strawberry lipstick
— Jenna ❀ —
Ich komme heute nicht, kannst du für mich mitschreiben und Prof. Horan sagen, dass ich ihm meine Hausarbeit morgen früh gebe?
07:56 am
Ich las die Nachricht erneut, um mich zu vergewissern, dass Jenna heute wirklich nicht kam. Meinte sie das ernst? Ausgerechnet heute? Ich schluckte und tippte mit zittrigen Händen eine Antwort.
— You —
Heute? Jenna?
Hast du vergessen was heute für ein Tag ist?
07:58 am
— Jenna ❀ —
Nein, habe ich nicht. Du schaffst das auch ohne mich. Ich kann kaum aufrecht stehen. Die Kopfschmerzen sind unerträglich, sorry Haz 💋
8:03 am
— You —
Aber die Kopfschmerzen hast du doch nicht seit einer Minute. Schließlich wärst du doch schon längst in der Uni. Warum sagst du mir erst jetzt Bescheid?!
Dann hätte ich es gelassen.
8:04 am
Ich sage Horan Bescheid
8:05 am
Gute Besserung...
08:11 am
Da die Vorlesung in wenigen Minuten anfangen würde, wurde es im Vorraum vom Hörsaal langsam ziemlich voll. Doch auch mit jeder weiteren Person nahm das ungute Gefühl in meiner Magengegend zu. Ich war nicht mal wirklich sauer auf Jenna... Das durfte ich ja auch gar nicht. Schlussendlich war es ja meine Entscheidung, aber mit ihr an meiner Seite fiel mir sowas einfach leichter...
"Ach Kinder, müsst ihr euch immer so nah an die Tür stellen? Wollt ihr verhindern, dass ich durchkomme?", hörte ich Horan lachen. Hatte der Typ eigentlich auch mal schlechte Laune?
"Styles, alles in Ordnung?" Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Schulter und hielt meinen Blick auf den Boden gerichtet. "J-Ja, alles gut", beantwortete ich Professor Horans Frage. Ich konnte mir vorstellen, dass er mir nicht glaubte, doch ich wollte nicht hochschauen.
"Jenna bringt Ihnen die Hausarbeit morgen, sie ist krank", ließ ich ihn noch wissen. Unter keinen Umständen wollte ich später vor versammelter Mannschaft zu ihm nach vorne gehen. Da würden nur alle Blicke auf mir liegen...
Ich hörte noch wie er seufzte, sagte jedoch nichts mehr dazu und nach wenigen Sekunden schloss er die Tür für den Hörsaal auf. Die meisten Idioten schubsten sich leicht hin und her und quetschten sich zu ihren üblichen Sitzplätzen. Dabei war es doch immer das Gleiche... Jeder saß an seinem Platz. Es war doch ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich immer auf den selben Platz setzte.
Kurz wurde ich ebenfalls angerempelt, weswegen ich automatisch aufsah. Liam stockte in seinem Satz, schüttelte grinsend den Kopf und lachte. "Siehst ja aus wie ein Clown." Fassungslos sah ich ihn an. Durch seine Worte wurden auch die anderen auf mich aufmerksam und am liebsten wäre ich einfach umgedreht und wieder nach Hause gefahren. Stattdessen ließ ich mich auf meinem Platz nieder und kramte einen dünnen Stapel weißes Papier heraus.
"Hat der Typ Lippenstift auf den Lippen?"
"Was ist das denn für einer?"
"Styles ist geschminkt? Hat er vergessen, dass er ein Mann ist? Pah, was für ne Schwuchtel."
"Der macht sich doch nur lächerlich, kein Wunder, das seine Freundin nicht da ist. Die hat bestimmt auch keine Lust mehr auf ihn."
Bei den ganzen Worten machte ich mich langsam etwas klein und starrte aufs leere Papier. Hatten sie recht? War Jenna deswegen Zuhause geblieben? Ich wusste, dass ich nicht an ihrer Freundschaft zweifeln sollte aber... Schnell nahm ich mein Handy raus und checkte, ob sie mir mittlerweile geantwortet hatte.
