23. Kapitel
23.- Ich könnte so lachen
Zwei Wochen später
Vor einer Woche konnte ich endlich das Krankenhaus verlassen. Ich hab diese Atmosphäre noch nie gemocht. Mein Bruder ist schon vor mir wieder nach Hause gekommen, darf sich aber nicht anstrengen. Das muss man aber erst einmal versuchen ihm klar zu machen.
Meine Rippen tun noch immer weh. Joshua hat mir auch jede Hoffnung genommen, dass das so schnell aufhört. Mein Kopf hat zum Glück schon ein paar Tage später aufgehört zu schmerzen und so konnte ich dann auch meine ersten Schritte machen. Joshua kam auch weiterhin jeden Tag in mein Zimmer und blieb ein paar Stunden ehe er sich nach Hause verabschiedete. Ich hab jede Minute mit ihm genossen.
„Hey du Träumerlise. Wir haben zu tun," meint meine beste Freundin. Wir stehen in einem Laden für Abendmode. Morgen ist die Hochzeit von Dad und Elsa. Ich weiß, ich fange spät an mit dem Kleiderkauf, aber ich habe diesen Tag einfach vor mir hergeschoben. „Ja ich weiß, aber die Kleider sind so teuer", sage ich, nachdem ich enttäuscht mehrere, teure, Kleider weg gehangen habe. „Süße, mein Bruder hat mir seine Kreditkarte gegeben, mit dem Auftrag, dir das perfekte Kleid zu kaufen, in dem du die Braut überstrahlst. Ich meine das ist auch so keine große Sache aber wir suchen das perfekte Kleid!" sagt meine beste Freundin entschlossen und zieht mich weiter. Wir kommen langsam in die Abteilung der farbigen Kleider. Ich wollte ungern ein schwarzes anziehen, würde zwar zu meiner Stimmung passen, aber das kann ich nicht bringen. „Was würde Joshua denn gefallen?" frage ich leise. Ich will ihm ja auch gefallen. Ich glaube das ist das wichtigste für mich. „Joshua liebt rot. Und da das ebenfalls deine Lieblingsfarbe ist, würde ich sagen wir gehen mal direkt zu den roten Kleidern." schlägt Soph vor und bekommt von mir ein zustimmendes Nicken.
Die Suche stellt sich allerdings als wenig erfolgreich heraus. „Kann ich ihnen helfen?" fragt uns die Verkäuferin. Sie hat wohl meine verzweifelten Blicke gesehen. „Ja sehr gerne. Meine beste Freundin hier, geht morgen auf eine Hochzeit. Wir suchen etwas rotes, allerdings haben wir nur die längeren und weiten Kleider gefunden. Haben sie vielleicht etwas körperbetontes da?" fragt Sophia sofort. Die Verkäuferin nickt beim Zuhören ehe sie verschwindet. Ich sehe meine beste Freundin fragend an, diese zuckt aber nur mit den Schultern.
„Wir haben eben eine neue Kollektion bekommen. Ich habe dieses einfach mal mitgebracht. In rot und es ist oben eng anliegend und erst ab der Hüfte etwas ausgestellt. Das ist ja momentan total angesagt," meint die Verkäuferin überzeugt, als sie mit einem Kleidersack zurück kommt. Ich nicke hoffnungsvoll und bin gespannt was sich darin verbirgt.
„Das musst du anziehen," sagt Sophia begeistert. Das Kleid ist ein echter Traum. Rote Seide und genau mein Fall. Oben am Kragen sind ein paar Strasssteine, in Blütenform, befestigt, was das ganze gleich noch edler aussehen lässt.
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Als wir eine Stunde später im Starbucks Café sitzen und uns unseren Smoothie schmecken lassen, habe ich zum Glück mein Outfit komplett zusammen. Zu dem Kleid habe ich mir eine passende Tasche und die passenden Schuhe gekauft. „Du wirst morgen wunderschön aussehen. Ich komme morgen früh vorbei und mache deine Haare," schlägt Sophia strahlend vor. „Ein Angebot welches ich nicht abschlagen werde," sage ich kichernd, wohl bedacht, das meine Rippen schmerzen. „Soph, ich denke ich muss nach Hause. Ich muss mich erst einmal hinlegen." sage ich, ehe ich aufstehe und wir uns verabschieden.
