Tyler vs Emilia
Die Klasse folgt Professor Klant in den Keller. Vor ihnen erstreckt sich ein langer tunnelähnlicher Gang, der von runden Lampen an der Decke ausgeleuchtet wird. Auf beiden Seiten des Ganges befinden sich mehrere Türen. Der Professor öffnet eine der Türen rechts am Anfang des Ganges. Tyler und die anderen betreten einen Raum, der leicht an eine Arena erinnert. Mehrstufige Sitztribünen an der rechten sowie linken Seite. Der Kampfring ist in den typischen Markierungen abgesteckt. Eine weiße Linie zieht sich um das Kampffeld und teilt das Feld in zwei gleiche Hälften. „In diesem Raum werden wir unsere praktischen Stunden absolvieren. Das Besondere an diesem Raum ist, dass er jegliches Joud absorbiert. Das heißt, ihr braucht euch keine Sorgen darüber zu machen, ob ihr etwas zerstört.", spricht Professor Klant. Die Schüler haben sich um ihn versammelt. „So, dann möchte ich euch mal die Regeln erklären!", der Professor hebt seinen Zeigefinger. „Ein Kampf dauert maximal drei Minuten. Sollte innerhalb dieser drei Minuten kein Sieger feststehen, gilt dies als ein Unentschieden. Ein Sieg wird dann angerechnet, wenn euer Gegenüber entweder aufgibt oder ihr ihn in eine Situation bringt, in der ein tödlicher Schlag unausweichlich wäre. Sind die Regeln für alle klar?"
Die Klasse erwidert mit einem Kopfnicken.
„Dann wollen wir direkt mit dem ersten Kampf beginnen! Cynthia, Zac, geht auf eure Posten."
„Viel Glück.", flüstert Tyler Zac zu.
„Glaub mir, das wird Cynthia mehr brauchen als ich!", erwidert er. Cynthia und Zac haben auf dem Feld ihre Positionen bezogen und warten darauf, dass der Professor den Kampf freigibt. Zac zückt beide seiner Schwerter aus deren Scheide. Zwei fahle, dünne und glänzende Klingen hält er schmunzelnd in seinen Händen.
„Seid ihr beiden bereit?", fragt der Professor. Beide bejahen mit einen konzentrierten Kopfnicken.
„Dann los!"
Zac hechtet in schnellem Tempo auf Cynthia zu. Kleine Flammen umschlingen seine Klingen. Zac holt kräftig zum Schlag aus, doch dieser Angriff verpufft an Cynthias Wasserwand, die sie mit ihren Händen gebildet hat. Ohne viel Zeit verstreichen zu lassen, nutzt Cynthia den Moment für einen Konter. Sie hält ihre rechte Handfläche an Zacs Brust und fegt ihn spritzend einige Meter weit weg. Zac klopft sich kurz die Ärmel, ehe er den nächsten Angriff startet. „Nicht so hastig Zac! Wie gefällt dir das? Wasserpistole?"
Cynthia formt ihre rechte Hand als wäre sie eine Schusswaffe. Aus ihrem Zeigefinger schießen kleine Wassergeschosse heraus. Zac weicht ihnen gekonnt aus, was auch nötig ist, denn von einen dieser Geschosse getroffen zu werden, könnte übel enden. Im Boden bilden sich tiefe Einschusslöcher, die nach der Zeit jedoch einfach wieder verschwinden. Das muss der Professor gemeint haben, als er sagte, dieser Raum absorbiert jegliches Joud. „Nicht schlecht Cynthia, das muss ich zugegeben, aber nicht gut genug!"
„Abwarten!"
Cynthia formt nun auch ihre linke Hand zu einer Waffe und lässt zerstörerische Wassergeschosse auf Zac regnen, dieser wehrt jedoch jeden einzelnen Schuss mit seinen Klingen tänzelnd ab und ebnet sich so einen Weg zu ihr. Cynthia versucht mehr Abstand zu gewinnen, doch Zac ist bald in Reichweite. Er wirft eines seiner Schwerter wie einen Speer nach ihr. Als Cynthia gerade mit dem Ausweichen beschäftigt ist, holt Zac sie mit einem unvorhersehbaren tiefen Tritt von den Beinen, so dass sie auf ihren Rücken fällt. Seine verbleibende Klinge hält er ihr ganz dicht an den Hals, um den sich wieder Flammen schlängeln. „Schachmatt Cynthia!"
„Sieger des ersten Übungskampfes ist Zac Vanbelt.", spricht Professor Klant. Zac zieht sein anderes Schwert heraus, das in der Wand steckengeblieben ist und nimmt auf der Tribüne Platz.
„Glückwunsch! Das war beeindruckend.", sagt ihm Tyler.
„Danke, aber ich habe noch nicht mal ernst gemacht! Sie weiß ihren basischen Vorteil mir gegenüber nicht richtig auszunutzen."
Tyler muss schlucken.
„Nun gut, dann wollen wir direkt zum zweiten Kampf schreiten. Tyler Clark und Emilia Kaltenstedt.
Tyler betritt nur zögerlich das Kampffeld. Emilia, die bereits Position bezogen hat, wirkt kühn und siegessicher. Ihre Augen strahlen Erfahrung aus.