— You —
Gute Besserung...
08:11 am
Die blauen Häkchen und die fehlende Antwort sprachen auch für sich... Aber warum sollte sie das tun? Anstatt es einfach ruhen zu lassen kreisten meine Gedanken weiter, bis ich die leichte Vibration meines Handys spürte.
— Jenna ❀ —
Harry! Ich war den Morgen beim Arzt und konnte mich einfach nicht bei dir melden. Wirfst du mir gerade vor, dass ich dich absichtlich im Stich lassen würde?!
Denk doch mal nach!
8:26 am
Fest biss ich mir auf die Lippe und schluckte. Mit leicht verschwommener Sicht tippte ich eine Entschuldigung und ließ das Handy dann in meine Tasche gleiten. Anstatt zuzuhören und die Vorlesung mitzuschreiben konnte ich nicht anders und hörte den Gesprächen um mir herum zu. Liam sprach immer noch über mich und seinen stechenden Blick konnte ich ganz deutlich spüren.
Er sah mich immer so an.
Eigentlich wäre es besser, wenn ich das ausblenden würde...
Doch das schaffte ich nicht.
Als ich für einen kurzen Moment aufsah, in der Hoffnung, die anderen hätten sich mit ihren Blicken wieder der Vorlesung gewidmet, sah Louis mich mit hochgezogener Augenbraue an. Schwer schluckte ich und senkte meinen Blick auf den Tisch.
War ja klar, dass ihm das Ganze auch nicht passte. Die Tatsache, dass es meinem Crush nicht gefiel trieb mir erneut Tränen in die Augen.
Ich bin so dumm.
Warum war ich überhaupt der Meinung, dass es eine gute Idee war?
Vielleicht- Vielleicht sollte ich auf die Toiletten und mein Gesicht waschen...
Leise schniefend fuhr ich mir unter den Augen entlang und schluckte. Ich konnte doch jetzt nicht anfangen zu weinen... Dann würden die Kommentare nur noch schlimmer werden. Auf die Vorlesung konnte ich mich gar nicht mehr konzentrieren. Stattdessen krakelte ich mit dem Kugelschreiber auf dem weißen Papier herum und malte wahllos irgendwelche nicht zusammenhängende Symbole.
Vereinzelt spürte ich mich die Blicke auf mir, weswegen ich langsam Bauchschmerzen bekam. Wieder hatte ich das Gefühl, dass alle mich anstarren würden. Vermutlich entsprach dies nicht einmal der Wahrheit, aber...
Ich fühlte mich einfach so unwohl.
Tief holte ich Luft und sah auf den leeren Platz neben mir. Mit Jenna... Sie hätte mir einfach diese Zweifel genommen und alles andere von mir abgeschirmt. Warum hatte ich auch so eine dünne Haut und kaum Selbstbewusstsein? Mit meinen Zweifeln hatte ich sie jetzt auch noch verletzt und dabei ging es ihr gar nicht gut. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass sie seit einer Stunde meine Entschuldigung gelesen, aber nicht geantwortet hatte.
Ob sie nicht konnte, oder nicht wollte...?
Wegen meinen Gedanken kniff ich mir leicht in den Unterarm. Warum war ich so?
Als der Professor die Vorlesung beendete, hatte ich meine Sachen schon sorgfältig zusammengepackt und lief zu den abgelegenen Toiletten, welche sich im dritten Stock versteckten. Kurz prüfte ich ob ich allein war, atmete durch und blickte in den Spiegel.
Von dem ganzen Stress, denn ich mir durch die Worte der anderen selbst machte, war meine Haut leicht gerötet und meine Haare lagen nicht mehr so, wie heute Morgen noch. Schluckend band ich mir die Locken hoch, beugte mich übers Waschbecken und begann mir das Gesicht zu waschen.
