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β | Ein vermeintlicher Axtmörder

Unfähig auch nur mit den Augen zu blinzeln, ließ sie ihren Blick ins Leere laufen. Bilder voller Schrecken spielten sich vor ihr ab, wühlten tief in schmerzhaften Erinnerungen. Ihr aufgeregtes Herz stolperte und setzte schließlich aus. Die Welt begann sich zu drehen, unten wurde oben; dann fiel ein dunkler Schleier über sie.

Auf einmal durchzuckte sie ein lebensrettender Impuls. Wie Strom schoss er durch ihre Venen, weitete sich aus und explodierte hell in ihrem Kopf. Sie taumelte zurück in die tosende Realität, fühlte die kühle Schnauze ihrer Wölfin an den Fingern. Dann war Joan mit einem Satz bei dem leblosen Körper, sank auf die Knie und drehte ihn auf den Rücken.
Bitte ... Sei nicht tot!
Erleichtert registrierte sie ein weitestgehend unversehrtes Männergesicht, das weder aufgedunsen noch tot aussah. Ihre Finger tasteten nervös nach dem Puls an seinem Hals. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich ein schwaches Pochen fand. Dankbar schickte Joan ein Stoßgebet gen Himmel.

Die Kleidung des jungen Mannes war durchnässt, seine Lippen blau unterlaufen und unter den geschlossenen Lidern flatterte es unruhig hin und her. „Hey!", sie rüttelte sacht an seinen Schultern, „können Sie mich hören?" ‒ Keine Reaktion, selbst nach mehrmaligem Rufen nicht. Joans Gedanken überschlugen sich. Wie lange er hier schon liegt? Fuck - was mache ich denn nun?
Ihr war bewusst, dass sie ihn schnellstmöglich aus der Kälte ins Trockene schaffen musste; und ihr war ebenso bewusst, dass sie hier draußen ewig auf Hilfe warten würde. Erst recht bei diesem Sturm. Kurz überkam sie der Gedanke zurück zum Haus zu laufen, um eine Tragbahre zu basteln. Aus Angst verwarf sie diese Idee sofort wieder. Die Aktion würde wertvolle Minuten kosten. Minuten, die der Unbekannte vielleicht nicht mehr hatte. Seine Lippen sind jetzt schon blau, was ist dann in einer halben Stunde ...? Nein! Ich muss ihn selbst tragen! Eine andere Möglichkeit sah sie nicht.

Entschlossen packte sie einen seiner Arme und hievte diesen um ihren Nacken. Das fremde Handgelenk fest umschlossen stemmte sie sich langsam in die Höhe, den Mann mit sich ziehend. Okay. So weit, so gut. Joan, hör mir zu ‒ verdammt nochmal ‒ du schaffst das!
Mit ihrem freien Arm versuchte sie seine Hüfte zu umfassen - er war zu kurz. Der schlaffe Körper drohte zu entgleiten. Panisch krallten sich ihre Finger tief in den nassen Stoff der Jacke. Und dann stand sie aufrecht, erdrückt von der Last auf ihrer Schulter.
Joan schloss die Augen, sich vollends auf ihre Atmung konzentrierend. Ein und aus, ein und aus. Wie ein Mantra erklang es in ihrem Kopf, bis sie schließlich mutig einen Schritt vorwärts machte.
Er war schwerer als sie befürchtet hatte. Fuck! Ich schaff' das nicht ... Hinterhältig überfiel sie erneut der Schock, trieb seine hetzende Panik auf sie.

Verzweifelt blieb sie stehen. Salzige Tränen vermischten sich mit dem süßen Regen, der weiterhin auf die Welt niederprasselte. Der Wind zerrte unnachgiebig an ihren Kleidern und es war, als flüstere er ihr zu: sie könne ihre Last einfach fallen lassen, der Unbekannte sei nicht ihr Problem, sie könne einfach aufgeben - niemand würde es jemals erfahren.
Jegliche Zuversicht entglitt Joan in einem lauten Schluchzen, das ihren Körper erbeben ließ. Sie fühlte sich klein und hilflos, alleingelassen am Ende der Welt. Es würde sich schließlich auch keiner um ihr Verschwinden scheren; es gab niemanden der nach ihr suchen würde, läge sie halbtot an einem Fluss. Alles erschien mit einem Mal ausweglos und drohte in einer gigantischen Welle über ihr zusammenzubrechen.

