36 - Lou, du bist die Sonne
[Louis]
Mit klopfendem Herzen wartete ich die Aufzugfahrt ab und atmete kurz tief durch, um mich einen Moment zu sammeln. Was auch immer mich jetzt da oben erwartete, ich wusste, dass es etwas Gutes sein musste. Harry hätte sonst niemals so einen Aufwand betrieben, das war nun selbst mir klar, nach dem letzten Abend mit ihm. Er hatte sich mir gegenüber so geöffnet und hatte eine 180-Grad-Wende hingelegt. Ich bekam mein Herz kaum unter Kontrolle, so sehr schlug es und dann öffneten sich die Türen endlich.
Ich lief durch die kleine Halle auf die Plattform und schnappte erst einmal nach Luft. Ich war allein hier oben, was für die Uhrzeit absolut ungewöhnlich war. Harry hatte also offensichtlich wirklich Geld in die Hand genommen und die Plattform gemietet. "Völlig verrückt..." murmelte ich fassungslos, dann sah ich ihn. Er stand mit einem riesigen Strauß roter Rosen an der Brüstung, um ihn herum waren noch viel mehr Blumen aufgestellt. Ich riss die Augen auf. Der Lockenkopf stand in seiner vollen Pracht da und sah mich lächelnd an. Dieses charmante Lächeln, dass die Grübchen so zur Geltung kommen ließ, die Augen so strahlen ließ. Er sah unglaublich aus.
Langsam ging ich auf ihn zu und sah ihn verwirrt an, musste jedoch lächeln. "Hey." sprach er und ich biss mir auf die Lippe grinsend. "Hi." antwortete ich beinahe schon scheu.
"Ich freue mich, dass du mich so schnell gefunden hast." sagte er mit einem kleinen Seitenblick auf die Uhr und ich musste lachen. "Du scheuchst mich durch ganz Manhattan und beschwerst dich dann?" fragte ich, woraufhin auch er lachte. "Du hast vollkommen recht." Er nickte schließlich. "Ich wollte dir all die Romantik zeigen, die du verdienst."
Nun stand ich direkt vor ihm und sah ihn an. "Du hast dir wirklich alles selbst ausgedacht?" fragte ich und er nickte. "Ich weiß, du liebst Filme und immerhin brauchst du immer noch Abenteuer in deinem Leben. Also habe ich beschlossen, dir ein auf dich zugeschnittenes, ganz besonderes Abenteuer zu bieten.", erklärte er mir lächelnd, ehe er fortfuhr. "Denn ich habe dir etwas zu sagen und angesichts meiner völligen Unfähigkeit in meinem bisherigen Leben was Emotionen betrifft, wollte ich, dass es eine ganz besondere Geste wird, die du niemals vergessen wird."
Sprachlos sah ich ihn nur an, woraufhin er lachte. "Gar nichts mehr zu sagen?" hakte er nach und ich grinste leicht. "Ich dachte, ich überlasse dir vorerst die Bühne."
Harry grinste mich breit an und nickte. "Ich verstehe, dann sollte ich wohl jetzt anfangen, meinen überhaupt nicht auswendig gelernten Monolog aufzusagen."
"Auswendig gelernt?"
Er nickte. "Ich bin ziemlich nervös, was übrigens auch neu für mich ist." Er zog einen Zettel aus seiner Hosentasche. "Ich habe es mir aufgeschrieben, damit ich nichts vergesse."
Schmunzelnd beobachtete ich ihn, bis mir auffiel, dass seine Hände zitterten. Ich zog die Augenbrauen hoch und sah ihn überrascht an.
Harry atmete tief durch, ehe er auf den Zettel sah und anfing zu sprechen. Automatisch hielt ich die Luft an. Harry sah noch einmal kurz zu mir, ehe er wirklich anfing.
"Lou, ich weiß, ich habe anfangs wirklich egoistisch gehandelt. Ich möchte, dass du weißt, dass ich die Zeit mit dir von Anfang an absolut genossen habe. Ich wusste einfach nicht, was es zu bedeuten hat. Dann ist Paris passiert. Als wir in diesem Club gemeinsam waren, habe ich so viel gefühlt, doch ich habe es mir nicht eingestanden. Als du mir deine Gefühle gestanden hast, habe ich Panik bekommen, denn ich konnte es nicht einordnen." Er sah für einen Moment zu mir, lächelte mich entschuldigend an. Ich nickte, um ihm zu zeigen, dass es okay war.
"Und dann...dann warst du plötzlich weg. Und ich habe mich in meinem Leben noch nie so dermaßen beschissen gefühlt, Lou. Ich wollte einfach nur zu dir. Niall war....nun ja, wenig hilfreich. New York ist beschissen groß, das weißt du oder?" Er lachte leicht. "Ich hab irgendwann aufgegeben. Das...die Drogen, der ganze Scheiß. Ich war mir sicher, ich würde dich nicht mehr finden. Und plötzlich warst du da und standest vor mir." Harry sah mich nun ernst an. "Du hast mir gezeigt, was Gefühle sind. Du hast mir gezeigt, wie es ist, etwas zu fühlen und wie es ist, sich um jemanden zu sorgen."
In meinen Augen bildeten sich bereits Tränen, die ich wegzublinzeln versuchte, doch es klappte nicht, sie liefen mir bereits über die Wangen. Harry sah mich erschrocken an. "Lou, was ist denn jetzt los?" rief er schockiert aus und ich musste lachen. "Alles gut. Freudentränen. Deine Worte sind bis jetzt wirklich wunderschön." erklärte ich und er schien erleichtert aufzuatmen, nickte leicht. "Gut, kann ich dann jetzt weiter meine Gefühle für dich bekunden?"
