Nudeln und Fertigsoße
Der Flieger landete in der Millionen Stadt und ich hatte das Gefühl durch atmen zu können. Als würde die Sonne mich endlich wieder berühren. Als würde die Luft auch wirklich meine Lungen erreichen. Als hätten die Lasten, die ich in den vergangenen Monaten mit mir herum geschleppt habe, nicht ins Flugzeug gepasst. Ich umklammerte meine blaue Tasche fest und schaute mich um. Ich stand in mitten der Menschen, die wie ich gerade angekommen waren oder die Stadt verließen. Manchmal wünschte ich mir, die Geschichten anderer Menschen zu kennen - nur um zu wissen, ob ich der einzige bin, dem es so mies ging. Ich wollte wissen ob es wirklich so komisch war zu trauern.
Langsam und mit dem Blick auf den Boden gerichtet schlängelte ich mich durch die vielen Menschen. Schon als ich in der Luft war und herunter auf die Wolken schaute, fragte ich mich wie es nun weiter ging. Ich hatte zwar einen Studiums Platz, aber vielleicht würde ich danach nie wieder einen Ort haben, an den ich gehöre. Vielleicht ist die Uni auch überhaupt nicht der richtige Ort für mich. Panik breitete sich in mir aus, weil ich Angst davor hatte mich einsam zu fühlen. Es gab keinen Schritt zurück mehr - vielleicht hätte ich die ganze Sache besser überdenken sollen.
Ich biss mir auf die Unterlippe und schaute gerade aus. Ich atmete tief ein und aus - ich werde schon etwas finden. In einer Stadt voller Millionen von Menschen werde ich wohl einen Ort finden, an denn ich gehörte.
Mit einem Taxi ging es direkt zu meiner kleinen Studenten Wohnung. Drei Zimmer Wohnung. Küche, Bad und Wohnzimmer. Bereits im Treppenhaus kamen mir einige andere entgegen, die mich entweder gar nicht beachteten oder mir einen komischen Blick zuwarfen. Ich schleppte jedeglich meine Tasche in die richtige Etage und lächelte die Leute, die mich nicht beachteten an. Vielleicht war es wirklich eine schlechte Idee. Ich seufzte und musste feststellen, dass das Gebäude nicht mehr das neuste war. Was erwartetet ich auch?
Genervt, müde von der Reise und frustriert ließ ich meine Tasche auf das Bett fallen. Die Standard Möbel waren bereits vorhanden und mehr würden es hier wahrscheinlich auch nicht rein schaffen. Ich seufzte und schaute mich.
"Dies ist also mein neues Zuhause", flüsterte ich nickend und schätzte meine Gedanken ab. War dies gut oder schlecht? Ich wusste selber nicht so genau ob ich nun zufrieden sein sollte. Während ich gegen die weiße, leere Wand starrte, überlegte ich, was ich dort aufhängen konnte. Ich gähnte und öffnete meine Tasche. Mikes und mein Bild hatte einen leichten Knick, weswegen ich meine Lippen aufeinander presste. Vielleicht hätte ich es in Stockholm lassen sollen. Doch vielleicht würden meine Eltern meine ganzen Sachen nun aus dem Fenster werfen - es würde mich nicht überraschend. Was sie wohl über meine Entscheidung dachten?
Was sie wohl ihren Freunden erzählen wollten? Wollten sie ihnen sagen, dass ich nun Medizin studierte? Naja, so weit lagen die Gebiete auch nicht voneinander entfernt, aber Arzt wäre einfach nichts für mich. Ob Psychologe etwas für mich war, das wusste ich selber nicht, aber es fühlte sich einmal richtig an. Ich hatte das Gefühl, dass es endlich der richtige Weg war. Ich wünschte Mike wäre noch da.
Wahrscheinlich wäre er nicht mit gekommen, aber ich wäre auch niemals nach New York gegangen.
Ich traute es mich in diesem Moment noch nicht zu denken oder gar zu sagen, aber vielleicht hatte sein Tod auch etwas gutes - ich werde wohl niemals erfahren, was sonst passiert wäre. Vielleicht wäre ich irgendwo als Arzt oder Anwalt geendet. Wer weiß.
