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Grausames

Die Arbeitswoche ist fast vorbei und es ist Freitag.
Ein wenig traurig, dass nun das Wochenende kommt, bin ich schon, aber ich freue mich auch enorm auf heute Abend.
Ich bin die ganze Woche mit Megan zu Mittag essen gegangen und ich würde schon sagen, dass wir mittlerweile Freunde sind.
Nun weiß ich aber auch, dass zwischen ihr und mir niemals mehr laufen könnte.
Das ist glaub ich zu so einem Ding wie bei Frank und Viola geworden.
Aber das ist keineswegs negativ!
Ich habe Megan viel zu dolle lieb und will sie nicht verletzen. Unsere Freundschaft bedeutet mir was, weil wir irgendwie Leidensgenossen sind und uns verstehen. Viele Freundschaften von uns sind kaputt gegangen, weil sich der gegenüber in uns verknallt hat. Es ist nicht immer leicht hübsch zu sein - wie ironisch. Was haben wir denn für Probleme, müssen sich viele denken. Aber manchmal braucht man halt einfach eine gute Freundschaft und keinen weiteren Verehrer - das verstehen viele nicht.
Zum anderen habe ich viel zu viel zu tun!
Unser Fall raubt mir all meine Zeit - viel Zeit für eine Beziehung ist da gerade einfach nicht!
Das merkt auch Viola. Sie hat zwischendurch immer wieder nach einem Treffen gefragt und ich wollte so sehr, aber konnte nicht. Meine Arbeit geht nun mal vor und das versteht sie - sie kennt das nicht anders.

Ich blättere gerade wieder in meiner Akte, als es an meiner Tür klopft.
»Will?« Megan kommt zögerlich hinein und schließt die Tür hinter sich.
»Hey Megan.« Ich lege sofort meine Akte beiseite und schaue zu ihr auf.
»Ist etwas?«
»Ja schon.« Megans Gesicht ist Kreidebleich und ich glaube, dass sie geweint hat.
Ich mache mir Sorgen um sie, denn so verletzt habe ich sie zuvor nicht gesehen - sowas hab ich nicht erwartet.
»Na komm schon her«, sage ich mit einem beklemmtem Gefühl und stehe auf.
Sie kommt sofort zu mir rüber und ich lasse sie auf meinem Stuhl Platz nehmen.
Fürsorglich gehe ich vor ihr auf die Knie und lege meine Hand auf ihr Bein.
Sie senkt den Blick und schaut mich nicht mehr an.
»Was ist denn los?« Ich lege meine Hand an ihre Wange und drehe ihre Kopf sanft in meine Richtung.
»Ich weiß nicht wie ich es sagen soll - ich schäme mich so.« Ihre Stimme ist brüchig und ich merke, dass ihr ein dicker fetter Kloß im Hals sitzt. Ihre Händen zittern und sie würde jeden Moment wieder anfangen zu weinen - das ist nicht zu übersehen.
»Nein das brauchst du nicht! Egal was es ist, du kannst es mir sagen. Ich helfe dir, Megan - ich bin für dich da.«
Eine Träne verlässt ihr Auge und eine zweite folgt sogleich.
»Komm her.«
Ich fordere sie zum aufstehen auf und ziehe sie in eine feste Umarmung.
»Du bist hier sicher. Ich pass auf«, spreche ich ihr weiterhin mit ruhiger Stimme Mut zu.