Nie wieder würde ich geschminkt in die Uni gehen.
Auch wenn sich Gems unglaublich viel Mühe gegeben hatte und auch Robin vollkommen begeistert war... Ich wollte das nicht noch ein zweites Mal mitmachen.
Mit zugekniffenen Augen tastete ich nach den Papiertüchern und tupfte mir das Gesicht ab. Mit der einen Ecke vom Tuch fuhr ich mir unter den Augen entlang und wischte den letzten Rest der Wimperntusche weg. Der Lippenstift war nur noch ganz blass zu sehen, aber das war deutlich besser.
Allerdings fühlte ich mich nicht wohler. Ehrlich gesagt fühlte ich mich nackt und die Angst, wieder zu den anderen zurückzukehren blieb. Doch was würde Mama sagen, wenn ich zu früh nach Hause kommen würde? Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte und den ganzen Tag konnte ich auch nicht in der Stadt verbringen...
Die anderen waren auch nie so... Sonst haben mich die anderen eher gemieden, warum mussten sie ausgerechnet heute etwas sagen? Warum war ich nicht fähig dem Stand zu halten?!
Ich ärgerte mich über mich selbst und schulterte meine Tasche. Seufzend sah ich ein letztes Mal in den Spiegel, richtete meine Locken und betrachtete mich für einen Moment. Als die Tür aufging zuckte ich leicht zusammen, löste mich von meinem Spiegelbild und huschte schnell durch die geöffnete Tür.
"Harry, warte."
Überrascht sah ich auf und hielt die Luft an als Louis nach meinem Arm griff und mein Handgelenk festhielt. "W-Was willst du?", fragte ich leise und blinzelte ihn nervös an.
Wollte er auch einen dummen Kommentar machen? Hatte sein Blick nicht gereicht?
Ich sah auf seine Hand, welche mein Handgelenk weiterhin umschloss und atmete zittrig ein. Wie warm seine Hand war. Mich durchfuhr ein angenehmes Kribbeln und besonders stark war es an der Stelle, wo er mit seinem Daumen über meine Haut streichelte.
"Warum hast du es abgewischt?"
Nach dem er die Frage ausgesprochen hatte ließ er meine Hand los und fuhr mit seinen Fingerspitzen über meine Wange. Wegen der plötzlichen Berührung ging ich einen Schritt zurück und hielt die Luft für wenige Sekunden an.
"Hast du es denn nicht gehört?"
"Doch natürlich, aber es ist doch egal was die anderen denken." Ich seufzte und schüttelte meinen Kopf. War ja schön, wenn er damit umgehen konnte... "I-Ich gehe jetzt", ließ ich ihn wissen und wollte umdrehen, da machte Louis einen Schritt auf mich zu und hielt mich erneut fest. Diesmal hatte er seine Hände an meiner Taille liegen und kam mir mit seinem Gesicht ziemlich nah.
Ich atmete nur noch flach und versuchte nicht ganz auszuflippen, aber er hielt mich... an meiner Taille... und auch noch sehr nah bei sich... Oh Gott. Ich schluckte die aufkommende Nervosität hinunter, scheiterte aber kläglich.
"Und wohin willst du?"
"Nach Hause?", piepste ich und wandte meinen Blick ab.
"Harry, wir haben aber noch eine Vorlesung und anschließend zwei Übungen. Lass dich doch nicht so von den anderen beeinflussen. Das machst du doch sonst auch nicht..." - "Was interessiert dich das? L-Lass mich einfach in Ruhe!"
Die ganze Überforderung brachte mich dazu lauter zu werden.
"Gib mir deinen Lippenstift."
"W-Was?"
"Na komm schon, rück ihn raus." - "Machst du... Machst du ihn kaputt?", wollte ich wissen und sah ihn prüfend an.
