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Viertes Kapitel

Die Sonne blendete mich, sie schien mir mitten ins Gesicht. Ich runzelte die Stirn und öffnete die Augen einen Spalt breit, schloss sie jedoch gleich wieder. Ein seufzen entfuhr mir, weil jetzt Lichtpunkte vor meinen Augen tanzten. Meine Hände rieben darüber und da erst merkte ich, wie weh mir alles tat. Meine Arme fühlten sich schwer und steif an und in meiner linken Hand steckte ein Zugang. Ein Blick durch das Zimmer sagte mir, dass keiner da war. Es war ein großes Zimmer mit einem Badezimmer, einem Wandschrank und einem Doppelbett, in dem ich lag. Zu meiner linken befand sich ein großes Fenster mit zur Seite gezogenen Vorhängen, durch das die Sonne schien. Es musste mitten am Tag sein. Zu meiner rechten befand sich das Badezimmer und zum Fußende meines Bettes war eine geschlossene Tür.

Nachdem ich mein Zimmer ausgiebig begutachtet hatte, begann ich eine Bestandsaufnahme meiner Verletzungen zu machen. Ich setzte mich auf, und musste stocken. Meine komplette linke Seite tat weh und als meine Hand darüber fuhr spürte ich einen dicken Verband unter meinem Shirt. Ich zog mein Shirt hoch, konnte jedoch nicht viel erkennen, der Verband war um meinen ganzen Oberkörper gebunden. Also zog ich das Shirt wieder runter und musterte mich weiter. Bis auf ein paar Abschürfungen und Hämatome hatte ich nicht so viel abbekommen, abgesehen von der Schusswunde und den gebrochenen Rippen natürlich.

Der Zugang auf meinem Handrücken war mit einer Infusion verbunden, auf der mit Kugelschreiber Morphin und Penicillin geschrieben war. Es waren Schmerzmittel und zwar der harte Stoff und Antibiotika, wahrscheinlich zur Vorsorge gegen Entzündungen. Am Ende des Bettes lag eine Akte, meine Akte. Ich griff danach und begann sie durchzublättern. Bruce hatte meine medizinischen Befunde zusammengeschrieben. Neben dem, was ich schon wusste, stand noch Gehirnerschütterung auf dem Zettel. Damit hatte ich gerechnet, es war jedoch zum Glück nur eine leichte gewesen. Die Schusswunde hatte wie durch ein Wunder keine lebenswichtigen Organe verketzt. Meine Vitalparameter sahen soweit alle gut aus, bis auf die erste kritische Zeit, als ich verletzt hierherkam. Meine Temperatur hatte zwischenzeitlich Höchstwerte von 41 Grad Celsius erreicht. Das erklärt dann auch die Antibiose, es hatte sich etwas entzündet. Nach ein zwei Tagen ging meine Temperatur aber wieder runter und lag jetzt bei den Normwerten.

Ich stockte. Die Werte waren über mehrere Tage erfasst worden, um genau zu sein über sechs Tage. Ich war sechs Tage in diesem Bett gelegen, kein Wunder, dass meine Muskeln so steif waren. Ich klappte die Mappe zu und legte sie zurück ans Bettende, danach steckte ich die Beine aus und versuchte aufzustehen. Es brauchte mehrere Anläufe, bis ich mehr oder weniger sicher auf den Beinen stand. In einer der Schubladen der Kommode fand ich sterile Tupfer und Pflasterstreifen. Ich drehte die Infusion zu und zog mir die Venenverweilkanüle aus dem Handrücken, dann klebte ich den Tupfer mit dem Pflasterstreifen fest.