Tatsächlich braucht sie ein paar Minuten, um sich zu fangen und sie traut sich auch nicht mich anzusehen, aber dann spricht sie gegen meine stabile Brust.
»Ich bin eben auf einer anderen Etage gewesen. Mister McCain hatte mich geschickt. Und dann war da dieser Typ...«
Ihre Stimme bricht ab und sie kann sich nicht überwinden zu sprechen.
Ich kann nichts anderes tun als ihr ihre Zeit zu geben und sanft ihr Haar zu tätscheln.
»Nimm dir soviel Zeit wie du brauchst.«
Sie nimmt sich ein paar Atemzüge, ehe sie es schafft ihr Leiden in Worte zu fassen.
»Er hat zuerst nur so auffällige Kommentare gemacht, nach mir gepfiffen, aber das kenne ich von den alten Säcken in diesem Gebäude schon. Er war aber so aufdringlich und drängte mich in sein Büro zu kommen. Ich wollte nur höflich sein.« Sie zittert nun schon am ganzen Körper und ich hab das Gefühl, dass ihre Beine jeden Augenblick unter ihr nachgeben.
Ich halte sie ganz fest und versuche ihr Zittern zu stoppen, aber das ist gar nicht so leicht.
Ich kann schon ahnen was gleich kommt und Megan tut mir so furchtbar leid.

Megan atmet erneut tief durch und gewinnt neue Kraft in ihrer Stimme.
»Er hat angefangen mich zu begrabschen! Hat mich auf einen Stuhl gesetzt und angefangen über meine Haut zu fahren. Über meine Arme. Über meine Beine...«
In ihrer Stimme kommt Wut auf.
»Dieser Widerling hat angefangen immer wieder über meine Brüste zu streifen - „aus Versehen". Dann hat er meine Bluse geöffnet und rein gefasst. Mein Rock zog er immer wieder ein Stück höher und ließ seine Hand drunter verschwinden! Er hat nur aufgehört, weil es an seiner Tür geklopft hat - er hätte sonst nicht aufgehört, nicht bis er das bekommen hatte, was er wollte! Will, es ist so eklig! Ich fühle mich so benutzt! Ich dumme Pute habe aber auch nichts gegen gemacht - ich saß die ganze Zeit nur wie versteinert da und habe gewinselt, dass er aufhören soll...«
Mittlerweile weint sie nicht mehr in mich hinein, sondern hat es geschafft ihren Kopf zu heben und mir wütend in die Augen zusehen.
»Megan, Nein heißt Nein! Du hast ALLES richtig gemacht und ihm klar gesagt, dass du das nicht willst. Er hat eine Grenze überschritten und sich an dir vergriffen - das ist nicht deine Schuld!«
Ich rede klar und deutlich mit ihr.
In meiner Stimme ist strenge und ich rede langsam und bestimmt. Trotzdem zweifelt Megan an sich.
»Aber ich hätte doch...«
Ich unterbreche sie.
»Nein hättest du nicht! Er ist dir körperlich überlegen und du warst dieser Situation ausgesetzt. Du bist im Schock und das verstehe ich! Du hast nichts falsch gemacht, sondern er! Er ist der Schuldige und er wird es bereuen!«
Sie schlingt ihre Arme fester um mich und vergräbt ihren Kopf wieder in meiner Brust.
»Ich weiß nicht was ich tun soll!« Sie weint wieder so bitterlich und es zerreißt mir mein Herz.

»Ich möchte, dass du dich Mister McCain anvertraust. Er wird auf deiner Seite sein und dir helfen...«
»Oh nein, Will! Ich schäme mich so. Ich kann es ihm nicht erzählen und was ist wenn er mir gar nicht glaubt?! Ich will da nicht raus!«
»Beruhige dich. Wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich zu ihm und frage um Rat. Er wird uns helfen - glaube mir!«
Sie zögert. Aber dann nickt sie. Ich drücke sie ein letztes Mal und gehe zur Tür.
»Du bleibst erstmal hier in meinem Büro und wenn du dich sicherer fühlst, dann schließ hinter mir ab. In meiner Tasche ist Kaffee und Pflaumenkuchen - bedien dich ...«
Ich verlasse den Raum und höre es hinter mir klicken. Sie hat abgeschlossen. Ich schlucke schwer und in mir kommt purer Hass auf. Wie kann ein Mann einer Frau nur sowas antun?!