Louis schmunzelte und verneinte es. "Harry, ich zerstöre nicht das Hab und Gut anderer. Nun komm schon, gib ihn mir", sprach er mit ruhiger Stimme und ging einen Schritt nach hinten. Zögerlich glitt ich mit meinen Fingern in die Seitentasche meiner Umhängetasche und übergab ihm den Lippenstift, welchen ich zusammen mit meiner Mutter gekauft hatte.
"Und jetzt komm etwas näher."
Unsicher sah ich ihn an und schluckte als er die Kappe vom Lippenstift nahm. "Ach jetzt sei doch nicht so zimperlich. Ich mache doch gar nichts", lachte Louis und hielt mein Kinn mit seiner Hand fest. "Was machst du?", nuschelte ich und sah peinlich berührt woanders hin als er anfing den Lippenstift aufzutragen. "Oops, warte... Ich kann das nicht ganz so gut", murmelte er und ich spürte seinen Daumen und wie er unterhalb meiner Lippe etwas wegwischte.
Mit meinem Lippenstift verschwand der plötzlich bei den Toiletten. "L-Louis?" Was machte er denn jetzt? Hatte er mich gerade wirklich geschminkt? Unsicher, ob ich die Tür öffnen sollte oder nicht, verlagerte ich mein Gewicht von einem Bein aufs andere und krallte mich an den Tragegurt meiner Tasche fest.
"So, fertig", lächelte Louis und hielt mir den Lippenstift vor die Nase. Mit großen Augen betrachtete ich seine Lippen, welche in dem leichten Beerenton meines Charlotte Tilburys Lippenstifts schimmerten.
Unfähig etwas dazuzusagen sah ich ihn sprachlos an und öffnete meinen Mund leicht. "D-Du..."
"Allerdings", grinste er verschmitzt, steckte meinen Lippenstift in die Tasche und schnappte sich meine Hand. "Wir kommen noch zu spät, wenn du mich weiter so anstarrst."
"Machst du dich über mich lustig?", fragte ich kurz vor dem Seminarraum und wollte die Antwort eigentlich nicht wissen.
Ob er mich vorführen wollte?
"Nein, ich möchte nicht das du denkst, das du Lippenstift nicht tragen kannst. Ich zweifle daran, dass ich dir die gleiche Sicherheit wie Jenna geben kann... Aber ein Versuch ist es wert, oder nicht? Du bist es zumindest."
Perplex blinzelte ich und sah auf unsere Hände. Louis hatte auf dem Weg dahin seine Finger zwischen meine geschoben und baute immer wieder leichten und angenehmen Druck auf.
"Princess..."
"N-Nenn mich nicht so!", versuchte ich ihm glaubhaft mitzuteilen, jedoch spürte ich wie meine Wangen erhitzten und ich leicht lächelte. Ich mochte den Spitznamen. Allgemein mochte ich all das was Louis sagte... In den meisten Fällen...
"Ich weiß, dass es dir gefällt", grinste Louis und drückte meine Hand erneut.
"Na komm, zeigen wir ihnen mal wie gut zwei Männer mit Lippenstift aussehen."
Als Louis mich in den Raum zog, stolperte ich etwas hinter ihm her und wurde von ihm an seinen Platz geführt. "Setzt dich, Liam kommt heute nicht mehr." - "Warum?", fragte ich ungläubig und sah mich um. Bisher waren nur vereinzelt ein paar Studenten da und widmeten sich den Vorträgen, welche sie gleich halten würden.
"Mit blutiger Nase würde ich auch nicht in einer Vorlesung sitzen wollen."
"D-Du...?"
Doch er schüttelte den Kopf und lächelte. "Nein, Olli hat ihm direkt eins in die Fresse geschlagen nachdem er aus dem Hörsaal raus ist. Ich habe ihn auch nicht angestiftet, aber mal ganz ehrlich? Liam muss mal auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden."
"Gewalt ist doch auch keine Lösung..."
