23 - Abschluss
[Louis]
Die erste Amtshandlung war ganz spontan und ich dachte nicht einmal mehr richtig darüber nach. Ich duschte, zog mir frische Sachen an, dann machte ich mich auf den Weg zu meiner Arbeitsstelle.
Mein Chef, Logan, saß in seinem Büro und ich stürmte hinein, ohne anzuklopfen und sah ihn ernst an.
Logan war ein untersetzter Mittdreißiger, ein Nerd, der nur für seinen Job lebte. Er musterte mich einen Moment und seufzte dann.
"Du kündigst, oder?"
Ich nickte fest. "Mit sofortiger Wirkung. Ich muss hier raus. Ich bitte dich um eine einzige Sache, lass es mich Zayn selbst sagen. Er muss es von mir hören. Er soll nicht denken, ich lasse ihn einfach fallen." sprach ich und Logan nickte.
"Was hast du jetzt vor?" fragte er und ich lächelte befreit. "Ich verfolge meinen Traum." sprach ich und atmete tief durch, dann stellte ich ihm meinen Laptop auf den Schreibtisch und verschwand aus dem Büro, drehte diesem Teil meines Lebens endgültig den Rücken zu.
Als ich kurz darauf wieder zuhause ankam, öffnete ich meinen eigenen Laptop und buchte mir einen Flug nach New York. Niall würde mir jetzt vermutlich sagen, dass ich einen Fehler beging, dass ich kopflos handelte und es überstürzte. Doch das tat ich nicht. Einen Moment dachte ich an Harry und mein Herz schmerzte, dann schüttelte ich den Kopf und öffnete die Seite der Juilliard, bestätigte meine Anmeldung und als kurz darauf die Bestätigungsmail bei mir eintraf, stieß ich die Luft aus und legte die Hände auf meinen Mund.
Ich würde Schauspiel studieren. Ich würde es wirklich tun. Ich musste lächeln und nahm mein Handy, wählte FaceTime aus und rief meine Mom an, während ich das Telefon vor mir platzierte. Sie ging nach wenigen Sekunden ran.
"Lou, mein Liebling!" rief sie und strahlte in die Kamera. Meine Mutter war eine herzliche, liebevolle Person, mit der ich einen sehr engen Kontakt pflegte. Sie war immer sehr kontrollierend gewesen, seit ich in London war, hatte sich das gelegt, doch sie liebte mich und ich liebte sie genauso sehr.
"Hey, Mama!" sagte ich lächelnd und sie musterte meinen Gesichtsausdruck, lächelte sanft. "Ist etwas passiert?"
Ich nickte. "Ich werde dir jetzt etwas sagen und du darfst bitte nicht ausflippen. Es wird alles gut und ich bin in Sicherheit, alles klar?" sagte ich ruhig und ihr fiel das Lächeln aus dem Gesicht und nun sah sie mich ganz besorgt an, nahm sogar den Kochlöffel aus der Hand. "Was hast du angestellt?"
Ich musste lachen. "Nichts! Mama, alles gut. Hör zu, ich gehe nach New York."
Sie riss die Augen auf. "Wie bitte?!" fragte sie schrill. Ich nickte leicht und lächelte sie an. "Niall hat für mich eine Bewerbung an die Juilliard geschickt und ich wurde angenommen. Und ich habe beschlossen, die Chance wahr zu nehmen." erklärte ich ihr. "Lou, wie willst du das denn bezahlen?" fragte sie leise. "Das ist das Beste daran. Es ist ein Stipendium!"
Mom sah mir in die Augen durch die Kamera und ich hielt ihrem Blick stand. Sie legte den Kopf schief. "Lou, ist irgendwas passiert? Steckst du in Schwierigkeiten?" fragte sie und ich schüttelte sofort den Kopf.
"Nein..."
"Oh Lou!" rief sie aus. "Wer ist er?"
Ich runzelte die Stirn. "Was meinst du?" Sie sah mich wissend an. "Wer hat dir das Herz gebrochen, mein Liebling?"
Ich senkte den Blick. "Ich will nicht drüber reden, bitte. Er hat nichts falsch gemacht. Er..." Ich stockte. Es war zu viel zu erklären und ich wollte nicht mit ihr darüber reden.
"Lou." sagte sie und seufzte. "Soll ich dir helfen bei den Vorbereitungen? Soll ich nach London kommen?"
Ich schüttelte den Kopf. "Ich habe alles im Griff. Wie geht es den anderen?"
"Es geht allen super!" antwortete sie und erzählte mir von meinen Geschwistern und ihren Erfolgen in den Schulen. Lächelnd hörte ich ihr aufmerksam zu, dann seufzte ich. "Ich werde euch vermissen, Mama."
"Ach Lou, ich vermisse dich die ganze Zeit. Ich bin immer für dich da, okay?" Sie lächelte ganz sanft. "Und wer immer er ist, er hat dich nicht verdient. Du bist etwas Besonderes und du verdienst jemanden, der dich auch so behandelt!"
"Das hat er..." gab ich zu und sah sie traurig an. "Und was ist dann das Problem?" fragte sie verwirrt nach. Schulterzuckend sah ich auf meine Hände. "Er hat keine Gefühle für mich."
"Ach, mein Schatz. Weißt du, New York ist riesig. Bestimmt läuft dir deine große Liebe dort über den Weg."
Sie lächelte mich sanft an und ich lächelte zurück und nickte, wir verabschiedeten uns und ich fuhr mit meiner Vorbereitung fort. Das nächste auf meiner Liste war die Kündigung meiner Wohnung.
