Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

α | Der Wolf, der mit dem Sturm tanzt

Um sie herum tanzten weiße Blätter fröhlich auf und ab; flüsterten sich Geheimnisse zu. Kaum näherten sie sich dem Boden, wurden sie erneut von einer Böe erfasst und in die Höhe getrieben. Auch die kastanienbraunen Strähnen des schlafenden Mädchens hoben sich wie von Geisterhand in die Lüfte, wirbelten umher und bildeten einen Fächer aus seidenem Haar.

Ein lauter Knall riss Joan schließlich aus ihren Träumen, erschrocken fuhr ihr Kopf in die Höhe. Erst nach mehrmaligem Blinzeln erfasste sie das seltsame Schauspiel, das sich um sie herum abspielte; ihre Alarmglocken schrillten.
Mit einem Schrei sprang sie auf die Beine, hastete zum Fenster und schlug dieses krachend zu. „Scheiße! Nein, nein, nein!" Haare raufend, fiel ihr Blick auf das Durcheinander am Boden. Überall verteilte sich das weiße Papier, nur nicht mehr auf dem Tisch, wo es noch vor wenigen Augenblicken ordentlich auf einem Stapel gelegen hatte.

„Verfluchter Mist!", donnernd traf ihre Faust das Holz der Tischplatte. Im nächsten Moment jaulte sie vor Schmerzen auf. Eine Reißzwecke hatte sich tief in ihren Handballen gebohrt. Fassungslos verfolgte Joan die roten Tropfen, die ihr in einem kleinen Rinnsal am Handgelenk herunterliefen.
Ihre Zähne bohrten sich tief in die Unterlippe, als sie das flache Ende packte und die Spitze mit einer schnellen Bewegung herauszog. Sofort hielt sie sich die blutende Wunde saugend an den Mund. Der metallische Geschmack verteilte sich augenblicklich und bereitete ihr Übelkeit. Joan hasste Blut, vor allem ihr eigenes. Um sich abzulenken ließ sie sich auf die Knie sinken und begann mit ihrer freien Hand die losen Blätter zusammen zu klauben.

Es war schon fast lustig ‒ irgendwie. Die Pechsträhne haftete seit ihrer Ankunft an ihr; das war nun vor etwa einem Monat. Immer wieder ging etwas zu Bruch oder Dinge verschwanden auf unerklärliche Weise, um dann unerwartet wiederaufzutauchen. Würde sie an Geister glauben, was sie natürlich nicht tat, wäre sie schon längst abgereist; zurück in die Stadt, fort von diesem gottverlassenen Ort, mitten im Nirgendwo.

Resignierend warf Joan den unordentlichen Papierstapel zurück auf den Tisch. Vor ihr lag die Arbeit von mehreren Wochen. Tabellen, Mindmaps, Notizen: alles handschriftlich festgehalten; alles ohne Kennzeichnungen, die ihr dabei helfen würden, die Reihenfolge wiederherzustellen. Wiederholt verfluchte sie ihre Aversion gegenüber Technik. Hätte sie auf ihren Bruder gehört, würden all ihre Gedanken als Dateien chronologisch auf dem Laptop schlummern, darauf wartend, dass sie geöffnet würden.
„Bei meinem Glück hätte sich der Ordner gelöscht und es wäre alles verloren", brummelte Joan vor sich her, als müsste sie sich ihren Gedanken gegenüber rechtfertigen. Vermutlich würde sie das Sortieren der Blätter einen, höchstens zwei Tage kosten; kein Vergleich zu der Vorstellung alles noch einmal neu schreiben zu müssen.