Plötzlich spürte ich Louis' warme Hand an meiner Wange und sah zu ihm hoch. "Mobbing auch nicht. Harry, er hätte das nicht sagen dürfen. Jeder kann seine Meinung haben, aber sobald sie andere verletzt -und das macht Liam unglaublich gerne- darf man einfach nicht drüber hinwegsehen. Gut, Gewalt ist jetzt wirklich nicht die beste Option, aber-"
"Danke."
Für den Rest des Tages blieb ich an Louis' Seite und wurde auch von seinen Freunden immer mit in die Gespräche eingebunden. Ich wusste nicht wann ich das letzte Mal mit so vielen unterschiedlichen Leuten gesprochen und gelacht hatte.
Abends saß ich lächelnd im Bett und betrachtete das Selfie, welches Louis von uns beiden nach der letzten Übung gemacht hatte. Ich mochte es wie seine blauen Augen so strahlten und als ich mich betrachtete, sah ich, wie ich ihn offensichtlich anhimmelte...
Auf dem Bild hatte er mich an seine Brust gezogen, sein Arm lag eng um meine Taille und ich konnte nicht anders und hatte meinen Kopf an seine starke Schulter gelehnt.
Mein Herz raste als ich das Bild länger betrachtete und schluckte als eine Nachricht am oberen Bildschirmrand auftauchte.
— Louis ✾ —
Bist du gut Zuhause angekommen? Tut mir leid, dass ich dich nicht mehr bringen konnte. Meine Schwestern brauchten mich. Ich würde dich aber morgen gerne abholen :)
Louis
19:32 pm
Er wollte mich morgen abholen? Und dann mit mir zusammen zur Uni? Louis? Perplex blinzelte ich und las die Zeilen nochmal ganz leise. Beim Tippen der Antwort wurde ich etwas nervös und meine Handinnenflächen feucht. Doch bevor ich die Nachricht abschickte, löschte ich die Worte und fing nochmal von vorne an, das ging so lange bis ich es aufgab und das Handy unter das Kissen schob.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und versuchte irgendwie ruhig zu bleiben. Was wollte er eigentlich von mir?
Louis hatte mir noch nie so viel Beachtung geschenkt und es brachte mich zum Nachdenken. Ich wurde schon ein paarmal so geärgert, aber in den letzten zweieinhalb Jahren hatte er nie etwas gesagt... Und jetzt?
Tief atmete ich durch, holte mein Handy unter dem Kissen hervor und tippte eine Antwort.
— You —
Ich bin gut Zuhause angekommen.
Brauchst du nicht, ich werde gefahren.
20:01 pm
Gerade wollte ich den Chat verlassen, da ploppte direkt eine Antwort auf.
— Louis ✾ —
Ist alles in Ordnung?
20:01 pm
Bevor ich dazu etwas erwidern konnte klingelte mein Handy. Vor lauter Schreck drückte ich auf das rote Symbol und schluckte. Mist.
Louis ließ jedoch nicht locker und rief mich erneut an. Zittrig nahm ich den Anruf entgegen und hielt mir mein Handy schweigend ans Ohr.
"Harry?"
Ich biss mir auf die Lippe und kniff meine Augen zusammen. "J-Ja?" Der Gedanke, dass er mich vielleicht doch nur verarschen wollte wurde immer präsenter und an was anderes konnte ich gar nicht mehr denken.
"Was ist los?", fragte er direkt und ich konnte es im Hintergrund rascheln hören.
"Spielst du mit mir?", platzte es nach kurzer Überlegungszeit aus mir heraus. "D-Du hast dich nie für mich interessiert und auch früher viel mit Liam gemacht... Und jetzt schlägt Olli ihn, du benutzt meinen Lippenstift und machst Bilder mit mir... Ich- Du bist doch so wie die anderen, oder? Ihr habt doch bestimmt auch schon über mich gelacht und wart froh als ich nach Hause bin. Zeigst du die Bilder jetzt überall herum?"
Während ich ihn das fragte liefen mir vereinzelt die Tränen über die Wange. Nur so gerade konnte ich ein Schluchzen verhindern, weswegen ich aber einen erstickten Ton von mir gab.