Mit einer Hand am Bett abgestützt ging ich ins Badezimmer. Gehen war zwar möglich, allerdings nur langsam und unter Schmerzen. Jedoch waren diese, dank der Schmerzmittel aushaltbar. Ich sah nicht so schlimm aus wie ich vermutet hatte. Das Blut und der Dreck waren abgewaschen worden und meine Wangen waren schon ein wenig rosig. Ich band meine Haare so gut es ging zu einem Zopf zusammen und putzte mir die Zähne. Nachdem ich auch mit einer Katzenwäsche durch war, ging ich aus dem Badezimmer. Ich wollte wissen, wo ich war und was mich hier erwarten würde. Bevor ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, ging ich noch einmal zum Badezimmer und nahm den Bademantel von einem der Wandhaken. Ich war zwar angezogen, jedoch relativ frisch. Wie ich in diese Kleidung reingekommen war, wollte ich gar nicht so genau wissen. Ich hatte sowieso schon Komplexe, da musste ich mir nicht noch vorstellen, wer mich alles ohne Kleidung gesehen hatte. Ein Blick aus dem Fenster sagte mir, dass ich mich im dritten oder vierten Stock befinden musste.

An der Zimmertür zögerte ich erneut. Ich hatte ein wenig Angst, was passieren würde und wie es weiter ging. Meine Hand verweilte noch einen kurzen Moment auf der Türklinke, bevor ich sie herunterdrückte und die Tür aufstieß, das heißt, ich versuchte es, doch Sie war abgeschlossen. Natürlich, aber es war ein altes Schloss, einfach zu knacken. Ich zog die Schubladen der Kommode auf und suchte nach etwas, was mir half, die Tür zu öffnen. Ob Schlüssel oder Brecheisen, da war ich nicht wählerisch. In der Schreibtischschublade fand ich schließlich ein kleines Kästchen mir Büroklammern. Perfekt. Es war eine schwere Tür aus Massivholz. Ich benötigte weniger als eine Minute um das Schloss zu knacken. Mit einem Klicken fiel es auf und ich schritt hindurch. Hinter der Tür befand sich ein Gang mit mehreren Türen und einer Treppe in ein Untergeschoss. Langsam aber neugierig ging ich den Gang entlang auf die Treppe zu. Ein paar Stimmen drangen von dort zu mir hervor, es waren Tonys und Steves Stimmen und noch ein paar mehr. Als ich an der Treppe ankam, versuche ich etwas zu erkennen. Ich lehnte mich über das Geländer, soweit es der Schmerz zuließ um etwas zu sehen. Da unten befand sich noch ein großer Gang, von dem weitere Räume abgingen. Die anderen mussten in einem dieser Räume sitzen. Sollte ich einfach runter gehen? Es fühlte sich absurd an. Meinen Lebensrettern, alias Kidnappern gegenüberzutreten um was zu tun? Mich bedanken? Mich entschuldigen? Einfach zu verschwinden? Ich wusste es nicht, aber ich wusste, dass ich nicht schon wieder davonlaufen wollte. Vielleicht hatten sie ja eine Lösung für mein orangen, schimmerndes Problem.

„Nun ich möchte nicht sagen, du hast schon mal besser ausgesehen, aber..." Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Hinter mir stand ein Mann mit schulterlangem schwarzem Haar, verwegenem Gesicht und gut eineinhalb Köpfe größer als ich. Ein verschmitztes Lächeln lag auf seinem Gesicht und er wirkte überheblich und selbstgefällig. Seine Arme waren vor seinem Körper verschränkt und er lehnte an einer Wand. Der musste sich ganz schön cool fühlen, mit so einem Spruch um die Ecke zu kommen. Ich kannte ihn ja nicht mal. Er sah nicht so aus als ob er sich wunderte, dass ich nicht in meinem Zimmer eingesperrt war. „Entschuldige, du bist wer genau?" fragte ich ihn und versuchte mich unmerklich ein wenig zu stecken und in Gedanken fügte ich hinzu, wo wir uns denn überhaupt schon mal gesehen hatten. Ich kannte diesen Typ Mensch gut genug um zu wissen, dass ich solche Leute nicht besonders mochte. Es war mir unsympathisch, wie sich Menschen so geben konnten. Es wirkte egoistisch und aufgesetzt, als wären sie zu tiefst verunsichert. Er kam einen Schritt auf mich zu, doch ich wich nicht zurück. Er konnte mich nicht so leicht einschüchtern. „Du möchtest wissen, wer ich bin? Ich..." Ich unterbrach ihn prompt. „Nein eigentlich interessiere ich mich nicht für dich oder deinen Namen oder deine Person überhaupt, da hat wohl die Höflichkeit aus mir gesprochen" mit diesen Worten beendete ich die kurze Konversation, drehte mich um und ging die Treppe herunter, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen. Ich hatte keine Lust mich volllabern zu lassen. Die Schmerzen versuchte ich so gut es ging zu verstecken.