Gähnend streckte sie ihre Arme in die Höhe, ihre Gelenke protestierten mit lautem Knacken. Jeder Muskel ihres Körpers war verspannt und sie hatte Kopfschmerzen. Die letzte Nacht hatte Joan erneut außerhalb ihres Bettes verbracht ‒ sitzend, ihren Kopf auf der Holzplatte des Wohnzimmertisches gebettet. Sie wollte nach dem Abendessen unbedingt noch ein Kapitel schreiben, ignorierte ihre Müdigkeit und bezahlte nun mit einem verspannten Nacken.
Außerdem zierte ihre Wange das grobe Strickmuster ihres grauen Wollpullovers. Das zumindest verriet ein rascher Blick in ihren Handspiegel, aus dem ihr große braune Augen müde entgegenblickten, denen der Schlafmangel deutlich anzusehen war. Schnell klappte sie ihn wieder zusammen und warf ihn zurück in das Chaos vor ihr.

Joans Blick huschte über den improvisierten Schreibtisch, der das Durcheinander ihrer Gedanken widerspiegelte.
Zwei Tassen mit kaltem Tee standen noch neben ihrem bunten Federmäppchen, das kurz vorm Platzen war ‒ obwohl sich zig weitere Stifte über den Tisch verteilten. Auf ihrem buntbeklebten Laptop lag ein aufgeschlagenes Notizbuch, aus dem ausgefranste Post-its hervorlugten.
Von einem Teller lächelte ihr ein kaltes Stück Pizza entgegen, welches sie sich ohne weitere Überlegungen in den Mund schob. Es schmeckte scheußlich, angewidert verzog sie das Gesicht. Plötzlich riss aufgeregtes Bellen Joan aus ihren Gedanken.

Hati - i­n der Aufregung der letzten Minuten hatte sie keinen Moment an ihren geliebten Wolfsmischling gedacht, der nun auf sich aufmerksam machte. Normalerweise entfernte sich die Hündin nie weit von ihr und begrüßte sie stets schwanzwedelnd, kaum öffneten sich Joans Augen. Wo also war sie abgeblieben?
Das Haus, das sie derzeit bewohnte, war nicht sonderlich groß. Es verfügte über ein geräumiges Wohnzimmer in dem eine gemütliche Couch sowie der zweckentfremdete Esszimmertisch ihren Platz fanden. Das angrenzende Schlafzimmer bot Raum für ein Doppelbett und einen massiven Holzschrank. Im winzigen Bad gab es immerhin eine Badewanne, die Joan jedoch nur zum Duschen nutzte. Eine einladende Sitzecke und ausreichend Platz zum Kochen fand sich schließlich in der rustikalen Küche, die ihren ganz eigenen Charme besaß.
Jedes dieser Zimmer war über den Flur zu erreichen, und die Türen standen allesamt offen. Wie also konnte Hatis Bellen so entfernt klingen?

Mit einem Mal spürte Joan einen kalten Windzug an ihren Beinen. Instinktiv knallte sie eine der Teetassen auf den frisch eingesammelten Stapel Papier. Keine Sekunde zu früh. Eine Böe fegte durch das Wohnzimmer und wirbelte ihre langen Haare durcheinander.

Was zum ‒? Wieso steht die Haustür offen? Okay ... nun wird es unheimlich!
Joan hatte die Unwetterwarnung ernst genommen und sämtliche Vorkehrungen getroffen; Fenster und Tür hätten sich demnach nicht öffnen dürfen. Außerdem war sie überzeugt, nach dem Abendspaziergang mit Hati, abgeschlossen zu haben. Obwohl in einem Umkreis von mehreren Kilometern keine Nachbarn wohnten, bot ihr der Gedanke an eine verschlossene Tür ein Gefühl der Sicherheit und Kontrolle.

Ein kalter Schauer ergoss sich über Joans Rücken, der nicht nur durch den kalten Luftzug ausgelöst wurde. An ihrem Nacken begann es unangenehm zu kribbeln und die feinen Härchen auf ihren Armen richteten sich alarmierend auf. Normalerweise fürchtete sich Joan nicht so schnell. Vermutlich hätte sie sonst niemals den Entschluss gefasst für ein paar Monate in eine verlassene Hütte zu ziehen; fernab der Zivilisation.
Einige Sekunden verharrte sie noch bewegungslos auf der Stelle, bis sie ärgerlich ihren Kopf schüttelte und in Richtung der Haustür eilte. Sollten ruhig Geister für diesen Unsinn verantwortlich sein; sie würde denen zeigen, wer hier die Chefin war.

