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no judgement

⭐️ , 💬?
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"Verdammt", nuschelte ich leise und versuchte den Einkaufschip in den Wagen zu bekommen. Ich wollte doch nur einkaufen, aber meine Hände zitterten so sehr, dass ich schon vor dem Supermarkt scheiterte.

Dabei brauchte ich doch nur ein paar Kekse und andere Dinge für Niall. Er hatte heute viele Vorlesungen und eine Prüfung. Und da wollte ich ihn einfach mit etwas Schönem überraschen, wenn er dann nach Hause kam.

"Hören Sie, andere haben nicht so viel Zeit. Geht es also auch etwas schneller?" Bei den Worten zuckte ich kurz zusammen und trat bei Seite. "Entschuldigung." Meine Hände zitterten noch stärker und ich ließ den Chip, welchen ich eigentlich fest umklammerte, fallen.

Mich danach zu bücken war sinnlos. Ganz zu meiner Verwunderung tat er es aber und legte ihn in meine unruhige Hand. Etwas überfordert stotterte ich die Entschuldigung und versuchte den Chip dieses Mal fest zu halten.

Ich betrachtete den Mann für einen Moment. Er trug auch diese Hosen, welche Niall ausschließlich besaß. Diese furchtbar engen Dinger... Ich war ja froh, dass ich meine Stoffhosen hatte.

"Brauchen Sie vielleicht Hilfe?" Plötzlich klang seine Stimme viel sanfter und nicht mehr so herausfordernd und frech. Etwas erstaunt blickte geradewegs in seine blauen Augen. Etwas unsicher dachte ich über sein Angebot nach und nickte dann langsam.

"Na dann, her mit dem Chip."

Immer noch etwas sprachlos griff ich nach dem Einkaufswagen, welchen er zu mir schob. "Ich bin übrigens Louis." - "Harry Styles", stellte ich mich vor und nickte ihm leicht zu.

"Sollen wir auch gemeinsam einkaufen?" Überfordert von der Situation bekam ich keinen zusammenhängenden Satz raus und räusperte mich. "Sie brauchen nicht antworten. Wir gehen einfach gemeinsam."

"D-Danke."

Während wir in den Markt gingen krallte ich mich an dem Wagen fest und atmete tief durch. Zwischendurch musste ich immer wieder stehenbleiben. Es war schon Nachmittag und so langsam wurde ich müde. Wäre ich mal lieber früher einkaufen gegangen...

"Was brauchen Sie denn alles?" Louis drehte sich zu mir und sah mich fragend an. "Kekse, diese mit dem Schokoladenkern und dann-" Ich seufzte, als es mir nicht mehr einfiel. Ich hätte es mir aufschreiben sollen. Mist.

"Wir bekommen das schon hin", lächelte Louis und legte seine Hand auf meine. Ich entspannte mich etwas und nickte. Wie warm seine Hand doch war.

Vor dem Regal mit den Keksen blieben wir stehen. "Für wen sind die Kekse?" Überrascht sah ich ihn an und war überrumpelt, dass er ein Gespräch aufbauen wollte. Es war schon was her, dass ich mich mit jemand anderen als Niall oder meiner Enkelin unterhalten hatte. "F-Für meinen Mitbewohner", murmelte ich und suchte angestrengt nach der einen Sorte von der Niall immer schwärmte. Seiner Meinung nach waren es die besten Kekse und genau die wollte ich ihm auch kaufen.

"Mitbewohner?"

Louis sah mich mit großen Augen an. Ich nickte und lächelte. "Er ist Student und hat nicht das Geld, um eine eigene Wohnung zu beziehen. Niall hat heute eine anstrengende Prüfung und ich dachte bei einem gemütlichen Abend kann er sich etwas entspannen."

Er nickte nur, sah aber ziemlich nachdenklich aus. Da er nicht weiterfragte und ich auch die Kekse gefunden hatte gingen wir weiter.

