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Kapitel 1 | Riat

Jetzt

Noch vor einem Jahr war ich der festen Überzeugung, dass ich an diesem Tag nichts als pure Befriedigung empfinden würde. Hätte ich damals gewusst, welcher Realität ich entgegenblicken würde, hätte ich mir vermutlich schon lange eine Kugel in den Kopf gejagt.

Die Stille, die das Auto füllte, war so laut, dass es mir beinahe in den Ohren klingelte. Trotzdem würde ich nicht der Erste sein, der sie füllte. Nicht, weil ich nichts zu sagen hatte, sondern weil ich ihm nichts zu sagen hatte. Stattdessen hielt ich den Blick aus dem Fenster des Luxuswagens gerichtet, an dem die Stadt vorzog, in der ich aufgewachsen war und ignorierte ihn vollends.

Um zu wissen, dass Clifford Malvaine das Gleiche tat, musste ich ihn nicht ansehen. Schließlich war Nicht-Achtung das Einzige, was mir mein Vater seit ich denken konnte, entgegengebracht hatte. Vater. Das Wort hinterließ einen bitteren Geschmack auf meiner Zunge. Wenn Väter so waren, konnte ich darauf verzichten.

Nur einmal war es mir gelungen, seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu erregen. Und die der ganzen restlichen Stadt. Vor genau einem Jahr. Ein Fehler, für den er mich büßen gelassen hatte. Oder zumindest dachte er das. Mein Kiefer verspannte sich zu einer harten Linie und ich musste ein bitteres Lachen unterdrücken. Wenn er dachte, dass er mich mit einem Jahr auf einer Eliteschule für schwererziehbare Jugendliche ruhigstellen konnte, unterschätzte er mich gehörig. Wenn er mich schon als Schandfleck im Familienstammbaum betrachtete, musste ich dem auch irgendwie gerecht werden, nicht wahr?

Seit einem Jahr plante ich meine Rückkehr, doch ob sich die Scherben unseres Königreiches, das wir zurücklassen mussten, so einfach wieder zusammensetzen lassen würden, würde sich zeigen. Vorher musste ich die Wiedervereinigung mit meiner Familie ertragen. Bei dem Gedanken ballten sich meine Finger so fest zu Fäusten, dass meine Knöchel weiß hervortraten.

Der Chauffeur verlangsamte das Tempo des schwarzen Luxuswagens als er von der Mainstreet auf die Straße abbog, die zu den Privatgrundstücken der Elite hinaufführte. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie mein Vater die Schlüsselkarte aus seinem Portemonnaie zog und sie wortlos nach vorne reichte. Vor dem elektrischen Tor brachte der Fahrer das Auto zum Stehen und fuhr die Scheibe hinunter, um uns mit der Karte Zugang zum reichsten Teil der Stadt zu verschaffen.

Als Kind hatten die Tore dafür gesorgt, dass ich mich sicher fühlte. Mittlerweile fragte ich mich, ob sie vielleicht nicht nur unerwünschte Besucher auszusperren, sondern auch die Monster im Inneren einsperren sollten. Denn hinter den meisten prunkvollen Fassaden, die die elitären Familien von Astervile Falls aufrechterhalten wollen, steckte eine dunkle Seite. Und der Skandal von vor einem Jahr hatte sie mächtig zum Bröckeln gebracht. Und ich war noch lange nicht fertig. Ob es den anderen noch genauso ging?

Mit einem mechanischen Surren rollte das Tor zur Seite und gab die Sicht auf die dahinter liegende Siedlung frei. Links und rechts übertrumpfe eine Villa die Andere und kunstvoll erbaute Wasserspeier begrüßten die Besucher, die privilegiert genug waren, einen Fuß auf die Grundstücke setzen zu dürfen.

