31
[Jungkook]
Nachdem wir uns von Junseo verabschiedet hatten und noch einige Stunden mit meinen Eltern verbrachten, machten wir uns dann auf den Weg nach Hause. Im Auto war es ungewöhnlich ruhig, irgendwie war die Stimmung etwas angespannt, jedoch wusste ich nicht wieso. Nichtmal Musik lief, da mein Freund sie sonst immer einschaltete. Es fühlte sich fast schon so an, als hätten Taehyung und ich uns gestritten, was aber nicht geschehen ist.
Es ist alles gut zwischen uns, dachte ich zumindest. Als Junseo gegangen war, schien auch noch nichts los zu sein. Taehyung war anfangs etwas ruhiger und schien durcheinander zu sein, was verständlich ist nach so einem Gespräch. Später unterhielt er sich normal mit mir und meinen Eltern, lachte auch mit uns. Seitdem wir aber ins Auto gestiegen sind, sagte er kein Wort mehr. Ich dachte, dass er glücklich darüber sein würde, dass Junseo ihn reparieren würde. Ich wusste nicht, wie er sich eigentlich mit der Tatsache fühlte.
Mit dem Blick weit auf die Autobahn gerichtet versuchte ich einen Weg zu finden ein Gespräch mit ihm anzufangen, da es für mich etwas komisch war und es für mich so wirkte, als wäre es meine Schuld, dass er so still war. Habe ich vielleicht irgendwas getan? Nein, eigentlich nicht. Hoffentlich.
Irgendwas muss aber geschehen sein, da Taehyung nie so lange ruhig war, wenn alles gut war. Besonders auf einer Autofahrt redete er viel, da er auf dem Weg immer so vieles findet, was ihn fasziniert. Das Wetter, Tiere, Formen der Wolken, schöne oder lustige Autos, oder irgendwas interessantes in meinem Auto und vieles mehr. Ziemlich oft sah er mir beim Autofahren zu und sagte mir auch immer wieder, wie gut, süß oder sogar heiß ich dabei aussehe, womit er mich jedes Mal in Verlegenheit geraten lässt. Immer wieder sage ich ihm, dass er es lassen soll, da ich mich auf die Straße konzentrieren muss und ziemlich schlecht mit Komplimenten umgehe.
Taehyung unterhielt mich ziemlich beim Autofahren, mit ihm war es nie langweilig. Doch jetzt schien seine Laune nicht wirklich gut zu sein und ich wollte wissen wieso. Er sah sogar die ganze Zeit über aus dem Fenster, schien sich aber nicht wirklich etwas anzusehen, wovon er mir gleich noch fasziniert erzählen würde. Es wirkte schon so, als wäre er wirklich wütend auf mich, was mir ehrlich gesagt Sorgen bereitete. Es sah aber auch nicht nach einer Überhitzung aus.
Ich sollte ihn ansprechen. Es ist sicher, dass ihn irgendwas bedrückte und ich wusste, dass er mir nicht davon erzählen würde, wenn ich ihn nicht frage. Ich wusste auch, dass er sich immer besser gefühlt hat, wenn er mir erzählt hat, worüber er sich Sorgen macht oder wovor er Angst hat.
Gerade wollte ich ihn ansprechen und fragen was los ist, doch diese Aufforderung kam anscheinend nicht vernünftig bei meinem Mund an, weshalb ich dann doch nichts sagte. Wieso konnte ich das nicht? Es ist doch nicht so schwer deinen Freund zu fragen, was ihn bedrückt, also raff dich jetzt tue es doch jetzt einfach.
Nachdem ich dann fertig damit war mich selbst anzumeckern, sprach ich ihn endlich an.
„Tae?" Meine Stimme war leise und ich habe ihn absichtlich nicht mit seinem vollen Namen angesprochen, da es mir aus welchem Grund auch immer schwer fiel diese Stille zu brechen, weshalb ich es so kurz wie möglich machen wollte. Endlich sah er mich dann an.