Der Flur erstreckte sich in einer L-Form und in dem kürzeren Ende befand sich die Haustür, die nun im Wind aufgeregt hin- und herschwang.
Mit ehrfurchtsvoller Miene blickte Joan in den Sturm hinaus, der altes Laub und kleinere Äste wie Federn durch die Luft wirbeln ließ. Der Himmel war verdunkelt als wäre es später Abend und nicht neun Uhr morgens.
Bedrohlich fegten tiefgraue Wolken über den Wald, der sich gespenstisch am Horizont erstreckte. Von den Bergen war im dichten Regenschleier nichts zu sehen; dass sie in diesem Wetter überhaupt etwas erkennen konnte, verwunderte sie.
Und inmitten dieses Chaos sprang ihre Wolfsdame aufgeregt und laut bellend umher. Joan unterdrückte einen lästerlichen Fluch. Das schneeweiße Fell war bereits dunkel gesprenkelt und höchstwahrscheinlich bis auf die Haut durchnässt; das bedeutete nasse Teppiche und noch mehr schmutzige Handtücher, die den Wäschestapel auf schwindelerregende Höhe anwachsen lassen würden.

„Hati, du kleiner Teufel! Beweg deinen Hintern zu mir!" Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, stampfte Joan wütend mit dem Fuß auf: „Komm. Her. Sofort!" Unsicher, ob ihre Stimme den Hund überhaupt erreichen oder vom Wind direkt fortgetragen werden würde.
Zu ihrer Erleichterung hielt die Hündin inne, spitzte ihre Ohren und kam dann auf sie zu gesprintet. „Du bist und bleibst eine wohlerzogene Dame", lobte Joan überschwänglich und gerade als sie ihre Hand ausstrecken wollte, stoppte Hati und wirbelte herum. Irritiert starrte Joan ihr hinterher. Nach wenigen Metern machte sie einige Schritte zurück, nur um kurz darauf wieder umzukehren und in Richtung des Flusses zu laufen.
„Das ist jetzt nicht dein ernst!", brüllte Joan in den heulenden Sturm hinaus. Aufgebracht schnappte sie sich ihre gefütterte Regenjacke vom Haken neben der Tür und schlüpfte in quietschgelbe Gummistiefel. Ihr Blick fiel auf einen Regenschirm, doch ihr Verstand lachte sie nur aus. Bevor sie die Haustür zuzog, griff sie noch nach dem Schlüssel und eilte dann ihrem verrückt gewordenen Hund hinterher.

Sofort wurde sie von einer heftigen Windböe erfasst, die wild an ihren Klamotten zu zerren begann und in jede Öffnung drang. Bibbernd schnürte Joan ihre Kapuze fester, die sie jedoch nicht vor den eisigen Regentropfen schützen konnte. Wie kleine Geschosse stachen diese unbarmherzig in ihr Gesicht, sodass sie sich abwehrend einen Arm vor die Augen halten musste. Das Wetter erschien ihr widernatürlich.
Als hätte die Hölle ihre sieben Tore geöffnet. Und du hast nichts Besseres zu tun, als einen Spaziergang zu machen ‒ genial!
Ein herumwirbelnder Ast schlug hart gegen ihren Oberarm, vor Schreck biss sich Joan auf die Zunge. Zum zweiten Mal an diesem Morgen schmeckte sie Blut. Innerlich verfluchte sie den Tag. Schlimmer konnte es nun wohl kaum noch werden.