Beinahe im Zentrum türmte sich dunkel das Gebäude auf, in dem ich die ersten siebzehn Jahre meines Lebens verbracht hatte. Mit seiner Fassade aus schwarzem Stein wirkte es wie ein riesenhafter Schatten auf dem weitläufigen Grundstück. Die asymmetrische Form der viktorianischen Villa hatte mich als Kind fasziniert. Sie schien das einzig unperfekte zu sein, was mein Vater in seinem Leben erlaubte. Wie viele Stunden musste ich damit verbracht haben, das zweistöckige Gebäude mit den spitzen Dachaufsätzen, der ringsherumlaufenden Veranda und dem kleinen Turm zur Rechten auf Papier zu bringen. Nie war es mir gelungen, die Aura, die es umgab, vollständig einzufangen.

Heute verspannte ich mich allerdings bei dem Anblick und sog scharf die Luft ein. Seit einem Jahr dachte ich daran, hierher zurückzukehren. Nun gefiel mir die Ungewissheit, die in dieser Stadt auf mich wartete, ganz und gar nicht. Mit jeder Sekunde, die ich in diesem verfluchten Auto verbrachte, fiel es mir schwerer stillzusitzen und eine Ruhe vorzuspielen, die ich nicht fühlte.

Deshalb war ich beinahe erleichtert, als das Auto endlich in den Halbkreis einfuhr, der zur Haustür führte, und letztendlich zum Stehen kam. Trotzdem machte ich nur gespielt langsam Anstalten meinen Anschnallgurt zu lösen und die Autotür aufzuschlagen. Zu meiner Überraschung war ich jedoch der Einzige, der ausstieg.

Obwohl ich es eigentlich vermeiden wollte, warf ich nun doch einen Blick zu meinem Vater. Dieser hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Stattdessen hielt er sein Handy in den Händen und tippte mit den Fingern auf dem Bildschirm herum, als hätte er nichts von unserer Ankunft mitbekommen. Lediglich seine hervortretende Halsschlagader verriet, dass er sich meiner Blicke mehr als bewusst war.

Als ich mich nicht vom Fleck rührte, löste er den Blick schlussendlich doch vom Display und heftete seine eiskalten Augen auf mich. Augen, die ich von ihm geerbt hatten und die mir nur einen weiteren Grund gaben zu hassen, was ich im Spiegel sah. Mit meinem braunen Haar und den harten Gesichtszügen war ich ihm so ähnlich, dass kein Zweifel daran bestand, wer mein Vater war. Lediglich die Tattoos, die fast meinen ganzen Körper bedeckten, hielten mich davon ab, wie eine jüngere Version des Mannes vor mir auszusehen.

„Worauf wartest du? Hol deine Sachen und geh mir aus den Augen", seine Stimme war genauso eisig wie seine Augen, als er mich missbilligenden musterte und in Richtung des Kofferraums nickte.

Meine Zähne schmerzten davon, wie fest ich sie aufeinander presste, um keinen respektlosen Kommentar abzulassen. So gerne ich ihm alles gegen den Kopf geworfen hätte, was ich über ihn dachte, riss ich mich schlussendlich doch zusammen und machte mich daran, das Auto zu umrunden. Je eher ich diesem unausstehlichen Mann entkam, desto besser. Ansonsten verlor ich vermutlich doch die Kontrolle und wischte ihm mit meiner Faust diesen Ausdruck tiefen Missgefallens aus dem Gesicht.

Mit einer Hand schnappte ich mir meinen Koffer und schlug den Kofferraum mit der Anderen fester zu, als beabsichtigt. Obwohl ich seit einem Jahr keinen Football mehr in der Hand gehabt hatte, hatte ich weder an Kraft noch an Muskeln verloren. Schließlich konnte ich nie wissen, wann ich beides in diesem Haifischbecken, was sich Familie schimpfte, wieder brauchen würde.

Ohne einen weiteren Blick zurückzuwerfen, klemmte ich mir mein Gepäck unter den Arm und stapfte wortlos am Auto vorbei auf die Villa zu. Kaum hatte ich die Stufen erreicht, die zur Veranda hinaufführte, öffnete sich die Haustür als hätte das Haus ein Eigenleben. Als ich erkannte, wer im Türrahmen stand, verzogen sich meine vollen Lippen zu einer dünnen Linie.