"Und das funktioniert auch alles? Die jungen Leute sind sich doch mittlerweile zu schade für sowas. Es überrascht mich echt, dass ich von sowas noch höre." Um ihm zu antworten musste ich stehenbleiben. Laufen, Sprechen und das Zittern zu unterdrücken fiel mir überhaupt nicht leicht. "Niall ist ein guter Junge." Das war mir das Einzige, was mir dazu einfiel.

Es dauerte noch einen Moment, doch dann fiel mir auch ein, dass ich noch Milch brauchte. "Hafermilch? Das Zeug kann man doch nicht trinken." Bei seiner Reaktion musste ich etwas lachen. "Meine Enkelin hat diese eine bestimmte Ernährung, wo man keine tierischen Produkte isst." - "Und deswegen machen Sie das auch so?"

"Warum denn nicht? Man kann doch auch noch als alter Mann neues ausprobieren."

Kurze Zeit später hatten wir bezahlt. Allerdings musste Louis das übernehmen, da sich meine Hände gar nicht zu beruhigen schienen. Gerade traten wir aus dem Supermarkt, da erblickte ich meine Enkelin.

"Opa!"

Sie kam auf uns zu und legte ihre Arme im mich. "Tut mir leid, dass du alleine einkaufen musstest. Warte... Hast du jemanden kennengelernt?" Isabelle löste sich von mir und sah grinsend zu Louis, welcher sich kurz vorstellte.

Typisch Isabelle. Sie hatte mal den Wunsch geäußert, dass sie mich wieder in einer Beziehung wissen wollte... Damit ich nicht allein alt wurde. Allerdings war es nicht so einfach, wie sie sich das vorstellte.

Da ich vor Niall Zuhause sein wollte, verabschiedeten wir uns schnell und Isabelle fuhr mich nach Hause. "Tut mir leid, dass ich dich vorhin einfach nur absetzten konnte, ich hätte dir gerne geholfen. Wie kam's, dass ihr euch getroffen habt?"

Sie sah mich kurz von der Seite an und begann wieder zu lächeln. "Meine Hände..." Ich schluckte und verschränkte sie ineinander. "Ich habe zu lange beim Einkaufswagen gebraucht."

"Mir tut es wirklich leid..." Ich schüttelte meinen Kopf. "Liebes, mach dir doch bitte keine Gedanken. Es ist alles gut", beruhigte ich sie. "Seht ihr euch wieder?" Überrascht sah ich sie an schüttelte dann aber meinen Kopf. "Ich denke nicht." Zu meiner eigenen Verwunderung klang ich trauriger und nachdenklicher als gewollt.

Zuhause half mir Isabelle alles herzurichten. Ich musste lächeln, als ich meine Enkelin dabei beobachtete, wie sie immer wieder nervös zur Haustür sah. "Niall ist bald da", besänftigte ich sie. Ertappt sah sie mich an. "Denkst du, nur weil ich alt bin, merke ich nicht wie ihr euch immer anseht? Seid aber bitte leise. auch wenn ich nicht mehr so gut höre. Das will ich nun wirklich nicht mitbekommen."

"Opa Harry!", rief sie empört und sah mich mit großen Augen an. "Also liege ich richtig?" Ertappt nickte meine Enkelin und ihre Wangen wurden langsam rot.

Keine fünf Minuten später war Niall tatsächlich da und gemeinsam verbrachten wir noch einen schönen Abend, bis ich mich zurückzog und die beiden ihre Zweisamkeit ließ.

—-

"Harry? Ist alles in Ordnung?" Ich schreckte aus meinen Gedanken und sah Niall an. "Ja... Ja, alles in Ordnung." Ich lächelte leicht und betrat mit Niall den Supermarkt. Als wir an dem Keksregal vorbeigingen konnte ich nicht verhindern und dachte an den Mann mit den unglaublich blauen Augen. Ich seufzte und ging weiter. Niall suchte die Lebensmittel, welche wir brauchten, zusammen und legte alles in den Wagen, welchen ich vor mir herschob.