Ein sanfter Knuff an ihrer Seite rettete sie vor dem Ertrinken. Hati blickte ihr mit goldenen Hundeaugen entgegen, drehte sich um ihre eigene Achse und lief ein Stück voraus. Der erdrückende Mantel aus Zweifeln verrutschte, ließ ihr wieder Luft zum Atmen.
„Du bist lustig. Du trägst ja auch keine zehn Tonnen auf deinen Schultern", presste Joan zwischen ihren Zähnen hervor. Jedoch schenkte ihr der Anblick des fröhlichen Hundes neuen Mut. Langsam schleppte sie sich Meter für Meter voran.

Am Fuße des kleinen Hügels blieb Joan atemlos stehen, gefühlt hatte sie etliche Kilometer hinter sich gebracht. Ihr Blick glitt den Hang hinauf. Der Weg hinunter war bereits mehr als abenteuerlich gewesen, wie sollte sie es da mit einem ausgewachsenen und ohnmächtigen Mann hinaufschaffen?
Ihr Herz überschlug sich, sie befürchtete, dass es ihr jeden Moment aus der Brust springen wollte. Und obwohl der kalte Regen weiterhin auf sie niederströmte, schwitzte Joan. Sie war erledigt. Keuchend ließ sie das leblose Paket zu Boden gleiten. „Es tut mir leid. Ich schaff' das einfach nicht." Erneut rannen ihr Tränen über die Wangen. Ihr Kopf stand kurz vorm Explodieren.
Wenn ich nur einmal ausrutschen sollte, finden wir uns am Fuß des Hügels wieder.
Wenn du es überhaupt einen Schritt den Hang hinauf schaffst - du bist zu schwach!
Soll ich ihn hier einfach liegen lassen? Dann stirbt er!
Heulsuse! Ruf doch einfach Hilfe und in der Zwischenzeit wärmst du ihn irgendwie!
Und wie lange soll ich in diesem Sturm bitte warten?

Mit ihren Gedanken im Zwiespalt, bemerkte Joan die zaghafte Bewegung nicht. Erst das aufgeregte Bellen von Hati lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf den jungen Mann.
„Heilige..." Sie sank vor ihm auf den Boden. „Du bist wach. Gott sei Dank! Geht es dir gut?" Ein dumpfes Stöhnen war die Antwort. Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken, schützend ihren Körper über ihn haltend. Seine Augen standen nun offen.
„Hi. Ich bin Joan. Ich habe dich gerade am Fluss gefunden. Du warst bis eben ohnmächtig. Und du musst dringend ins Trockene. Meinst du, du könntest ein kurzes Stück bergauf laufen? Ich stütze dich auch!" Ihr Redeschwall schien den Unbekannten zu überfordern. Seine Augen schlossen sich und Joan befürchtete ihn wieder verloren zu haben, als sie ein schwaches Nicken registrierte. Ihr Herz jubilierte.
Keine weitere Zeit mehr vergeudend schnappte sie sich seinen Arm und stemmte seinen Körper erneut in die Höhe. Dieses Mal fiel es ihr deutlich leichter, da er seine Körperspannung halten konnte. Ein angestrengtes Grunzen signalisierte, dass er bereit war. Schritt für Schritt kämpften sie sich den rutschigen Hügel hinauf.

Polternd stolperten beide in den warmen, trockenen Flur. Joan hatte kaum noch Kraft. Jede Faser ihres Körpers verlangte, dass sie einfach liegenblieb, keinen Schritt mehr machte.
Eiserner Wille brachte sie schließlich zurück auf die Beine. Sie schloss die Haustür und sperrte den verdammten Sturm aus. Hati hatte sich derweil neben dem Mann niedergelassen, ihre Schnauze auf seine Brust gebettet. „Du bist großartig! Aber hier kann er schlecht liegen bleiben." Zögernd blickte sie ihm ins Gesicht. „Nur noch ein paar Meter, dann kannst du dich ‒", sie bemerkte das starke Zittern seines Körpers und die nunmehr blauviolette Färbung der Lippen.
"Fuck!" Fluchend versuchte sie ihn wieder auf die Füße zu bekommen ‒ es wollte nicht mehr gelingen. Daraufhin krallten sich Joans Finger in den Stoff seiner Jacke. Sie zog ihn einfach mit sich, funktionierte nur noch, ihr Kopf war längst ausgeschaltet.