Über die Türschwelle trat die zweite Person, auf deren Anblick ich heute lieber verzichtet hätte. Obwohl, eigentlich könnte ich jeden Tag darauf verzichten, mir Julians Fresse zu geben. Ich hatte gehofft, dass sie ihm jemand in meiner Abwesenheit einmal ordentlich poliert hatte. Doch der heutige Tag war von nichts als Enttäuschungen gebeutelt. Denn mein älterer Bruder sah genauso geschniegelt aus wie immer. Wenn es ein Gutes an sich hatte, dass ich für ein Jahr regelrecht aus der Stadt verbannt worden war, war es, dass währenddessen der Kotzreiz ausgeblieben war, den ich bei seinem Anblick jedes Mal bekam.

„Na sieh mal einer an", Julian klatschte in die Hände, als wäre er ein Zirkusdirektor, der sein Publikum unterhalten musste. Wie passend, wenn man bedachte, dass er ein einziger wandelnder Witz war.

„Der verlorene Sohn kehrt zurück", gönnerhaft breitete er die Arme aus, als würde er mich hinein schließen wollen. Doch in seinen Augen flammte die gewohnte Mischung aus Missfallen und Belustigung, die so sehr an meinen Vater erinnerte. Doch im Gegensatz zu meinem Vater war er nicht nur ein kalter Bastard, sondern auch ein Heuchler. Das schien wohl irgendwo im Erbgut der Malvaines zu stecken und allein der Gedanke sorgte dafür, dass ich mir am liebsten den Schwanz abhacken würde.

Knapp vor mir kam er zum Stehen und packte mich am linken Arm. So leise, dass nur ich es hören konnte, flüsterte er: "Ich würde ja sagen, dass wir dich vermisst haben, aber wir wissen beide, dass das nicht stimmt."

Meine Muskeln spannten sich unter seiner Berührung krampfhaft an und ich musste dem Drang widerstehen, ihm den Ellenbogen geradewegs zwischen die Rippen zu rammen. Stattdessen gab ich mich damit zufrieden, nur verbal zurückzuschlagen: "Na sieh mal einer an. Du bist immer noch Vaters armselige Schachfigur. Dann hat sich ja in meiner Abwesenheit nicht viel geändert. Du klebst ihm immer noch am Schwanz wie eine kleine Schlampe."

Julian fletschte die perlweißen Zähne und fuhr sich mit einer Hand durch das blonde Haar - die einzige Sache, in der sich meine Mutter einmal durchgesetzt hatte.
„Ich lasse dir das jetzt einmal durchgehen, weil ich Wichtigeres zu tun habe, als dir den Hintern zu versohlen", presste er zwischen den Zähnen hervor: "Aber lass dir eins gesagt sein. Noch so ein Kommentar und ich sorge dafür, dass Vater dich postwendend zurück ins Internat schickt."

Unbeirrt erwiderte ich seinen Blick mit der gleichen Härte und ließ mir nichts von dem Kloß anmerken, der sich bei seinen Worten in meiner Kehle bildete. So viel Macht hatte selbst Julian nicht. Oder doch?

„Kinky", erwiderte ich darauf nur mit einem frechen Grinsen und riss meinen Oberarm fester als er erwartet haben musste, aus seinem Griff los. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schlenderte ich locker auf die Haustür zu. Mit wenigen Schritten hatte ich die Treppenstufen zur Veranda überwunden und fand mich im Hausflur wieder.

Alles, was ich wollte, war in meinem Zimmer zu verschwinden und zum ersten Mal seit Stunden die Maske fallen zu lassen. Doch keines meiner Familienmitglieder schien das Memo bekommen zu haben, denn bevor ich mich richtig versehen konnte, fand ich mich in den Armen meiner Mutter wieder. Wie kam es, dass sich plötzlich alle für mich interessierten?