Ich gehe zu Mister McCains Bürotür und klopfe. Ich atme schwer, als ein herein zuhören ist. Ich bin nervös.
»Mister McCain?«
»Ach William, zu dir wollte ich gerade. Was ein Zufall! Dann kann ich mir den Weg also sparen.«
»Setz dich!«, fordert er mich auf und deutet auf einen Stuhl.
Ich komme gar nicht zum sprechen, denn er quasselt nur so vor sich hin.«
»...was ich eigentlich sagen wollte«, sagt er endlich nach fast 20 Minuten des drum herum Gerede. »Ich habe am Samstag eine Einladung bei einem guten Freund und ich möchte, dass du mitkommst! Mister Higgins ist ebenfalls Anwalt und er und seine bezaubernde Familie haben uns zu einer Art Geschäftsessen mit anderen hohen Tieren eingeladen - so kannst du Kontakte knüpfen.«
Ich schaue ihn mit großen Augen an.
»Mister Higgins sagten Sie? Ich soll Ihnen ein Gruß von seiner Tochter ausrichten.«
»Ach wie toll! Sie ist so eine Süße. Woher kennt ihr euch?«, fragt er auf einmal sehr hellhörig.
»Ich habe sie in ihrem Laden kennengelernt, aber das ist jetzt auch egal! Mister McCain, Sie müssen mir zuhören!« Mir fällt auf einmal die arme Megan in meinem Büro wieder ein und wieso ich eigentlich her gekommen bin. Ich bin so ein Idiot, dass ich mich ablenken lassen habe!

»Oh William, ist etwas geschehen? Du bist so besorgt.«
Er steht von seinem Stuhl auf und setzt sich vor mir auf den Tisch.
»Ja es ist was schreckliches passiert! Megan... sie wurde von jemanden aus einer anderen Etage ohne ihr Willen angefasst und...«
Mister McCains Augen verziehen sich.
»Ach Gottchen! Wo ist sie? Geht es ihr gut?!«
»Jain. Sie hat sich in meinem Büro eingeschlossen und weint. Aber sie hat sich mir anvertraut und mir erlaubt Sie um Hilfe zu bitten. Es ist eben erst passiert...«
»Dann warten wir keine Sekunde mehr! Wir sollten erstmal zu Megan gehen und dann zu dem ekelhaften Typen! Weißt du, ich habe auch eine Tochter in eurem Alter und wenn ich sie nicht in Sicherheit weiß, wenn sie dieses Gebäude betritt, dann werde ich aber wütend! Sowas darf nicht passieren!«
Er verlässt aufgebracht sein Büro und ich folge ihm.
Ich wusste, dass es ihm nicht kalt lässt! Er ist ein ehrenhafter Mann, welcher Frauen sehr schätzt.

Ich klopfe vorsichtig an meiner Bürotür.
»Megan? Ich bin's. Mister McCain kommt auch rein, wenn es okay für dich ist.«
Ich höre es wieder klicken und die Tür öffnet sich einen Spalt.
Es schaut eine total verheulte Megan durch den Spalt und öffnet nach einem kurzen Zögern die Tür für uns.
Ich nehme sie wieder in den Arm.
»Setz dich Kindchen«, sagt Mister McCain vorsichtig und versucht Megan ihren Raum zu lassen. Sie sitzt nun wieder auf meinem Bürostuhl und er bleibt an der Tür stehen.
Sehr respektvoll!
Ich stelle mich neben Megan und lege meine Hände auf ihre Schultern.
Kurz zuckt sie, aber sie entspannt sofort und greift nach meiner Hand.
»Megan, du musst mir sagen wer es war.«
Sie schaut unseren Chef mit ängstlicher Miene an.
»Mister McCain, seien Sie nicht böse auf mich, aber es war einer Ihrer Golfkollegen...«
»Ich habe kein Recht böse auf dich zu sein! Du tust nur das Richtige, wenn du seinen Namen sagst - egal wer es ist! Selbst wenn es einer aus meiner Kanzlei wäre. Wir können nur für Gerechtigkeit sorgen, wenn wir der Wahrheit ins Auge sehen. Ich bin Anwalt und das hier ist gerade ein Fall. Es ist sowas von egal in welcher Beziehung ich zum Täter stehen, denn er ist gerade nichts weiter als ein Täter!«
Ich merke wie Megan wieder zu zittern beginnt und schwer schluckt.
Ich knie mich wieder vor ihr hin und nehme ihre Hände.
»Na los.. danach ist es vorbei...«
Sie nickt mit Tränen in den Augen und schaut zu Mister McCain. Die ganze Zeit hat sie Augenkontakt vermieden, aber nun, da bettelt sie förmlich drum.
»Es war Thomas, Thomas Lancester...«
Sie wendet sich ihm wieder ab und schaut zu mir runter.
Ich nicke stolz und drücke ihre Hand.
»Das hast du gut gemacht!«
Wutentbrannt öffnet Mister McCain meine Bürotür und brüllt durch den Flur.
»Susan, Susan Schatz, wir brauchen dich mal hier!«
Er senkt seine Stimme und richtet sein Wort wieder an Megan.
»William und ich werden runter gehen. Meine Frau wird hier bei dir sein - ist das in Ordnung für dich?«
Megan nickt und ich merke wie ihre Angst langsam von ihr ablässt.