Gerade wollte ich nach den Nudeln greifen, als mir jemand zuvorkam. Ich sah zu diesem Jemand und stockte. "Was für eine schöne Überraschung", grinste der blauäugige. "Harry?" Niall schien jetzt erst zu merken, dass ich stehen geblieben bin.

"Ist das Ihr Mitbewohner?" Benommen nickte ich und versuchte immer noch zu verarbeiten, dass Louis hier neben mir stand. Niall kam wieder zurück und sah Louis etwas skeptisch an. "Sie sind?" Er klang etwas schnippisch und es brachte mich zum Lachen. "Louis", erwiderte er starr und betrachtete Niall mit zusammengekniffenen Augen.

"Warte... der Louis?"

Verlegen sah ich hinunter und schlang meine Finger fester um den Griff des Wagens. "Meine Güte... dann gehen wir mal schnell bezahlen und ich setzte euch beide am Café ab."

"Was?"

Geschockt sah ich Niall an, doch mit Louis' Reaktion hätte ich absolut nicht gerechnet. "Danke Kleiner, aber ich nehme Harry in meinem Auto mit."

"Wie bitte?"

Anstatt das hier jemand auf mich reagierte, sprachen die beiden weiter und beschlossen sogar, dass Louis mich danach Zuhause absetzten würde. Als Niall dann sogar noch unsere Adresse verriet wurde ich laut.

"Hey!"

Beide sahen mich endlich an. "Habe ich kein Mitspracherecht?" - "Nein", erwiderten beide gleichzeitig und grinsten mich an. Ich seufzte und schüttelte meinen Kopf. "Na schön... Aber dann bitte nicht heute."

"Warum nicht?" Niall sah mich fragend an. "Wir haben den 15. Mai", murmelte ich. "Tut mir leid, daran hatte ich nicht mehr gedacht." Louis sah uns nachdenklich an. Dennoch würde ich ihm gewiss nicht hier zwischen Gemüse und Nudeln verraten, das meine Frau am heutigen Tag vor 11 Jahren gestorben war.

Nervös stand ich zwei Tage später vor meinem Lieblingscafé und versuchte meine Aufregung irgendwie zu unterdrücken. Ich wusste gar nicht, warum ich so unruhig war, es war doch nur ein Treffen bei Kaffee und Kuchen.

"Hallo Harry."

Ich blickte auf und sah zu Louis, welcher lächelnd auf mich zukam. "H-Hallo." Schnell vergrub ich meine Hände in meinen Manteltaschen, zumindest wollte ich es, aber Louis nahm meine rechte Hand in seine und drückte sie sanft. "Ist es heute wieder schlimmer?"

"Es geht...", log ich und entzog Louis meine Hand. Er fragte nicht weiter und gemeinsam gingen wir hinein. Das junge Mädchen, welches hier meist arbeitete, begrüßte uns. Ich ging an denselben Tisch wie immer. Er war am Fenster und all die Jahre hatte ich hier gesessen. Die meisten mit meiner Frau. Sie möchte es, wenn man sich hinsetzte, den Kaffee genoss und die Menschen durch das Fenster betrachtete.

Manchmal dachten wir uns passende Geschichten aus und was den einzelnen Leuten gerade durch den Kopf ging. Ich schob die Gedanken an meine verstorbene Frau beiseite und sah zu Louis, welcher sich zeitgleich mit mir hinsetzte.

Louis schien noch nie hier gewesen zu sein, denn er brauchte einen Moment, bis er was Passendes gefunden hatte. Ich hingegen kannte die Karte auswendig. Allerdings bestellt ich immer nur schwarzen Kaffee und ein Stück des hausgemachten Apfelkuchens.

