Wer war ich eigentlich?
POV. Spencer
Irgendwann wurde ich wach und es schien sogar die Sonne. Etwas irritiert setzte ich mich auf. Es war zehn Uhr am Morgen und ganz offensichtlich hatte ich verschlafen. "Mist", murmelte ich. Mike war scheinbar zur Schule gegangen ohne mich zu wecken. "Du wirst was erleben, lässt mich einfach verschlafen", meckerte ich und richtete meine Haare in Mikes Spiegel. Heute war mal wieder Donnerstag, was hieß, dass er mal wieder keine Zeit hatte- warum auch immer. Im Haus war es ruhig, scheinbar war niemand Zuhause. Dies war etwas seltsam, aber nicht ungewöhnlich. Mit meiner Tasche lief ich nach Hause und schlung meine Arme enger um mich.
Es würde mir auch nicht's bringen, wenn ich jetzt noch zur Schule gehen würde, weswegen ich einfach Nachhause lief. Es war kalt, aber die angenehme Sonne schiem mir auf die Nase. Ich musste Lächeln, aber mein Magen fühlte sich schon seit dem ich aufgestanden bin ein wenig komisch an. Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu müssen, aber dieses Gefühl versuchte ich einfach zu verdrängen. Ich kramte mein Handy aus meiner Tasche, um Mike eine Nachricht zu schreiben.
Ey du Spinner!
Wieso lässt du mich einfach verschlafen? Meine Eltern werden mich köpfen!
Ich runzelte die Stirn, da sich die Nachricht nicht einmal durchstellte. Normalerweise bekam er selbst im Unterricht die Nachrichten, die man ihm schrieb. Schulterzuckend packte ich mein Handy weg und konzentrierte mich darauf nicht auszurutschen, da es sehr glatt war.
Zuhause angekommen sah ich, dass beide Autos vor dem Haus standen, was mich erneut verwirrt schauen ließ. Mussten die beiden nicht arbeiten? Jetzt würde ich wahrscheinlich ärger bekommen, weil ich jetzt schon Nachhause kam.
Bereit genervt schloss ich die Haustür auf und trat ins warme. Meine Hände wurden endlich wieder warm und ich ich konnte meine Jacke und die Mütze ausziehen. Auch die nassen Schuhe zog ich mir von den Beinen.
"Spencer?", fragte mein Vater, der aus dem Wohnzimmer geschlichen kam. Er trug eine normale Jeans und ein schwarzes Shirt. "Ich weiß, ich bin nicht in der Schule gewesen, aber ich möchte-" "Wir sollten reden", unterbrach er mich ruhig. "Es kommt nicht wieder vor, dass-" "Schule interessiert jetzt keinrn!", zischte er. Erschrocken blieb ich stehen.
Was wollte er von mir?
Wie ein verlorener Welpe lief ich ihm hinterher. "Setz dich", meinte er und deutete auf das Sofa. Meine Mutter saß auf dem Sessel und schaute mich ebenfalls an. Sie sah aus wie immer. Meine Schwestern waren nicht in diesem Raum. Wahrscheinlich war Bonnie in der Schule und Selena am schlafen.
"Was gibt's?", fragte ich etwas nervös.
"Ich bin froh, dass du hier bist. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht", sprach meine Mutter, was mich überrascht schauen ließ. Sorgen? Sie? Mit Sicherheit nicht. "Ich braucht euch keine Sorgen machen", antwortete ich," ich hab bei Mike geschlafen und dieser Spinner hat mich nicht geweckt." "Konnte er auch nicht", meinte mein Vater. "Was meinst du?", fragte ich verwirrt.
"Mike hatte eine Krankheit", antwortete mein Vater und überlegte wie er die Worte am besten wählen sollte. "Er hat sie doch jetzt nicht mehr, oder?", fragte ich fast tonlos," du sagtest, er hatte sie. Er hat sie doch nicht mehr, oder?" "Er hat sich das Leben genommen", sagte mein Vater und wandte seinen Blick von mir ab.
Wie erstarrt saß ich dort. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, was er meinte. Mein Blick lag einfach auf ihm und ich wartete darauf, dass er anfing zu lachen - auch wenn dieser Witz in keinster Weise witzig gewesen wäre. Ich wartete, bestimmt einige Minuten, aber er schaute sich einfach den Boden an.