Auf einem Trampelpfad führte Hati sie zielstrebig zum Fluss hinunter. Mehr rutschend als gehend erreichte Joan schließlich das Ufer. Fluchend kämpfte sie sich auf die Beine; die letzten Meter hatte sie auf ihrem Allerwertesten hinter sich gebracht. Sie war nass bis auf die Knochen, voller Matsch, und konnte ihre Finger vor Kälte kaum noch bewegen. Die Temperaturen waren in der letzten Nacht so in den Keller gefallen, dass es nicht verwunderlich wäre, würde es zu schneien beginnen.

Warum nochmal bin ich meinem durchgedrehten Hund hinterherlaufen? „Weil du ein neugieriger Trottel bist", beantwortete sie ihre eigene Frage laut. Ihr Hintern schmerzte. Eigentlich tat ihr gerade alles weh; außerdem war sie sauer. Sauer auf sich und allem voran auf ihren verrückten Wolf.
Trotzig streckte Joan ihre Nase in den Wind. Sofort prasselten spitze Nadeln ihrem Gesicht entgegen. Es war ihr egal.

Und mit einem Mal roch es nach Algen und Salz, nach endloser Weite und unendlicher Freiheit. Verwundert atmete sie tief ein, füllte ihre Lungen mit diesem belebenden Duft, der sie so sehr an ihre Heimat erinnerte.
Ihr war, als schicke der Sturm ein kleines Friedensangebot, und für ein paar Sekunden stand sie am Strand; fühlte den warmen, weichen Sand unter ihren Füßen; hörte die Möwen kreischen und das Meer rauschen; spürte, wie die Sonne auf ihrer nackten Haut prickelte. Das Unwetter und seine Schrecken waren für einen kurzen Moment vergessen.

Klagendes Wolfsheulen riss Joan abermals aus ihren Tagträumen.
Besorgt registrierte sie, dass der Wasserpegel des Flusses, durch den anhaltenden Regen, stark angestiegen war. Die Wasseroberfläche schien förmlich zu brodeln; kleinere Strudel wirbelten mit atemberaubender Geschwindigkeit durcheinander und weiße Gischt glänzte auf dem trüben Wasser. Zum ersten Mal war sie froh darüber, dass das Haus auf einem Hügel stand ‒ unerreichbar für den reißenden Strom.

Plötzlich erschien ein entwurzelter Baum in ihrem Blickwinkel. Seine Äste ragten verzweifelt gen Himmel; ein Baumskelett, unheimlich und faszinierend zugleich. Ihre Augen folgten seinem wirbelnden Tanz und blieben schließlich an ihrem Hund hängen, der wild am Ufer auf- und absprang.
Irgendetwas schien Hati gefunden zu haben, und es machte sie komplett verrückt. Aus der Ferne konnte Joan nur dunkles Treibgut erkennen, das sich aus den Fängen des Flusses befreien konnte. Neugierig stapfte sie ihrer Wölfin entgegen, die sie bellend antrieb.

„Was hast du denn gefunden? Ich hoffe kein totes Tier oder ‒ ", die letzten Worte blieben ihr im Halse stecken. Unfähig einen weiteren Schritt zu machen starrte Joan auf das, was ihre Hündin so in den Wahnsinn getrieben hatte.
„Oh, Gott. Nein, nein ... bitte nicht!" entsetzt schlug sie ihre Hände vor den Mund.
Es war als bildete sich eine Blase um sie herum. Das Heulen des Sturms verstummte, selbst das aufgeregte Bellen drang nicht mehr zu Joan durch. Nur das Wummern ihres eigenen Herzens hallte wie Trommelschläge in ihren Ohren wider. Eine kalte Hand schien sich um ihren Hals zu legen, schnürte ihr die Luft ab; verursachte eine Gänsehaut, die ihren gesamten Körper erschauern ließ. Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht, um nach Hause zu rennen.

Dieses Kapitel widme ich dem fantastischen achterbahnmaedchen, da sie mir nicht nur ein wundervolles Cover gebastelt hat -nein- sie hat mich auch bei der Entstehung dieser kleinen Geschichte wundervoll unterstützt und stand/steht mir immer mit Rat und Tat beiseite!
Ich danke dir, für alles! ♡

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro