Changlix/Chanlix
"Ich checks nicht. Ich check einfach nicht wie man so blind sein kann.", genervt fahre ich mir durch die Haare, beobachte Minho und Jisung, welche miteinander diskutieren, sich aber mit den größten Herzenaugen aller Zeiten an sehen. Die stehen so hart aufeinander, wollen es aber nicht zugeben.
Seufzend lasse ich den Kopf auf dem Tisch fallen. Schon den ganzen Tag bin ich absolut von alles und jedem abgefuckt.
"Alles okay?" fragt mich Chan, welcher neben mir sitzt.
"Ja natürlich, alles gut." sage ich, sehe zu Chan, welcher mich mustert, lächle ihn an.
"Bist du dir sicher? Du wirkst nicht so, als wäre alles okay und erst Recht nicht, als würde es dir gut gehen. Ich weiß, du redest nicht gerne über dich und über deine Gefühle oder Gedanken..."
"Mir geht's gut, Chan."
"Dann hör auf deinen Arm zu kratzen."
Ich sehe zu meinem Arm, dann auf dem Tisch.
"Ist etwas mit Changbin?" fragt mich Chan, weshalb ich sofort hektisch den Kopf schüttle.
"Es ist absolut nichts mit Changbin!"
"Bist du dir sicher?"
"Natürlich! Er ist perfekt. Unsere Beziehung läuft gut..hab ich schon erwähnt das er perfekt ist?"
Chan lacht leise, mustert mich weiterhin.
"Trotzdem ist irgendwas mit dir. Was ist los?"
Ich zucke mit den Schultern.
"Ich weiß das es dir schwer fällt, darüber zu reden, weil du es noch nie getan hast, hast alles in dich hineingefressen, aber ist es wirklich so sinnvoll, dies auch bei Changbin zu tun? Es wird auch nur eure Beziehung zerstören. Du weißt wie deine letzte geendet ist."
"Meine letzte Beziehung ist darin geendet, dass mir gesagt wurde ich sei toxisch und wäre an allem schuld, obwohl die Person mich nie geliebt, mich nur angelogen und als Last gesehen hat...Changbin dazu ist der reinste Engel."
"Trotzdem hast du Angst, richtig?"
"Wer hat keine Angst? Jeder hat vor etwas Angst."
"Felix."
Chan seufzt, massiert seine Schläfen.
"Schreib es auf. Schreib auf was dich bedrückt und dann schick es Changbin. Er wird dich nicht verlassen, okay? Er wird es verstehen und versuchen dir zu helfen."
"Ich will keine Last sein, okay? Ich will niemanden nerven und dazu bin ich es gewohnt, dass sobald ich versuche etwas zu erzählen, es sowieso niemanden interessiert. Ich weiß, dass Changbin nicht so ist...das weiß ich, aber mein Kopf...Mein Kopf der.."
Ich verstumme, kratze wieder über meinen Arm, weshalb Chan meine Hände in seine nimmt, welche ich fest drücke, meine Nägel in seine Haut drücke.
"Du hast Angst, dass wissen wir beide und ich verstehe dich, aber es ist nicht richtig, dich wieder zu verschließen, wenn es dir nicht gut geht. In einer Beziehung heißt es, dass man miteinander reden muss, okay? Du musst dich überfinden und Changbin schreiben, was du denkst und fühlst, damit er dich versteht, okay? Damit er versteht, dass du ihm vertraust."
"Und was ist, wenn ich ihm das alles auf schreibe? Wenn er dies liest? Er wird mich für genauso psyhcisch gestört halten, was sowieso schon jeder tut."
"Woher möchtest du das wissen, Felix? Ich weiß, dass du Angst hast und ich weiß auch, dass du alles richtig machen möchtest, dass du perfekt sein möchtest, aber es ist doch auch okay über seine Gefühle und Gedanken zu reden. Du bist ein Roboter und kein Mensch. Wenn du wirklich möchtest, dass eure Beziehung eine Weile reicht, dann musst du etwas ändern, endlich anfangen zu reden, oder du verlierst Changbin schneller als dir lieb ist...und ich weiß, dass du ihn liebst. Ich weiß, dass er etwas hat, was die anderen nicht hatten, denn kaum erwähnt man nur seinen Namen, fängst du an zu strahlen...also mach auch was dafür."