"Ich habe nur einen Albtraum oder du verarscht mich", meinte ich und schüttelte den Kopf. Die Worte meines Vaters stimmte nicht, er log - er musste lügen.
"Er hatte Depressionen, es war vorrausichtlich, dass dies passieren wird", sagte meine Mutter und ich schaute geschockt auf.
"Depressionen?", fragte ich und wollte es immer noch nicht verstehen," ich muss mit ihm sprechen!" "Spencer, du kannst nicht mehr mit ihm sprechen!", sagte mein Vater. "Aber- er- er war doch gestern Abend noch mit mir am backen. Wir haben gelacht, gesungen und unsere Kekse probiert", redete ich und versuchte ein Argument zu finden, warum dies nicht sein konnte. "Spencer, es ist eine Tatsache", sprach meine Mutter," wie gesagt, es war vorrausichtlich." "Für mich nicht!", rief ich und sprang auf," niemand hat mir auch nur irgendwas erzählt! Wieso wusstet ihr davon und ich nicht? Warum hat er es euch erzählt, aber mir nicht?"
Stumm schauten die beiden mich an und dies war der Moment andem ich einfach das Haus wieder verließ. Ich wollte mir ihr gelaber nicht anhören - ihre Lügen nicht anhören. Mike ging es gut. Er saß mit Sicherheit in der Schule oder knutschte gerade mit seiner Freundin. Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und wählte seine Nummer. Es ging nur der Anrufbeantworter dran, was mich nervös werden ließ. Das gerede meiner Eltern war quatsch - alles erfunden, gelogen, ausgedacht. Nellies Nummer war die Nächste die ich wählte. Es dauerte lange bis irgendwer abmahm, aber es war definitiv nicht Nellie.
"Hallo, Spencer. Geht es dir gut? Willst du vorbei kommen?", fragte ihre Mutter direkt," ich hab Tee oder Kaffee, alles was du möchtest." "Wo ist Nellie?", fragte ich und atmete schwer. Meine Hände zitterten und ich hatte das Gefühl, dass mir das Handy jeden Moment aus der Hand fallen könnte. "Sie liegt auf dem Sofa, redet nicht und starrt die Wand an", antwortete ihre Mutter traurig," ihr geht es wirklich mies. Sie hat das ganze Haus zusammen geschrien und danach hat sich nichts mehr getan - sie sitzt nur dort und schluchzt."
"Es- es- stimmt?", stotterte ich," Mike ist- er ist- er ist gestorben?" Diese Worte über die Lippen zu bringen ließ irgendwas in mir brechen. War es mein Herz? "Ja, es tut mir Leid. Du-", weiter ließ ich sie nicht sprechen, da ich das Handy von meinem Ohr nahm und es in die nächste Ecke warf. Dies konnte doch nicht wirklich die Wahrheit sein, oder? War dies alles ein großer Albtraum? Ich musste doch wieder aufwachen, oder nicht?
Mein Herz schlug schneller und mir wurde unglaublich schlecht. Ich schaffte es nicht einmal bis zum nächsten Mülleimer, um mich zu übergeben. Ich fühlte mich leer, ausgeraubt und verloren. Meine Hände zitterten und meine Knie wurden nass, da ich auf dem eiskalten, schneebedeckten Boden kniete. Ich wollte schreien, aber ich tat es nicht - ich saß dort und atmete schwer. Meine Finger krallten sich in den kallten Schnee und ich schaute in den blauen Himmel.
Warum musste es genau heute schön sein?
Warum schien heute die Sonne? Wieso schneite es nicht?
Ich war nicht fähig irgendwas zu denken, also ging ich wirklich nach Nellie - sie war alles was jetzt noch übrig geblieben war. Ich betete, dass Mike gleich um die Ecke kommen würde und mich in seine Arme ziehen würde. Ich schaute mich dauerhaft um, aber niemand kam um die Ecke. Ich wurde immer schneller und irgendwann rannte ich, ignorierte den Fakt, dass es unglaublich glatt war - ich interessierte mich nicht dafür, dass ich gleich ausrutschen könnte. Mein Atem ging schnell, mein Herz hämmerte und schmerzte. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Menschen schauten mich an, weil ich wie ein irrer an ihnen vorbei lief und wirres Zeug murmelte. Ich wollte, dass dieser Albtraum auf der Stelle endete, aber es ging weiter und dies würde es auch noch die nächsten Jahre tun.