„Riat, es ist so schön, dich endlich wieder hier zu haben", säuselte meine Mutter, während sie die Arme fester um mich schlang: "Du hast in den letzten Monaten kaum noch von dir hören lassen."
Na wovon das wohl kommt?, dachte ich verbittert und löste mich unsanfter als beabsichtigt aus der Umarmung.

Aus großen Augen blickte meine Mutter zu mir hinauf. Selbst mit ihren Pumps war sie seit meinem vierzehnten Lebensjahr kleiner als ich. Das hellblonde Haar trug sie in einem strengen Knoten, der sie älter aussehen ließ, als sie tatsächlich war. Obwohl ich nicht sagen konnte, was es war, hatte sich seit unserem letzten Treffen irgendetwas in ihrem Gesicht verändert. Ob Dad sie erneut zu einem Facelift überredet hatte? Einen sonderlich starken Willen hatte sie noch nie. Ganz zu meinem Nachteil. Sonst würde meine Stellung in dieser Familie heute möglicherweise anders aussehen.

„Wir sprechen später", murmelte ich, doch bevor ich die Treppe hinauf verschwinden konnte, packte sie mich am Ärmel und zwang mich damit stehenzubleiben.
„Riat", ihre Stimme war so ein zartes Hauchen, dass ich mich für einen Moment verhört zu haben, glaubte: "Lass uns einfach reden. Es muss nicht so sein."

In ihren Augen funkelte etwas, das ich vermutlich als Liebe betitelt hätte, hätte ich gewusst, wie sich das anfühlte. Möglicherweise hatte ich das Gleiche sogar einmal für sie empfunden, bevor mich diese Familie verdorben hatte. Doch je länger sie sich nicht gegen meinen Vater richtete, desto stärker waren meine Gefühle umgeschwenkt, bis aus Liebe Enttäuschung und aus Enttäuschung Hass wurde.

„Doch", entgegnete ich lediglich: "Muss es."
Mit diesen Worten befreite ich mich aus ihrem Griff - wenn auch deutlich sanfter als aus dem meines Bruders zuvor - und wandte mich ab, um die Treppe hinaufzusteigen. Dieses Mal hielt mich niemand auf und ich atmete erleichtert durch.

Kaum hatte ich den Weg zu meinem Zimmer hinter mir gelassen, schlug ich die Tür krachend zu. Das würde reichen, um alle verbleibenden Bewohner des Haushalts für eine Weile von mir fernhalten. Egal, wie sehr meine Mutter wirklich mit mir sprechen wollte. Ihr Wille war zu schwach, um sich durchzusetzen und so hatte ich zumindest von ihr nichts zu befürchten. Meinem Vater gegenüber würde sie nichts erwähnen.

Mein Koffer landete in einer Ecke, ohne dass ich mir die Mühe machte ihn auszuräumen. Stattdessen ließ ich mich mit dem Rücken aufs Bett sinken. Viel zu lange hatte ich kein eigenes Zimmer mehr gehabt und zum ersten Mal seit mein Vater vor dem Internat aufgetaucht war, empfand ich die Stille als angenehm.

Was in diesem Haushalt passierte, hat schon vor langer Zeit aufgehört, mich zu interessieren. Viel interessanter war, was passieren würde, wenn wir am Montag wieder in der Schule auftauchten. Wir. Die fünf Männer, die in dieser Stadt bisher das Sagen gehabt hatten.

Der Nachrichtenton meines Handys riss mich aus meinen Gedanken. Mit einer Hand zog ich es aus meiner Hosentasche und warf einen Blick auf die Nachricht, die auf dem Bildschirm aufleuchtete. Als hätte das kleine Arschloch gewusst, woran ich gerade gedacht habe.

       Crestan

Über die Antwort auf die Frage meines besten Freundes musste ich nicht einmal nachdenken.

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