Dann widmet er sich wieder unserer Aufgabe in Psychologie, weshalb Ruhe zwischen uns einkehrt.
"Es ist grade genauso 4:43 Uhr...und ich schreibe dir eine Nachricht, welche ich wahrscheinlich wieder löschen werde, aber seit Chan mir am Donnerstag etwas gesagt hat, geht es mir nicht mehr aus dem Kopf, weshalb ich jetzt einfach anfangen werde ich schreiben.
Als erstes...Setz dich irgendwo hin, es wird wahrscheinlich eine Weile dauern, bis du diesen Text zuende gelesen haben wirst, also mach es dir gemütlich...und bevor antwortest, ließ dir wirklich alles durch...ich hoffe ich überfordere dich nicht viel zu sehr mit dieser Nachricht hier... Ich weiß, dass ich nicht gut darin bin, über mich zu reden, dass haben wir beide schon mitbekommen, aber wer kann das auch schon? Wer kann die ganze Zeit über sich reden? Ich hasse es über mich zu reden und ich hasse es im Mittelpunkt zu stehen.
Aber ich vertraue dir. Ich vertraue dir sogar ziemlich sehr, also werde ich dir jetzt alles erzählen, was in den letzten Jahren passiert ist, damit du mich in einigen Situationen auch versehen kannst... Vielleicht interessiert es dich hier noch nicht einmal, aber Chan meinte, dass, wenn ich nicht langsam anfange mich zu öffnen, dass es hier sowieso zum scheitern verurteilt ist...und ganz ehrlich, dass möchte ich nicht..Ich möchte dich nicht verlieren, weil du irgendwas in mir ausgelöst hast, was noch niemand anderen getan hat. Vielleicht macht es mir daher nur noch mehr Angst, dich zu verlieren..."
Ich stoppe, bin jetzt schon am zittern und kurz davor in Tränen aus zu brechen, jedoch möchte ich es einfach hinter mich bringen und davor kann ich sowieso nicht schlafen.
"...Ich weiß nicht wie ich anfangen soll, aber wahrscheinlich von Anfang an, oder? Es fing an als ich fünf war. Meine Schwester ist grade drei geworden, als sie schon wie ihr Vater wurde, was schreien und schlagen an ging, sie hat mich vom Hochbett geschubst, weshalb ich auf mein Fahrrad gelandet bin, mit dem Rücken, aber das einzige was mir da gesagt wurde ist, dass ich nicht heulen und mich nicht so haben soll...ich sollte auch immer alles teilen, hatte nie etwas für mich...Ich war fünf, konnte auch noch nicht verstehen, was eine geistige Behinderung ist, aber sobald man in die Augen meines Stiefvaters gesehen hatte, hatte ich das Gefühl ich sei nichts wert...Ich sei nur eine Last, welche meine Mom mit in die Beziehung gebracht hatte...da fing es glaube ich schon an...als ich mit sechs eingeschult wurde, war ich einmal im Mittelpunkt dieser Familie, doch ich habe es gehasst, gehasst im Mittelpunkt zu stehen...kurz nach meiner Einschulung, haben mein Mom und mein Onkel sich zerstritten, seid dem durfte ich ihn nicht m"...Ich weiß nicht wie ich anfangen soll, aber wahrscheinlich von Anfang an, oder? Es fing an als ich fünf war. Meine Schwester ist grade drei geworden, als sie schon wie ihr Vater wurde, was schreien und schlagen an ging, sie hat mich vom Hochbett geschubst, weshalb ich auf mein Fahrrad gelandet bin, mit dem Rücken, aber das einzige was mir da gesagt wurde ist, dass ich nicht heulen und mich nicht so haben soll...ich sollte auch immer alles teilen, hatte nie etwas für mich...Ich war fünf, konnte auch noch nicht verstehen, was eine geistige Behinderung ist, aber sobald man in die Augen meines Stiefvaters gesehen hatte, hatte ich das Gefühl ich sei nichts wert...Ich sei nur eine Last, welche meine Mom mit in die Beziehung gebracht hatte...da fing es glaube ich schon an...als ich mit sechs eingeschult wurde, war ich einmal im Mittelpunkt dieser Familie, doch ich habe es gehasst, gehasst im Mittelpunkt zu stehen...kurz nach meiner Einschulungehr sehen, obwohl sie genau wusste oder auch weiß, wie sehr ich an ihm hänge...dann ging die Schule los...in der ersten Klasse war noch alles gut, aber dann nach und nach wurde ich ausgeschlossen, habe mitbekommen wie sie über mich gesprochen haben. In ihren Augen war ich absolut nichts Wert. Ich hatte keine Freunde in der Grundschule...aber eigentlich war es mir egal. Ich war eh lieber nur für mich, aber schon mit acht habe ich angefangen meine Gefühle zu verstecken, mich zu verstellen, ohne es zu merken...dann kam Alexa, meine kleine Schwester zur Welt...mein Stiefvater war betrunken im Krankenhaus, als sie kam, hat meine Mom während der Geburt fertig gemacht, weshalb er rausgeflogen ist.."