Der erste Sonnenaufgang war schön - auch wenn ich von der Sonne nicht viel sehen konnte, da viele Häuser davor standen. Der Sonnenaufgang sah mit Sicherheit schön aus. Ich schaute zu dem dahin geschmierten Kinderbild, welches eigentlich nur aus Strichen, Punkten und komischen Figuren bestand. Es gab mir das Gefühl, dass ich nicht alleine war, dass Mike noch immer da war. Vielleicht war es krank, dies sagte jedenfalls meine Mutter als sie heraus fand, dass ich das blaue Auto vor dem schlafen ansah. Vielleicht war ich irre, total auf ihn fixiert gewesen, aber es ließ den Schmerz geringer werden. Ich fühlte mich weniger einsam. Ich hatte das Gefühl er wäre mit mir in New York - als könnte ich seinen Herzschlag noch ein letztes Mal hören, bevor er für immer verstummte.
Ich schüttelte meinen Kopf. Dies war ein Neustart. Überzeugt zog ich mich um und betrat den schäbigen Flur, der etwas muffelte. Ich würde das schon schaffen.
Nach einer kleinen Stadtrundfahrt, in der ich mir den Central Park anschaute und mir eine Stange Zuckerwatte kaufte. Mit der pinken, fluffigen Wolke lief ich weiter. Ich konnte noch nicht ganz glauben, dass ich hier nun leben würde. Stockholm war zwar keine klein Stadt, aber an New York kam sie nicht heran. In welcher ich lieber gewohnt habe konnte ich noch nicht sagen.
Bis jetzt liebte ich New York.
Ob die Leute, die irgendwelche Lieder sangen, dabei noch unglaublich gut waren oder auch Leute die tanzten. Ich war fasziniert von der Menge an Menschen. Ich lächelte und hatte endlich mal nicht das Gefühl von grauen Gewitter Wolken eingeengt zu sein. Ich hatte das Gefühl auf einer grünen Wiese zu liegen und der strahlenden Sonne entgegen zu grinsen. Irgendwie war er ironisch, aber es war so.
Summend trug ich die Einkäufe, die ich gemacht hatte die knarrende Treppe herauf. Musik lief und laute Gespräche waren bereits zu hören. Es war gerade Mal am Dämmern und ein Junge fiel fast die Treppe herunter, weil er zu viel getrunken hatte. Okay, in diesem Haus sah ich nun aus wie eine über vorsorgliche Mutter, die sonst nichts besseres zutun hatte. Ich runzelte die Stirn und schaute dem jungen hinterher, der lachend in einer anderen Wohnung verschwand. Ich schüttelte den Kopf und lief den Flur entlang. Langsam wurden meine Einkäufe schwer, was nach einer ziemlich überfüllten U-Bahn Fahrt gar nicht so überraschend war. Das nächste Mal sollte ich mir definitiv einen Supermarkt in der Nähe aussuchen.
"Hilfe", sagte eine Blondine erschrocken, die aus ihrer Tür stolperte, fast eine Tüten zu Boden zog und mich zur Tode erschreckte. "Alles gut?", fragte ich, das ihr Handy hingefallen war. "Jaja", erwiderte sie und lächelte," Tut mir Leid, ich sollte nicht wie ein Wirbelwind aus der Tür stürmen. Ich bin nur etwas im Stress, weil meine Eltern rufen gleich an und ich will vorher noch was essen und- okay, das interessiert dich sicherlich nicht." "Alles gut", meinte ich," wir sind dann wohl Nachbarn." "Cool", erwiderte sie lachend und fuhr sich durch die blonden Haare. "Ich wollte jetzt was kochen, willst du was mit Essen?", fragte ich.
Es konnte ja nicht verkehrt sein ein wenig Kontakte zu knüpfen und sie schien mir recht normal zu sein. "Das wäre perfekt!", sagte sie und zog ihre Zimmertür zu," ich bin übrigens Vivi, beziehungsweise heiße ich Vivien, aber meine Freunde nennen mich Vivi." "Ich bin Spencer. Ich würde dir die Hand geben, aber ich trage noch immer die Tüten, die nebenbei wirklich schwer sind", erwiderte ich und deutete auf die Papierbeutel, die ich in der Hand hielt. "Natürlich", murmelte sie und folgte mir.
Vielleicht hatte ich minimal zu viel eingekauft, aber das würde ich auch schon irgendwie verbrauchen.
