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01 - januar

Januar 2016

Holmes Chapel || Zu denken, man könne in seiner Auszeit auch tatsächlich Ruhe finden, ist für Harry Styles auf vielen verschiedenen Ebenen ein Trugschluss.

Zum einen reicht eine offiziell ausgerufene Pause der Band noch lange nicht, um auch das öffentliche Interesse an seiner Person auf Eis zu legen - ganz im Gegenteil.
Die einzige Variable, die sich durch die Auszeit geändert hat, sind die offiziellen Auftritte mit One Direction. Durch die fehlende Präsenz in der Öffentlichkeit ist die Neugierde seiner Fans und das Interesse an allem, was er in seiner neugewonnenen Freizeit macht, sogar noch gewaltig gewachsen.

Harry war innerhalb der Band schon immer am meisten mediale Aufmerksamkeit zuteil geworden und auch jetzt hat man ihn stets im Visier, gespannt darauf, was er in den freien zwölf Monaten mit sich anfangen würde.

Doch abgesehen davon hat der Sänger auch seinen eigenen Schaffensdrang deutlich unterschätzt. Es ist gerade mal der erste freie Monat und schon jetzt hat Harry das Gefühl, ihm würde die Decke auf den Kopf fallen und all seine Kreativität Stück für Stück verloren gehen.

Um zumindest den ersten Punkt, den er sich für die Auszeit vorgenommen hat, abhaken zu können - nämlich Zeit mit seiner Familie zu verbringen - hat sich Harry für eine Weile wieder in seinem Elternhaus in Holmes Chapel breitgemacht. Gemeinsam mit Anne und Robin lebt er hier unter einem Dach und hat zumindest über zwei kurze Wochen hinweg das Gefühl eines idyllischen Familienlebens genossen.

Insbesondere seit Robins Krebsdiagnose ist jedem in dieser Familie klargeworden, wie wertvoll die gemeinsame Zeit ist und wie vergänglich sie doch sein kann. Selbst wenn er nicht Harrys leiblicher Vater war, hat Robin eine Menge zu Harrys Leben und seinem Wesen beigetragen, wofür er ihn aus ganzem Herzen liebt.

Aber mit jedem Tag, den Harry im alten Bett seines Kinderzimmers beendet, wächst das Gefühl sich rückwärts zu bewegen und Unzufriedenheit schleicht sich in sein Herz. Eine solche Veränderung im Gemütszustand ihres Sohnes erkennt Anne mit Leichtigkeit, aber mit ebenso großer Sorge.

Zehn Tage lebt Harry nun wieder in Holmes Chapel. Zehn Tage, an denen Anne beobachten konnte, wie Harry nach und nach gereizter und gefrusteter wurde, aber auch zehn Tage, an denen sie bislang schwieg.

Auch heute, am elften Tag, beobachtet Anne ihren Sohn aufmerksam, als er um halb 11 Uhr morgens in die Küche schlurft und sich grummelnd an der Kaffeemaschine zu schaffen macht, ehe er den Kühlschrank und die Vorratsschränke nach Essbarem durchsucht.

»Gemma will heute vorbeikommen«, fängt Anne an zu erzählen und ignoriert gekonnt die üble Energie, die Harry schon am Anfang dieses Tages ausstrahlt. »Sie meint, ihr hättet euch eine Weile nicht gesehen und du hättest dich auch nicht gemeldet.«

»Ach, führt ihr etwa Buch?«, schnauzt Harry sofort zurück, ohne sich seiner Mutter zuzuwenden.

Diese atmet ruhig und meditativ durch. Sie hatte Harrys Pubertät erlebt und war immer dankbar gewesen, wie umgänglich er war. Sie hätte es kommen sehen müssen, dass selbst er irgendwann diesen Durchhänger haben würde.

»Nein, tun wir nicht«, seufzt Anne und versucht gelassen zu bleiben. »Ich wollte damit nur sagen, dass dich deine Schwester vermisst und dich heute gerne sehen will.«

Genervt knallt Harry eine Keramikschüssel auf die Arbeitsfläche der Küche und befüllt sie mit Cornflakes.
»Gemma weiß, dass ich hier bin. Sie hätte jederzeit vorbeikommen können, wenn sie mich vermisst«, brummt Harry mürrisch vor sich hin.