"Du bist wirklich gekommen", sagte Nellies Mutter, die mir die Tür öffnete ohne, dass ich klingeln musste," komm herein, es ist kalt draußen." Mit gesenktem Kopf trat ich in Nellies Haus, welches mir so viele Erinnerungen an Mike gab. Mich störte es immer, dass wenn wir hier waren, dass er Stunden lang Nellies Kunst ansehen wollte. Nun wollte ich, dass er auftauchte und Stunden lang Nellies Kunst anschaute. Im Wohnzimmer saß die Freundin meines besten Freundes. In ihrer Hand einen Tee und ihr Blick kalt auf den Fernseher gerichtet. "Nellie", flüsterte ich, aber sie rüherte sich nicht - sie blieb dort sitzen und starrte den Fernseher an, der keinen Ton oder irgendein Bild von sich gab.
"Sie redet nicht, Spencer", teilte mir ihre Mutter mit," kann ich irgendwas für dich tun." "Was ist passiert?", fragte ich und schaute sie kraftlos an. "Er hat sich von einer Brücke gestürzt", antwortete sie. "Welcher?", fragte ich fast tonlos. "Die an die Nellie und er ihr Schloss geschlossen haben", antwortete ihre Mutter und schaute herunter. Nellies Schluchzen hallte durch den Raum und ich ließ die Schultern hängen. "Warum?", fragte ich und does war keine Frage, die so richtig eine Antwort wollte. Ich stellte diese Frage, die viel mehr ein ängstliches wimmern war in den Raum und wollte mich ertränken. Mein Herz fühlte sich so zertrümmert an, ich hatte das Gefühl, dass dir eine Seite meines Körpers kalt war und ich wusste nicht wo ich hin sollte. Es fühlte sich an als würde ich nur noch schwarz sehen - als wäre das Licht aufeinmal ausgeknipst worden.
"Er war gestern noch hier. Vor nicht einmal einem Tag hab ich noch mit ihm geredet", redete ich und raufte mir verzweifelt die Haare. Wieso weinte ich nicht? Wieso brach ich nicht zusammen? Was war bloß falsch mit mir?
"Gestern Abend hab ich seinem Herzschlag gelauscht und nun- nun ist dort kein Herzschlag mehr", flüsterte ich und stützte mich an der Fensterbank ab, da ich vor eines der vielen Fenster gelaufen bin," dort wird nie wieder ein Herzschlag sein."
Nellies weinen wurde lauter und ich krallte mich weiter in die Fensterbank aus Holz. Ich wollte dieses Fenster zerstören und hoffen, dass all der Schmerz heraus in die kälte fliegt, aber dies würde nicht's bringen. Der Wind würde die leere nicht ausfüllen, die ich empfand. Ich wollte es nicht verstehen, aber die leere war bereits da.
"Wieso hat man es so weut kommen lassen?", fragte ich leise, nachdem Nellie aufhörte so laut zu weinen.
"Er wollte uns nicht verlassen, Spencer", sagte Nellie leise, was mich und ihre Mutter aufschauen ließ.
"Jetzt hat er es trotzdem getan!", rief ich und empfand Wut. "Spencer", flüsterte Nellie," er ist vorallem wegen dir geblieben. Seine Eltern wollten, dass er in eine Klinik zieht, aber er wollte nicht - er wollte dich nicht alleine lassen." "Nun hat er trotzdem getan!", rief ich erneut und fühlte so unglaublich viel schmerz, dass ich die Augen zusammen kniff. Ich krallte meine Finger weiter in das Holz und spürte wie die Splitter sich unter meine Fingernägel bohrten. Der Schmerz tat gut, ließ mich nicht den glauben verlieren, dass ich noch lebte. "Wieso wusstet ihr es? Warum hat er es mir nicht erzählt?", fragte ich und öffnete wieder die Augen. Wut war noch immer in mir und dadurch konnte ich einfach keine richtige Traurigkeit empfinden. "Mit welchem Recht wussten es sogar meine Eltern, aber mir hat es niemand gesagt - mir wurde es vorenthalten! Ich hätte ihm helfen können, ihn retten können!", rief ich weiterhin aufgebracht.