Ein kleines Lächeln lag auf meinem Gesicht, ich hatte mich schon ewig nicht mehr selbstbewusst gefühlt. Als ich unten an der Treppe ankam, war meine Selbstsicherheit auch schon wieder verflogen, doch es gab jetzt kein Zurück mehr. Ich folgte den Stimmen zu einem Saal mit, wie sollte es anders sein, einer Glaswand. In der Tür blieb ich stehen und schaute mich um. In dem Raum saßen Tony, Steve, Bruce, Vision und Thor, soweit ich mich an ihre Namen richtig erinnerte. Sie saßen auf drei Sofas verteilt in der einen Ecke des Saals rechts von der Tür, in der ich stand. Geradeaus vor mir befand sich eine offene Küche mit Kücheninsel und schwarzen Marmor Arbeitsplatten. Ein Traum jeder Hausfrau, könnte man meinen. Auf der linken Seite befand sich eine weiße Wand mit Gemälden. Hätte ich Ahnung von Kunst gehabt, hätte ich dazu bestimmt mehr sagen können, aber es sah eben aus wie Kunst. Bilder, bei denen man sich nicht sicher war, ob es ein Scherz des Künstlers oder die Kunst eines Grundschülers sein sollten. Die Rechte Wand bestand komplett aus Glas. Ich verstand es wirklich nicht, wieso so viel Glas? Es war erstens nicht sicher, zweitens extrem pflegebedürftig und drittens wirkte es im Sommer wie in einer Sauna. Steve und die anderen redeten angeregt über irgendeine Organisation namens Hydra. Was auch immer das sein sollte. Ich konnte nur sagen, dass es sich dabei nicht um den dreiköpfigen Hund aus der griechischen Mythologie handelte.

Eine Weile lang stand ich nur da und sah zu, wie sie sich unterhielten. Ich liebte es andere Menschen zu beobachten, wie sie in der Gruppe reagierten. Ich liebte es ihre Körpersprache zu lesen, wie sich gesprochene Worte von ihrer Körpersprache und Akustik unterschieden. Tony war definitiv im Wettstreit mit Steve um die Leader Rolle der Gruppe. Vision wirkte für auf mich wie ein Realist und Bruce war der Skeptiker. Was Thor Sinnvolles beizutragen hatte, wusste ich noch nicht. Bevor ich es herausfinden konnte bemerkte mich Steve und verstummte. Der Reihe nach begannen sie, sich umzudrehen und mich anzustarren. Ich starrte sie an und sie starrten mich an.

Als Bruce mich sah stand er auf und kam mit vorwurfsvollem Blick auf mich zu. „Elly, du bist wach. Wieso bist du aufgestanden? Du solltest liegen bleiben. Du wurdest vor einer Woche angeschossen, du solltest dich schonen und wo ist dein Zugang?" Wunderte sich denn keiner, wieso ich nicht in meinem Zimmer eingesperrt war oder hatten sie damit schon gerechnet? Seine Hand griff nach meiner, auf der nun nur noch das Pflaster klebte und musterte sie. „Woher weißt du, wie man sich einen Zugang zieht?" Er blickte mich fragend an. „Mein Vater war Arzt." Sagte ich. „Er hat mir vieles beigebracht." Bruce Hand wanderte auf meine Schulter und schob mich sacht Richtung Tür. „Los geh wieder ins Bett, ich komme mit und untersuche dich nochmal. Jetzt wo du wach bist, kann ich auch endlich eine Anamnese erheben". Er wollte mir Fragen stellen. Zwar nur zu meiner Patientenvorgeschichte, jedoch war mir jede Art von Fragen unbehaglich. Weil ich nicht wusste, was ich noch sagen sollte, ließ ich mich von Bruce nach oben führen. Die anderen machten schon Anstalten uns zu folgen, bevor Bruce sie mit einem Blick in ihre Schranken wies.

