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[Jungkook]
Mit einem tiefen Atemzug überwand ich mich dann dazu an der Haustür zu klingeln, in welchem bis vor Kurzem Junseo gelebt hatte, welcher jedoch nicht mehr unter uns verweilte. Ich brauchte aber diese Notizen von ihm, denn anders könnten wir Taehyung nicht helfen, welcher eigentlich hätte von Junseo repariert werden müssen.
Leicht auf meiner Unterlippe kauend wartete ich darauf nicht mehr die graue Tür anzustarren, sondern mit der Frau sprechen zu können, welche uns das letzte Mal mitgeteilt hatte, dass ihr Mann verstorben ist. Die Frau, welche auch unsere letzte Hoffnung war.
Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Wird sie mich verstehen und mich reinlassen? Wird sie sich ausgenutzt fühlen und wütend auf mich werden? Wird sie mich rausschmeißen? Wird sie überhaupt zu Hause sein?
Normalerweise fiel es mir nicht sehr schwer jemanden anzusprechen, aber in dem Moment verspürte ich eine Nervosität, die sich in meinem Körper breit machte, während ich wartete und die Zeit sich ziemlich lang zog. In der Zeit spielte ich mit meinen Händen herum, was auch deutlich zeigte, dass ich nervös war.
Dann öffnete sich die Tür und ich trat einen kleinen Schritt zurück, während ich sehen konnte, wie die Frau nach draußen blickte und dabei ihren Mantel um sich wickelte. „Oh, du bist es. Wieso bist du wieder hier? Ich glaube nicht, dass ich dir irgendwie helfen kann."
Das fing ja schonmal gut an.
„Hey, also.. eigentlich könnten Sie mir mit etwas sehr wichtigem helfen." Sagte ich und bereute es auch schon direkt, da ich nicht geplant hatte direkt darüber zu reden.
„Wobei denn? Ich kenne dich nichtmal wirklich und deinen Roboter kann ich auch nicht reparieren. Tut mir Leid." Sie wollte nach diesen Worten die Haustür schließen, doch ich hielt sie auf.
„Nein, nein. Warten Sie. Es ist nicht das." Wieder sah sie mich fragend an und ich merkte, dass sie nicht in der Laune dazu war mit mir zu reden. Doch ich wollte nicht so aufgeben. Hiervon hing das Leben von der Person, die ich über alles liebe, ab.
„Es tut mir so unglaublich Leid, dass es ihnen zugestoßen ist. Wirklich, ich verstehe ihre Trauer sehr." Sagte ich leise.
Ich wusste überhaupt nicht, was ich sagen sollte. Alles, was ich mir auf dem Weg hierher im Kopf überlegt hatte, ergab plötzlich in diesem Moment keinen Sinn mehr. Ich war durcheinander mit meinen Gedanken und war nicht in der Lage dazu diese zu sortieren.
„Warte, hast du auch jemanden verloren?" Fragte sie mich dann und ließ die Tür los, um sich leicht vor diese zu stellen. Diese Frage hatte ich nicht wirklich erwartet, weshalb ich sie für einige Sekunden einfach nur ansah, ohne ihr zu antworten, dann aber versuchte etwas zu sagen, um das ganze nicht komisch wirken zu lassen.
„Nein also- Niemanden. Zumindest niemand vor Kurzem. Naja, noch. Bald könnte es passieren."
Wieso sagte ich das? Ich wollte doch nicht daran glauben!
Diese Worte auszusprechen versetzte mir einen so starken Stich ins Herz, dass ich kurz aufhörte zu atmen und dann tief Luft nahm.
Das wird nicht passieren. Taehyung wird nicht von mir gehen, wir schaffen das schon.
Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit höher, wenn ich es mir immer wieder sage.
„Wie meinst du das? Ist jemand krank? Tut mir Leid, falls ich dir zu nahe treten sollte." Meinte sie und ich ließ meinen Blick kurz hängen, um auf meine Schuhe zu blicken, während ich eins meiner Füße leicht über den Boden streifen ließ.
Komm schon, Jungkook. Sag es ihr einfach. Du brauchst diese Notizen!
