Spuren der Vergangenheit
Es fühlt sich so an als wäre jeglicher Sauerstoff, der Luft entzogen worden. Was ist gerade geschehen? Emilia und Zac schauen Tyler an, als wäre er eine furchteinflößende Kreatur. Auch der Oberbuchmeister steht erstarrt, wie ein Salzsäule da. Nur Buchmeister Jorkin wirkt von allen Anwesenden gelassen, als ob er das Geschehene schon unzählige Male mitbekommen hat. „Bei allen Magistralen Kräften! Halt, stop! Ist es gerade so, dass selbst der dritte Schutzkreis auf Tyler nicht wirkt?", fragt Zac.
„Es ist in der Tat so!", sagt der Oberbuchmeister fast schon ehrfürchtig. Er geht auf Tyler zu und bäumt sich ganz dicht vor ihm auf. Für Tyler wirkt es so, als würde er vor einem riesigen Turm stehen, der droht auf ihn zu fallen, da er etwas Verbotenes getan hat. Die Augen des Oberbuchmeisters bohren sich in Tylers hinein, an dessen Schläfen Schweiß hinunter läuft.
„Was hat das zu bedeuten?", fragt Emilia demütig.
„Das ist wahrlich etwas außergewöhnliches.", erwidert der Oberbuchmeister, sein Blick immer noch intensiv auf Tyler gerichtet. „Du bist der Erste, den ich kenne, der außerhalb aller drei Schutzkreise steht. Könntest du dir einen Reim darauf bilden?", fragt Odin.
„Ich...ich weiß es nicht.", erwidert Tyler.
„Du bist dir ganz sicher junger Magi?", hakt Odin nach und zieht eine Augenbraue hoch.
„Eh...ehrlich, ich weiß es nicht.", erwidert Tyler eingeschüchtert. Wieder umalt ein dünnes Lächeln die Lippen des Oberbuchmeisters, der Tyler daraufhin aus dem Nichts umarmt. „Es ist ein Mysterium, das erforscht werden will, die Zeit wird alle Antworten offenbaren.", sagt der Oberbuchmeister. „Zuerst solltet ihr die Gunst der Stunde nutzen und euren Vortrag vorbereiten, selten hat man solch ein Glück. Ich stelle euch mein Arbeitszimmer zur Verfügung, denn es ist besser, wenn nicht jeder mitbekommt, dass ihr im Buch „Führung der Ersten" lest, oder sagen wir besser lesen könnt.", sagt Odin weiter. Daraufhin winkt er Jorkin zu sich, der wie ein gut erzogener Hund hinter ihm her läuft. Draußen atmet der Oberbuchmeister tief durch.
„Alles in Ordnung Oberbuchmeister Odin?", fragt Jorkin, seine Arme vor seiner Brust verschränkt.
„Ich weiß nicht ob alles in Ordnung ist. Ich hoffe es!
„Darf ich fragen, was sie genau meinen?"
Odin stößt einen tiefen Seufzer aus. „Der Junge verheimlicht etwas!", sagt der Oberbuchmeister.
Tyler, Emilia und Zac stehen wie Schafe ohne einen Hirten im Arbeitszimmer des Oberbuchmeisters. Es herrscht eine beklemmte Stimmung im Raum. Keiner traut sich etwas zu sagen, bis Emilia versucht das Eis zu brechen. „Ich denke wir sollten aufschreiben, was du uns sagst.", Emilia greift zu einem Stück Pergament, welches auf den Tisch liegt und setzt sich elegant auf den Boden. Zac und Tyler schauen sie verwirrt an. Als hätte sie etwas völlig unmissverständliches gesagt. „Oder habt ihr eine bessere Idee?", fragt sie. Die beiden Jungs machen es ihr nach und setzten sich zu ihr auf den Boden. Tyler legt das dicke Buch vor sich hin.
„Also was ich eben heraus gehört habe ist die Tatsache das es mehrere Genkais gab. Steht da irgendwo was das Genkai denn genau ist?", fragt Emilia. Tyler blättert eine Seite weiter zurück.