"Wie geht es dir?" Nach dem Einkauf vor zwei Tagen hatten wir uns alle das Du angeboten. Eigentlich wurde ich von Niall dazu gezwungen. "Ich bin etwas müde. Den Vormittag habe ich den Garten auf Vordermann gebracht und es gab noch einige andere Dinge zu erledigen." Die Wäsche machte sich schließlich auch nicht von selbst.

"Ich finde Gartenarbeit schrecklich." Dabei verzog er das Gesicht und brachte mich zum Lachen. Es tat gut über alltägliche Dinge zu sprechen, denn wurde ich langsam ruhig und auch die Nervosität nahm ab. Als unsere Bestellung an den Tisch gebracht wurde bedankten wir uns bei dem Mädchen, worauf hin sie uns nur anlächelte und zuzwinkerte.

"Darf ich dich fragen, warum wir uns erst jetzt treffen und nicht schon vor zwei Tagen?" Ich legte die Gabel beiseite und seufzte als meine Hand kurz zuckte. "Meine Frau..." Ich räusperte mich, griff nach der Serviette und wischte über meinen Mund. "Am 15. Mai ist der Todestag meiner Frau. Deswegen wollte ich mich ungern an so einem Tag verabreden. Das ist nicht fair... Ihr gegenüber..."

"Das verstehe ich. Tut mir wirklich leid Harry." Ich bedankte mich und sah in seine blauen Augen. "Warum ist sie-" Ich musste wegen seiner Neugier etwas schmunzeln. "Brustkrebs. Sie hat die Chemotherapie nicht vertragen. Amelia hat sich dann gegen eine Behandlung und für die letzten Monate, die ihr noch blieben, entschieden. Es waren schöne 3 Monate, bevor sie dann eines morgens einfach nicht mehr aufgewacht ist."

Louis sah mich traurig an und griff nach meiner Hand, welche unruhig auf dem Tisch lag. "Vermisst du sie?" Langsam nickte ich. "An manchen Tagen ist es schlimm, an anderen denke ich kaum noch an sie. Wir waren so lange verheiratet. Fast 40 Jahre", murmelte ich.

"Oh, das ist lange. Ich war gerade mal fünf verheiratet. Etwas überrascht sah ich ihn an. Warum denn nur so kurz? "5 Jahre? Ist das nicht etwas-" - "kurz? Ja... Tja, meinem Mann ist eines morgens eingefallen, dass ich zu alt für ihn bin. Als ich im Nachhinein erfahren habe, dass er ein Verhältnis mit seinem Arbeitskollegen hatte... Ich war am Boden zerstört. Schließlich denkt man an andere Dinge, wenn man morgens neben seinem absoluten Traummann aufwacht."

"Zu alt?" Nachdenklich betrachtete ich ihn und fragte mich, was an ihm denn 'zu alt' war. Seine Fältchen um seine Augen herum zeigten, wie viel und gerne er lachte. Doch war seine Stirn auch voll mit Sorgenfalten, welche meine Enkelin bei mir immer glattbügeln wollte. Und die grauen Schläfen ließen ihn doch nur noch alternativer wirken. Er war doch bestimmt nicht älter als 50. Ich verstand es also wirklich nicht. Vor allem konnte der Arbeitskollege auf gar keinen Fall mit Louis mithalten. Da musste ich diesen Typen gar nicht erst kennenlernen.

"Harry? Alles okay?" Ich schreckte aus meinen Gedanken und nickte schnell. "Entschuldigung", nuschelte ich und trank einen Schluck von meinem Kaffee. Zum Glück war er bereits etwas abgekühlt. Durch die Krankheit hatte ich schon viele Tassen fallengelassen und etwas Heißes war auf der Haut nicht unbedingt angenehm.

"Ich habe nur darüber nachgedacht, wie er das tun konnte." Louis zuckte mit seinen Schultern. "Da sind wir schon zu zweit." - "Hast du noch mehr Familie?", fragte er mich und stütze seinen Kopf ab.