Im Schlafzimmer angekommen mobilisierte sie letzte Reserven und hievte den zitternden Körper aufs Bett. Ohne Zögern begann sie mit der Entkleidung. Schuhe und Jacke flogen als erstes auf den Boden, gefolgt von der durchnässten Jeans, die sich wie Klebstoff an seine Beine schmiegte. Kaum hatte sie ihn auch von seinem Hemd und Shirt befreit, riss Joan die massiven Türen ihres Holzschrankes auf. Im oberen Fach befanden sich einige Decken, die sie eilig herauswühlte.
Irgendwo hatte sie gelesen, dass man Erfrierende unter keinen Umständen zu schnell erwärmen durfte. Still betend, dass sie ihre Erinnerung nicht durcheinanderwürfelte, begann sie den kalten Körper in die erste Decke zu wickeln. Drei weitere folgten und zum Schluss legte sie noch ihre eigene Schlafdecke obendrauf. Hati verfolgte jeden ihrer Handgriffe aufmerksam. Kaum war Joan fertig, sprang die weiße Hündin elegant auf die Matratze und legte sich auf die Füße des nunmehr mumifizierten Mannes.
„Oh, du bist so eine treue Seele! Was würde ich nur ohne dich tun?", liebevoll strich sie über das noch feuchte Fell, zufrieden ihr Werk betrachtend. Dann setzte sie sich vorsichtig auf die Bettkante, ihre Augen schweiften über das blasse Gesicht. Er durfte nicht viel älter als sie selbst sein ‒ drei, vier Jahre, vielleicht war er Ende Zwanzig oder Anfang Dreißig. Oder der Dreitagebart lässt ihn einfach älter aussehen. Ihr Bruder sah nach der Rasur auch stets aus wie ein Baby.
Die Erinnerung an ihren Bruder versetzte Joan einen schmerzhaften Stich. Bevor sie der düstere Schleier verschlucken konnte, zwang sie ihre Gedanken zurück auf den Fremden in ihrem Bett.

Seine Lippen hatten inzwischen eine gesündere Farbe angenommen. Sanft tastete sie nach seiner Halsschlagader, die gleichmäßig unter ihren Fingern pulsierte. Ein Blick auf ihre Armbanduhr verriet, dass alles im grünen Bereich war. Der Puls war weder zu schnell, noch zu langsam, lediglich ein bisschen schwach, aber das erschien Joan angesichts der Umstände nicht verwunderlich.
„Du scheinst ein wahrer Kämpfer zu sein! Ich weiß nicht, ob du mich hören kannst, aber ich werde dich kurz alleine lassen und versuchen jemanden in der Stadt zu erreichen. Einen Arzt ‒ hoffentlich. Bin gleich wieder zurück, versprochen!"
Damit erhob sie sich und eilte mit großen Schritten ins Wohnzimmer. Joans Müdigkeit war wie weggeblasen. Die Euphorie, die sie überkam, als ihr klar wurde, dass es dem Mann weitestgehend gut ging, wirkte aufputschender als zwei Liter schwarzer Tee.

