Yeonbin (Fortsetzung von Taegyu)

"Er hat dich betrogen.."
Immer wieder hallt dieser Satz von Beomgyu durch meinen Kopf, bis ich ihn so wirklich begriffen habe.
Als ich wieder halbwegs zurück ins hier und jetzt komme, ist Beomgyu weg, genauso wie Tae.
"Soobinnie..."
"Du hast mich betrogen?"
"Soobin, hör zu..ich...es..also..."
Er stammelt die ganze Zeit vor sich hin, findet keine passenden Worte.
Will ich das überhaupt hören?
Will ich die Ausreden hören?
Tief atme ich durch.
"Ich will es gar nicht hören, Yeonjun, okay? Ich brauche einfach Abstand von dir."
"Schatz.."
Ich hebe die Hand, weshalb er verstummt.
Ohne etwas zu sagen, gehe ich in unser Zimmer, packe ein paar Sachen.
Mein einziger Gedanke ist, dass ich einfach erstmal hier raus muss.
Weg von Yeonjun, damit ich nicht irgendwas dummes mache.
Als ich das Zimmer verlasse, sehe ich Taehyun, welcher an Beomgyus Tür steht, auf diesen einredet.
Hoffentlich schaffen die beiden es endlich.
"Soobin, bitte..."
Yeonjun folgt mir in den Flur, als ich meine Jacke nehme, gehen will.
"Ich liebe dich.." haucht er, sagt diese drei Worte zum ersten Mal, was jetzt grade nur noch mehr verletzt.
Er zerstört mit diesem Satz nur noch mehr.
"Würdest du mich wirklich lieben, hättest du mich nicht betrogen." murmle ich, bin absolut überfordert, weiß nicht was ich tun soll.
Ich will einfach nur weg...
Weg von der Person, welche ich über alles liebe.
"Soobin..."
"Nein, Yeonjun, lass mich bitte..."
Ich verlasse die Wohnung, lehne mich gegen die Hauswand, fahre mir durch die Haare, ehe ich das Haus verlasse, die frische Luft ein atme.
Ich habe das Gefühl komplett neben mir zu stehen, als wäre das alles nicht real...als wäre das alles nur ein schlechter Witz.
Ich will das nicht wahr haben, aber irgendwie war mir das schon klar.
Ich bin das komplette Gegenteil von Yeonjun.
Ich bin leise, zurückhaltend und dazu wahrscheinlich in vielen Augen einfach nur absolut prüde... Yeonjun ist laut, versteht sich mit jedem, dazu flirtet er gerne mit anderen, auch wenn ich ihm bis heute vertraut hatte, weil er eigentlich nur Augen für mich hatte, mich zu nichts gezwungen hatte, was ich nicht wollte...aber anscheinend passe ich einfach nicht in sein Leben.
Vielleicht passen wir einfach nicht zusammen...
Vielleicht sollte es einfach nicht sein...
Ohne es zu wollen, gehe ich direkt dorthin, wo ich eigentlich nicht hin wollte, weil ich eigentlich alleine sein wollte, trotzdem führt es mich zu Kai und seiner WG.