»Was ist denn los?«, fragt Misses McCain, als sie keine zwei Minuten später zu uns geeilt war und Megan erblickt.
»Lancester! Er hat sich an Megan vergriffen«, erklärt Mister McCain aufgebracht seiner Frau, welche sofort auf uns zustürmt.
»Um Gottes Willen! Schätzchen, es wird alles wieder gut. Komm her.«
Misses McCain löst mich ab und nimmt Megan in den Arm, die das dankend annimmt. Sie braucht gerade einfach weibliche Unterstützung.
Ich nicke ihr zu und frage so, ob ich gehen kann.
Sie nickt zurück und ich kann mich nun den unangenehmen Teil widmen.
»William, kommst du!«, befiehlt Mister McCain. Sofort gehe ich zu ihm und schließe die Bürotür hinter mir.

Mister McCain ist auf hundertachtzig und ich erschrecke mich, als er im Fahrstuhl gegen die Wand schlägt.
»So etwas darf nicht passieren!«, brüllt er und schlägt nochmal gegen die Wand.
Er massiert sich gestresst die Schläfen.
»Mein Güte! Wir sind alle hochangesehene Geschäftsleute in diesem Bürokomplex - sowas macht kein Mann mit Ehre!«
»Beruhigen Sie sich, Mister McCain. In diesem Zustand können Sie Megan auch nicht helfen«, versuche ich meinen Chef zu beruhigen, wobei ich aber nicht frech und vorlaut wirken will.
»Du hast ja recht Junge. Ich muss mich beruhigen.« Er atmet tief ein und aus.
»Wir müssen jetzt für Megan da sein und da ist Wut fehl am Platz.«
Er legt mir seine Hand auf die Schulter.
»Wir regeln das jetzt.«
Die Fahrstuhltür öffnet sich und Mister McCain verlässt die Fahrstuhlkabine vor mir.
Ich bin ein wenig eingeschüchtert und bleibe im Hintergrund.

»LANCESTER!«, schreit mein Chef über den ganzen Flur, sodass selbst ich zusammen zucke.
Sofort schauen verschiedene Köpfe aus Bürotüren, aber Thomas Lancester nicht.
Mister McCain geht schnurstracks zu seiner Bürotür und klopft gar nicht erst.
Er reißt die Tür auf und brüllt erneut wütend: »Du bist ein ekelhafter Mistkerl! Du machst mich krank!«
Mister McCain versucht gar nicht diskret zu sein. Ihm ist egal, ob die anderen das mitkriegen.
»Was ist denn hier los?«, fragt der Chef der Etage irritiert und eilt zum Ort des Geschehen.
»Das kann ich dir ganz genau erzählen, Fredrick! Thomas hat Megan angefasst!«
Die Ader auf Mister McCains Stirn pulsiert und seine Fäuste sind geballt.
»Das ist bestimmt nur ein Missverständnis, lass uns doch ins Büro gehen und das in Ruhe besprechen...« Alle versuche meinen Chef zu beruhigen, scheitern kläglich.
»Hör zu! Mir ist egal wie viele Leute das hier hören und um ein Missverständnis handelt das hier garantiert nicht! MEINE Sekretärin sitzt oben eingeschlossen in einem Büro und heult sich die Augen aus - als ein Missverständnis sehe ich das gewiss nicht an!« Mister McCain denkt gar nicht dran seine Stimme zu senken. Er ist wütend und das zeigt er genauso.