Da Starbucks nicht sehr weit von meiner Wohnung ist, habe ich es nicht sehr weit nach Hause. Zum Glück. Ich bin wirklich geschafft.
„Na? Hast du was schönes gefunden?" fragt Joshua neugierig, welcher gerade seine Wohnung aufschließen will, als ich aus dem Aufzug trete. Sofort muss ich grinsen. Wie schafft er es nur mir immer wieder gute Laune zu machen?
„Hey, ja. Vielen Dank. Sophia hat mir erzählt, dass du ihr deine Kreditkarte gegeben hast, sonst hätte ich nie so ein wunderschönes Kleid gefunden," sage ich, und ich könnte wetten, dass meine Wangen rot anlaufen. „Nichts zu danken. Ich will einfach das du dich morgen wenigstens in deinem Kleid wohlfühlst." sagt er ebenfalls grinsend. Ich kann es ehrlich gesagt noch nicht so ganz glauben, dass er mich morgen begleiten wird. Von selbst hätte ich mich nie getraut zu Fragen.
„Das werde ich ganz sicher. Magst du noch mit reinkommen? Ich wollte Pizza machen," lade ich ihn ein. „Sehr gerne. Dann bringe ich eben nur meinen Mülleimer rein und komme zu dir," sagt er strahlend, ehe er in seine Wohnung verschwindet. Ich hatte gar nicht gesehen, dass er einen Mülleimer bei sich hatte.
Damit er nicht klingeln muss, lasse ich Joshua meine Wohnungstür angelehnt und begebe mich schon einmal in die Küche.
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„Das war super lecker Sam. Vielen Dank für die Einladung," meint Joshua nachdem wir ein ganzes Pizzablech verdrückt haben. „Nichts zu danken. Wenn man zu zweit isst, schmeckt es doch noch besser," gebe ich zurück und sehe ihm in die Augen.
„Du, ich wollte den morgigen Tag noch einmal mit dir besprechen. Bei unserem letzten Gespräch hast du ja erwähnt, dass dein Dad dir einen Mann ausgesucht hat und ihn dir morgen vorstellen will. Ich habe mir Gedanken gemacht. Was hältst du davon, wenn wir einfach ein Paar spielen. So lassen sie dich in Ruhe und wir müssten uns keine blöden Fragen anhören," schlägt er vor und verschlägt mir damit die Sprache. „Ehm... Ja, wenn du das machen würdest, würde ich nicht nein sagen," gebe ich mich schnell einverstanden. Heißt das etwa, dass ich ihn dann auch immer küssen kann, wann ich will?
„Ja super, dann haben wir ja einen Deal," sagt er lachend.
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„Danke für den tollen Abend. Ich freue mich schon auf deinen Anblick morgen Mittag," sagt Joshua und will meine Wohnung verlassen. „Du? Ich weiß das klingt jetzt echt seltsam, aber würdest du vielleicht heute Nacht hier bleiben? Ich bin echt nervös wegen morgen," sage ich peinlich berührt. Was muss er nur von mir halten?
Ich habe mit 22 Jahren Angst alleine zu schlafen.
„Uhm, ja klar. Dann hole ich schnell meine Sachen und komme dann zu dir," sagt er und verschwindet.
Als er zehn Minuten später mein Schlafzimmer betritt und sich hinter mich legt, kann ich endlich amten. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich die Luft angehalten habe. „Träum gut," meint er, ehe er mich sachte an sich zieht. „Du auch," erwidere ich und genieße es, das er einfach da ist.
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„Und er hat echt einfach nur neben dir gelegen? Da lief wirklich nicht wieder was?" erkundigt sich meine beste Freundin, während sie meine Haare hochsteckt. In einer Stunde beginnt die Trauung im Central Park. Dad hat extra einen Pavillion gemietet, in welchem die Zeremonie abgehalten werden wird. Ich finde das alles etwas übertrieben aber gut. Muss ja jeder selber wissen.
„Nein Soph, es lief wirklich nichts. Er war einfach nur da."
Ich sehe im Spiegel wie sie den Kopf schüttelt. Ich weiß, dass sie mir nicht glaubt, aber wir haben wirklich nicht miteinander geschlafen.