"Du siehst echt scheiße aus...was machst du hier?" fragt mein Ex, mustert mich besorgt.
"Ich möchte nicht drüber reden...kann...kann...also ich...kann ich für ein paar Tage hier bleiben? Ich falle auch niemanden auf..Ich kann mich unsichtbar machen."
"Ich weiß, dass du dies kannst. Das kannst du sogar ziemlich gut. Bist du dir sicher, dass du dies möchtest? Du kennst die anderen ja nicht und ich weiß, wie unwohl du dich bei fremden fühlst."
"Ich muss irgendwo hin..."
"Ist okay, dann schläfst du bei mir mit im Zimmer. Wenn es dir nichts ausmacht..oder wenn es Yeonjun nichts ausmacht."
Ich lache verletzt auf, gehe in sein Zimmer, war schon lange nicht mehr hier, aber trotzdem hat sich nichts geändert.
"Habt ihr euch gestritten?" fragt Kai, setzt sich auf sein Bett.
"Bin ich prüde, Kai? Bin ich so langweilig?"
Das meinen Ex zu fragen ist jetzt nicht die beste Idee, aber es war auch keine gute Idee her zu kommen.
Ich habe ihn früher ziemlich verletzt, nachdem ich mich in Yeonjun verliebt und ihn wegen ihm verlassen hatte.
"Du bist nicht prüde und auch nicht langweilig, Soobin. Du bist das Gegenteil und für die die das nicht sehen, haben einfach selbst schuld. Dann haben sie so einen Engel wie dich nicht verdient."
Er zuckt mit den Schultern.
Ich setze mich neben ihm, spiele mit meinem Armband.
"Yeonjun hat mich betrogen."
Daraufhin ist es ruhig zwischen uns, bis ich wieder das Wort ergreife.
"Ich habe es mir schon denken können, dass es früher oder später so passieren wird, aber es fühlt sich so unreal an...als wäre es einfach nur ein böser Traum und ich wache gleich auf, Yeonjun neben mir, glücklich wie eh und je...und gleichzeitig tut es so höllisch weh. Ich will weinen, doch kann es nicht, weil ich mich dann schwach und schlecht fühle...es tut so höllisch weh...ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen und das einfach alles von diesem einen kleinen, drei Wörter Satz, grade alles von meinem Herzen zerstört hat."
Kai lacht leise.
"Dann weißt du ja, wie ich mich gefühlt habe."
Sofort fühle ich mich noch schlechter, sehe auf dem Boden, sage nichts mehr.
"Soobin...hay, ich bin dir nicht böse und dazu schon lange über dich hinweg...Tut mir leid. Ich hätte nachdenken sollen, bevor ich das sage... fühle dich nicht schlecht, ja? Du bist unglaublich toll und gegen Gefühle kann man nichts tun. Ich bin sogar froh, dass du sofort Schluss gemacht und mich nicht betrogen hast."
Ich sehe zu meinem Ex, lächle schwach.
"Yeonjun ist absolut dumm, wenn er dich betrogen hat. Dann hat er dich nicht verdient."
"Ich wollte ihn nächste Woche im Urlaub fragen, ob er mich heiraten will. Jetzt kann ich das wohl knicken."

"Soobin!"
Kais Mitbewohner Jisung grinst mich breit an, hält mir eine Tasse Kaffee hin.
"Morgen." murmle ich, versuche ihn an zu lächeln, jedoch frage ich mich eher ob seine ganzen Knutschflecken nicht irgendwie höllisch weh tun würden.
Ich fahre über mein Hals, vermisse die Liebesbisse von Yeonjun.
Allgemein vermisse ich ihn...
Ich vermisse sein lachen, seine Stimme, seine Augen, seine küsse, seine Liebesbisse an meinem Hals und Körper, sein ganzes da sein.
"Tut es nicht weh?" frage ich, deute auf seine Knutschflecken.
"Ein wenig, aber ich bin es schon ein paar Jahre gewohnt...aber selbst jetzt nach Jahren, markiert er mich..."
"Er liebt dich auch sehr...er sieht dich an, als wärst du alles was er braucht..und du schaust ihn genauso an...Das kann nicht jeder behaupten."
Jisung grinst noch breiter, strahlt richtig.
"Das hoffe ich doch..er ist nicht umsonst mit mir Verlobt. Auf jeden Fall...Vorhin war hier ein blauhaariger Junge...Er wollte zu dir, jedoch wusste ich nicht, ob du ihn sehen möchtest, deshalb ich ihn weg geschickt, jedoch hat er das hier gelassen."
Er gibt mir ein Brief und ein kleines Päckchen.
"Er sah ziemlich fertig und kaputt aus, genauso wie du...Egal was er gemacht hat. Er bereut es...sehr sogar."
"Hat Minho dich schon einmal betrogen?" frage ich ihn, mustere ihn neugierig, während ich den Brief an meine Brust drücke.
"Ja."
Er zuckt mit den Schultern. "Er war früher ein kleines Arschloch, aber ich wusste, dass er nur mich liebt. Weißt du...auf Alkohol und Drogen macht man viel scheiße, es ist keine Entschuldigung, ich weiß..aber wenn man, so wie dein Freund, jeden Tag vor der Tür steht und zu dir will, dann muss ihm schon was an dir liegen."
"Jeden Tag?"
Nun bin ich verwirrt.
Wieso weiß ich das nicht?
"Ja..seid dem du hier bist, war er täglich hier. Jedoch hat Kai ihn nicht zu dir gelassen."
Ich nicke, gehe dann mit dem Kaffee ins Zimmer von Kai, setze mich aufs Bett und lese diesen.