Wieder oben angekommen deutete mir Bruce an, mich zu setzen. Er setze seine Brille auf und zog einen Drehstuhl ohne Lehne unter einem Schreibtisch hervor. Nachdem er sich gesetzt hatte, griff er nach der Akte und begann zu schreiben. Nach ein paar Minuten blickte er hoch. „So nun erzähl mal, wie geht es dir und jetzt sag bitte nicht gut. Das stimmt nämlich nicht." Er wartete auf meine Antwort, ich schwieg. Er wartete geduldig und unbeirrt, bis ich das Schweigen nicht mehr aushielt. „Um ehrlich zu sein geht es mir so gut wie schon lange nicht mehr. Ich... Wie soll ich das sagen, ich fühle mich irgendwie ausgeglichen." Ehrlich ich weiß nicht, wieso ich das erzählte. Eigentlich war ich immer kurz angebunden bei persönlichen Fragen, vor allem bei Personen, die ich nicht kannte.

Bruce sah mich an und hörte mir aufmerksam zu, doch er schrieb nicht. „Das war nicht das, was du wissen wolltest oder?" Ich blickte auf die Akte und auf den Stift in Bruce Hand. „Nein erzähl ruhig" Er schloss die Akte und überkreuzte die Beine, doch ich war verunsichert. Ich weiß nicht, was mit mir los war. Wieso ich sowas einfach von mir preisgab. „Okay erstmal das körperliche. Wie geht es dir, also wie stark sind deine Schmerzen und benötigst du mehr Schmerzmittel?" Er schlug die Akte wieder auf. „Nein ich möchte keine Medikamente mehr, es geht mir gut". Bruce runzelte die Stirn „okay hast du Vorerkrankungen und nimmst du regelmäßig Medikamente?" Ich beantwortete es mit Nein. Auch die Fragen zu Allergien, familiären Vorerkrankungen, infektiösen Erkrankungen und aktivem Impfschutz verneinte ich. Ich war in der WG zwar Krankenversichert gewesen, allerdings wollte ich die meisten Kontakte vermeiden.

Nach gut fünf Minuten war Bruce an dem Punkt angelangt, an dem er nach meinen Kräften fragen wollte, ich spürte es, aber er zögerte. Er bemerkte mein Unbehagen, noch bevor er das Thema angesprochen hatte. Wie hätte er es auch nicht bemerken können. Ich sahs im Schneidersitz auf dem Bett, meine Hände in meinem Schoß zusammengefaltet. Je näher wir den Fragen nach meinen Kräften kamen, desto verkrampfter wurde ich. An meinen Händen zeichneten sich weiße Stellen ab, da wo ich sie zu fest zudrückte. Ich vermied immer mehr den Blickkontakt zu Bruce und sah bevorzugt nach unten. Ich wusste ganz genau, wie ich mich verhielt, aber ich hoffte, dass Bruce es bemerkte und das Thema erstmal vertagte. Er verstand.

Als Bruce meinen Blutdruck maß, ging die Tür auf und die gesamte Bande betrat den Raum, alle außer der Typ mit dem schulterlangen schwarzen Haar. Das war es dann wohl, mit Thema vertagen. Vielleicht war es auch gut so, dann konnte ich meine Kräfte eventuell schneller loswerden. Ich richtete mich auf und ließ mein unbehagliches Auftreten verschwinden. Bruce bemerkte es und blickte mich forschend an. Er hatte verstanden, dass ich es nicht ganz so ernst gemeint hatte mit meiner Körpersprache, doch er sagte nichts. Die anderen stellten sich um das Bett herum auf, als wollten sie eine Intervention abhalten. Es fehlte nur noch das Banner um es perfekt zu machen.

Keiner von ihnen sagte etwas, also schwieg ich auch. Mein Blick ruhte auf Steve und Tony und ihrer ruhte auf mir. Bruce Kopf schwang von mir zu ihnen. Nach einer seltsamen Pause begann Bruce das Schweigen zu brechen. „Also... Es geht ihr gut, körperlich ist sie noch etwas angeschlagen aber das wird mit der Zeit wieder. Die Schusswunde verheilt gut." Er begann seine medizinischen Utensilien zurück in seine Tasche zu packen, als Tony und ich gleichzeitig anfingen zu sprechen. Wir brachen beide ab und er beharrte darauf, dass ich anfangen sollte, also sprach ich. Ich entschuldigte mich für das, was ich angerichtet hatte und was sie meinetwegen durchgemacht hatten. Es tat mir ehrlich leid und ich hoffte, dass sie mir verzeihen würden, damit ich mir selbst verzeihen konnte. Am schlimmsten war es für mich den Tod des jungen Mannes anzusprechen, doch ich entschuldigte mich für alles, auch wenn das nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung war. Ich wollte es richtig machen.