„So du bist fertig. Jetzt zieh dich schnell an, mein Bruder kommt jede Minute," fordert sie mich auf. Ich nicke und eile, so gut es mein Körper erlaubt, in mein Schlafzimmer.
„Sie muss jeden Moment fertig sein. Aber du siehst auch nicht schlecht aus. Ich hab dich schon lange nicht mehr in einem Anzug gesehen," höre ich die Stimme meiner besten Freundin. Sie redet bestimmt mit Joshua.
Als ich fertig angezogen bin, verlasse ich mein Schlafzimmer und gehe zu Joshua, welcher im Flur wartet und mich mit offenem Mund ansieht. Genau die Reaktion habe ich mir gewünscht. „Und? Kann ich so der Braut die Show stehlen?" frage ich grinsend und gehe auf ihn zu. „Definitiv. Sam du siehst wahnsinnig gut aus. Wunderhübsch," sagt er stolz, und kann seinen Blick kaum von mir abwenden.
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Als Joshua und ich den Pavillion erreichen, sind schon viele Stühle belegt. Manche Leute kenne ich, viele aber nicht. Ich habe auch ehrlich gesagt keinerlei Verlangen, mich vorzustellen. „Sam. Schön das du doch gekommen bist. Ich wusste zwar nicht das du in Begleitung kommst aber trotzdem schön. Ihr sitzt hier vorn," sagt Dad strahlend. Er weiß ganz genau das ich nur für Nate hier bin. „Dad? Das ist Joshua, mein Freund," sage ich und kläre somit alle Fronten. Um unseren Plan aufrecht zu halten und glaubhaft rüber zubringen, zieht Joshua meine Hand in seine und verschränkt unsere Finger, was mich zum lächeln bringt.
Dad schafft es nicht, noch irgendetwas dazu zu sagen, denn Elsa hat ihren großen Auftritt.
Ich muss wirklich sagen, das Kleid steht ihr aber mal so gar nicht. Sie hat einfach keine Figur für ein A-Linien Kleid. Und das sage ich nicht nur, weil sie mir so weh getan hat. „Sag mal, siehst du den Standesbeamten?" frage ich Joshua etwas irritiert. „Gute Frage. Wer weiß was das hier ist," antwortet er skeptisch, als ein Mann die „Bühne" betritt.
„Es tut mir leid, dass ich zu spät bin, aber es gibt ein Problem. Mr. Bloom? Die Hochzeit wird heute definitiv nicht stattfinden. Sie sind nämlich noch verheiratet." sagt der Standesbeamte und lässt damit die Bombe platzen.
Ich könnte gerade echt lachen.
„Das kann nicht sein. Meine Frau hat die Scheidungspapiere unterschrieben," sagt Dad mit großen Augen. Elsa kocht innerlich, das spürt man ganz deutlich. „Ja, ihre Frau schon. Aber sie nicht."
Ich kann nicht mehr an mich halten und beginne laut zu lachen. Natürlich nicht ohne einen giftigen Blick von Elsa zu kassieren. Aber das ist mir so was von egal. Genugtuung pur.
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Zwei Stunden später haben sich die Gäste etwas um den Pavillon verteilt. Elsa ist wütend abgehauen und hat Dad erst mal eine schöne Szene gemacht. Dieser hat die Gäste allerdings aufgefordert das vorhandene Buffet zu stürmen und sich trotz allem zu amüsieren.
Joshua und ich haben uns an einen kleinen Wasserfall zurück gezogen. Ich habe eben meinen gesamten Mut zusammen genommen und ihm gesagt, dass ich nicht einfach mehr nur mit ihm befreundet sein kann. „Wie meinst du das?" fragt er irritiert. „Joshua, meine Gefühle für dich waren ja nie weg. Ich habe mich einfach in dich verliebt. Und alles andere würde mir weh tun. Also ist es besser wenn wir uns nicht mehr so häufig sehen," sage ich mutig, merke aber wie in mir alles droht zu zerbrechen.
Bevor ich aufstehen und gehen kann, hat Joshua mich an sich gezogen und küsst mich.
Joshua küsst mich. Und wie er das tut.
„Joshua ich kann das nicht," sage ich nachdem ich ihn weg geschubst habe.
„Lass es uns versuchen Sam."
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