Ich lachte laut auf, nickte jedoch. "Na los!"
Er nickte zufrieden. "Lou, ich möchte für dich clean sein, mich um dich kümmern, dich von der Arbeit abholen jede Nacht. Nein, anders. Ich will dass du nicht da arbeitest, denn es ist zu gefährlich in solchen Kreisen. Du solltest dich auf dein Studium konzentrieren können, also du solltest nicht nachts arbeiten." Wieder sah er einen Moment zu mir. "Also...was ich sagen will...Lou, ich habe da ganz lange drüber nachgedacht, wirklich lange. In mir war das reinste Chaos, aber jetzt nicht mehr. Du bist die Sonne, Louis." Er sah mir in die Augen und ich sah in seine. "Ich liebe dich."
Ich legte die Hand auf den Mund und schluchzte auf, denn ich konnte gar nichts sagen. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass er mir direkt eine Liebeserklärung machen würde. Er sah mich wieder erschrocken an, also rannte ich auf ihn zu und sprang ihm in die Arme. Er ließ die Rosen fallen und hielt mich fest, drückte mich fest an sich und ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, während ich mich so fest es ging an ihn presste. "Ist das wahr? Ist das dein Ernst?" fragte ich leise und Harry küsste meine Wange.
"Lou, du bist die Sonne." erwiderte er und es war mir Antwort genug. Ich sah in seine Augen und sein Blick war ehrlich und liebevoll. "Ich liebe dich, ernsthaft. Ich habe wirklich wochenlang darüber nachgedacht und ich bin bereit, zu lernen und zu leben." ergänzte er noch dazu.
Ich fing an zu strahlen. "Ich liebe dich auch, Harry." flüsterte ich und im nächsten Moment verbanden wir unsere Lippen miteinander und tauchten ein in den wohl emotionalsten Kuss, den ich je in meinem Leben erhalten hatte. Monatelang hatte ich mir gewünscht, dass er meine Gefühle erwidern wollte und jetzt, da er es tat, war ich glücklicher als ich es jemals in meinem Leben war. Er war emotional verkorkst, doch er wollte sich für mich bessern.
Wir lösten uns voneinander und ich sah ihn an. "Kein Koks mehr, ja?" fragte ich ihn und er legte den Kopf schief und lächelte mich an. "Ich hab seit dem Abend im Lavo nichts mehr genommen, Lou. Wirklich." antwortete er leise und ich atmete erleichtert aus. "Das klingt wirklich gut, das macht mich unglaublich glücklich."
Lächelnd küssten wir uns noch einmal, dann sah er mich an. "Es tut mir leid, dass Pferd durfte ich nicht mit auf die Plattform nehmen."
Ich sah ihn mit großen Augen an. "Bitte sag mir, dass du mir kein Pferd gekauft hast." hauchte ich ängstlich und er musste lachen. "Nein, habe ich nicht. Aber...weil du es so sehr liebst, wollte ich dich fragen, ob du mehr Zeit mit mir im Strandhaus verbringen willst. Also...viel mehr Zeit."
Ich musterte ihn. "Fragst du mich gerade, ob ich mit dir ins Strandhaus ziehe?" hakte ich nach und er nickte. "Irgendwie schon, ja."
Schmunzelnd küsste ich seine Wange. "Wie wäre es erst einmal mit den Wochenenden? Nicht, dass du Panik bekommst, wenn alles auf einmal so schnell geht."
Harry schüttelte sofort den Kopf. "Keine Panik mehr. Ich war mir nie so sicher über irgendetwas. Noch niemals."
Ich nickte leicht und sah ihn verblüfft an. "Ich hab mir so gewünscht, dass du irgendwann solche Dinge zu mir sagst. Harry, wirklich. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als das hier." flüsterte ich und sah ihn verliebt an. Er lächelte und strich mit den Fingerspitzen zärtlich über meine Wange. "Jetzt kann mein Leben anfangen mit. Mit dir." erwiderte er genauso leise, dann sah er über meine Schulter. "Und ich habe genau die richtige Person eingeladen, um das Ganze mit uns zu feiern."
Verwirrt sah ich hinter mich und riss die Augen auf. "Niall?" fragte ich und mein bester Freund kam grinsend auf uns zu. "Hey, Lou."
Ungläubig sah ich zu Harry, dann löste ich mich und rannte auf Niall zu, fiel ihm um den Hals und wir lachten beide. "Was machst du denn hier?"
"Ich wurde eingeflogen. Als wir telefoniert haben, war ich bereits in New York." erklärte er mir und ich sah ihn schmollend an. "Hast du mich angelogen?"
"Es war für einen höheren Zweck." Er grinste, dann sah er zu Harry. "Nachdem er mir bewiesen hatte, dass er es ernst meint, bin ich auch in den Privatjet gestiegen. Ich wollte das nicht verpassen."
Ich sah zu Harry und lächelte. "Privatjet?" Er nickte. "Habe ich für ihn gemietet, er sollte hier sein. Schließlich gehe ich davon aus, dass das hier ein Grund zum Feiern ist."
Sofort nickte ich lachend und fiel ihm wieder um den Hals. "Es ist mehr als das." hauchte ich und küsste ihn erneut leidenschaftlich.
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