Es hatte gutgetan, einmal alles rauszulassen, zumindest vieles, was ich falsch gemacht hatte. Als ich meinen Redeschwall beendet hatte, sahen sie maximal verwirrt aus und schwiegen. Es fühlte sich seltsam an. Ich hatte ihnen hier mein Herz ausgeschüttet und sie sagten nichts dazu? Weshalb waren sie verwirrt? Vielleicht hatten sie nicht damit gerechnet. „Wollen wir uns weiter anstarren oder sagt ihr noch etwas dazu?" fragte ich irgendwann. „Entschuldige, von welchem jungen Mann hast du gesprochen?" Dieses Mal war Steve es, der etwas sagte und nun war ich es, die verwirrt aus der Wäsche schaute. „Na der... Der junge Mann, braune Haare, braune Augen, circa einen Kopf größer als ich. Er wurde angeschossen, er ist gestorben" Ich fragte mich, ob sie ihn überhaupt gefunden hatten, oder ob er da immer noch lag, was ich nicht hoffte. „Redet sie von Peter?" Tony drehte sich zu Steve. „Aber Peter lebt, er ist unverletzt. Es war kein junger Mann unter den Toten" Antwortete Steve. „Das kann nicht sein, er muss tot sein, sie hatten ihm mehrfach in die Brust geschossen. Er hat viel zu viel Blut verloren und ist in meinen Armen gestorben." Tränen füllten sich in meinen Augen. Ich konnte mir das nicht eingebildet haben, seinen letzten Atemzug und seine kraftlose Hand, sowas vergisst man nicht. Er war da und er war tot. Sie hatten ihn bestimmt nicht gefunden.

Ich fühlte eine Welle von Schuldgefühlen in mir aufsteigen. Offenbar war es für alle sichtbar, denn sie strauchelten und versuchten mich zu beruhigen. „Meinst du diesen jungen Mann?" Bruce hatte sein Handy in der Hand, auf dem Display war ein Bild zu sehen. Zur Bestätigung konnte ich nur nicken. Die Worte steckten mir im Hals fest. Tony sah auf das Bild „Elly er ist nicht tot. Er ist bis auf einer Beule am Kopf unverletzt. Er hat die ganze Sache bewusstlos verschlafen". Ich konnte ihm nicht glauben. Ich hatte sein Blut auf meinen Händen gespürt, meine Kleider waren damit getränkt gewesen. Bruce zeigte mir ein weiteres Foto von Peter. „Hier siehst du? Das war gestern. Er ist in der Schule. Es geht ihm gut. Wie durch ein Wunder ist ihm nichts passiert"

Ich atmete ein paarmal tief ein und aus. Er war am Leben? Es musste wirklich ein Wunder gewesen sein. Eines, welches ich mir nicht erklären konnte aber ich würde später noch mal intensiv darüber nachdenken. Die Frage von Thor, was ich für Kräfte habe und wie ich dazu gekommen war riss mich aus meinen Gedanken. Wow, der fiel ja gleich mit der Tür ins Schloss. Einen schlechteren Übergang hätte man sich nicht wünschen können, beziehungsweise gar keinen Übergang. Das mussten die anderen wohl auch so gesehen haben, den nun starrten sie ihn komisch an, doch er zuckte nur mit den Schultern und in seinem Blick lag ein fordern. Ich konnte mir kein Bild von Thor machen. Ich glaube er war der dümmliche der Gruppe. Einer der Beiträge brachte, bei denen man nur seufzen konnte. „Ich weiß es nicht" antwortete ich ehrlich. Auf die Frage was genau ich nicht wusste antwortete ich, dass ich keine Ahnung hatte, woher meine Kräfte kamen und was sie alles konnten. Ich hatte sie bis jetzt weitestgehend vermieden. Ich wusste nur, dass sie großen Schaden anrichten konnten. Diese Antwort stellte sie überhaupt nicht zufrieden, doch ich wusste nicht mehr.