"Niemand hätte ihn retten können", sprach Nellie," er wusste dies selber. Er wollte es dir sagen, deine Eltern waren der Grund, warum er es nicht getan hatte." "Meine Eltern?", entfuhr es mir geschockt. "Sie wollten, dass du dich auf die Schule konzentrierst und nicht auf die Krankheit von Mike", sagte sie leise. "Sie wollten was?", fragte ich fassungslos und taumelte einen Schritt zurück. Ich ließ mich zurück auf die Knie fallen und dies war der Moment in dem meine erste Träne über meine Wange rollte - sie war voller Wut und Verzweiflung.
"Wie kann man soetwas wollen?", fragte ich und dies war eine weitere Frage, die keine Antwort benötigte. "Ihm geht es besser, Spencer", sagte Nellie. "Er wollte eine Zukunft!", sagte ich laut und schaute sie an," mit großem Haus, Kindern und vorallem mit dir!" Sie blinzelte einige Tränen beiseite und nickte. "Er wusste, dass er diese nicht bekommen würde", sagte sie. "Ihr habt nie an ihn geglaubt", sprach ich abweisend und stand auf," nun verstehe ich warum du ihm die ganze Zeit besorgte Blicke zu geworfen hast, wenn er lachte. Nun verstehe ich warum seine Mutter ständig Bilder von uns machen musste oder warum er immer so geschaut hat, wenn ich von der Zukunft sprach. Ihr habt alle nie geglaubt, dass er dort wieder heraus kommt - er mit eingeschlossen!"
"Weißt du überhaupt wie sowas ist? Wie es sich anfühlt, wenn die Person, die du liebst jeden Moment aus deinen Armen fallen könnte?", fragte Nellie nun ebenfalls wütend. "Nein, weil niemand hat es für nötig gehalten, mir was zu sagen!", zischte ich und ballte meine zu Fäusten. "Wir wollten, aber-" "Meine Eltern waren doch kein Hindernis!", schrie ich außer atem. "Nein, deine Eltern waren kein Hindernis", flüsterte sie nickend.
Ich schüttelte den Kopf und stand auf. Ich wollte nicht länger hier bleiben - ich konnte nicht länger hier bleiben. Ich wollte Nachhause. Ich wollte Sicherheit, Schutz, Geborgenheit und vorallem Liebe empfinden, aber dort war niemand, der mir dies vermitteln würde. Die einzige Person, die mir dies zeigte war gegangen.
Ich lief an Mikes Haus vorbei und musste stehen bleiben. Es schien noch immer niemand Zuhause zu sein, da kein Auto dort stand. Unsicher betrat ich das Grundstück und lief auf die Haustür zu. Ich wusste selber nicht was ich hier überhaupt tat. Vielleicht wollte ich einfach, dass er mir die Tür öffnete und mich in den Arm nahm - mir sagte, dass alles wieder gut werden würde. Ich klingelte tatsächlich, aber dieses Szenario wurde nicht Realität. Es war kalt - ich fror. Auf dem Weg hierher bin ich durch den Park gelaufen - der, in dem wir immer Enten gefüttert hatten als wir klein waren. Es wurde langsam dunkel, was daran lag, dass es noch immer Winter war.
Es war Weihnachtszeit.
Kurz vor Mikes Geburtstag.
Eigentlich die schönste Zeit des Jahres. Eigentlich dir Zeit, in der ich mich am meisten wohl fühlte, die mir die meiste wärme vermittelte. Nun war mir kalt - eiskalt. Wütend schlug ich gegen die gelbe Haustür und der Kranz aus Tanenzweigen wackelte ein wenig. Ich zog meine Nade hoch und zog den Ersatzschlüssel unter dem leeren Blumentopf hervor.
Im Haus war es warm. Angenehm warm. Ich stand für einige Minuten einfach im Flur. "Mike", flüsterte ich in der Hoffnung, dass er hier war, dass er mich auslachen würde, weil meine Nase mal wieder Ähnlichkeit mit Rudolf dem Rentier hatte. Kein Lachen war zuhören, weswegen ich mir die Schuhe, die Jacke und die Mütze auszog. Alles landete auf dem Boden und langsam schritt ich in die Küche. Die Kekse lagen in einer Schale und ich nahm mir einen heraus.
