Chansung
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"Es tut mir leid.", mehr bringe ich nicht hervor, eh ich mich wieder verpisse, weg von den anderen gehe.
Ich habe einfach keine Kraft und Motivation mehr.
Vor zwei oder drei Tagen dachte ich noch das es wieder besser wird, mein Rückfall nur eine Ausnahme gewesen ist und jetzt?
Jetzt habe ich es schon wieder getan...
Ich atme tief durch, setze meine Kopfhörer auf, schlinge die Jacke fest um meinen Körper, fühle mich einfach von oben bis unten unwohl, hasse mich einfach so sehr.
Ich hasse mich.
Ich hasse diese Welt.
Ich hasse einfach alles.
Okay... vielleicht nicht alles, aber ziemlich vieles.
Meine Musik stelle ich immer lauter, versuche diese Stimme in meinem Kopf zu ignorieren, doch wird es nicht besser..
Es wird gar nichts besser, aber es ist okay.
Denke ich.
Mein Leben wird schon irgendwann wieder bergauf gehen...und wenn nicht, dann springe ich einfach von der nächsten Brücke. Hier in der Nähe gibt es mehr als genug.
Okay nein...
Natürlich werde ich mich nicht von der nächsten Brücke stürzen, breche mein Versprechen nicht.
Das könnte ich gar nicht.
Tief atme ich durch, bleibe irgendwann auf meiner Lieblingsbrücke stehen, sehe in die Ferne und lächle schwach.
Dieser Ausblick ist wunderschön
Vorhin habe ich keine Luft mehr bekommen, wusste nicht was ich tun sollte, konnte mich einfach nicht mehr beruhigen, wollte die Kontrolle zurück über meinen Körper erlangen.
Es war nicht die beste Idee dabei nach der Klinge zu greifen,aber anders konnte ich nicht wieder zu mir selbst finden.
Ich hasse mich dafür.
Ich hasse mich so sehr dafür, dass ich, sobald es abends ist und ich alleine bin, anfange nach zu denken.
Das ich darüber nachdenke, Was wäre wenn ich vor fünf Jahren etwas anders gemacht hätte, ob er dann immer noch am Leben wäre.
Was wäre wenn ich mich mehr zusammen gerissen hätte, vielleicht hätte ich noch Freunde von früher behalten und nicht nur noch ganze zwei Stück.
Was wäre wenn ich mich mehr zusammen reißen würde, mehr mit anderen machen würde?
Das einzige Problem ist, dass ich es nicht kann.
Ich kann es einfach nicht, fühle mich dann unwohl, habe das Gefühl jede Sekunde etwas Falsch zu machen, habe immer wieder das Gefühl nicht erwünscht zu sein, ziehe mich deshalb immer mehr zurück, weiß nicht, was ich tun soll.
Ich möchte es ja selbst nicht, kann es aber nicht abschalten, egal wie oft ich es versuche.
Egal wie oft ich versuche gegen meine Ängste an zu kämpfen.
Mal denke ich das es endlich was wird und ein paar Tage später bin ich wieder dort wo ich angefangen habe.
Wieso kann ich nicht einfach normal sein?
Ich möchte doch einfach nur normal und einfach sein..
Ich möchte jemand sein, welcher Freunde hat und nicht ständig Angst haben muss verlassen zu werden oder neue Menschen in sein Leben zu lassen.
Ich beiße mir fest auf die Lippe, sehe in den Himmel.
Wie es ihm wohl geht?
Ich schüttle den Kopf, sehe auf mein Handy.
Eigentlich...
Eigentlich brauche ich dieses scheiß Handy doch gar nicht.
Als ob es wirklich jemanden interessieren würde wie es mir geht.
Sie kommen eh nur an, wenn es Ihnen nicht gut geht oder sie etwas haben wollen.
Zu etwas anderem bin ich doch sowieso nicht gut.
Ich versuche zu atmen, bekomme aber keine Luft.
Schon wieder.
Zitternd kralle ich mich ans Brückengeländer, versuche die Atemübung zu machen, welche eine Klassenkameradin mir erst gestern gezeigt hat.