»Habt ihr Beweise?«, äußert sich nun Mister Lancester mit einem dreckigen Lachen.
Ich bekomme vor Empörung mein Mund gar nicht mehr zu und meine Fäuste ballen sich allmählich auch fest zusammen.
Ich merke auch die Empörung von Mister McCain, welchen ich zum ersten Mal sprachlos erlebe. Bevor er sich wieder fangen kann, ergreife ich wütend das Wort.
»Jetzt hören Sie mir mal zu! Eine Frau kommt nicht einfach so auf solche Anschuldigungen! Sie hat Angst und fühlt sich ekelhaft und das ist einzig und alleine Ihre Schuld! Sie sind in meinen Augen Abschaum!« Noch nie in meinem Leben habe ich mich so respektlos verhalten, aber ich konnte nicht anders als ihm zu meinen Worten noch auf die Füßen zu spucken!
Das löst beinahe eine Schlägerei aus, hätte niemand Lancester zurückgehalten, dann hätte er mir eine gedonnert. Und wäre ich ein schnell reizbarer Typ, dann hätte ich ihm vorher eine gedrückt!

»Wer bist du bitte? Du kleiner Bengel hast kein Recht so mit mir zu sprechen! Du kommst hier in mein Büro und wirfst mir haltlose Dinge an den Kopf - das ist doch bescheuert!« So langsam wird Lancester nervös. Das merkt man an seiner Art und Weise zu sprechen. Er lacht so komisch - irgendwie abwertend.
»Es tut mir leid Richard, aber ohne Beweise können wir nichts tun - du solltest es doch besser wissen«, vertröstet dieser Fredrick meinen Chef. »Es tut mir wirklich leid man, aber Thomas ist einer meiner besten Männer und du kennst ihn doch auch... Da hat deine Megan wohl ein bisschen zu viel interpretiert - oder sie hat Langeweile oder was weiß ich...«
Er zuckt mit den Schultern entschuldigend.

»Ach komm Fredrick! Was ein Blödsinn!«
Eine brünette Frau in Rock und Bluse schiebt sich an den ganzen Männern vorbei und stellt sich direkt vor Fredrick.
»Monica, lass gut sein.«
»Nein Fredrick! Du kennst Megan, sie denkt sich sowas nicht aus! Außerdem macht Thomas ständig anzügliche Bemerkungen auch mir, seiner Chefin, gegenüber! Fredrick, Megan ist eine Freundin unserer Tochter, wie kannst du nur ihr sowas unterstellen! Die arme Megan hat so etwas nicht verdient und von dir, meinem Mann, Vater unserer beiden Töchter, hätte ich mehr erwartet. Es hätte auch Ruby oder Lyssa sein können...«
Fredrick schaut seine Frau durchdringend an und fasst sich nachdenklich an Kinn.
»Du hast ja recht, wäre Megan unsere Tochter würde ich auch anders drüber nachdenken, aber es ist Thomas...«
»Fredrick, Megan ist genau in der selben Position wie Ruby! Ruby arbeitet HIER und Megan ist doch auch oft bei uns und wenn ich meine Mädchen mit dem Wissen, dass hier jemand seine Finger nicht bei sich lassen kann, in meinem Büro rumlaufen sehe, dann wird mir ganz übel! Anders als du unterscheide ich nicht zwischen meiner Tochter und der Tochter einer anderen Mutter, ich dulde sowas nicht in der Firma MEINES Vaters! Wenn du an dieser Stelle anders siehst, dann tut es mir leid für dich, aber das ist erbärmlich...«
»Richard, es ist eine Schande, was Megan passiert ist und es ist eine riesige Blamage zu wissen, dass der Täter jemand aus meiner Reihe ist. Ich kann nicht wieder gut machen, was geschehen ist, aber ich kann jetzt das Richtige tun.«
Sie wendet sich Thomas zu.
»Es ist mir eine riesige Freude Ihnen zu verkünden, dass Sie fristlos gekündigt sind! Sie können jetzt gehen...« Sie lächelt, aber wir alle wissen, dass sie nicht freundlich ist - sie ist provokant, einfach nur provokant.
»Fredrick, jetzt komm schon. Sag deiner Frau, dass sie das nicht machen kann. Du bist immer noch der Chef an erster Stelle«, bettelt Thomas schon regelrecht.
Einfach nur erbärmlich!
Wie ich diesen Thomas verabscheue!
Er versucht jetzt auch noch wirklich Fredrick und Monica gegeneinander auszuspielen!