Noch immer schmeckten sie perfekt. Ich schloss die Augen und konnte mich darauf konzentrieren seine Lache zu hören - ihn generell vor mir zu sehen. Ich wollte nur ein letztes Gespräch mit ihm. Ich wollte, dass er mir die Wahrheit sagte - alles erzählte, was ihn bedrückte, aber dieses Gespräch würde es eben niemals geben. Ich nahm die Schüssel mit den Keksen auf den Arme und ging die Treppen herauf. An den Wänden hingen Bilder und ich wollte sie alle von den Wänden fegen, aber ich schaffte es in Mikes Zimmer ohne etwas zu zerstören.
Es war alles sp wie ich es heute Morgen verlassen hatte. Ich hatte es unwissend verlassen. Ich war sogar sauer auf Mike, weil er mich nicht geweckt hatte, während er sich irgendwo von einer Brücke geschmissen hatte. Ich setzte die Schüssel Kekse auf seinem Schreibtisch ab. An seiner Pinnwand hingen Bilder, die Nellie gemalt hatte und eines, welches wir angeblich im Kindergarten gemalt hatten. Ich stützte mich an der grauen Lehne seines Schreibtischstuhls ab und lächelte traurig.
"Konnte nie meins sein, ist viel zu schön geworden", flüsterte ich und strich trotzdem über die Linien, die er oder wir drauf geschmiert hatten. Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht genug Zeit mit ihm verbracht hatte, dass wir nicht genug unternommen hatten. Ich krabbelte azfs Bett und vergrub meinen Kopf in einem der Kissen. Zufrieden schloss ich die Augen und nahm den angenehmen Geruch von ihm wahr.
In diesem Moment überkam mich die Welle, die mich realisieren ließ, dass er nicht mehr mit mir hier liegen würde. Er würde nie wieder etwas mit mir unternehmen. Er würde niemals Auto fahren lernen oder Heiraten. Er würde niemals die Dinge tun können, die er so liebte. Sein Auto würde er niemals fertig stellen und er würde nie darin fahren.
Ich fing an zu weinen - bitterlich und laut. Ich wollte von ihm gehört werden, ich wollte aufwachen oder ertrinken, aber ich wollte nicht hier bleiben. Meine Finger krallten sich in das Kissen und ich drehte mich auf die Seite. Gestern lag er noch dort neben mir und ich hatte mit ihm gescherzt und nun war ich alleine. Ich fühlte mich einsam, als wäre dort niemand mehr, der auch nur irgendwas verstehen würde, was ich sagen würde. Als würde ich eine andere Sprache sprechen, die niemand anderes verstehen würde. Als wäre Mike der einzige, der diese Sprach verstehen konnte.
Ich hatte Angst. Angst vor der Zukunft, die unmittelbar bevor stand. Ich wollte keinen Schritt weitergehen, aber auf der anderen Seite wollte ich davon rennen von diesem Ort. Ich wollte zu Mike und es war mir vollkommen egal an welchem Ort er gerade war. Ich wollte meinen besten Freund zurück.
Warum konnte ich ihm nicht helfen?
Warum hab ich es nicht bemerkt?
Ich hätte ihm helfen können. Er könnte noch Leben, aber niemand hat mir etwas gesagt - alle haben geschwiegen. Jeder konnte sich darauf vorbereiten und mich ließ man einfach ins offene Messer rennen. Ich stopfte die Kekse in mich, weil es das letzte war, was so richtig von ihm übrig blieb. Ich schaute mich um. So viele Erinnerungen in diesem Zimmer, aber ich wollte es nicht verlassen. Ich wollte hier drin bleiben, weil es mein Zuhause war.
Mike war mein Zuhause.
Nun war er nichz mehr da.
Nicht sein Zimmer war mein Zuhause. Es waren nur Wände, die mir halb so viel bedeuteten wie er.
Mike war mein Zuhause.
Seine Zuversicht.
Seine Verständnis.
Seine Freundschaft.
Auch seine Liebe.
Seine Worte, die mich vom Boden wieder aufsammelten.
All dies war mein Zuhause und nun war gar nicht's mehr da. Nur noch der Raum, der mich an dieses Zuhause erinnerte war geblieben.