„So in der Art. Der Android, den ich das letzte Mal hergebracht habe, weil Junseo ihn reparieren wollte.. es geht ihm immer schlechter. Und ich fürchte, dass er es nicht lange durchhält, wenn man nichts tut. Deswegen bin ich auch hier, um zu fragen, ob Junseo irgendwelche Notizen hat, in welchen stehen, wie die Reparatur verlaufen soll. Oder ob er allgemein etwas hat, was jemandem anderen helfen könnte Taehyung, also den Androiden, auf einer richtigen Art zu reparieren."
Nun hatte ich es ausgesprochen und das einzige, was ich noch tun musste, war es auf eine hoffentlich positive Antwort zu warten. Es gab nichts mehr, was ich sagen sollte, um zu erklären, wieso ich hier war.
Dann hörte ich sie ganz kurz auflachen, was mich leicht verletzte, weil ich ganz genau wusste, dass sie mich auslachte.
„Warte, also wenn ich es richtig verstanden habe, kommst du zu mir, damit ich mit dir, einem Fremden, die Intelligenz von meinem Mann teile, welcher einen verdammten Herzinfarkt erlitten hatte? Und das nur, damit du einem Roboter, einem Gegenstand ‚helfen' kannst? Ich sehe dahinter keinen Sinn."
Ich seufzte. Es war noch viel schlimmer, als ich es erwartet hatte.
„Ich kann verstehen, dass Sie es nicht nachvollziehen können, aber dieser Android ist mir wirklich wichtig. Das meine ich auch so. Es geht mir nicht darum, dass er teuer ist, oder viele coole Dinge machen kann. Es geht mir darum, dass er mir wirklich ans Herz gewachsen ist und ich ihn auch liebe. Und wenn ich ihn verliere.. für mich wird die Welt untergehen. Sie wissen doch, wie es ist eine wichtige Person zu verlieren. Es tut mir wirklich Leid für Sie und ich will ehrlich gesagt auch selbst nicht erfahren müssen, wie es ist wenn eine sehr wichtige Person.. Sie wissen schon.. stirbt."
Sie hob eine Augenbraue an und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
„Willst du gerade meinen Mann mit einem Roboter vergleichen?"
Roboter.. Ich hasste es, dass sie ihn so nannte. Sie nahm ihn nicht ernst.
„Naja, für mich ist er kein einfacher Roboter. Für mich ist er genauso viel Wert, wie ein Mensch, für mich persönlich sogar noch mehr, weil ich ihn als einen Menschen sehe und vom ganzen Herzen liebe. Niemand könnte das so verstehen, wie ich es tue. Ich hätte auch selbst nie gedacht, dass es möglich wäre. Aber dann trat er in mein Leben, mit seinem Konstruktionsfehler und menschlichen Gefühlen.. Und was soll ich sagen? Er ist kein perfekter Android. Aber genau deshalb liebe ich ihn so sehr. Er bringt Überraschungen mit sich, hat eigene Meinungen, Gefühle und Emotionen, schon seit dem Moment an, wo ich ihn das erste Mal gesehen habe. Ich war derjenige, der ihn davor bewahrt hat weggeschmissen zu werden. Und jetzt möchte auch ich derjenige sein, der dafür sorgt, dass er eine Chance hat ein normales Leben zu führen, ohne sich ständig zu überhitzen und endlich mal alle seine Träume erfüllen, sowie die Welt entdecken kann. Und dafür brauche ich nur diese Notizen. Also wäre ich Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie mir die Erlaubnis dazu geben würden nach diesen Notizen zu sehen."
Die ganze Zeit über sah sie mich an, wobei ich ihr Gesichtsausdruck nicht wirklich definieren konnte. Ich wartete auf eine Antwort, oder auch irgendeine Reaktion, die dann nach einigen Sekunden kam.
Leicht bildete sich auf ihren Lippen ein kleines Lächeln, bevor sie die Tür noch weiter öffnete und mir dann andeutete rein zu kommen. „Komm, ich zeig dir wo du suchen kannst."
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Jetzt muss er es nur noch finden :3
:):
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