„Wieso muss ich ausgerechnet gegen sie antreten?", denkt sich Tyler und beißt sich auf die Lippe. In diesem Moment überkommt ihn erneut dieses üble, aber bekannte Gefühl wieder.
„Seid ihr beiden bereit?", fragt der Professor, und reißt Tyler damit aus seinen Gedanken. Beide erwidern die Frage mit einem Kopfnicken.
„Dann los!"
Tyler ist davon ausgegangen, dass Emilia diesen Kampf schnell und schmerzlos über die Bühne bringen wollte, stattdessen steht sie starr da und fixiert ihn mit ihren himmelblauen Augen. Tyler jedoch hat auch nicht vor, den ersten Zug zu machen. Nach einigen Momenten des gegenseitigen Anstarrens entschließt sich Emilia, loszulegen.
„Meerespfeil!", Emilia klatscht in die Hände und über ihrem Kopf bildet sich ein Pfeil aus Wasser, der wie von selbst auf Tyler zuschießt. Tyler kann diesem simplen Angriff jedoch leicht ausweichen und wagt nun ebenfalls seinen ersten Zug. In schnellem Tempo sprintet er auf sie zu.
„Sieh an, er ist ja richtig flott auf den Beinen!", denkt sich Zac.
Emilia lässt nicht nur noch einen Pfeil auf Tyler los, sondern um ihren Körper bilden sich sechs dieser Geschosse, die im irren Tempo ihr Ziel suchen. Tyler gelingt es einigen auszuweichen, doch vom letzten wird er voll getroffen. Keuchend hält er sich seine Brust und schaut Emilia an. Das wäre der Moment um ihn den Garaus zu machen, doch sie steht immer noch am selben Fleck. Auf was wartet sie denn?
Tyler rappelt sich wieder auf und stürmt erneut auf sie zu, erneut lässt Emilia Wasserpfeile regnen, doch dieses Mal finden sie nicht ihr Ziel. Als Tyler gerade in Reichweite ist, holt er mit seiner Faust zum Schlag aus, einige der Schüler haben sich von ihren Plätzen erhoben, um das Geschehen genau zu beobachten. Tyler trifft Emilia mitten ins Gesicht, doch ihr Körper verwandelt sich in Wasser und explodiert daraufhin, was Tyler erneut enormen Schaden zufügt. An einer anderen Stelle des Feldes bildet sich erneut Wasser, das wie ein Mensch aussieht und schlussendlich Emilia selbst ist. „Ein explodierender Wasserdoppelgänger.", spricht Zac vor sich hin und schaut Tyler an, der sich Arme und Kopf hält.
„Möchtest du aufgeben, Tyler?", fragt Professor Klant, der weiß, dass Tyler bereits eine Menge hinnehmen musste.
„Ni...nie...niemals." Tyler richtet sich sehr beschwerlich auf. Er kann sich gerade noch so auf den Beinen halten. „Genug! Ich habe gesehen, was ich sehen wollte und ich muss sagen, ich bin beeindruckt von deiner Einstellung, niemals aufzugeben. Doch ich werde es jetzt beenden.", spricht Emilia.
„Wassergefängnis", Emilia klatscht erneut in die Hände und öffnet sie. Eine Wasserkugel so groß wie ein Tennisball fliegt heraus und wird schnell größer, so groß, dass es fast die gesamte Hälfte einnimmt, auf der Tyler sich befindet. An ein Ausweichen ist gar nicht zu denken, da dafür der Platz fehlt. Die einzige Option, die ihm bleibt, ist es, das Wassergefängnis zu zerstören, doch was ist, wenn dieses Ding auch explodiert? Tyler ist gewillt, es zu versuchen. Er ballt seine gesamte Kraft in einen Schlag, der jedoch leicht vom riesigen Wasserball geschluckt wird. Er selbst wird mit hineingezogen. Strampelnd versucht er sich irgendwie zu befreien, doch aus diesem Gefängnis scheint es kein Entkommen mehr zu geben, zumal er irgendwann keine Luft mehr bekommen wird.
„Ich denke, den Kampf habe ich gewonnen, oder Professor?", fragt Emilia, während sie kühl den zappelnden Tyler anschaut.
„Ich glaube du kannst dein...warte was ist das?", Professor Klant zeigt auf Tyler im Inneren des Wasserballs. Ein Leuchten geht von ihm aus. Er hat die Position eines Embryos eingenommen. Als Tyler seine Gliedmaßen in einem Zug in alle Richtungen ausbreitet, platzt der Wasserball und Tyler schlägt von einigen Metern auf seinem Rücken auf. Ein Raunen geht durch die Klasse.
„Na warte, dann beende ich es eben jetzt.", spricht Emilia leicht empört.
Sie klatscht erneut in die Hände und zehn der Pfeile, die sie am Anfang bereits eingesetzt hatte, bilden sich um ihren Körper. Tyler schafft es nur, seinen Kopf zu heben.
Emilia will ihm gerade den Gnadenstoß verpassen, als sie vom Professor angehalten wird.
„Stop Emilia! Die Zeit ist um! Da Tyler immer noch kampffähig zu sein scheint, bedeutet dies ein Unentschieden!"
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