Fourth Chapter
Jimin POV
Verwirrt sah Jungkook mich an, aber seine Verwunderung war schließlich berechtigt. Warum auch immer, ich hatte es total verschwitzt, dass heute dieser Schüler-Ausflug geplant war. Normalerweise nahm unsere Schule nicht an solchen Veranstaltungen oder Besuchen teil, aber der Schülerrat hatte sich dafür eingesetzt, dass wir dieses Jahr hierherkommen würden. Das stand auch schon seit Wochen fest, aber ich hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht, auch gestern nicht, als mich mit Jungkook verabredet hatte.
Erst als TaeTae mich heute daran erinnert hatte, war mir das Herz in die Hose gerutscht. Wie sollte ich ihm denn Bescheid geben, ich hatte ja noch nicht mal seine Handynummer... aber anscheinend war das Glück in diesen Tagen an meiner Seite, denn kaum betrat ich mit meiner Klasse die Universität, hatte ich Jungkook erblickt, und wie er mit ein paar anderen zusammen Stühle hin und her schleppte.
Ich bat TaeTae sich eine Ausrede einfallen zu lassen, sodass ich nicht bei dem Vortrag dabei sein musste. Denn während unser verhasster Lehrer so getan hatte, als würde ihn das hier alles sehr interessieren und mit den anderen aus unserer Klasse vorangegangen war, war ich mit Tae ein Stück zurück geblieben.
„Erklärst Du mir bald, was es damit auf sich hat? Geht es um den Typen von gestern vor dem Café?", lautete seine einzige Frage.
Ich nickte und antwortete: „Ja. Tut mir leid, dass ich noch nichts gesagt habe. Heute Abend erklär ich Dir alles." Dabei wusste ich selbst nicht genau, was ich eigentlich zu erklären hatte.
Und jetzt stand ich hier. Vor Jungkook. Der mich nun mit einem sanften Lächeln ansah, welches mich ziemlich erröten ließ.
„Es tut mir leid, dass ich vorhin nicht beim Café war. Das mit dem Ausflug hatte ich, ehrlich gesagt, total vergessen. Sonst...", ich zögerte, „...Sonst hätte ich mich gestern schon mit Dir für den Nachmittag verabredet." Mich überkam das schlechte Gewissen, weil meine Eltern mir nie erlaubt hätten, nach der Schule jemanden zu treffen, den weder sie, noch ich besonders gut kannten. Aber ich wollte auf keinen Fall, dass Jungkook dachte, ich hätte ihn versetzt, also musste diese kleine Notlüge jetzt dafür herhalten.
Ein erleichterter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht und ich entspannte mich dadurch ein wenig.
„Kein Problem, ich dachte schon... Du hast es Dir anders überlegt.", den Rest des Satzes murmelte er nur noch. Trotzdem verstand ich, was er meinte.
„Nein, wie gesagt, es tut mir ehrlich leid. Wenn ich gekonnt hätte, dann hätte ich Dir auch geschrieben, oder Dir irgendwie anders Bescheid gegeben... aber zum Glück studierst Du ja hier.", schloss ich und deutete mit einer Handbewegung die Uni an, in der wir uns gerade befanden.
„Ja, ich studiere im vorletzten Semester. Normalerweise hätte ich jetzt mit beim Vortrag gesessen, aber ich muss in zwei Tagen eine schriftliche Hausarbeit abgeben und von daher nochmal in die Bibliothek. Begleitest Du mich?" Seine Augen glänzten und wenn mich nicht alles täuschte, dann konnte ich eine gewisse Freude darin erkennen.
Dabei ging es mir nicht anders. Ich wollte Jungkook unbedingt begleiten... Mittlerweile hatte sich mein übereilter Atem vom Laufen beruhigt und ich wurde mir der Nähe zu Jungkook schlagartig bewusst. Also nickte ich nur.
„Okay, dann lass uns gehen und uns in der Bibliothek ein ruhiges Plätzchen suchen.", schlug er vor und wandte sich zum Gehen. Ich folgte ihm und mein Gehirn schien nur langsam zu registrieren, dass ich, Jimin, jetzt mit Jungkook zusammen ein wenig Zeit verbringen würde. Hoffentlich dauerte der Vortrag ein oder zwei Stunden, denn ich wollte nicht, dass diese Zeit schnell wieder vorbei sein würde.