"Eine ältere Schwester und meine Enkelin. Sie ist das wertvollste was ich habe und Niall natürlich. Ihn kenne ich mittlerweile seit 4 Jahren."

"Und deine Kinder?" Ich schnaubte und schüttelte verachtend mit meinem Kopf. "Ich weiß nicht was mit Sophie ist und wo sie sich aufhält. Nach dem letzten Zusammentreffen ist es mir auch ehrlich gesagt egal."

Louis zog scharf die Luft ein und sah mich mit großen Augen an. Vermutlich hatte er nicht mit so einer Reaktion gerechnet. Bevor er jedoch fragen konnte setzte ich einfach fort. "Nach Amelia, meiner Frau, war ich mit einem Mann liiert... Es waren nur ein paar Monate, er musste beruflich umziehen und wegen meiner Tochter, welche hier alles hatte und gerade ihr Kind zur Welt gebracht hatte, haben wir uns getrennt. Sophie war immer ein gutes Kind, aber anscheinend hatte ich mich geirrt. Sie schien nicht davon begeistert zu sein, dass ich ihre Mutter so einfach 'vergessen' konnte und durch einen Mann ersetzt habe."

Ich atmete tief durch und blickte auf meinen Teller. "Sie wurde ausfallend, wir haben uns gestritten. Es war wirklich schlimm. Schließlich würde ich ihre Mutter niemals ersetzen wollen. Amelia war etwas Besonderes... niemand könnte ihren Platz einnehmen. Meine Tochter wurde wütend und hat Worte gesagt, die ich ihr niemals verzeihen werde."

"Das tut mir wirklich leid Harry, sowas sollte niemand erleben... Es gibt immer noch so viele, welche einfach nicht akzeptieren das sich Liebe nicht nur zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts entwickelt, wenn man sich überhaupt einem Geschlecht zugeordnet fühlt." Zustimmend nickte ich und nahm noch eine Gabel von meinem leckeren Kuchen.

"Und deine Enkelin? Wie sieht sie das alles?"

"Isabelle... Sie ist lebt bei ihrem Vater und um den ganzen noch was hinzuzufügen... Er ist mittlerweile mit einem Mann zusammen. Vermutlich konnte Sophie es nicht ertragen, dass er sich von ihr getrennt und später einen Mann gefunden hat. Ich denke da gibt es einen Zusammenhang, weshalb sie bei mir dann so negativ reagiert hat. Aber lass uns jetzt über was erfreulicheres reden."

Louis stimmte mir direkt zu. "Möchtest du noch etwas?" Er zeigte auf meine Tasse und ich nickte. Nach dem wir wieder frische Getränke auf dem Tisch stehen hatten setzten wir unser Gespräch fort und sprachen über unsere Berufe und all das was wir schon erlebt hatten. Louis war eine wirklich angenehme Gesellschaft.

Er war Sportlehrer an einem Gymnasium und unterrichtete die Oberstufe. Das war er da schon alles erlebt hatte trieb mir vor Lachen Tränen in die Augen. Mein Beruf als Bäckermeister war hingegen nicht so spannend. Leider musste ich den Beruf aufgeben, als die Symptome ausgelöst durch Parkinson schlimmer wurden. Es wurde einfach zu gefährlich.

Doch leider hatte der schöne Nachmittag auch bald sein Ende und ich wurde auch zunehmend müder. Louis hielt sein Versprechen und brachte mich nach Hause.

"Es war ein schöner Nachmittag, danke Harry." Ich lächelte und trat etwas näher. "Ich habe dir zu danken."

——

"Opa... Na los, jetzt erzähl schon. Eure Verabredung ist jetzt schon fast eine Woche her und seitdem schweigst du. Denkst du das könnte nichts werden? Ich habe ihn kurz gesehen als er dich nach Hause gebracht hat. Meine Güte... Er sah ja verdammt gut aus."