„Hier steht: Die Schöpfung ward vollendet, entbrannte ein Kampf zweier Wesen, das eine göttlich, das Andere trachtete nach Göttlichkeit, doch war es nicht. Durch die stolze Auflehnung und der darauffolgenden Konfrontation dieses Geisteswesen entstand das Joud und das veränderte die Welt. Eines Tages lernten die Menschen, das Joud, das sich in jedem Organismus, ja in alles, festsetzte und im Menschen selbst zu einer Quelle wurde, für sich nutzbar zu machen und entwickelten Kräfte, die göttlichen Ursprungs sind. Das Joud zeigte bei manchen Familien besondere Entfaltungen, die von Generation zu Generation vererbt worden sind. Die Genkais! Zumindest glaubten wir anfangs das Joud sei dafür verantwortlich. Für uns etwas unbegreifliches, wie genau die Genkais entstanden sind, doch zum Ende hin glaubten wir, das diese Geschenke des Allmächtigen sind.", ließt Tyler vor.
„Das hört sich ja nach einer dramatischen Spielaufführung an.", sagt Zac.
„Es ist unmissverständlich zu entnehmen, dass es mehrere Genkais gab. Es heißt Geschenke der Götter?", sagt Emilia, schaut kurz an die Decke bevor sie ihre Gedanken zu Pergament bringt."Das deckt sich mit den Informationen, die mein Vater mich lehrte. Bei den Genkais handelt es sich um Kräfte, die nicht zu erlenen sind, sondern; nun ja wie es in diesem Buch geschrieben steht geschenkt wurden.", führt sie weiter.
„Genau so ist es.", bestätigt Tyler.
„Steht da nicht noch mehr drüber?", fragt Zac der sich mit seinen Armen am Boden abstützt. Tyler Blätter daraufhin weiter.
„Hier!", schießt es aus Tyler! Emilia fixiert ihn. „Das erste Genkai! Der Allmächtige erwählte sich eine Familie, durch die er den Frieden in die Welt tragen wollte, der durch den Widersacher gebrochen wurde und segnete sie mit einem Genkai. Im Verlauf der Geschichte hatte diese Erbkraft mehrere Namen, doch wir nennen es das Erstlingsauge! Eine Kraft gesteuert durch die Augen, die die Artista Familie sehr mächtig werden ließ. Die Artiststa Familie, besaß einen großen Einfluss und der erste Kaiser stammte von ihnen ab. Sie wurden von vielen Menschen verehrt und aufgrund ihrer Weisheit sehr geschätzt, doch eine andere Familie, trunken vor Neid und Eifersucht blendete die Menschen und hetzte sie an, die Artistas auszulöschen, bevor sie von ihnen vernichtet würden. Die Menschen verfielen der Blindheit und so kam es zum großen Magnom- Krieg der Familien. Bei diesem Krieg wurde jeder einzelne Artista ausgelöscht und das Erstlingsauge wurde seither nie wieder gesehen. Eine Kraft, die sich bei jedem Artista anders zeigte. Andere Genkai Nutzer fürchteten, das selbe Schicksal zu erleiden und daher verbargen sie ihre Kräfte vor den anderen Familien. Doch die Familie die einst, das Volk blendete gelang es erneut. Jede Familie die im Besitz eines Genkais waren, und ausfindig gemacht wurde, wurden ausgelöscht bis die Teufelkraft, so nannten es die Völker ausgerottet sei.", ließt Tyler vor.
„Na toll bringt uns das irgendwie weiter?", fragt Zac ungläubig.
„Natürlich bringt uns das weiter! Wir hören hier Teile der Schöpfungsgeschichte und das Genkai, oder eher die, spielten von Anfang an eine entscheidende Rolle. Halten wir wir mal fest! Wir wissen das es mehrere Genkais gab, wir kennen den Familienamen des ersten Kaisers, nämlich Artista und wissen, dass alle Familien, die ein Genkai besaßen ausgelöscht wurden. Zumindest die, welche ausfindig gemacht wurden sind. Das sind wertvolle und nützliche Informationen.", sagt Emilia. Ein Mantel des Schweigens legt sich erneut auf die Drei. Emilia ist in hektischen Gedanken verloren, was von den Jungs nicht unbemerkt bleibt.
„Was ist los Emilia?", fragt Tyler
„Das was wir nun wissen, wüssten wir unter normalen Umständen nicht. Diese Informationen, die wir bis dahin haben, sind von hohem historischem Wert und...", Emilia stoppt ihren Satz abrupt und starrt gedankenverloren auf den Boden.