In der Bibliothek angekommen, nickte Jungkook der Dame am Info-Tresen freundlich zu und steuerte direkt eine der hintersten Ecken an. Hier gab es gemütliche Sessel und genügend Platz für das ganze Schulzeug. Er stellte seine Tasche ab und ich setzte mich ihm gegenüber. Er war mir jetzt noch näher als eben... unbewusst sog ich den Duft, der von ihm ausging, ein. Er setzte sich ebenfalls und holte ein paar seiner Unterlagen aus seiner Tasche, dann richtete er seinen Blick auf mich. Erneut konnte ich spüren, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
„Also... Du... studierst hier?", fragte ich und hätte im nächsten Moment im Erdboden versinken können. Erstens hat er das bereits erwähnt und zweitens würde er ja dann wohl kaum hier sitzen, oder?
Aber Jungkook lächelte wieder und schien überhaupt nicht so, als würde ihn meine dumme Frage stören.
„Ja, ich studiere schon eine Weile. Management und Finanz -und Businessplanung. Es gefällt mir hier sehr und ich bin froh, dass ich das Studium anfangen konnte.", antwortete er und beugte sich über den Tisch ein wenig näher zu mir. „Und Du gehst noch zur Schule? Auf die Seoul-High?"
Nervös spielte ich mit meinen Fingern. „Ja... diesen Sommer komme ich ins Abschlussjahr..."
„Wie alt bist Du, Jimin?", fragte er und ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck ein wenig veränderte.
Hoffentlich hält er mich nicht für kindisch, wenn ich ihm mein Alter verrate...
„Ich bin achtzehn und... ähm, Du?"
„Ich sag es Dir, wenn Du mir versprichst, dass Du mich danach noch magst.", ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, aber es erreichte seine Augen nicht.
„Wieso... sollte ich Dich nicht mehr mögen...? Ich verspreche Dir, dass es nicht dazu kommen wird.", gab ich in bemüht festem Ton zurück.
„Okay, also... ich bin dreiundzwanzig."
Damit war er ganze fünf Jahre älter als ich... eigentlich keine allzu große Spanne, aber die Zweifel in mir fragten sich, ob dieser Unterschied nicht doch etwas ausmachen könnte... aber ich verdrängte diese Gedanken und sah Jungkook offen ins Gesicht.
So hübsch...
„Keine Sorge, Jungkook. Ich mag Dich noch.", brachte ich dann hervor.
Einen kurzen Moment lang sagte er nichts, dann erschien ein ehrliches Lächeln auf seinem Gesicht und ich befürchtete, dass mein lautes Herzklopfen bis zu ihm zu hören war.
„Das ist schön, denn kurz hatte ich irgendwie den Gedanken, dass Dir mein Alter etwas ausmachen könnte, weil Du ja noch Schüler bist..."
Wenn Du wüsstest, dass ich den gleichen Gedanken hatte, nur mit meinem Alter...
„Nein, ich... also es macht mir nichts aus, wieso sollte es? Umgekehrt hätte ich ja das Gleiche fragen können, denn Du hast sicherlich mehr Erfahrung und...", ich biss mir auf die Lippe. Diesen Satz konnte man sicher auch anders verstehen...
„Einigen wir uns darauf, dass es uns beiden jeweils nichts ausmacht?", fragte er und ich seufzte erleichtert auf. „Klingt gut."
Er lehnte sich wieder ein Stück zurück, und sofort vermisste ich seine Nähe. Auch wenn mir in dieser mein Herz aus der Brust zu springen drohte und mein Magen ein Salto nach dem anderen machte. Aber mein Körper konnte nicht anders, als so zu reagieren, ich fühlte mich zu Jungkook hingezogen.
