein könnte", berichtet sie mir mit gerunzelter Stirn.
Oh Gott.
„Arthur? Kann ich euch helfen?", frage ich nervös als ich die anderen Ärzte erreiche.
„Das ist Sophia King, sie ist in den letzten Zügen des Studiums. Sie hat Lola betreut. Das sind Mitarbeiterinnen des Sozialamtes", erklärt mir Arthur nachdenklich.
„Mitarbeiterinnen des Sozialamtes?", frage ich nochmals nach.
„Lola ist verschwunden. Das mussten wir melden, sonst hätten wir uns strafbar gemacht. Sie ist noch minderjährig. Ihre Mom ist schon benachrichtigt".
Ich nicke und überlege wo Lola sein könnte.
„Gut, wir geben das der Polizei weiter. Wie Sie ja gesagt haben, ist Lola in Therapie bei ihnen."
Ich nicke erneut. „Ja und wenn sich mein Verdacht bestätigt, dann ist sie in Lebensgefahr. Lola ist stark untergewichtig und ihr Dad bestärkt sie darin, weiter abzunehmen. Er war vor einem knappen Monat das erste Mal hier und hat damals versucht sie mit nach Hause zu nehmen. Allerdings wollte Lola das nicht und wir konnten ihn abwimmeln. Danach kam er wohl immer mal wieder und hat Versuche gestartet. Wenn ich Recht haben sollte und sie wirklich bei ihm ist, dann habe ich wirklich Grund zur Sorge. Lola wiegt kaum mehr etwas und sie ist sehr schwach. Ich weiß nicht ob sie das lange durchhalten würde", gebe ich bekannt. Arthur legt seine Hand auf meine Schulter. „Wir finden sie", flüstert er in mein Ohr. Ich nicke lediglich und kaue an meinen Fingernägeln, wie immer wenn ich nervös bin.
„So die Polizei hat eine Fahndung herausgegeben", gibt die Dame des Sozialamtes bekannt.
„Wenn Dr. Clark nichts dagegen hat, würde ich mich gerne an der Suche beteiligen", sage ich und sehe Arthur an. Dieser nickt und zieht selber seinen Kittel aus.
„Ich werde Miss King begleiten", erklärt er und lächelt mich an.
Seine Entscheidung treibt mir ein kleines Lächeln auf die Lippen.
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„Hast du eine Idee wo wir suchen könnten?", erkundigt sich Arthur als wir in seinem Auto sitzen und vom Krankenhausparkplatz fahren.
„Ich weiß nicht genau. So viel haben wir uns jetzt auch noch nicht über solche Dinge unterhalten", gestehe ich und knete meine Hände.
„Hey, das ist nicht deine Schuld, okay? Denk jetzt ganz ruhig nach. Vielleicht hat sie dir von einem Lieblingsort erzählt", hilft er mir und fädelt sich in den Verkehr ein.
„Ja, das hat sie wirklich. Sie hat mir immer von einem Baumhaus im Garten ihrer Großeltern erzählt", meine ich und sehe zu Arthur. „Okay, hast du eine Adresse?", fragt er ruhig nach. „Nein aber ich rufe schnell ihre Mom an."
„Vielen Dank. Wir machen uns sofort auf den Weg. Bleiben Sie am besten zu Hause, falls Lola auftauchen sollte", sage ich und beende das Telefonat mit Lola's Mom.
Ich nenne Arthur die Adresse und verstaue mein Smartphone.
„Ok, das ist gar nicht so weit weg. Ich denke wir werden in etwa zehn Minuten da sein", meint er. Ich nicke und sehe aus dem Fenster. „Was machen wir wenn sie da nicht ist? Arthur da stimmt doch was nicht", gebe ich zu bedenken.
„Sophia, wir bleiben jetzt erst einmal ganz ruhig. Wenn wir sie nicht finden, findet sie jemand anderes."
Hoffentlich hat er Recht. Ich würde mir totale Vorwürfe machen, wenn Lola was zustoßen würde.
„Seit wann ist sie denn verschwunden?", frage ich nervös.
„Wir wissen es nicht genau. Die Nachtschwester hat sie gestern Abend, bei ihrer ersten Runde, noch gesehen, danach allerdings nicht mehr. Wir vermuten das sie da abgehauen sein muss", antwortet er als sein Smartphone klingelt. Er fährt sofort an den Straßenrand und nimmt das Gespräch an.
„Ja? Ja alles klar. Ja wir sind gleich da", höre ich ihn sagen.
„Lola wurde gefunden", berichtet er mir und wendet sein Auto.
„Was? Aber wo?", frage ich mit großen Augen.
„Sie lag im Central Park . Ohnmächtig", antwortet er mir und runzelt die Stirn.
Ich lasse mich in meinem Sitz sinken und sehe aus dem Fenster, die Häuser von New York ziehen nur so an mir vorbei.
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„Die Kollegen haben sie ins Koma gelegt. Eure Patientin hatte echt Glück, dass sie gefunden wurde. Ein paar Stunden später und es wäre zu spät. Ich weiß noch nicht was sie alles geschluckt hat, allerdings war es nicht wenig. Die Schwestern haben gesagt, dass bei ihnen Medikamente fehlen", berichtet Joshua welcher uns in der Klinik abfängt. Ich sehe abwechselnd zu Josh und Arthur. Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Ich raufe meine Haare.
„Hey, Soph. Alles gut bei dir?", höre ich meinen Bruder fragen, welcher seine Hand auf meinen Arm gelegt hat.
„Wie bitte? Ja alles okay. Mich nimmt das nur alles etwas mit", gestehe ich und setze mich auf einen der Stühle im Flur.
„Wenn du magst kannst du nach Hause gehen. Das war alles etwas viel", bietet mir Arthur an, doch das werde ich nicht machen. Ich kann mich davon nicht unterkriegen lassen.
„Nein. Ich habe schließlich auch noch andere Patienten", wiegle ich ab und gehe in das Dienstzimmer um meinen Kittel anzuziehen.
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