Auf ihrem chaotischen Schreibtisch suchte sie hastig nach ihrem Handy. Ständig verlegte sie diesen kleinen Apparat, mit dem sie sich einfach nicht anfreunden konnte. Wird wohl Zeit, unsere Feindschaft nochmal zu überdenken...
Als Joan es schließlich unterhalb des Tisches fand, verwarf sie ihren Vorsatz direkt wieder. Laut blinkendem Symbol auf dem Display, hatte es keinen Netzempfang. „Großartig! War ja klar ‒ ich mag dich nicht und du magst mich nicht. Sind wir ja nun quitt!" Lautstark landete es zwischen den schmutzigen Teetassen.
Mit hängenden Schultern ging sie zur Couch, entmutigt auf ihr niedersinkend. Ihr Kopf fühlte sich mit einem Mal so bleiern an, dass sie der Schwerkraft nachgab und ihn auf ihre abgestützten Arme bettete. Was sollte sie nun tun? Eine andere Möglichkeit jemanden in der Stadt zu erreichen gab es nicht. Und Autofahren wäre, zumindest im Moment, keine weise Entscheidung. Dieses Haus befand sich einfach zu weit außerhalb, hatte keinen Festnetzanschluss und an ein Satellitentelefon hatte sie bei ihrem überstürzten Einzug nicht gedacht.

Die Erkenntnis, vollkommen auf sich gestellt zu sein, traf sie mit voller Wucht. Vergessen war die Euphorie, die sie noch vor wenigen Minuten glauben lassen wollte, alles schaffen zu können; auf niemanden angewiesen zu sein, vor allem nicht auf Technik.
Schüttelfrost packte Joans Körper, ließ ihn erbeben. Schluchzend bahnten sich erneut Tränen ihren Weg, rannen ihr wie Sturzbäche über das Handgelenk. Dunkelheit übermannte sie und mit ihr das Gefühl vollkommen alleine zu sein ‒ hilflos. Eisschleier breitete sich auf ihren Armen aus, rollten in Gänsehautlawinen direkt auf ihr Herz zu; es schien ihr schon langsamer zu schlagen. Würde sie nun einfach abwarten, würde es in ein paar Minuten verstummen? Der Gedanke hallte verlockend in ihrem sonst leeren Kopf wider.

Unvermittelt tauchte das Gesicht des Fremden vor ihrem inneren Auge auf. Friedlich vor ihr liegend, begraben unter einem Berg an Decken. Wenn du nun aufgibst, dann gibst du nicht nur dich auf! Hör endlich mit dem Heulen auf, du kommst auch alleine klar!
Joans Hände ballten sich zu Fäusten und das hilflose Zittern schlug um in Wut, die sich aus ihren Tiefen an die Oberfläche grub. Wut auf sich selbst und ihrem egoistischen Selbstmitleid. Sie hatte sich geschworen es nie wieder die Oberhand gewinnen zu lassen und war gerade auf dem besten Weg gewesen diesen Kampf zu verlieren.

Entschlossen kämpfte sie sich auf die Beine und wäre beinahe wieder zurückgefallen. Ihre Füße wollten sich nicht bewegen, als steckten sie in einem Betonklotz fest. Doch anstatt Beton, leuchteten ihr quietschgelbe Gummistiefel entgegen. Wäre Joan nicht mit den Nerven am Ende, hätte sie lautstark zu lachen begonnen. In all der Aufregung war ihr nicht bewusst gewesen, dass sie noch ihre nasse Kleidung trug; sich nicht einmal von ihren Schuhen getrennt hatte. Kein Wunder, dass du vor Kälte zitterst ‒ Dumme Nuss! Passender Zeitpunkt die Badewanne zu besuchen.
Auf dem Weg ins Bad warf sie noch einen raschen Blick auf ihren fest verschnürten Gast, der unverändert mit geschlossenen Augen auf ihrem Bett lag. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Hatis goldene Augen waren neugierig auf Joan gerichtet, machte jedoch keine Anstalten ihren Platz zu verlassen. „Ich hoffe, du wärmst mich nachher ebenfalls!", flüsterte sie der hübschen Wolfsdame zu, während sie rasch ein paar trockene Klamotten aus dem Schrank angelte und im Bad verschwand.