»Wir können doch nochmal drüber sprechen«, versucht Fredrick auch immer noch seine Frau umzustimmen.
Monica schaut ihren Mann nur fassungslos an.
»Wen habe ich da geheiratet?! Mein Entschluss steht fest. Thomas Lancester geht! Und Fredrick...« Sie macht einen erbosten Schritt auf ihren Mann zu.
»Für heute gehst du auch! Ich möchte dich heute hier NICHT mehr sehen!«
Fredrick versucht die Hand seiner Frau zu nehmen und ihr gut zusprechen, aber sie schüttelt den Kopf und zieht ihre Hand weg.
»Nein! Ich habe mich entschieden! Fredrick, du fährst nach Hause und wenn ich heute Abend komme, dann setzen wir uns alle an einen Tisch und DU erklärst unseren Töchtern, dass du heute einen Vergewaltiger nicht bestrafen wolltest - pff und das als Anwalt! Und wage es nicht jetzt noch eine Sache zu sagen, sonst bist du die längste Zeit der Geschäftspartner meines Vaters gewesen!«
Fredrick legt den Kopf zur Seite und ist den Tränen nahe.
»Monica...«, versucht er es noch einmal.
Aber sie bleibt knallhart und schreit unter Tränen.
»GEH JETZT!«
Sie wischt sich ihre Tränen weg und ich habe das Verlangen diese arme Frau in den Arm zu nehmen.
»Sicherheitsdienst, begleitet Thomas nach draußen und entzieht ihm seine Zugangsberechtigung für dieses Gebäude. Geht sicher, dass er nicht nochmal zurück kommt!«, weist sie den Typen vom Sicherheitsdienst an, welche unter uns anderen Anzugsträgern nicht auffallen. Ich habe gar nicht bemerkt, wann sie gekommen sind und wusste auch gar nicht, dass es solche hier gibt.

»Und für euch anderen«, ruft Monica, als sie sich wieder gefangen hat. »Wenn mir nur noch einmal zu Ohren kommt, dass jemand in irgendeiner Form so etwas nochmal tut oder so jemanden in Schutz nimmt, der fliegt ohne Diskussion! Jetzt geht zurück an die Arbeit und sprecht mich heute nicht mehr an!«
Der Trubel auf dem Flur legt sich wieder und alle verschwinden allmählich zurück in ihren Büros.
Es wird ruhig auf dem Flur, auf dem es eben noch Geschrei gab.
Auch Monica geht in ihre sicheren vier Wände.
Ich schaue ihr hinterher und weiß, dass auch sie jetzt eine Schulter zum anlehnen braucht.
Ich gehe ihr nach, um mich wenigstens bei ihr zu bedanken.