Ich war noch immer nervös, aber die Zeit in der Bibliothek verging, ohne, dass ich es bewusst bemerkte. Jungkook erzählte ein bisschen von seinem Studium und dass er sich das erst durch mehrere Jobs finanziert hatte. Ich dagegen berichtete von meiner Schule und erwähnte auch kurz, dass meine Eltern eine Firma besaßen, ging dabei aber nicht ins Detail. Mein Gefühl sagte mir, dass ich es zum jetzigen Zeitpunkt nicht gleich erwähnen musste, ich wollte es auch gar nicht. Schließlich hatte ich das vierundzwanzig-sieben um mich herum, nur jetzt, hier bei Jungkook, war ich nicht der wohlbehütete Sohn wie sonst. Wir erzählten immer mehr, und unwillkürlich rückte ich näher an Jungkook heran. Auch unsere Hände waren auf dem Tisch nur wenige Zentimeter voneinander entfernt...
Als mein Handy in meiner Hosentasche mehrmals vibrierte und ich daraufhin draufschaute, sah ich, dass TaeTae mir geschrieben hatte. Der Vortrag war wohl zu Ende. Enttäuscht ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden und stand auf, Jungkook erhob sich ebenfalls.
„Tae hat mir geschrieben... der Vortrag vorbei und ich muss jetzt wieder zurück.", erklärte ich auf seinen fragenden Blick hin. Ich seufzte. „Tut mir leid."
„Dafür kannst Du ja nichts. Aber Du musst mit Deiner Klasse wieder zurück, denn ich möchte nicht riskieren, dass Du wegen mir Ärger bekommst." Er lächelte wieder. „Schließlich hast Du ja... geschwänzt und ich habe nichts dagegen unternommen."
„Du hast Recht. Aber immerhin können sie mein Fehlen nicht als Schwänzen beweisen, Tae hat mich gedeckt.", grinste ich.
„Treffen wir uns wieder?", fragte Jungkook mich dann unvermittelt.
Hastig nickte ich. „Ja!"
„Okay, dann... geb ich Dir meine Nummer und dann kannst Du mir auch jederzeit schreiben.", bot er an. Erneut zog ich mein Handy aus der Tasche.
„Unbedingt, dann kann ich Dir auch Bescheid geben, wenn mal wieder was Unvorherhesehendes passiert. Immerhin haben meine Eltern keinen Einfluss darauf.", rutschte es mir heraus. Entsetzt sah ich zu ihm.
„Was meinst Du denn damit?"
„Nichts, also... ähm... sagen wir so, sie sind etwas überfürsorglich...", brachte ich heraus. „Das erzähle ich Dir ein andermal, okay?", fügte ich noch hinzu.
„Ja, keine Eile. Kann ich... Dir dann meine Nummer jetzt ansagen?"
„Du kannst sie auch eintippen.", ich hielt ihm das Handy hin, „Dann schreibe ich Dir, sodass Du auch meine gleich hast." Er nickte und tippte seine Nummer ein, dann fing es wieder an zu vibrieren.
„Eine Nachricht von Tae.", las er vor.
„Ja, er wird bestimmt ungeduldig. Ich sollte mich wohl besser beeilen..."
„Ist wohl besser so, ehe Du tatsächlich noch Ärger bekommst."
Ich wusste, dass er Recht hatte und trotzdem zögerte ich. Denn ich wollte eigentlich gar nicht weg...
„Jimin?"
„Ja... ich weiß, aber irgendwie... will ich nicht schon weg." Unschlüssig sah ich ihn an. Er umrundete den Tisch und ehe ich wusste, was geschah, fand ich mich in einer Umarmung von ihm wieder.
Oh...
„Beim nächsten Mal haben wir mehr Zeit, okay? Und jetzt lauf, ehe es zu spät ist.", hörte ich seine Stimme leise an meinem Ohr und eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Ich erwiderte die überraschende Umarmung und Jungkook drückte mich noch ein wenig fester, dann erst gab er mich wieder frei. Mit einem letzten Blick wandte ich mich schließlich zum Gehen um.
„Bis später, Jungkook!"
„Bis dann... Jimin."
Ich verließ im Laufschritt die Bibliothek und sah mich an der Tür noch einmal zu Jungkook um. Er winkte und mein Herz schlug wieder viel zu schnell.
Und das kam aber nicht vom Laufen.
~
Ich wünsche euch morgen einen schönen Wochenstart!
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