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Wenn du eine Lüge lebst ...
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Wir saßen uns am Fußende des Boxspringbetts genauso gegenüber wie bei unserem Gespräch im Hostel. Nur war es dieses Mal nicht Joshua, der mir Antworten schuldig war, sondern umgekehrt. Ich starrte auf meine feuchten Hände, die ich unaufhörlich knetete. Malträtierte meine Unterlippe, bis ich sie einmal schmerzhaft erwischte — was auch eine tolle Angewohnheit meines Vaters war. Wo wir schon beim Thema wären ...

Wie soll ich überhaupt anfangen? Wo? Wann?

Unsicher hob ich den Blick und begegnete dem von Joshua. Der Ozean in seinen Augen wirkte ruhig. Er saß absolut entspannt mit den Händen auf seinen Oberschenkeln da. Bis er unvermittelt nach meinen griff, sie fest umschloss und in eine gewaltige Wärme hüllte, die meinen Körper flutete.

»Du musst nichts sagen, wenn du nicht bereit bist. Ich mö...«

»Nein, das hat nichts damit zu tun, ob ich bereit bin oder nicht. Es ist eher die Frage, ob du bereit bist.«

Ernst schlich sich in seinen Ausdruck, als sich die kleine Furche auf der Stirn bildete und er meine Hände kurz drückte. »Selbstverständlich bin ich das. Du kannst mir alles erzählen, was dir auf dem Herzen liegt.«

Sofort zog sich mein Herz zusammen, denn ich hatte große Zweifel, dass es nach der folgenden Offenbarung eher schwerer als leichter wiegen würde. Ich wich seinen verständnisvollen Augen aus und fixierte stattdessen die langen, rauen Finger, die sich fest um meine schlangen und denen ich nicht so einfach entkommen konnte.

»Auch wenn ich dich mit diesem Wissen in Gefahr bringe? Dich und ...«, flüsterte ich mit brüchiger Stimme.

»Warum sollte es uns in Gefahr bringen?«

Wenn du nur wüsstest ...

Ich seufzte schwer auf und versuchte meine feste Stimme zu finden. »Ich kann es schwer erklären ...«

Aber ich musste es ihm erklären. Es führte kein Weg daran vorbei. Außer ich beendete es hier und jetzt und ließ ihm keine Wahl. Doch ich wollte ihn nicht aufgeben.

»Du weißt noch, was meiner Mutter und meiner Schwester passiert ist?«

Sein Blick verhärtete sich schlagartig und sein Kiefer mahlte, als er stumm nickte.

»Allein das könnte dich schon in Gefahr bringen ... Eigentlich solltest du nicht mit mir zusammen sein. Wa-was wenn ... sie u-uns finden und da-dann ...« Meine Stimme bebte und ich konnte den Satz nicht vollenden, ohne dass ein unsäglicher Schmerz durch meinen Körper fuhr, der mich wieder an meine Grenzen bringen würde.

Ich bin furchtbar egoistisch. Wie kann ich ihn nur in diese Lage bringen? Das darf ich nicht!

Ein Schleier legte sich über mein Blickfeld und ich schloss die Augen, schluckte mehrmals, um die Tränen und die anbahnende Übelkeit zu vertreiben.

»Je mehr du weißt, desto schlimmer für deine Sicherheit. Aber ... je weniger du weißt, desto schwieriger gestaltet sich das mit ... uns.« Ich räusperte mich, um den Kloß in meinem Hals aufzulösen. Aber er wollte nicht verschwinden, also sprach ich weiter, bevor ich nicht mehr dazu imstande war. »Joshua, es tut mir leid. Ich hätte niemals zulassen dürfen, dass wir uns so nahe kommen. Ich bringe dich damit in Gefahr und das ist das Letzte, was ich will. Weißt du, ich war noch nie ... also, ich bin noch nie mit jemandem so weit gegangen wie mit dir. Ich hatte nie das Bedürfnis, bei jemandem sein zu wollen. Aber mit dir ist alles anders. Und doch sollten wir nicht weitergehen. Zu deinem Schutz. Also ist es vermutlich besser, wenn wir einfach ...«

Scheiße, so einfach ist es nicht ...

Bei dem Gedanken, Joshua aufgeben zu müssen, schnürte sich etwas um meine Kehle und raubte mir jeglichen Atem. Mein Herz drohte von dem unerträglichen Stechen in der Brust zu zerbrechen. Ich öffnete meine Augen, wagte es jedoch nicht, ihn anzusehen, sondern klammerte mich an einen besonders interessanten Schattenwurf bei der Bettdecke. In meinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Warum war ich immer noch in diesem Albtraum gefangen? Warum durfte ich nicht einfach mal glücklich sein? Mein Verstand kämpfte gegen mein Herz. Ersteres wollte Joshua nicht in Schwierigkeiten bringen, Zweiteres wollte und konnte nicht ohne ihn sein. Ich befand mich wie in einer Art Trance, während die Grauabstufungen vor mir zunehmend verschwammen.

Plötzlich spürte ich eine Hand unter meinem Kinn. Joshua saß sehr viel dichter bei mir und hob es an, sodass ich gezwungenermaßen nach oben schauen musste. Mein Blickfeld wurde kurzzeitig klarer, als eine Träne meine Wange hinabstürzte, und ich sah seine Augen, deren leidender Ausdruck tief in meine Seele traf. Im nächsten Moment landeten seine Lippen auf meinen. Mein Körper zuckte zusammen und ich schloss die Lider, als hätte mich ein Stromschlag erwischt. Dabei war es der behutsamste und zugleich intensivste Kuss, den wir bisher miteinander geteilt hatten.

Sein Mund fuhr vorsichtig über meinen, gerade so, dass ich die leichte Berührung wahrnehmen konnte. Fast zu leicht, denn ich sehnte mich nach so viel mehr und gleichzeitig genoss ich das neckische Spiel von ihm. Sanft strich seine Zunge über meine geschlossenen Lippen, die ich bereitwillig für sie teilte. Ein Kribbeln erfasste meinen gesamten Körper und ich stöhnte leise, als sich seine Hand in meinem Haar verfing und er mit den Fingerkuppen meine Kopfhaut kraulte. Ich umfasste sein Gesicht, fuhr über die kratzigen Stoppeln, ehe ich ihn näher zu mir zog. Mein angeknackstes Herz begann freudig zu flattern und schickte flüssiges Glück durch meinen Organismus. Dieses beflügelnde Gefühl ... davon konnte ich nicht genug bekommen. Doch viel zu früh ließ er wieder von mir ab.

»Du willst mir sagen, dass du das hier aufgeben willst?«, fragte er mit heiserer Stimme, die mir einen Schauer verpasste.

Von aufgeben wollen war sicher nicht die Rede, dennoch musste ich standhaft bleiben, auch wenn dieser Kuss gerade all meine gut gemeinten Absichten infrage stellte. »Du nicht?«

»Elli, ich möchte dich nicht dazu drängen, es mir zu erzählen. Wenn du denkst, dass es besser ist, es nicht zu tun, dann werden wir eine adäquate Lösung für uns finden. Aber falls du es mir doch erzählen möchtest, dann verspreche ich dir, dass ich alles für mich behalten werde. Dich in Gefahr zu bringen, ist auch das Letzte, was ich will.«

Die Flut in meinen Augen war nun unaufhaltsam. Sie brach einfach aus mir heraus. Er würde es einfach akzeptieren, ohne Genaueres über mich und meine Vergangenheit zu wissen. Er wollte mich wohl auch nicht aufgeben.

Doch damit konnte ich nicht leben. Es war ihm gegenüber nicht fair. Auf einmal wusste ich ganz genau, was ich tun musste.

»Okay«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.

Ich griff nach meiner Handtasche und nahm vorsichtig das kleine Büchlein heraus. Meine Finger glitten über den ledernden Rücken nach oben bis zu der goldenen Prägung des Titels, ehe ich es wendete und den handmarmorierten Einband betrachtete. Mit einem Lächeln dachte ich an gestern Abend, als ich durch das handgebundene Buch geblättert hatte und darin versunken war. Der Geruch nach altem Papier und Druckertinte war plötzlich wieder präsent, genauso wie die Zeilen, die immer noch in meinem Bewusstsein nachhallten. Doch dann schloss ich die Augen und legte es vor Joshua hin. »Es tut mir wirklich leid, aber ich kann das nicht annehmen. Nicht nur, weil es ein viel zu teures Geschenk ist, sondern vor allem weil ich es nicht verdient habe.«

Joshua zog die Augenbrauen zusammen. »Selbstverständlich hast du es verdient! Ich dachte, du freust dich darüber, immerhin bist es immer du gewesen, die den Austausch zwischen Vincent und Theo über alle Maßen verstanden und geschätzt hat. Zumindest machte es den Anschein bei der Art, wie du darüber gesprochen hast. Oftmals haben mir deine Interpretationen der Zitate neue Impulse gegeben und mir neue Blickwinkel eröffnet. Und obwohl ich wusste, dass es für mich als dein Dozent unangemessen war, so fühlte ich nicht nur eine intellektuelle Bindung zu dir, sondern auch eine emotionale, weil du meinen Horizont auf diese besondere Weise bereichert hast. Ich weiß, dass du die Briefe der Brüder zu schätzen weißt — so wie ich. Deshalb ...«

»Joshua, ich fühle mich sehr geehrt und es fällt mir wirklich nicht einfach, dir dein Geschenk zurückzugeben. Aber ... so eine wertvolle Erstausgabe ist einfach zu viel! Egal, ob verdient oder nicht.«

»So wertvoll ist dieser Band alleine nicht. Es gibt einen weiteren, der sich in meinem Besitz befindet.«

»Aber dann gehören die zwei Bücher zusammen und sollten deswegen auch gemeinsam aufbewahrt werden!«

Joshua lächelte und streckte mir das Büchlein entgegen. »Mir gefällt der Gedanke, dass der eine Band bei dir und der andere bei mir verweilt. Wie du richtig sagst, gehören sie zusammen. Aber das ist auch der Fall, wenn sie lokal voneinander getrennt sind.«

Sein zärtlicher Blick durchdrang mich genauso wie seine Worte, die für mich so viel mehr als nur die offensichtliche Bedeutung hatten. Unwillkürlich bildete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper und mein Herz schlug hektisch.

Nicht gefühlsduselig werden!

»Ich kann es leider trotzdem nicht annehmen. Abgesehen vom hohen Wert, habe ich es nicht verdient, weil ... ich gar nicht richtig Geburtstag hatte.«

Joshua stutzte und seine Haltung versteifte sich, als er mich mit hochgezogenen Brauen musterte.

»Als ich gesagt habe, dass mein Leben eine Lüge ist, habe ich das auch genau so gemeint.«

»Papa, ich will nicht lügen.«

Er fasste nach meiner Hand und sah mich ernst an. »Elli-Schatz, das ist zu deinem ... zu unserem Schutz. Und eigentlich sind es keine richtigen Lügen, weil die Polizei uns ein neues Leben an einem neuen Ort schenkt, damit wir in Sicherheit leben können.«

»Aber ich will nicht weg von hier!«, rief ich und entzog ihm sofort wieder meine Hand.

Papa schüttelte traurig den Kopf. »Wir können hier aber nicht bleiben. Hör mir zu: Diese Männer, die ... Sie sind immer noch da draußen. Sie kommen zurück und da...«

»Was sind das für Männer? Was wollen sie von uns? Warum haben sie ...« ... Mama und Nora umgebracht.

Auch wenn ich es nicht aussprechen konnte, wusste mein Papa genau, was ich sagen wollte. Ich erkannte es an seinen Augen, die auf einmal ganz glasig wurden. Er wich meinem Blick aus und schwieg.

Mein ganzes Leben war ein Albtraum geworden, aus dem ich nicht mehr aufwachen konnte. Nichts war mehr so, wie es gewesen war. Und so wie es aussah, würde sich jetzt auch noch alles andere ändern.

»Wie lange müssen wir denn weg? Und wo ziehen wir überhaupt hin? Ich will Juli Bescheid geben, dann kann sie mich vielleicht besu...«

»Auf keinen Fall, Elli!«

Papas Ton donnerte, sodass ich zusammenzuckte. Normalerweise wurde er nicht laut. Sein böser Blick machte mir Angst.

»Niemand, absolut niemand darf wissen, wo und wer wir sind! Damit bringst du nicht nur dich und mich, sondern auch die Person, der du es erzählst, in Gefahr! Das willst du doch nicht?«

Betreten suchte ich mit meinen Augen einen Punkt und ließ ihn nicht mehr los. Dann schüttelte ich den Kopf.

»So leid es mir tut ... Aber dein Leben und deine Freunde hier musst du verlassen.« Er klang wieder ruhiger. Vielleicht sogar ein wenig traurig. »Es wird dir aber bestimmt in der neuen Stadt gefallen. Du findest doch sowieso schnell Anschluss. Wir können von vorne anfangen. Und ich verspreche dir, dass du das machen darfst, was du dir wünschst. Aber bitte versprich mir, dass niemand erfährt, wer du bist und woher du kommst. Auch was mit Ma-Mama und ... No-Nora ...«

Seine Stimme brach. Er konnte es genauso wenig sagen. Das konnte ich zu gut verstehen. Irgendwie machte es das laute Aussprechen noch schlimmer.

»Was passiert ist, darf niemand wissen!«

Mein Körper begann zu zittern, als sich die Bilder, die mich jede Nacht quälten, wieder vor meine geschlossenen Augen schoben. Erschrocken riss ich sie auf, mit wild klopfendem Herzen.

»Wir fangen ganz neu an. Wir zwei. Als Familie. Wir passen aufeinander auf. Ich passe auf dich auf. Aber bitte versprich mir, dass auch du auf dich aufpasst und niemandem etwas von deinem früheren Leben erzählst und keinen von deinen Freunden kontaktierst!« Sein ernster Blick durchlöcherte mich genauso wie sein ernster Tonfall. »Versprich es!«

Ich nickte einfach nur, während immer mehr Tränen hochstiegen. Vermutlich konnte ich es sowieso keinem erzählen.

Auf einmal spürte ich eine wohlige Wärme und Papas vertrauter Geruch vermischt mit seinem Aftershave stieg mir in die Nase.

»Das ist mein starkes Mädchen. Mein Ein und Alles. Meine Elli.«

Ich krallte mich in den Stoff seines Shirts und vergrub mein Gesicht darin, wodurch es sofort nass wurde. Stark fühlte ich mich dabei so gar nicht. Ich war schwach. Ich war verloren.

»Ich weiß gar nicht mehr, wer ich bin. Ich will das alles nicht. Auch wenn es ein neues Leben sein soll. Für mich sind das alles Lügen. Nicht mein Name. Nicht mein Geburtstag. Nicht mein Leben.«

»Deswegen magst du deinen Namen nicht. Auf der Hochzeit hast mir gesagt, dass du mit deinem vollen Namen keine schönen Erinnerungen verbindest.« Joshua runzelte die Stirn und drückte dabei meine Hände.

»Ja, einerseits verbinde ich mit Eleanora Schmerz. Andererseits bedeutet mir dieser Name sehr viel.«

»Inwiefern?«

»Ich habe meinen Vater damals so lange bearbeitet, bis ich mir meinen Namen selbst aussuchen durfte. Die Bedingung dafür war, dass er meinem eigentlichen nicht ähneln sollte. Mein neuer Name hat eine besondere Bedeutung für mich, weil in gewisser Weise mein früheres Leben in ihm steckt. Irgendwie konnte ich mich nicht ganz von meinem alten Leben lösen. Aber diese Tatsache ist gleichzeitig ein Problem, über das ich immer wieder gestolpert bin ... und dem ich mich auch heute noch stellen muss. Aber ein enormer Vorteil ist mein Spitzname. Er funktioniert mit meinem alten und meinem neuen Namen.«

Joshua lächelte schief. »Du warst schon immer ein schlaues Köpfchen.«

Ich zuckte mit den Schultern und seufzte auf. »Denkst du. Ich weiß gerade nicht, ob es so schlau war, dir von der ganzen Sache zu erzählen. Joshua, du darfst das, wie gesagt, eigentlich nicht wissen. Wenn mein Vater davon Wind bekommt, wird er gleich ein nigelnagelneues Leben für uns organisieren.«

»Aber ich bin froh, dass du dich mir anvertraut hast. Es erklärt einiges. Und natürlich werde ich Stillschweigen darüber bewahren. Du hast mein Wort.«

In seinen Augen spiegelte sich so viel Verständnis wider, dass ich ihm ohne jeglichen Zweifel glaubte. Aber dennoch war es gefährlich. Und inzwischen bereute ein Teil von mir, ihn eingeweiht zu haben. Was, wenn ihm wegen mir etwas zustieß? Das könnte ich mir niemals verzeihen.