Klappt jedoch nicht wirklich.
'Sei nicht so egoistisch. Du hast doch keine Probleme. Das ist alles nur Einbildung.du willst ja nur Aufmerksamkeit.. Hab dich nicht so. Komm erstmal in mein Alter, dann weißt du was Probleme sind.'
Wieso kommt mir das jetzt in den Kopf?
Als mein Stiefvater mir das gesagt hatte war ich sechszehn?
Kurz darauf war er sturz betrunken und hätte mich fast geschlagen.
Bei der Erinnerung lache ich trocken auf, verkrampfe mich, krümme mich, eh ich meinen kompletten Mageninhalt erbreche, was nicht wirklich viel ist.
In letzter Zeit esse ich kaum etwas, aber es ist okay.
Ich bekomme das schon hin.
Ich bekomme das alles schon wieder hin.
Angeekelt von mir selbst, wische ich mir über den Mund, stelle mich wieder richtig hin, zittere am ganzen Körper, empfinde nichts außer den Schmerz an meinem Bein.
Vielleicht hat er Recht.
Vielleicht habe ich wirklich keine Probleme und will nur Aufmerksamkeit.
Ich fasse mir an den Hals, versuche wieder normal zu atmen.
Gott wieso will es nicht funktionieren?!
Wieso bin ich so?
WIESO HÖRT ES NICHT EINFACH AUF?
Es soll aufhören...
Mach das es aufhört.
Ich falle auf die Knie, klammere mich immer noch Geländer der Brücke, weine.
Ich bin kaputt.
Kaputt und erschöpft vom Leben, möchte sterben und gleichzeitig will ich leben.
Ich möchte Leben, glücklich sein und versuchen für die Menschen da zu sein, welche ich liebe. Selbst wenn ich nicht zurück geliebt werde, wenn ich nur der Seelensorger oder der Diener bin.
Es ist dumm und bescheuert und krankhaft von mir, aber ich kann nicht anders...
Es ist alles so falsch...
Ich schluchze auf, greife nach meinem Handy, gehe auf dem Chat von Minho und mir, schreibe eine Weile, schüttle dann aber den Kopf, lösche alles wieder.
Nein...
'Nein hör endlich auf Jisung.
Hör endlich auf damit.
So machst du nicht nur dich, sondern auch die Person die du liebst, nur noch mehr kaputt.
Nicht nur du hast Probleme, auch er...Also reiß dich endlich zusammen und fang an wieder im Leben klar zu kommen.'
Ich atme tief durch, wechsle verschwommen den Chat.
Aua...
Wieso genau komme ich auf diesen Chat?
Er hat vor drei Jahren einfach so Random Kontakt abgebrochen obwohl er mein bester Freund gewesen ist, die Person, welcher ich mein Leben anvertraut habe und er hat das Messer in meinem Rücken so sehr gedreht, dass es mich auf die Knie gezwängt und mich kaputt gemacht hat.
Ich habe weder eine Erklärung noch sonst etwas bekommen.
Ich habe literally nichts bekommen.
Immer und immer wieder denke ich darüber nach, in der letzten Zeit wieder mehr, als die letzten Jahre, frage mich, was ich falsch gemacht habe.
Es tut weh, aber eigentlich komme ich damit klar.
Abgesehen von meinen Verlusts und Vertrauensängsten.
Trocken lache ich auf, kratze mir über den Oberschenkel, beruhige mich jedoch langsam wieder.
Hoffe ich.
"Jisung?"
Ich zucke heftig zusammen, sehe nicht hoch, fange jedoch heftig an zu zittern.
"Jisung..."
Er setzt sich neben mich, möchte mich vorsichtig in den Arm nehmen, jedoch zucke ich wieder zusammen, rücke von ihm weg.
"Hay... ich bin es. Du weißt, dass ich dir nichts tue."
Chan möchte wieder nach mir greifen, jedoch rutsche ich weg, schaffe viel Abstand zwischen uns.