"Hey... Mach mal langsam."
Als Antwort schüttelte ich mit meinem Kopf und fuhr mir mit dem Handrücken über die Augen.
"Atme tief durch Harry und hör mir bitte zu. Würdest du das machen?"
Louis wartete geduldig am anderen Ende der Leitung und begann erst zu sprechen, als ich ein leises 'Ja' murmelte.
"Du hast recht, ich habe viel mit Liam zu tun, ich wusste das er manchmal etwas harsch ist, aber dass er so beleidigend werden kann? Das habe ich heute zum gleichen Zeitpunkt wie du erfahren. Falls er schon früher so zu dir war tut es mir leid. Hätte ich es eher gewusst hätte ich schon was unternommen."
"M-Meinst du das ernst?"
"Ja, aber ich war auch noch nicht fertig. Und Harry? Unterstell mir niemals, dass ich wie die anderen bin. Es tut mir leid, dass du heute so viele homophobe und unangemessene Kommentare abbekommen hast, aber ich bin bisexuell. Was hätte ich davon, wenn ich einen Mann für das verurteile, wozu er sich hingezogen fühlt? Ich fühle mich doch auch zu Männern hingezogen und stehe dazu. Da ist kein Neid oder Hass, weil du mit dir selbst im Reinen bist. Wegen dem Lippenstift... Da wollte ich dir beistehen, damit du dich nicht allein fühlst. Ab und an trage ich ja selbst etwas Kajal oder schwarzen Lidschatten. Schminke ist also nichts Neues für mich."
Ich biss mir leicht auf die Lippe und schluckte. "U-Und die Fotos?"
"Du möchtest echt für alles eine Erklärung?" Louis atmete tief durch und seufzte. "Ich wollte eine kleine Erinnerung haben. Harry, du bist echt süß und ich finde auf den Bildern lächelst du so schön. Besonders bei dem, wo du dich an meine Schulter lehnst."
"Okay...", wisperte ich und zog meine Nase hoch. "Tschuldigung."
Ich hörte Louis leise lachen und musste automatisch etwas schmunzeln. "Und Harry?" - "Ja?"
"Ich gebe zu, dass du heute einen schwierigen Tag hattest hat mir ein wenig in die Karten gespielt, um dich ansprechen zu können... Aber- Neues macht mir manchmal Angst und meist brauche ich sehr viel Überwindung, um auf jemanden zuzugehen. Besonders bei Leuten mit denen ich es mir nicht verscherzen möchte. Die Leute von der Uni kenne ich noch aus der Schule, da ist der Kontakt viel leichter. Du bist besonders und ich- ich mag dich wirklich Harry."
Hatte er das wirklich gesagt? Er mag mich? Louis? Der Louis, welchen ich seit dem ersten Tag des Studiums unheimlich toll fand? Ich war so überfordert, dass ich gar nicht wusste was ich antworten sollte.
"Princess?"
"I-Ich mag dich auch", nuschelte ich und schlang meinen Arm um meine angewinkelten Beine. Mein Herz wummerte in meiner Brust und das Pochen konnte ich bis hoch zu meinem Hals spüren. Das ich ihm das einfach so gesagt hatte... Einfach so...
"Darf ich dich dann morgen abholen?"
Kurz schloss ich meine Augen und dachte noch einmal über seine Worte nach. Das alles war ein bisschen zu viel und ich musste mir nochmal alles durch den Kopf gehen lassen. "I-Ich weiß nicht so recht..." Ich hörte wie Louis leise schnaufte. "Okay, dann machen wir es doch einfach so: Du kommst zur Uni und ich warte vorne am Eingang auf dich, ist das in Ordnung?"
"Denke schon."
Am nächsten Tag war ich unheimlich nervös und hatte wegen meinen Gedanken schon ordentlich Bauchweh. Nach dem Telefonat hatte ich all das noch Gemma erzählt, sie war der Meinung, dass ich mir keine Sorgen machen musste und dennoch dachte ich während der Busfahrt über Louis nach.
