NEUN
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„Mein Vater hatte es", höre ich eine weibliche Stimme sagen. Als ich mich umdrehe sehe Lolas Mom mit Tränen in den Augen vor uns stehen.
„Wie schlimm ist es?", möchte sie wissen.
„Der Tumor sitzt an der Netzhaut. Wir können zwar operieren und das Gewebe entfernen, allerdings besteht immer die Gefahr das etwas verletzt wird. Wir können also nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob Ihre Tochter nach dem Eingriff ihre Sehkraft behalten wird. Wir warten bis Lola erwacht ist und werden sie in die Entscheidung mit einbinden", sagt Joshua routiniert und nimmt Lolas Mom mit in sein Büro, während Arthur und ich zurück bleiben.
„Schöner Mist".
„Das kannst du laut sagen", stimmt mir Arthur zu.
„Es tut mir leid das sagen zu müssen, aber ab jetzt ist Lola wieder meine Patientin", erklärt mir Joshua und geht ebenfalls in Joshuas Büro, während ich weiter vor Lolas Tür stehen bleibe und durch das kleine Fenster gucke. Wie kann es sein, dass dieses Mädchen so viel erleiden muss?
Heute ist mein letzter Tag in der Klinik, bevor ich die restlichen Tage zum lernen habe.
Als ich ins Dienstzimmer komme, sitzt meine persönliche Freundin Svenja am PC und sieht mich hochnäsig an. „Jetzt ist sie doch wieder meine Patientin", sagt sie grinsend und wendet sich wieder ihrem PC zu.
„Wie schön für dich, weißt du, dass interessiert mich jetzt eh nicht mehr. Ich muss nur noch diesen einen Tag überstehen und dann muss ich dich hoffentlich nie wieder sehen", sage ich ebenfalls grinsend. Ich weiß zwar, dass das mit dem nicht wiedersehen schwer werden kann, wenn ich erst einmal hier anfange zu Arbeiten, aber das ist mir jetzt erst einmal egal.
„Ja, dann arbeiten hier nur noch Menschen mit Niveau. Ich werde dem Vorstand raten, dir keinen Arbeitsvertrag anzubieten", meint sie ohne mich anzusehen. Wenn sie wüsste, dass mein Vertrag schon so gut wie unterschrieben ist.
„Weißt du Svenja, ich weiß nicht wie Arthur mit dir zusammen sein kann, aber ich muss dich ja auch nicht mögen. Also lass mich in Zukunft einfach in Ruhe ja?".
„Wenn du dich nicht mehr an meinen Freund heranmachst", sagt sie. Bitte was?
„Ich mache was? Wenn es dir nicht aufgefallen ist, sage ich es dir. Arthur und ich, wir unterhalten uns nur hier in der Klinik. Und auch nur über berufliches."
„Schon klar, ich weiß, dass ihr Sex hattet. Er hat es mir zwar nicht gesagt, aber es sieht ein Blinder das da was zwischen euch lief. Ich will dir nur klar machen, dass du keine Chance mehr bei ihm hast. Ich bin die Frau an seiner Seite und gegen mich hast du eh keine Chance", sagt sie arrogant ehe sie das Büro verlässt.
Ich weiß ehrlich was ich dazu sagen soll. Ich hatte also doch Recht, dass sie von Arthur und mir weiß.
„Hey Sophia, schade das du uns heute wieder alleine lässt. Du warst mal eine der netten. Dr. Clark ist ja immer etwas, wie soll ich es ausdrücken-", „Ich weiß was du meinst, Annabelle, ich komme ja wieder. So lang halte hier Stellung und sieh über seine Stimmungsschwankungen hinweg", sage ich kichernd ehe ich sie in den Arm nehme.
Annabelle ist eine der Schwestern, mit denen ich in meinem Praktischen Jahr zusammen gearbeitet habe.
„Wir wünschen dir alle viel Glück für deine Prüfung. Die anderen wollten dich eigentlich auch noch verabschieden, aber die haben einen Notfall", erklärt Annabelle lächelnd.
„Schon okay, bestelle ihnen einen schönen Gruß von mir", erwidere ich, ehe ich mich auf den Weg zum Ausgang mache.
„Da bist du ja, bereit zum Lernen?" fragt Sam, welche vor dem Krankenhausgebäude auf mich wartet.
„Aber immer doch. Aber ich würde vorschlagen, wir gehen erst einmal schnell einkaufen. Ich brauche Nervennahrung", schlage ich vor und bekomme sofort ein Nicken meiner besten Freundin. Bei Essen ist sie immer dabei.
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„Das klingt ja furchtbar. Und so eine OP ist wirklich so riskant"?, fragt Sam sichtlich schockiert nachdem ich ihr von Lola erzählt habe. „Na ja, nicht in allen Fällen, aber bei ihr sitzt der Tumor direkt an der Netzhaut und wenn da was schief geht, kann sie halt die Sehkraft verlieren. Aber wenn nicht operiert wird, besteht halt auch die Gefahr. Wenn sich erst einmal richtige Geschwülste gebildet haben, bleibt eigentlich gar nichts anderes mehr übrig. Die können dann nämlich auch auf den Sehnerven drücken und ihn somit, ja ich sag jetzt einfach mal, außer Gefecht setzen", erkläre ich ihr.
„Ich habe echt großen Respekt euch gegenüber. Aber jetzt müssen wir uns auf deine Prüfung konzentrieren", meint Sam und schnappt sich meine Karteikarten.
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„Danke das du mir geholfen hast. Grüße Josh von mir", sage ich als ich mich von Sam verabschiede.
„Hallo Nachbarin", höre ich Ron sagen, als ich schon fast meine Tür zu gemacht habe. „Hey Ron, alles gut?", frage ich lächelnd. „Jetzt wo ich dich sehe schon", sagt er grinsend. In seinem engen Shirt stechen seine Muskeln extrem hervor. Sexy.
„Hast du Lust heute Abend etwas zu kochen? Für mich alleine koche ich nie wirklich, da bin ich immer zu faul. Aber wenn ich eine nette Hilfe hätte, würde ich sehr gerne kochen".
Flirtet er mit mir?
Aber wieso nicht, ein bisschen Ablenkung wäre schon nicht schlecht.
„Klar. Ich bin in einer halben Stunde da", antworte ich ehe ich in meiner Wohnung verschwinde.
Sofort gehe ich zu meinem Kleiderschrank und suche nach etwas passendem.
Aber da wir ja nur kochen, suche ich mir etwas bequemes heraus.
In der Küche finde ich noch einen Weißwein.
Als mir Ron seine Tür öffnet, bin ich froh, dass ich mich für eine normale schwarze Hose entschieden habe. Ron hat nämlich auch eine Jogginghose an und einen normalen Sweater an.
„Ich hoffe du magst Sushi", meint er auf dem Weg in die Küche.
„Ich liebe Sushi", antworte ich und bekomme dafür ein Strahlen zurück. „Das ist gut, allerdings habe ich noch nie Sushi selber gemacht", gesteht er lachend und holt alle nötigen Dinge hervor. „Das macht nichts. Wir bekommen das schon irgendwie hin", sage ich schmunzelnd. Das ein Typ wie er keine Freundin hat, ist ein Rätsel.
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„Du arbeitest jetzt also bei meinem Dad im Verlag", beginne ich ein neues Gespräch als wir nach dem wirklich guten Essen, vor Rons Kamin sitzen.
„Ja und es ist voll gut dort. Ein gutes Arbeitsklima. Auch Mrs King ist total nett. Kein Wunder das Mr. King sie eingestellt hat", meint er grinsend. „Mein Dad hält sehr viel von Sam. Du müsstest mal das Haus von ihr und meinem Bruder sehen. Überall Bücher", sage ich lachend. Ich habe Sam schon immer bewundert. Wenn sie ein Buch fesselt, dann kann es schon mal passieren, dass dieses dann innerhalb von einem Tag durchgelesen wird.
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