»Monica, kann ich nur noch für einen Moment stören?«, frage ich vorsichtig.
Monica hat sich schon ein Glas Wein eingegossen und läuft gestresst in ihrem großen Eckbüro auf und ab.
»Ich wäre jetzt lieber alleine«, meint sie und wischt sich die Tränen weg.
»Ich danke Ihnen vom tiefsten Herzen.«
»Nein, du brauchst nicht mir danken. Keine Frau sollte in so einer Situation alleine sein und ich finde es als Frau, als Mutter, nur angebracht, alles in unser Macht stehende zu tun, um andere zu schützen! Es ist schon längst nicht mehr die Zeit in der wir Frauen schwach und unterlegen sind - wir haben Macht und diese zu nutzen ist der Schlüssel. Am Anfang, in meinen frühen 20er, hat mich hier keiner ernst genommen und erst recht nicht mein Vater... Hör zu, ich habe ähnliche Erfahrungen in diesem Job gemacht, aber mir glaubte keiner - ich hatte niemanden wie dich oder Mister McCain. Heute würde ich alles anders machen, aber das kann ich nicht mehr.«
Sie lehnt sich mit einem Schulterzucken auf die Kante ihres Schreibtisches und nimmt noch einen saftigen Schluck ihres Weines.
»Es tut mir leid für Megan, aber so hart es sich anhört, ich bin froh, dass es nicht meine Ruby war. Ich kann es mir gar nicht ausmalen. Vielleicht hast du sie schon einst gesehen. Sie ist auch blond wie Megan, im selben Alter - sie sind beide so hübsch! Sie arbeitet bei uns neben dem Studium am Empfang und läuft tagtäglich hier rum. Es ekelt mich an. Meine kleine Lyssa ist sogar noch jünger - 19 Jahre alt erst! Ich danke dir, dass du so ein Vertrauter für Megan bist und ich hoffe inständig, dass meine Töchter auch jemand wie dich haben, der sie unterstützt! Aber jetzt tue mir ein Gefallen und gehe wieder zu Megan, sie braucht dich mehr als ich. Lenk die Kleine ab und lass sie nicht allein...«
»Das tut mir leid für Sie, wirklich! Aber egal ob Megan, Ruby, Lyssa, Sie oder auch die Empfangsdame unten, deren Namen ich nicht einmal kenne, ich bin immer erreichbar und egal wann, egal wo für jeden da, der es braucht.
Und gewiss werde ich Megan nicht alleine lassen. Ich muss wieder hoch und Megan in den Arm nehmen, aber sie ist eine starke Frau und hat früh genug über ihre Probleme geredet - ein bisschen Ablenkung und sie wird drüber hinweg kommen.«
»Mach das, geh hoch zu ihr.«
Wir tauschen noch ein Lächeln aus, ehe ich die arme Frau wieder alleine lasse und mit dem Aufzug zurück in meine Etage fahre.

Ich platze gerade in eine Versammlung auf dem Flur.
»Vielleicht hat es der ein oder andere hier schon gehört, aber ein verheerender Zwischenfall hat uns heute ereilt. Ich möchte klar und deutlich sagen, dass ich irgendeine Form von sexueller Belästigung, und sei es nur nach den Frauen pfeifen sein, hier nicht dulde und mit einem sofortigen Rausschmiss und polizeilichen Nachspiel bestrafe! Ich möchte, dass ihr heute nach Hause fahrt und am Montag in aller Frühe wieder hier seid!« Mister McCain ist total durch den Wind und es scheint wie eine Erleichterung für ihn, heute seine Leute schon zur Mittagszeit nach Hause zu schicken.
Meine Arbeitskollegen packen alle ihre Sachen und verlassen mit unterschiedlicher Miene nacheinander die Etage.