Ich atme tief durch, sehe auf meine Hände, welche zittern, bekomme ich grade nicht mehr hin, dennoch habe ich grade angefangen, also möchte ich nicht aufhören.
"...ab da wurde es Zuhause nur noch schlimmer, er hat sich betrunken, ist abgehauen, nachts wieder gekommen und hat meine Mom angeschrien und fertig gemacht, hat ihr nie im Haushalt geholfen und hat unser ganzes Geld ausgegeben...Als Alexa drei oder vier Monate alt war, ist er das erste mal handgreiflich geworden, hat meine Mom vor meinen Augen geschlagen, weshalb ich bis heute noch absolut traumatisiert bin. Ich stand an diesem Abend so unter Schock, dass ich irgendwann angefangen habe zu weinen und mir die Schuld daran gegeben habe... absolut bescheuert oder? Ein acht jähriges Kind, gibt sich die schuld das sein Stiefvater seine Mutter schlägt. Ab diesem Tag würde es immer schlimmer, jeden Abend hatte ich Angst, dass es wieder passiert. Jedes Mal, als er betrunken war, bin ich in Angst verfallen, saß zitternd in meinem Bett, habe mir die Ohren zugehalten, während ich versucht habe, meine kleinen Geschwister zu beschützen...mit elf ging ich dann in die neue Schule..am Anfang war alles perfekt, bis wir eine neue Schülerin in die Klasse bekommen haben. Sofort war ich die Lachnummer, ihr Mobbingopfer. In ihren Augen war ich zu dick, hässlich und dazu habe ich auch gestunken. Wegen ihr habe ich Komplexe bekommen, war jeden Tag zweimal duschen, habe nichts mehr gegessen und trotzdem waren es immer wieder die selben Sätze. Ich hatte in den drei Jahren, wo ich auf dieser Schule war, genau zwei Freunde...Aber kaum habe ich die Schule gewechselt, war der Kontakt zu beiden weg. Sie haben sich kaum bis gar nicht mehr für mich interessiert. Ich war ihnen egal...was meine Vertrauens und Verlustängste schlimmer gemacht hatte. Aber das einzig gute war...meine Mom hatte es geschafft sich von meinem Stiefvater zu trennen...mit elf habe ich dann angefangen im Haushalt alles zu machen um es ihr einfacher zu machen, damit sie nicht noch mehr Belastung hatte, wollte das sie stolz auf mich ist..."
Mit Tränen in den Augen, sehe ich auf mein Handy, will am liebsten wieder alles löschen, jedoch atme ich tief durch. Changbin ist die erste Person, welcher ich alles erzählen möchte, auch wenn ich es eher aufschreibe, als das ich es sage.