"Isabelle", ermahnte ich sie und setzte mich in meinen Sessel. "Ach komm schon... Also los. Erzähl mir was von ihm. Wie alt ist er? Findest du ihn auch so gutaussehend? Kommt er mal her?"

Ich schüttelte lachend mit meinem Kopf. "Du bist unmöglich junge Dame." Sie grinste aber nur und kuschelte sich mehr an Nialls Seite, welcher das alles nur mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete.

"Er wurde Weihnachten 49 und-"

"Mein Opa krallt sich einen viel jüngeren Typen. Wahnsinn. Wenn ich das Mia erzähle, die wird mir das nicht glauben." Na danke, steinalt war ich doch jetzt auch noch nicht. Es waren doch nur 22 Jahre Unterschied....

"Darf ich weitererzählen oder willst du deiner Freundin erstmal Bericht erstatten?" Meine Enkelin wurde direkt wieder ruhig und sah mich gespannt an. "Erzähl weiter."

Und das tat ich auch. Alles was ich über Louis wusste teilte ich mit den beiden, welche mir nahezu an den Lippen hingen.

"Ach krass. Er hat sich einfach jemand jüngeren gesucht?"

"Das ist das Einzige was hängengeblieben ist?", fragte ich verwirrt nach. "Klar, hätte er das nicht gemacht, dann hättest du jetzt keine Chance. Also los Opa, schnapp ihn dir." Doch ich schüttelte meinen Kopf. "Isabelle, ich glaube nicht..." Ich brach ab, da ich einfach nicht wusste was ich sagen wollte. Ich starrte zu meiner Enkelin, doch verlor langsam den Fokus.

"Opa?"

"Er sollte sich ausruhen. Es war vielleicht ein bisschen viel die Woche."

"Ich hab' Angst, was wenn es schlimmer wird?"

"Er nimmt doch seine Medikamente und sonst ist er ja auch noch ganz fit, mach dir keine Gedanken."

Erst am nächsten Morgen wachte ich auf und blickte geradewegs in blaue Augen. Erschrocken schnappte ich nach Luft und griff an meine Brust, da mein Herz mir durch den Schreck zu explodieren droht.

"Da wollte ich dich zum Frühstück ausführen und muss erfahren, dass du bei der Erzählung über mich aus den Latschen kippst. Bin ich etwa so umwerfend?" Neckend grinste er mich an und legte seine warme Hand an meine Wange. "Was machst du denn nur für Sachen?"

Besorgnis trübte das strahlende blau in seinen Augen. Bevor ich überhaupt etwas erwidern konnte setzte ich mich mit seiner Hilfe auf. "W-Was machst du hier?", brachte ich mühsam hervor und schluckte. Mein Oberkörper fühlte sich verdammt schwer an. Vielleicht sollte ich mich doch wieder hinlegen?

"Isabelle meinte, du solltest etwas an die frische Luft. Wir zwei gehen jetzt ein Stück und dann erzähle ich es dir."

Verwirrt und etwas überrumpelt stimmte ich zu und eine Stunde später in der ich mich fertig gemacht hatte, hakte ich mich bei Louis ein. Gemeinsam gingen wir die Straße entlang. Louis war tatsächlich sehr geduldig und ging in einem langsamen Tempo neben mir her. Allerdings hatte ich relativ schnell wieder ein Gefühl in den Beinen und konnte ohne seine Hilfe gehen. Jedoch ließ er es nicht zu und zog meinen Arm zurück. "Nicht das du mir noch umkippst."

"Ich denke ich schaffe es auch ohne Unterstützung", murrte ich und atmete auf, als Louis meinen Arm losließ und dann aber nach meiner Hand griff und sie verschränkte. "L-Louis?" Wir blieben stehen und er sah mich mit einem Lächeln auf den Lippen an.

"Harry?"

Ich sah auf unsere Hände und schluckte. Durch die Ruhe und weil ich mich auf nichts Bestimmtes konzentrieren konnte zitterten meine Hände wieder. "Was ist los?", fragte er und sah mich besorgt an. Das er seine andere Hand an meine Wange legte machte es nicht besser. Ich wurde nur noch nervöser.