Mister McCain richtet sein Wort an mich und legt seine Hand anerkennend auf meine Schulter.
»Junge, ich bin stolz auf dich. Sei mir nicht böse, aber ich kenne Megan schon eine ganze Weile und es beschäftigt mich einfach sehr - sowas hätte hier nicht passieren dürfen... Wir sehen uns morgen beim Geschäftsessen bei den Higgins, aber jetzt fahr ich mit meiner Frau nach Hause und warte bis meine Tochter heim kommt. Du schaffst das mit Megan?«
»Ja, Sir. Ich muntere sie noch ein bisschen auf und fahre sie nach Hause. Gehen Sie und Ihre Frau nur nach Hause und drücken Sie ihre Tochter. Wir sehen uns morgen, ich mach hier alles zu.«
Er nickt mir anerkennend zu und holt seine Frau zu sich. Er legt seinen Arm um sie und bleibt ein letztes Mal bei mir stehen.
»Megan ist relativ stabil. Geh nur zu ihr und zaubere ihr ein Lächeln auf die Lippen...« Misses McCain drückt leicht meine Hand, ehe sie mit einem zarten Lächeln im Aufzug verschwindet.
Nun bin ich ganz alleine mit Megan im Büro und es fühlt sich seltsam an.

Ich klopfe vorsichtig an meine Bürotür und trete ein.
Megan sitzt auf dem Boden, die Beine von sich gestreckt und die Arme neben sich hängend. Sie lehnt an einer Wand und starrt vor sich hin.
»Hey Will.« Sie schenkt mir ein etwas gedrungenes Lächeln und deutet auf den Platz neben sich. »Setz dich zu mir - der Boden erdet einen...«
Ich tue also das, was sie möchte und lasse mich an der Wand hinuntergleiten. Ich öffne meine Krawatte und ziehe mein Jackett aus.
Sie weint nicht mehr, aber ihre Mascara ist verschmiert und ihr sonst so ordentlicher Dutt ist zerzaust und ihre blonden Haare hängen zu allen Seiten raus.

»Während ihr unten wart, hat Susan die Polizei gerufen. Ich wollte erst nicht, aber es ist das Richtige. Mit Susans Hilfe habe ich den Polizisten alles erzählt und auch wenn es echt erniedrigend war, fühle ich mich nun besser. Susan ist eine tolle Frau.«
»Und Mister McCain ein toller Mann. Du hättest ihn erleben müssen. Er hat geschrien und ihm beinahe eine verpasst!«
Megan lacht.
»Er hat geschrien?! Das glaub ich nicht. Der kann sowas?!« Ein Grunzen entflieht ihrer Kehle.
»Und wenn ich es dir sage! Er hat geschrien!«
Ich lache ebenfalls und stupse sie leicht mit meiner Schulter an.
Sie legt ihren Kopf drauf ab und schließt für einen Moment die Augen.

»Lass mich dich nach Hause bringen. Du solltest dich eine Weile hinlegen und das Geschehene verdauen«, sage ich sanft und schaue zu ihr hinab.
»Und was ist mit unserem Date heute Abend?«
Sie setzt sich schlagartig auf und blinzelt mich mit großen Augen an.
»Das verschieben wir! Du musst dich aus ruhen.«
Sie zieht die Augenbrauen zusammen und schaut mich böse an.
»Das kommt gar nicht in die Tüte! Darauf freue ich mich schon die ganze Woche und meine Freundin hat auch schon Lust! Ich brauche sowieso Ablenkung! Lass mich nicht alleine - lass mich nicht versauern«, fleht sie regelrecht mit einem großen Lachen auf den Lippen.
»Na schön, was schlägst du denn vor?«
»Ich will Eis essen und noch mehr Kuchen - deinen hab ich schon leer gegessen. Tut mir leid...«
»Kein Problem Megan. Noch mehr Wünsche?« Ich lache und lege meine Hand auf ihren Oberschenkel.
»Ich möchte ein Bier trinken und dann möchte ich, dass du mich zu dir fährst und mir ein heißes Bad einlässt, ehe wir zusammen zum Pub gehen. Oh und bevor ich es vergesse: ICH WILL NOCH SO EINEN BLUMENSTRAUẞ!«
Ich sehe sie an und merke sofort, dass ihre Augen wieder leuchten und sie nicht mehr ganz so fertig zu sein scheint.
»Und womit wollen wir anfangen?«
Ihre Augen funkeln und sie sieht mich verschmitzt von der Seite an.
»Ich will etwas verrücktes tun...«

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