"... Jedenfalls...in der achten Klasse, nachdem ich gewechselt bin, ging es Berg auf, ich hatte endlich Freunde, meine erste Beziehung, welche ich bis heute bereue, aber ich wollte einfach nicht einsehen, dass ich gay bin..auf jedem Fall...Ich habe versucht meine Schule zu schaffen, damit ich danach meine Ausbildung machen konnte, war oft die ganze Nacht wach um zu lernen, da ich nach der Schule auf meine Geschwister aufpassen und den Haushalt schmeißen musste, was schon reine Gewohnheit war. Ich habe schon immer versucht andere glücklich zu machen, ihnen alles ab zu nehmen, damit sie nicht so viel zu tun haben. Meine Schwester wurde immer schlimmer...sie hat mich oft verprügelt, mir gesagt wie scheiße ich sei und das mich niemand braucht. Das ich egal bin. Das mich sowieso niemand mag... Vielleicht hat sie auch Recht. Ich meine, ich habe mich immer nur verstellt, damit man mich mag, oft tue ich es noch heute, weil so viel einfacher ist und weil ich es einfach so gewohnt bin...Ich hinterfrage jeden Satz und jede Situation, fühle mich deswegen schlecht, kann nichts essen oder schlafen. Mit sechszehn war mein erster Selbstmordversuch, kurz vor meinen Prüfungen, aber es ist nicht wirklich etwas geworden, aber nicht mal danach hat meine Mom irgendwas gesagt, hat mir nur eine Ohrfeige verpasst, hat mich in die Psychiatrie gesteckt. Es war ein Hilfeschrei, aber son wirklich hatte es niemanden interessiert,aber naja egal...auf jedem Fall, habe ich dann irgendwie meinen Abschluss geschafft, keine Ahnung wie genau...dann fing ich meine Ausbildung an, habe meine Beziehung beendet, weil ich nicht wollte das es weiter so scheiße ist und ich mich beschissen fühle...dann habe ich mein FSJ angefangen, bin mit meinen Ex zusammen gekommen, was wahrscheinlich die schlechteste Idee in meinem ganzen Leben war, schließlich war ich ihm nie etwas wert, wurde seelisch nur noch mehr fertig gemacht...aber naja egal...jetzt mache ich meine Ausbildung, setze mich selbst unter Druck, mache den ganzen Haushalt, lerne, setze mich nur noch mehr unter Druck, damit irgendjemand endlich stolz auf mich ist..mir egal wer, aber kann jemand endlich stolz auf mich sein..?..Meine Vergangenheit ist nicht die beste und wahrscheinlich haben es andere noch viel schlimmer als ich erwischt, weshalb ich eigentlich kein Grund zum rum heulen habe...und trotzdem tue ich das grade.. okay.. eigentlich komme ich zur Zeit ziemlich gut mit meiner Vergangenheit und mit meinen psychischen Problemen klar, aber es gibt auch Tage, wo es mir zu viel wird. Wo mir diese Ausbildung, meine Vergangenheit und allgemein alles zu viel wird...und dann bin ich scheiße, sage Sachen, welche ich nicht so meine und danach ziemlich bereue. An diesen Tagen bin ich nicht ich selbst und zerstöre vieles..."
Tief atme ich durch, sehe auf die Uhr...es ist schon fast sechs Uhr morgens? Ich bin echt schon so lange am schreiben?
Wow...
Ich atme tief durch, sehe auf mein Handy.
"Laut meiner Therapeutin habe ich Depressionen, Sozialphobie, Posttraumatische Belastungsstörung, leide an Verlustängsten, Vertrauensproblemen und allgemein bin ich anstrengend und ein Overthinker...also Seo Changbin, bist du dir wirklich sicher, dass du eine Beziehung mit mir führen möchtest?
Ich werde nicht oft zeigen können, wie sehr ich dich liebe und auch nicht was ich denke oder fühle, werde wahrscheinlich auch ziemlich scheiße zu dir sein...also...willst du das wirklich?"
Ich lege mein Handy weg, atme tief durch, sehe auf meine zitternden Hände, fahre mir durch die Haare, eh ich an die Decke starre, die Augen schließe, mein Kuscheltier an mich drücke, versuche mich zu beruhigen, meine Angst unter Kontrolle zu bekommen...
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