"Wieso bist du hier, Jisung?"
"Ich bin oft hier..", bringe ich, grade so, heraus.
"Du siehst absolut scheiße aus."
"Fick dich Chan. Du hast dich früher vor meinen Ex entschieden, hast die Freundschaft zu mir gekündigt, also komm jetzt nicht so an, kapiert?"
"Hay, er ist mein bester Freund gewesen."
"Das war ich auch!", schreie ich ihn an, bin absolut überfordert.
"Du wohnst nur ein fucking Haus neben mir du kleiner Sack und trotzdem ignorierst du mich gekonnt, weil du dich für dieses Arschloch entschieden hast. Ja okay, vielleicht war ich auch ein Arschloch, aber nachdem er ein fucking nein nicht akzeptiert hatte, nur weil er so notgeil wie sonst was ist... heißt es nicht...ach weißt du das? Vergiss es."
Ich stehe auf, gehe.
"Jisung jetzt warte!"
"Nein Chan...Ich verzichte."
"Jisung."
"Fick dich."
Ich sehe ihn wütend an, balle meine Hände zu Fäusten, versuche mich zu beherrschen.
"Hör zu Chan, ich hatte heute einen beschissenen Tag und ganz ehrlich? Ich habe keinen fucking Nerv für dich. Du hast dich dafür entschieden zu gehen, also bleib auch bitte raus aus meinem Leben. Lieber bin ich alleine, als..."
"Sungie..."
"Sungie mich nicht an!"
Wütend will ich ihn schlagen, jedoch reagiert er schneller als gedacht, hält meine Hände fest.
"Ich habe es ja verstanden, okay? Aber lass mich dich wenigstens nach Hause bringen. Dir geht es nicht gut uhd ehrlich gesagt habe ich Angst, dass du dir etwas an tust, also lass mich dich nach Hause bringen und dann lasse ich dich wieder in Ruhe."
Wütend funkle ich ihn an.
"Fein, aber fass mich bloß nicht mehr an."
Sofort lässt er mich los, weshalb ich meine Arme wieder um mich schlinge.
Wieso habe ich mich eigentlich nie wirklich unter Kontrolle?
Ich sehe auf mein Handy, atme tief durch.
'Sieh es endlich ein...Du wirst eh nicht geliebt. Du wirst so oder so nur verlassen, stehst so gut wie ohne Menschen in deinem Leben da. Du bist nichts wert. Du warst noch nie etwas wert.'
Hör auf...
Hör endlich auf.
'Du bist ein nichts. Du bist einfach ein absolutes nichts, was niemals etwas erreichen wird. Du kannst nichts, rein gar nichts. Außer zu heulen.'
Ertönt die Stimme meines Stiefvaters wieder in meinem Kopf, lässt mich fast zusammen sacken, jedoch hält Chan mich fest, nur kurz.
'Ich freue mich schon dich versagen zu sehen. Du hast sowieso bald niemanden mehr.'
"Chan..."
Dieser hält mich fest, während ich das Gefühl habe, jede Sekunde zusammen zu klappen oder mich wieder übergeben zu müssen.
Tief atme ich ein und aus.
Zähle bei jedem Atemzug mit, beruhige mich, während Chan mich einfach fest hält, da ist, obwohl ich es nicht einmal will.
Er ist die falsche Person.
Ich will endlich diese Stadt verlassen... endlich wieder zur Ruhe kommen.
Mich entspannen und mir keine Sorgen und Gedanken machen...
"Soll ich jemanden anrufen?"
Ich schüttle nur den Kopf, laufe weiter bis nach Hause, öffne die Haustür.
"Schönes Leben noch, Chan."
"Jisung..."
Ich lasse die Haustür mitten in seinem Satz zufallen, höre nichts mehr.
Erschöpft lehne ich mich dagegen, schließe die Augen.
"Ich schaffe das...ich schaffe das alles. Ich bin stark. Ich bin stark und nicht alleine...Ich bin nicht alleine...Ich schaffe das alles, egal wie...Ich muss nur an mich glauben.'
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