Das alles war ich gar nicht mehr gewohnt.

Ohne dass er viel machen musste hatte er sich irgendwie in mein Herz geschlichen und umso länger ich auf unsere Hände schaute, desto mehr wurde es mir bewusst. Die letzten Tage habe ich oft, wenn ich zu Bett ging oder nach dem Aufstehen an ihn gedacht, aber es ist mir keineswegs in den Sinn gekommen, dass es daran lag, dass ich womöglich etwas für ihn übrighatte.

"Hazza?"

Bei meinem Spitznamen, den mir meine Frau gegeben hatte, schaute ich auf und sah ihn nachdenklich an. "Sprichst du auch noch mit mir?" Er löste sich von mir und trat einen Schritt zurück. "Entschuldige, ich-" In meinem Kopf versuchte ich die passenden Worte zu finden, doch es wurde mir auf einmal alles ein wenig zu viel.

"Könnten wir Zuhause weitersprechen?"

Auf dem Weg zurück sprachen wir so gut wie gar nicht. Ich versuchte immer noch einen Weg zu finden das was in mir vorging zum Ausdruck zu bringen. Doch mir wollte einfach nichts einfallen. Zuhause gingen wir in die Küche und ich versuchte einen Tee zuzubereiten, doch meine Arme wurden wieder schwerer und so konnte ich auch nach nichts greifen.

"Lass mich helfen", murmelte Louis und ging mir zur Hand. "Was geht in deinem hübschen Lockenkopf vor, huh?" Wegen seiner Wortwahl sah ich ihn blinzelnd an. "Komm Harry... Soll ich dich küssen damit du merkst, dass ich etwas von dir will?"

Ich räusperte mich und stütze mich an der Arbeitsplatte ab. "Meinst du das ernst?" Was für eine Frage... Durch das was er schon mit seinem Ex-Mann durchgemacht hatte, war er niemand, der dies dann selbst tat. Vor allem, weil man der Schmerzen bewusst war, die so etwas auslösten.

"Komm her", wisperte Louis und tauchte unter meinem Arm durch, so dass er nun zwischen der Arbeitsplatte und mir stand. Er legte seine Hände an meine Wangen und strich mit seinen Daumen sanft auf und ab. "Ich werde dich jetzt küssen, also kipp mir bitte nicht um", lachte er leise.

Etwas überfordert schloss ich meine Augen, als ich seine Lippen auf meinen spürte. Der Kuss war unglaublich sanft und löste ein angenehmes Kribbeln in meiner Bauchgegend aus. Ich wollte meine Hand an seine Hüfte legen, doch ich hörte ein aufgeregtes Kreischen und zuckte erschrocken zurück.

"Oh mein Gott."

Ich sah meine Enkelin mit großen Augen an und versteckte mein Gesicht in Louis' Halsbeuge, als er seine Arme um mich legte. Mit einer Hand fuhr er sanft über meinen Nacken und kraulte mich etwas. Mein Herz schlug unaufhörlich gegen meinen Brustkorb und ich bekam keinen Ton heraus. Ich fühlte mich wieder wie mit 16 als ich meinen ersten Kuss hatte. Nur das ich mich bei Louis weit aus geborgener und auch wohler fühlte.

"Zweisamkeit wird hier nicht besonders großgeschrieben", murmelte ich in seine Halsbeuge und zog seinen angenehmen Duft ein. "Wird es in meiner Familie auch nicht", erwiderte er genauso leise.

Ich löste mich langsam von ihm und sah wieder zu meiner Enkelin, welche breit grinste. "Weitermachen", lachte sie, salutierte spielerisch und rannte dann aus der Küche. Als ich zu Louis sah zuckte er nur mit seinen Schultern und verband unsere Lippen wieder miteinander.

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[3724 Wörter 19/01/2021]

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