Nach vielen unbeantworteten Fragen scheuchte Bruce alle aus dem Zimmer und nahm mir drei Ampullen Blut ab. Als ich fragte wofür sie es brauchten meinte Bruce, Tony würde damit versuchen, etwas über meine Kräfte herauszufinden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer blühte in mir auf. „Du meinst Tony könnte etwas über meine Kräfte herausfinden und wie ich sie loswerde?" Noch bevor ich den Satz ausgesprochen hatte, bereute ich es. Bruce sah mich forschend an. „Du wills deine Kräfte loswerden? Wieso?" Ich Dummkopf. Ich musste lernen vorsichtiger zu sein und vielleicht nächstes Mal meinen Kopf einzuschalten, bevor ich etwas sagte. „Ich..." fing ich zögernd an. „Ich weiß es nicht ehrlich gesagt. Ich habe bis jetzt nur Unheil angerichtet. Ich möchte niemanden verletzten". Bruce beklebte die Ampullen mit Aufklebern, auf denen mein Name stand. „Glaub mir ich kann das verstehen. Ich habe auch so eine Kraft aber vielleicht lernen wir ja noch etwas von dir oder du kannst lernen deine Kräfte zu kontrollieren." Ich winkte ab. Ich hatte es schon mehrmals versucht und immer ist etwas dabei zu Bruch gegangen. „Nein das funktioniert nicht." Bruce stand auf und ging zur Tür. Bevor er das Zimmer verließ drehte er sich noch einmal zu mir um und sagte, dass wir eine Lösung finden werden. „Die Tür lasse ich dieses Mal aufgeschlossen. Ich denke sie kann dich sowieso nicht aufhalten, wenn du gehen willst, aber wenn du bleibst dann ruhe dich erstmal aus. Gehen kannst du auch später noch" Ein mildes Lächeln lag auf seinem Gesicht bevor er die Tür zuzog.

Er hatte Recht. Wieso sollte ich nicht bleiben und schauen was passiert? Ich musste nicht mehr weglaufen. Sie wollten mir wirklich helfen und wenn es mir nicht passte, dann war ich eben wieder weg aber für den Moment hatte ich ein behagliches Gefühl in mir. Ich war selten in meinem Leben gewollt gewesen. Meine Eltern waren in einem Autounfall ums Leben gekommen, als ich 9 Jahre alt war. Danach habe ich in verschiedenen Pflegefamilien gewohnt und irgendwann Tracy in der Schule kennen gelernt. Sie hatte es geschafft, mir ein Stück Heimatgefühl zurück zu geben. Ich konnte ihr alles erzählen, sogar von meinen Kräften. Ich hatte es schon meinen Eltern und Pflegeeltern erzählt, doch sie taten es als rege Fantasie ab und schimpften mich aus, ich solle doch nicht so viel Unsinn erzählen. Tracy hat mich verstanden, sie hat es ernst genommen und mir das Gefühl gegeben, verstanden zu werden. Vor ihr musste ich mich nicht verstecken. Als sie im Alter von 14 Jahren starb brach für mich erneut die Welt zusammen. Seitdem war ich auf der Flucht, bin von Stadt zu Stadt und von Identität zu Identität gereist. Die WG hatte es geschafft, mich ein klein wenig gewollt zu fühlen, doch dort hatte ich auch nur circa ein Jahr bleiben können. Nun war ich hier und hatte die Wahl und ich wusste, dass ich die Chance ergreifen würde.

Ich legte mich ins Bett und meine Gedanken schweiften zu dem verletzten Jungen Mann, welcher anscheinend doch nicht verletzt war. Egal wie stark ich darüber nachgrübelte, die einzige Erklärung für mich war, dass er auch Superkräfte haben musste. Vielleicht konnte er extrem schnell heilen und wusste es nur noch nicht.

Eine Welle der Müdigkeit überkam mich und ich kuschelte mich unter die Decke, bevor mir die Augen zufielen und ich ins Land der Träume eintauchte.

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