Ich hatte mich immer heimatlos gefühlt, aber nun fühlte ich mich verloren. Als würde ich absolut nirgendswo mehr hingehören. Als wäre ich eingeengt von all den Menschen, die es wussten - die es nun verstehen konnten.
"Mike!", rief ich und weinte bitterlich," komm zurück zu mir!"
Ich glaubte nicht, dass ich auch nur einen Schritt ohne ihn gehen konnte. Ich glaubte nicht, dass ich ohne ihn jemals meine Glücklichkeit oder meinen Platz finden konnte. Er war dies alles. Er war meine Glücklichkeit und der Platz, denn ich brauchte. Warum musste er gehen? Warum gerade er?
Ich hatte das Gefühl von innen zu verbrennen und zum gleichen Zeitpunkt zu ertrinken. Mein Versuch nach Luft zu schnappen funktionierte nicht. Meine Hände wurden eiskalt und mir wurde schlecht. Meine Augenlieder fielen zu und ich presste sie fest zusammen. Schluchzer kamen aus meinem Mund ich panisch schlang ich meine Hände um meine Knie. Weinend saß ich auf seinem Bett und drückte mich so fest zusammen, dass ich vielleicht ein bisschen das Gefühl von Geborgenheit bekam. Vielleicht konnte ich mir einbilden, dass er da wäre. Er sollte zurück kommen und mir helfen meinen Weg zu finden. Ich würde ihm auch helfen, ich würde ihn auch vor mich selber stellen - hätte ich immer getan.
Die Kälte breitete sich immer weiter aus und ich ließ mich einfach zur Seite fallen. Sein Geruch stieg mir in die Nase und krampfhaft hielt ich meine Augen geschlossen. In meinen Gedanken schrien mich die Leute an, dass es meine Schuld wäre. Dass ich vielleicht noch ein weiteres Mal nachfragen hätte sollen.
War es meine Schuld?
War ich Schuld daran, dass er sich das Leben nahm - dass er sich die Zukunft nahm. Warum sollte ich Schuld daran sein, wenn es mich verletzte? Ich wollte dies doch überhaupt nicht. Ich würde ihm nie etwas antun wollen. Er war alles was ich hatte.
Nun hatte ich nicht's mehr.
Ich lag in seinem Bett und hatte meine erste Panikattacke. Und es war niemand da, der mir den Weg zeigen konnte, der mich zu einem besseren Leben brachte. Vielleicht konnte ich nach empfinden, wie Mike sich gefühlt hatte.
Hilflos.
Verloren.
"Spencer, du bist stark, okay? Du kannst das!"
Ich konnte es. Auch wenn er dies in einem anderen zusammenhang meinte. Er würde es wieder zu mir sagen und er würde es so meinen - dies wusste ich. Ich konnte es, ich konnte die Augen aufschlagen und stark sein. Ich öffnete die Augen und schaute in Richtung der Wand.
"Ich kann dies, oder Mike?", flüsterte ich und schaute schwer atmend gegen die Wand. Ich ließ die Tränen auf das blaue Kissen tropfen. "Mike", flüsterte ich mit zitternder Stimme. Jedes Mal wenn ich seinen Namen sagte, da hatte ich das Gefühl, dass er wieder da wäre. "Mike", wiederholte ich und wischte mir die Tränen von Wangen. Mein Körper zitterte und erschöpft rollte ich mich auf meinen Rücken und schaute an die Decke, die immer noch die Flecken unseres Chemie Experimentes hatte.
Ich rollte mich in seiner Decke ein und schaute gegen die Wand. Mit seinem Geruch in der Nase schloss ich die Augen und stellte mir vor, dass mit mir in diesem Zimmer war - wie letzte Nacht. Ich bildete mir ein, dass er mir durch die Haare strich und ich seinen Herzschlag wieder hörte. Ich driftete in das wirkliche Land der Träume, in welchem ich Momentan lieber leben wollte, da Mike dort noch da war. Er lachte, redete und war eben einfach er und ich war eben einfach ich.
Doch wer war ich eigentlich?
A/N: glaubt mir wenn ich sage, dass dieses Kapitel mein Herz zerschmettert hat.. Spencer verdient was besseres, aber so musste es leider kommen..
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