„Und was?", fragt Zac und legt den Kopf schief.
„Ich weiß nicht, ob wir diese Informationen in unserem Vortrag erwähnen sollten."
„Waaaaaas hast du gerade gesagt?", entfährt es Zac. „Du, Emilia Kaltenstedt willst dir solch eine Gelegenheit entgehen lassen? Damit würden wir reichliche Punkte abräumen! Bist du wirklich Emilia?", fügt er hinzu.
„Ich..ich finde einfach die gesamte Situation ziemlich gefährlich. Nochmals, wir dürften das eigentlich nicht wissen. Ich denke viel mehr an Tyler. Überlegt doch mal, kein Schutzkreis wirkt auf dir. Was wird wohl passieren, wenn das öffentlich wird?", sagt Emilia
„Oh! Daran habe ich gar nicht gedacht.", sagt Zac und schaut Tyler an. „Aber wir wissen doch nicht einmal ob das alles stimmt..."
„Doch das wissen wir!, unterbricht Emilia Zac.
„Nur weil es das dicke Buch hier sagt?", Zac zeigt auf das Buch das vor Tyler liegt.
„Nein, aber das Buch hat etwas bestätigt!", sagt Emilia. Spannung liegt wieder in der Luft. Die beiden Jungs schauen Emilia eindringlich an.
„Was hat es bestätigt?", fragt Tyler bestimmt.
„Die Genkais existieren auch heute noch! Oder eher, existieren sie wieder. Mein Vater hat es mir kürzlich erzählt! Im Kaiserreich Rungar, Kastaan und Solem sind Genkais gesichtet worden." Zac steht der Mund offen.
„Warte mal, wenn dieses Buch doch die Wahrheit sagt, wie kann es denn dann sein, das Genkais gesichtet worden sind? Es wurden doch alle Genkais ausgelöscht oder? Müssen diese Familien nun auch um ihr Leben fürchten?", fragt Zac. Emilia hält sich die Hand vor die Stirn und stößt einen genervten Seufzer aus. „Wir wissen doch nicht einmal wie alt das Buch ist, oder das was Tyler vorgelesen hat. Steht da irgendwo eine Zeitangabe?", fragt Emilia worauf Tyler mit einem Nicken verneint. „Es können tausende Jahre her sein, wir wissen es nicht. Zudem heißt es das alle Familien, die ausfindig gemacht werden konnten ausgelöscht worden sind, aber es garantiert nicht, das tatsächlich ALLE vernichtet wurden sind. Und nein, sie müssen nicht um ihr Leben fürchten, denn wir leben in einer Zeit, in der man nicht umgebracht wird, nur weil man besondere Kräfte hat. Aber es könnte die Spannungen zwischen den Kaiserreichen verschärfen!", sagt Emilia.
„Was genau meinst du damit?", fragt Tyler und legt seine Stirn in Falten.
„Nun ja, mein Vater sagt, dass durch die Genkais, je nachdem wie mächtig sie sind die Verhandlungsposition der Kaiser stärken. Zurzeit besitzt Ur und das östliche Kaiserreich Zangar keine Genkais, oder eher bis dahin sind in diesen Reichen keine bekannt. Aber, ehrlich Jungs, wir sollten uns ernsthaft überlegen, ob wir diese Informationen übernehmen sollen?", sagt Emilia. Stille zieht ein. Die Drei schauen sich nur an und versuchen die Gedanken der Anderen zu lesen.
„Ich meine; wir haben ein schwieriges Thema zugeordnet bekommen, aber es ist nicht so als hätten wir nichts. Wenn wir diese Informationen rauslassen würden, reicht das vielleicht nicht aus um viele Punkte zu erhalten aber für...", Emilia beendet ihren Satz erneut abrupt und schaut Tyler an.
„Worauf willst du hinaus?", fragt Zac
„Ich glaube Emilia will sagen, dass die Punkte, die wir entgehen lassen würden, euch beide nicht wirklich schaden würden. Doch bei mir sieht das anders aus! Für mich ist jeder einzelne Punkt wichtig um eine minimale Chance zu haben es ins Team zu schaffen. Das hast du gemeint oder?", sagt Tyler und schaut Emilia mit einem verständnisvollen Blick an.
„Genau das habe ich gemeint!", erwidert sie.
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