„Alles okay?" Fragte ich ihn so vorsichtig wie möglich, woraufhin er über eine Antwort nachzudenken schien. Ich hoffte einfach nur, dass er mir davon erzählen würde, da er sich damit bestimmt besser fühlen würde.
Ich hörte ihn leise seufzen und sah dann im Augenwinkel, wie er mit den Schultern zuckte, seinen Blick dann senkte.
Ich war froh, als ich eine Raststation erblickte, in welche ich dann auch fuhr, um parken zu können. Wenn ich schon mit Taehyung reden wollte, sollte ich meine komplette Aufmerksamkeit ihm schenken und nicht durch die Straße abgelenkt sein.
Ich schnallte mich ab, um mich so hinsetzen zu können, dass mein Körper leicht zu ihm gedreht war und ich ihn ansehen konnte. „Willst du mir davon erzählen? Du weißt, dass du das nicht musst, aber ich hasse es zu sehen, dass es dir auf irgendeiner Art nicht gut geht. Habe ich vielleicht irgendwas falsches getan?" Leicht schüttelte er seinen Kopf.
Erneut seufzte er, diesmal noch leiser. „Bestimmt nervt es dich schon, weil ich dir diesen Satz schon so oft gesagt habe und für dich bestimmt wie ein komisches Kleinkind wirke, aber ich habe Angst." Sagte er dann und wurde immer leiser, als würde er sich für seine Worte schämen.
„Taehyung, natürlich nervt es mich nicht. Es ist okay Angst vor irgendwas zu haben, auch ich habe Ängste. Ich höre dir gerne zu, weil ich dir so helfen kann und auch wenn es schon einige Male passiert ist, tue ich es immer wieder gerne. Mach dir darüber keine Sorgen, ich bin sicherlich nicht genervt davon, das verspreche ich dir. Sonst würde ich auch nicht fragen."
Irgendwas an seinem Gesichtsausdruck änderte sich, ganz schwach, doch er sagte nichts, weshalb ich dann weiter sprach.
„Wovor hast du denn Angst?"
Sanft nahm ich seine Hand und verschränkte diese mit meiner, ehe ich anfing mit dem Daumen über seinen Handrücken zu streichen, um ihm so zu zeigen, dass ich für ihn da bin, was er anscheinend auch so aufnahm.
„Ich habe Angst, dass es nicht klappen wird. Also dass Junseo es nicht hinkriegt. Vielleicht kann ich auch einfach keine Gefühle haben, ohne mich ständig zu überhitzen, oder vielleicht wird er es schaffen, dass ich mich nicht mehr überhitze, habe aber dann dafür überhaupt keine Gefühle mehr und höre sogar auf dich zu lieben. Vielleicht hat er uns auch einfach angelogen und möchte sich bei mir rächen, da er möglicherweise das alles nicht geplant hat und ich ihn damals verprügelt habe. Bestimmt hat er sich jetzt das alles ausgedacht. Und wieso sollte er dafür kein Geld haben wollen? Er ist mir sowieso suspekt, weil er mit dir Sex hatte, obwohl er verheiratet ist und ein Kind hat. Ich traue ihm irgendwie nicht. Und wenn ich dann nicht mehr so menschlich bin, wirst du mich dann sicherlich auch nicht mehr lieben."
Ich legte meine zweite Hand an seinen Arm, über welchen ich dann leicht strich, während er zu mir sah, wobei ich sehen konnte, dass dieser Gedanke ihn ziemlich traurig machte und ihm auch Angst machte. „Das wird schon. Ich meine, wieso sollte er dich irgendwie kaputt machen, wenn du sein bester und erfolgreichster Android bist? Kein einziger ist so menschlich wie du und ich bin mir sicher, dass er sehr viel gearbeitet hat, um dich konstruieren zu können. Er braucht dich noch und das weiß er. Also sollten wir ihm vertrauen. Und auch wenn du dann keine Gefühle mehr hast, wirst du dich dann wenigstens nicht mehr überhitzen. Du wirst am leben bleiben und du wirst auch nicht weggeschmissen."
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Wer von den beiden wohl richtig liegt? Vielleicht aber auch keiner, wer weiß...
:):
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