»Ich vertraue dir. Trotzdem ist mir nicht wohl bei der Sache. Ist dir bewusst, in welche Gefahr dich dieses Wissen bringen kann?«

»Das ist ein Risiko, das ich gerne für dich eingehe. Die Gefahr ist erst präsent, wenn euch diese Verbrecher aufspüren. Aber ihr seid bestmöglich durch das Zeugenschutzprogramm geschützt.«

Ich senkte den Blick und entzog Joshua meine schwitzig gewordenen Hände, um sie zu kneten. »Ja, schon. Allerdings auch nur deswegen, weil wir niemandem davon erzählt haben. Andi weiß zum Beispiel nur, dass meine Mutter und meine Schwester bei einem Unfall gestorben sind, bei dem ich dabei gewesen bin. Genauere Umstände weiß er nicht, weil er sie ja eigentlich nicht wissen darf und er mir versprechen musste, nie wieder mit mir darüber zu sprechen. Und Sandy weiß auch nur, dass der Rest meiner Familie nicht mehr lebt. Wie und was habe ich bewusst ausgelassen. Ansonsten habe ich immer tiefergehende Freundschaften vermieden, damit solche persönlichen Fragen gar nicht erst gestellt werden können. Aber du hast mich wirklich an meine Grenzen gebracht. Und du bist immer da gewesen, wenn ich am Abgrund gestanden habe. Ich weiß nicht, wieso ich bei dir auf einmal das Bedürfnis habe, dir die Wahrheit zu erzählen.«

»Vielleicht aus demselben Grund, warum ich dir über meine glorreiche Vergangenheit erzählt habe? Darüber weiß außer dir auch keiner.«

»Deine Vergangenheit bringt mich aber nicht in Gefahr. Meine dich schon.« Ich konnte ihn nicht mehr ansehen, denn der unsägliche Schmerz fraß sich ohnehin schon durch mein Herz, wenn ich an meine nächsten Worte dachte. »Joshua ... Ich kann verstehen, wenn sich hier jetzt unsere Wege trennen. Ich bin eine maximal komplizierte Person, mit maximal komplizierter Vergangenheit. Diese Männer könnten meinen Vater und mich jederzeit ausfindig machen und wenn wir uns nahe stehen, dann könntest auch du zur Zielscheibe werden. Das will und kann ich nicht zulassen.«

Erneut drängten sich Tränen in meine Augen. Ich wollte ihn nicht weiterziehen lassen ... Aber ich musste es, wenn es zu seinem Bestem war.

Plötzlich war er mir wieder ganz nah. Seine Hände umfassten mein Gesicht und ein Blick in seine verzweifelt wirkenden Augen war unausweichlich. Sofort stellte sich das wohlbekannte Kribbeln in meinem Bauch ein, das mein Inneres zwischen Schmerz und Freude zerriss.

»Wenn du so denkst, wirst du niemals ein normales Leben führen können. Obwohl ich durchaus deine Angst verstehen kann, denn auch ich lebe mit einer Angst — wenn auch eine andere. Wegen meiner Impulskontrollstörung habe ich fortwährend die Befürchtung, das zu zerstören, was wir gerade erst aufgebaut haben. Manchmal denke ich mir auch, dass es besser wäre, nicht dem Drang nachzugehen, bei dir sein zu wollen. Aber ... der alleinige Gedanke daran lässt sich kaum ertragen. Es mag alles maximal kompliziert sein, aber das schmälert keineswegs meine Gefühle für dich.«

Während er sprach, strömte das salzige Wasser wie Bäche aus meinen Augen. Ich wusste nicht mal, warum. Mein Herz hüpfte und zugleich wog es so schwer wie ein Stein. In meinem Bauch flatterte es, obwohl sich meine Eingeweide zusammenzogen.