An der Uni angekommen sah ich Louis schon vom weitem gegen das Gemäuer lehnen. Ich verlangsamte meine Schritte umso näher ich ihm kam. Als er mich entdeckte erhellte sich sein Gesicht. "Guten Morgen", begrüßte Louis mich und schlang seine Arme um meine Taille. "Guten Morgen", wisperte ich und blickte über Louis' Schulter hinweg zu Olli und Steven, welche einen Kaffee in der Hand hielten und beherzt in eine Zimtschnecke bissen.
"Möchtest du auch etwas? Ich kann dir noch schnell was beim Bäcker gegenüber holen", bot Louis mir an und legte seine warme Hand an meine Wange. "Oh wow", murmelte er plötzlich, legte auch seine andere Hand an meine Wange. "Schließ mal deine Augen."
Ich tat es und versuchte ruhig zu bleiben. Doch die Wärme seiner Hände machte mich schon ein bisschen kribbelig. "Der glitzernde Lidschatten sieht wirklich schön aus", hauchte er und plötzlich spürte ich seine Lippen an meiner Stirn. "L-Louis", murmelte ich überfordert und schluckte.
Ich öffnete meine Augen als er seine Hände von meinem Gesicht nahm und sah ihn verunsichert an. "Du siehst wirklich schön aus." - "D-Danke."
"Also, möchtest du noch etwas vom Bäcker?"
Ich sah noch mal zu Olli und nickte dann. "Wartest du hier? Dann husche ich schnell rüber. Du kannst ruhig schon mal zu den beiden." Nach kurzer Überlegung gab ich mir einen Ruck und lief zu den Freunden von Louis. "Hey Harry", begrüßten mich die zwei einstimmig und sahen sich dann um.
"Louis ist beim Bäcker", beantwortete ich ihre unausgesprochene Frage und nahm mein Handy raus als es vibrierte.
— Jenna ❀ —
Ich schaffe es heute auch nicht... Tut mir leid Harry <3
7:48 am
— You —
Hoffentlich geht es dir bald besser <3
Ich bin gut aufgehoben... Denke ich.
Telefonieren wir später?
7:49 am
— Jenna ❀ —
Unbedingt! 💋
7:50 am
Zufrieden steckte ich mein Handy wieder ein und lächelte, als Louis mit einer kleinen Papiertüte und einem Mehrwegbecher zurückkam. "Ich hoffe das ist so in Ordnung, grüner Tee war richtig, stimmt's?"
Mit großen Augen sah ich ihn an und nickte schnell. "D-Du hast es dir gemerkt?", fragte ich ungläubig und nahm die Sachen dankend entgegen. Bevor Louis mich nach Hause bringen wollte, hatte ich mir für den Weg einen Tee geholt und anscheinend hatte Louis aufgepasst, obwohl er dann einen hektischen Anruf erhielt und mich nicht mehr begleiten konnte.
"Natürlich, ein Löffel Honig ist auch drin."
Oh. Selbst das hatte er behalten?
"Warte, ich helfe dir", schmunzelte er als er sah, wie ich versuchte die Zimtschnecke irgendwie aus der Tüte zu holen. "Danke", nuschelte ich, biss zufrieden rein und lächelte Louis mit geschlossenem Mund breit an. Er erwiderte das Lächeln und strich mir mit seinem Daumen kurz über meine Wange. "Lass es dir schmecken, Princess." Direkt wurde ich rot und verschluckte mich. Louis lachte nur, zwinkerte mir zu und nahm seine Hand von meiner Wange.
Tatsächlich wurde es zu einem kleinen Ritual morgens vor der Uni mit Jenna, Louis und seinen Freunden zu frühstücken. Doch bald bekam ich von Louis nicht nur einen Becher Tee und eine Zimtschnecke, sondern auch einen richtigen Kuss und das jeden Tag.
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[3820 Wörter 26/06/2021]
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