Das ging wie von allein und die Email an meinen Vermieter war schnell erledigt. Zufrieden nickte ich und ich atmete tief durch. Was ich jetzt als nächstes To Do aufgeschrieben hatte, war deutlich schwieriger. Es graute mir ein wenig davor, doch ich musste da jetzt durch.
Nur eine halbe Stunde später betätigte ich die Klingel zu Zayn's Wohnung und er öffnete, sah mich überrascht an. "Louis?"
Ich nickte. "Hey, Zayn. Kann ich kurz reinkommen? Es ist wichtig, ich würde gerne mit dir reden!"
Der Schwarzhaarige nickte und ließ mich eintreten, sah mich unsicher an und wir gingen in seine Küche und setzten uns an den Tisch.
"Wie geht es dir?" fragte ich ihn und er lächelte mich an. "Es geht mir gut. Besser, auf jeden Fall." antwortete er und ich lächelte. "Das freut mich."
Er nickte und atmete tief durch. "Also, was gibt es denn Wichtiges?"
"Ich werde nach New York gehen. Ich habe im Büro bereits gekündigt und deinen Account wird ab sofort jemand anderer betreuen. Logan habe ich gebeten, dass ich es dir persönlich sage." erklärte ich und lächelte ihn an. "Ich werde Schauspiel studieren und mein Leben wird endlich beginnen. Ich werde dich und Niall ganz schrecklich vermissen, das tue ich bereits, ich vermisse dich die ganze Zeit. Ihr seid meine besten Freunde und ich will euch nicht im Stich lassen, doch ich muss an mich denken."
Zayn musterte mich eine lange Zeit ohne etwas zu sagen, dann beugte er sich vor. "Ich bin stolz auf dich, Lou." flüsterte er und meine Augen weiteten sich leicht, dann sah ich ihn an. "Wirklich? Du bist nicht sauer?"
"Wie könnte ich denn?" Er lachte leicht. "Du hast rein gar nichts falsch gemacht, du bist einer der tollsten Menschen, die ich kenne und jetzt tust du endlich das, was du liebst." sagte er und nahm meine Hände. "Das ist der Grund, wieso ich mich in dich verliebt habe."
Ich sah ihn bedauernd an und senkte den Blick, er drückte leicht meine Hände. "Und du bist verliebt in Harry." stellte er schlicht fest.
Seufzend nickte ich. Zayn tat etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte, er umarmte mich. Sofort erwiderte ich die Umarmung. Automatisch musste ich wieder weinen, ich konnte es einfach nicht unterdrücken.
"Ich hab noch gesagt, dass ich nicht will, dass er dir das Herz bricht." flüsterte er und ich zog ihn an mich und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
"Ich will vor dir nicht weinen..." hauchte ich leise und er strich mir über den Rücken. "Lou, ich brauchte Zeit, aber es ist alles okay und du bist mir unglaublich wichtig, nach wie vor. Ich will dass du glücklich bist. Ich wünsche dir wirklich, dass du glücklich wirst da drüben." sagte er sanft und ich schluchzte leise auf, weshalb er sich löste und mir in die Augen sah. Ich sah ihn ebenso an, er lächelte leicht.
"Ich wünsche mir nur, dass du das nicht nur wegen ihm machst. Du solltest so eine große Entscheidung aus den richtigen Gründen treffen."
Ich musste sofort lächeln. "Ich mache das nicht wegen Harry. Ich gehe nach New York, weil ich mein Leben in London viel zu lange vergeudet habe. Wenn ich jetzt nicht anfange und was riskiere, dann werde ich ewig in dem Marketingjob festhängen."
Er musterte mich. Ich schmunzelte. "Guck nicht so. Deine Restaurants laufen wie am Schnürchen, du brauchst meine Konzepte nicht. Du bist auch so unglaublich erfolgreich." Er lächelte dankbar.
"Restaurant Nummer fünf dann in New York?" fragte ich ihn und er fing an zu grinsen. "Das ist eine echt fantastische Idee, Lou. Ich folge dir einfach." Er küsste meine Wange und mit einem Mal war da wieder der Zayn, den ich kannte und mochte. Der herzliche Zayn, der seine Zuneigung mit Körperkontakt ausdrückte und so sanfte Augen hatte, dass man ihm nur vertrauen konnte, ohne Wenn und Aber.
"Ich will morgen im Pub noch einmal auf die Kacke hauen mit dir und Niall, bevor ich gehe. Wirst du kommen?" fragte ich und sah ihn hoffnungsvoll an. Ich wusste, dass seine Antwort auch Nein sein könnte, doch ich hoffte einfach nur, er würde diesen einen Abend mit mir verbringen. Ich brauchte diesen Abschluss.
"Ich werde da sein, Lou." sagte er lächelnd und mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich drückte ihn noch einmal ganz fest, dann verabschiedete ich mich und nahm mein Handy um Niall zu fragen, wo er war. Natürlich war er im Pub, wo sollte er sonst sein.
Ich schleppte mich und mein gebrochenes Herz in Richtung Pub und lenkte mich davon mit den Gedanken an meine Zukunft ab. Das gab mir die Kraft, jetzt die Sache endlich durchzuziehen. In dieser Hinsicht war ich Harry beinahe dankbar. Es zerriss mich, ich vermisste ihn furchtbar, doch es war auch der Auslöser gewesen, dass ich endlich meine Augen öffnete.
Als ich den Pub betrat, sah ich Niall an der Bar sitzen mit einer mir unbekannten Blondine, sein Arm war um sie gelegt und ich musste sofort lächeln. Anscheinend hatte er mir da etwas nicht erzählt.
Ich ging zu ihm und er sah mich lächelnd an. Ich erwiderte das Lächeln genauso breit und atmete tief durch.
"Kann ich einen Moment mit dir reden?"
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