Der Versuch sich ihrer nassen Kleidung zu entledigen artete in einen Kampf aus, den sie schließlich schnaufend gewann. Sie hatte endgültig keine Lust mehr. Daher entschied sie, eine heiße Dusche wäre vollkommen ausreichend, um die Lebensgeister in Schwung zu bringen.
Kaum berührte das Wasser ihre Haut, war der Großteil ihrer Ängste vergessen. Ein wärmender Mantel legte sich sanft um ihren Körper, lockerte die schmerzenden Muskel und verlieh ihr neuen Mut.
Minutenlang ließ sie den wohltuenden Wasserfall auf ihren Kopf regnen, genoss den berauschenden Duft nach Mango-Papaya und vergaß alles um sich herum. Wasserdampf füllte den Raum, schottete sie vom Rest der Welt ab, schenkte ihr wertvolle Minuten in denen sie ihre Zuversicht wiederfand ‒ alles würde gut werden.
Mit diesen Gedanken schlüpfte Joan in ihren übergroßen Onesie, auf dessen Vorderseite ein gelbes Fledermaussymbol prangte. Kurz hatte sie überlegt etwas weniger Auffälliges zu wählen, doch ihre Eitelkeit unterlag der Aussicht auf Bequemlichkeit. Und falls ich mir doch Trevor den Axtmörder in mein Bett geholt habe, wirkt das Bat-Outfit vielleicht abschreckend genug. Kichernd ob dieser Vorstellung knotete sie ihr nasses Haar in einem unordentlichen Dutt zusammen.

Behutsam sank Joan auf die freie Seite des Bettes, ein weiteres Mal Trevors Vitalzeichen prüfend. Die Lippen schimmerten in einem gesunden Blassrosa, der Puls schlug unverändert schwach. Sanft legte sie ihm ihren Handrücken auf die Stirn ‒ sie war trocken und kühl: keine Anzeichen für Fieber. Ihre Schultern hoben sich erleichtert. So weit, so gut! Jetzt muss der Herr nur noch aufwachen.
Hati döste unverändert auf seinen Füßen. Dass sie ihm Vertrauen entgegenbrachte, beruhigte Joan ungemein. Obwohl er momentan schlief war er doch immer noch ein fremder Mann, den sie weder kannte noch einschätzen konnte - instinktiv wusste sie, dass das Urteil ihrer Hündin mehr wert war, als das eines Menschen. Falls er sich doch als Trevor Axtmörder entpuppen sollte, fehlt im danach definitiv ein Stück seines Axtarmes. Dankbar kraulten ihre Finger hinter Hatis Ohren und der weiße Körper streckte sich genüsslich. Unschlüssig was als nächstes zu tun war, entschied Joan, dass eine heiße Tasse Tee nun genau das Richtige wäre; außerdem knurrte ihr Magen mittlerweile hörbar.

Wasserdampf stieg tänzelnd in die Höhe und verteilte sich unsichtbar in der Luft. Auf das klickende Signal wartend stand Joan am Fenster. Draußen schien der Himmel heller als noch wenige Stunden zuvor, dennoch würden sie keine zehn Wölfe mehr vor die Tür bringen.
Unheimlich knarrte das Holz des Hauses im Wind, der mit ohrenbetäubendem Heulen um die Ecken fegte. Unter anderen Umständen würde Joan das Unwetter vielleicht sogar genießen. Am Kamin, mit Tee und mehreren Folgen Downton Abbey, Hati neben ihr schnarchend. Es ist, wie es ist - und damit komme ich auch klar! Wäre gelacht, wenn nicht! Ihr Magen knurrte zustimmend und Joan begann die Zutaten für ein Sandwich aus dem Kühlschrank zu räumen.

Kurz darauf dampfte der Tee auf dem Nachtschrank und verströmte den frischen Duft nach Pfefferminze. Das belegte Toast fand den Weg in Joans Mund, die in eine Decke gekuschelt auf einem Stuhl nah dem Bett in einem Buch las. Ein Gefühl sagte ihr, dass sie in Trevors Nähe bleiben sollte, falls sich sein Zustand verändern sollte. Außerdem könnte sie so bei ersten mörderischen Anzeichen schneller reagieren und fliehen.
Bisher war ihr der Gedanke in seinen Klamotten nach Hinweisen zu stöbern pietätlos erschienen, obwohl sie darauf brannte, seinen wirklichen Namen zu erfahren. Sollte er am Abend noch nicht wieder aufgewacht sein, würde sie in den Taschen nachsehen und die schmutzige Kleidung direkt in die Waschmaschine werfen, damit ihr unbekannter Gast beim Aufwachen etwas zum Anziehen vorfand.

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