"Nett eingerichtet", kommentierte Vivi ironisch und schaute sich um. "Ich hatte noch nicht so viel Zeit", erklärte ich ihr und füllte einen Topf mit Wasser, um eine Priese Salz dazu zu tun. "Alles gut, aber hier fehlt noch eine Menge", meinte sie und lehnte sich an die Schränke. "Ich weiß einfach noch nicht so genau was", meinte ich und schaute in mein Schlafzimmer, welches auch als Wohnzimmer diente. "Wie wäre es mit Pflanzen oder Bildern von deiner Familie?", fragte ich und ich brauchte sie nur anschauen, bevor sie seufzte," kein gutes Verhältnis zu deinen Eltern?" "Negativ", antwortete ich und erwartete die bekannte Fragerei, aber diese trat nicht ein. "Meine Eltern sind sehr streng und überwachen mich gerne", erklärte sie," mein Bruder schaut genauso, wenn meine andere Familie fragt wies aussieht." "Was studierst du eigentlich?", wollte ich interessiert wissen, um das Thema von Familiensituationen zu lenken. Sowas war einfach nicht mein Thema und ich wusste, dass ich über diese Komplexe hinweg kommen musste.
"Ich studiere Mode und du?", antwortete sie. Nun verstand ich auch ihren Kommentar oder warum an ihrer Tür eine Figur aus Papier hing, die einen schrecklichen knallpinken Stoff anhatte. "Psychologie", erklärte ich nickend und warf einige Nudeln in den Topf. Eine fertige Soße goss ich in einen kleineren Topf. "Deswegen die bedrückte Stimmung in diesem Raum", scherzte sie und starrte gegen das Kinderbild von mir und Mike. Sie hatte ein lächeln auf ihren Lippen als sie sich umdrehte. "Glitzert dein Raum oder was?", fragte ich und meine Mundwinkel zuckten ebenfalls.
"Du kannst ja irgendwann mal selber schauen", erwiderte sie und kam zurück zu mir in die Küche.
"War dies eine Einladung?", hinterfragte ich direkt. "Vielleicht", flüsterte sie und ließ ihren Blick zu den Töpfen schweifen," dauerts noch lange meine Eltern melden sich in zwanzig Minuten." "Nur die Ruhe", erwiderte ich lachend.
"Fünf Minuten zu spät und du hast das FBI wegen ihnen am Hals", scherzte sie. "Wieso arbeiten deine Eltern dort?", fragte ich aus Spaß. "Selbst wenn - du würdest es niemals wissen. Ich sag ganz klassisch, sie sind Gemüsehändler", erwiderte sie. Natürlich war mir klar, dass sie das nicht ernst meinte, aber ich stichelte nicht weiter herum. "Na dann, sag denen mal sie sollen mir etwas Preisnachlass geben dafür, dass du was mit essen kannst", meinte ich, schüttete das Wasser der Nudeln ab und verteilte sie auf zwei Tellern. "Sonst noch wünsche?", fragte sie grinsend und nahm ihren Teller entgegen. "Erst mal nicht, aber ich melde mich", erwiderte ich.
"Danke für das Essen", sagte sie und setzte sich an den kleinen Tisch, der so grade in die Küche passte, die einer Abstellkammer gleichte. "Kein Problem", erwiderte ich lächelnd. "Ich glaube du bist hier die erste Person, die mich nicht komisch angesehen hat oder ignoriert hat", sagte sie," ach ja und vor meine Füße gekotzt hast du auch nicht." "Scheinst ja schon einigen über den Weg gelaufen zu sein", kommentierte ich mit einem schmunzeln. "Kann schon sein, ja", nuschelte sie, nickend und schob sich eine weitere Gabel Essen in den Mund," das Essen schmeckt wirklich lecker." "Danke", erwiderte ich lächelnd.
Vielleicht ging es nun wirklich bergauf.
Vielleicht war dies wirklich der richtige Weg.
Vielleicht hatte ich mich einmal, alleine für das richtige entschieden.
A/N: ich habe schon ewig nicht mehr geupdatet, aber ich hatte einfach nie Zeit oder die Motivation fehlte, aber ich arbeite nun an einem Update pro Woche (mindestens)!
Hoffe die Geschichte gefällt euch noch immer.
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