'Hay meine Weltschönheit...
Ich weiß nicht wie oft ich jetzt schon mit dir reden wollte, nicht zu dir gelassen wurde, was ich verstehen kann, aber hoffentlich wird dieser Brief dich erreichen...
Wir wissen beide, dass ich das noch weniger kann, als es dir persönlich zu erklären, aber bitte Soobin...bitte glaub mir, dass ich es nicht wollte...
Ich wollte dich nicht betrügen, hörst du? Wieso sollte ich dies auch?
Du bist die Person, welche ich über alles liebe und das wird sich nicht ändern.
Du bist alles was mich am Leben hält, was mich glücklich macht und zum lächeln bringt. Du hast wieder Farbe in mein Leben gebracht und das nur, weil du in meine Arme gestolpert bist, als du die Treppe runter gefallen bist...Choi Soobin, wie sollte ich dich nicht lieben können?
Du bist alles was ich habe.
Du bist alles was mir geblieben ist und dich zu verlieren...
Dich zu verlieren, wäre so als wäre ich dreizig Mal umgebracht wurden...
Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung und du hast jeden verdammten Grund wütend auf mich zu sein, mich sogar zu hassen, aber ich war absolut betrunken, dazu High, wegen Beomgyus Gras...ich dachte, dass der Typ, du wärst...ich wollte an diesem Abend einfach nur bei dir sein, weil es mir alles zu viel geworden ist, mir warst du nicht da. Hab mich dann von Taehyun überreden lassen, mit feiern zu gehen...Ich weiß es war ein Fehler, aber sobald ich ihn geküsst habe, war mir klar, dass es nicht du warst und ich habe aufgehört, bin gegangen...
Es ist keine Entschuldigung, ich weiß und ich hätte es dir erzählen sollen, aber ich war egoistisch, wollte dich nicht verlieren und dich nicht verletzen, was ich mit dem verschweigen dieser Information, nur noch mehr getan habe...
Ich vermisse dich so sehr, Soobin...ich weiß nicht wie lange du jetzt schon weg bist, aber ich habe sowieso kaum eine Ahnung ob wir Tags oder abends haben. Ich versuche irgendwie so durch den Tag zu kommen...ohne dich ist dies jedoch ziemlich schwierig. Es fühlt sich nicht richtig und einfach nicht komplett an. Du bist meine bessere Hälfte...
Als ich gehört habe, dass du bei Kai bist...da bin ich fast verrückt geworden vor Eifersucht...aber dann ist mir eingefallen, dass du, wenn du jemanden liebst, nicht damit aufhören kannst, jedenfalls nicht für eine lange Zeit...nur habe ich Alpträume, sehe in diesen wie du mit Kai schläfst und mich nur noch mehr hasst...
Ich...
Ich vermisse und liebe dich so sehr, Choi Soobin..."

Den restlichen Teil kann ich nicht lesen, weil es ziemlich verschwommen ist, wahrscheinlich durch die Tränen...jedoch ist es bei mir nicht anders. Nach jedem Satz wurde meine Sicht immer verschwommener, bis ich komplett in Tränen ausgebrochen bin.
Ich vermisse ihn auch so sehr...
Aber ich weiß nicht ob ich ihm das verzeihen kann...
Das Vertrauen ist absolut gefickt und...ach scheiß drauf..verziehen habe ich ihm den Seitensprung schon...aber mein Vertrauen ist trotzdem ziemlich gefickt...
"Was soll ich nur tun?" frage ich mich leise, wische mir die Tränen weg.
"Vielleicht ihm erstmal antworten." ertönt es von Jisung, weshalb ich erschrocken hoch sehe, dann beschämt, wegen den Tränen, weg sehe. Er jedoch geht zum Fenster, sieht raus.
"Ich..."
"Er sitzt draußen im Regen...wie die letzten Tage."
Jisung sieht zu mir, während ich jedoch aufstehe, runter renne, auf Schuhe und Jacke verzichte, die Tür auf reiße.
Yeonjun sieht erschrocken hoch, jedoch ziehe ich ihn auf die Beine, rein in den Hausflur.
"Willst du an einer Lungenentzündung sterben? Du musst doch auch mal logisch nachdenken, Choi Yeonjun! Kannst du nicht auf dich aufpassen, ich meine..."
Er schluchzt auf, weshalb ich verstumme, ihn einfach fest in meine Arme ziehe, sein Duft einziehe.
Alles was ich brauche ist dieser Vollidiot an Yeonjun...
Und auch alles was ich liebe...
Selbst, wenn mein Vertrauen gefickt wurde.
Ich liebe ihn viel zu sehr...als das ich ein Leben ohne ihn führen könnte.