Behutsam strichen Joshuas Daumen über meine nassen Wangen und ich schloss meine Lider. Seine zärtlichen Berührungen linderten all den Schmerz in mir und doch konnte ich sie kaum ertragen, weil ich nicht wusste, was als Nächstes geschehen würde.

»Elli, ich will dich. Egal, woher du kommst, wann du Geburtstag hast oder wie du heißt. Ich will dich, weil ... ich mich in dich verliebt habe. Ich möchte dich nicht aufgeben und dafür gehe ich auch das Risiko für ein wenig Gefahr ein. Und falls du auch mich willst, trotz meiner ganzen Fehler, dann ...«

Er stockte für eine Sekunde. Eine Sekunde, in der mein Gehirn vollkommen leer war und sich zugleich alle Gedanken zu überschlagen schienen. Ich konnte gar nicht fassen, was er gerade sagte. Bildete ich mir alles ein?

»Ich würde gern versuchen, dass wir ... Was ich dich fragen will, ist ... Fuck!«

Joshua schüttelte seinen Kopf und raufte sich die Haare. Dann schloss er seine Augen und schluckte merklich, ehe seine ozeanblauen Iriden wie ein unaufhaltsamer Sturm auf meine trafen. »Möchtest du es wagen und eine Beziehung mit mir eingehen, die eventuell maximal kompliziert werden könnte?«

Keine Ahnung, was passierte. Es war mir egal. Alles. Denn da war nur noch dieses bombastisch geniale Gefühl, das alles überlagerte. Ohne Vorwarnung stürzte ich mich auf Joshuas Lippen, die mich ohne Zögern willkommen hießen. Sofort tanzten unsere Zungen miteinander. Wild und verlangend. Meine Händen vergrub ich in seinem Haar, während mir ein wohliges Seufzen entwich. Im nächsten Moment landete ich auf dem Rücken und Joshua über mir. Unsere Münder waren immer noch verschmolzen. Seine Hände glitten an meinen Seiten entlang und lösten einen kleinen Elektroschock nach dem nächsten in mir aus. Ich wand mich unter ihm, drückte mich gegen ihn, kratzte seine Kopfhaut und entlockte ihm ein dunkles Stöhnen.

Ein weiteres Mal unterbrach er viel zu früh — wobei er für meinen Geschmack einfach niemals aufhören sollte. Ich japste nach Luft, öffnete langsam meine Augen und sah ihn an. Auch er atmete schwer, während er mit seinen Händen links und rechts von mir gestützt über mich gebeugt war.

»Ich werte das mal als Ja«, sagte er und ein überbreites Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. Es brachte seinen Ozean zum Strahlen. Es war so ehrlich und ansteckend. Ich liebte es.

Ich liebte es und ich liebte ihn.

Er war alles, was ich wollte und brauchte. Ich hatte mich nicht nur in ihn verliebt, sondern ich liebte ihn inzwischen über alles. Wie sollte ich es mit dieser Gewissheit schaffen, ihn jemals zu verlassen? Das war einfach unmöglich ... Wir gehörten zusammen wie die beiden Briefbände der Van-Gogh-Brüder. Und obwohl das unbändige Glück jede Faser in mir durchströmte, war da diese leise Stimme, die mir keine Ruhe ließ. Ich hoffte einfach, dass sie niemals recht haben würde.

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Ihr Lieben!

Ich bin wieder zurück. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet, aber meine Familie in der Heimat ist aufgrund des Hochwassers im Chaos versunken und ich hatte deswegen weder Kopf noch Zeit fürs Schreiben und für Wattpad. Es geht aber allen gut und es wird auch langsam — auch wenn der Weg zur Normalität noch sehr lang und beschwerlich sein wird.

An diesem Kapitel habe ich daher sehr zerstückelt gearbeitet. Ich hoffe, es ist am Ende dennoch rund und verständlich geworden ...

Ich freue mich sehr auf eure Meinungen und danke euch von Herzen für eure Unterstützung!

Fühlt euch gedrückt ❤️
Eure Teresia ☀️

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