Dieses Mal ist selbst das Ende von Annes bemerkenswert langer Zündschnur erreicht.
»Harry, niemand hier kann was für deine üble Laune, ja?«, fährt sie ihn scharf an. »Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber lass es nicht an mir, Robin oder Gemma aus. Du kannst gerne mit uns über alles reden, das weißt du, aber wir sind nicht hier, um deinen Frust abzufangen.«

»Tut mir leid«, grummelt Harry genervt, obwohl seine Entschuldigung aufrichtig gemeint ist. Seine Familie sind die letzten Menschen, die Schuld an seiner Unzufriedenheit haben. Tatsächlich gibt es nur einen Menschen, den er verfluchen sollte - und das ist er selbst.

Er ist der Einzige, der ihn aus seiner Lethargie befreien kann. Egal wie oft er sich einredet, er müsse nun vorerst das Nichtstun genießen und sich Zeit für die Menschen, die all die Jahre zu kurz gekommen sind, nehmen. Langsam muss er sich eingestehen, dass er nicht genießen kann.

So sehr er sich auch wünscht, sich zurücklehnen zu können und heute einen gemütlichen Tag mit Gemma zu verbringen, treibt ihn jeder Blick auf den Kalender, jede verstrichene Sekunde, weiter in den Wahnsinn.

Im dem einen Moment sehnt er gerade noch das Ende der Auszeit herbei und flucht darüber, wie lange zwölf Monate sein können und im nächsten wünscht er sich nichts sehnlicher, als alle Zeit der Welt zu haben, um seinen eigenen Weg zu finden.

Seufzend greift Anne nach der Hand ihres Sohnes, als er sich zu ihr an den runden Küchentisch setzt.

»Was ist denn los, Schatz?«, wagt sie es vorsichtig nachzufragen. »Du hast dich doch so auf diese Auszeit gefreut.«

»Ich weiß«, nickt Harry gedankenverloren.
Sie wissen beide, wie oft Harry Anne in den Ohren gelegen hat, dass diese Pause der Band überfällig ist und er endlich anfangen muss zu hinterfragen, wer er ohne One Direction überhaupt ist.
»Aber dieses Nichtstun macht mich irre«, gesteht er dann ehrlich.

Überrascht mustert Anne den jungen Künstler. Sie hatte geahnt, dass dieser Moment kommen würde, doch damit, dass es schon so bald passiert, hatte sie nicht gerechnet.
Ihr Sohn ist niemand, der lange unkreativ bleiben kann.

Verständnislos sieht sie ihn mit gerunzelter Stirn an.
»Na, dann tu doch was«, schlägt sie das Naheliegendste vor. »Die Welt steht dir offen, das sagst du doch selbst immer.«

»Ja, aber das tut sie nur zwölf Monate lang, Mum. Inzwischen sind es noch nicht einmal mehr zwölf Monate«, gibt Harry zu bedenken.
Sein innerer Zwiespalt ist im ganzen Raum spürbar.

»Na und?«

»Zwölf Monate sind zu lang, um einfach rumzusitzen, aber zu kurz, um mich großartig auszuprobieren. Ich kann keine Solokarriere aus dem Boden stampfen, auch wenn ich es gerne tun würde. Ich kann auch keine Schauspielkarriere anstreben. Und ich kann doch auch nicht direkt der nächsten Karriere hinterherjagen, wo ich endlich mal Zeit für dich und all die anderen Menschen, die ich liebe, habe.«

Für Harry ist sein Dilemma aussichtslos. Egal woran er denkt, egal in welche Richtung er blickt, er sieht Grenzen. Anders als Anne, die ihm sein ganzes Leben lang eine führende Hand war und oft den klaren Blick hatte.

»Niemand von uns zwingt dich hier zu sein, Schatz«, lächelt sie ihn sanft an. »Wir alle freuen uns, wann immer wir dich zu sehen bekommen, aber du musst doch nicht auf Biegen und Brechen hier bei uns sein und Däumchen drehen. Fang' doch einfach was Neues an und warte ab, was passiert. Vielleicht eine Single von dir als Solokünstler, vielleicht eine kurze Rolle in irgendeinem Amateurstreifen. Es muss doch nicht gleich ein Album und ein Kinofilm sein.«

Wie wichtig und auch gefährlich es ist, diese Worte an ihren Sohn zu richten, weiß Anne. Sie wählt sie bewusst und sieht ihn durchwegs warnend an.

Harry Styles liebt die Musik – er liebt Kunst in jeglicher Form. Wann immer er etwas erschaffen will, tut er es zu einhundert Prozent, mit voller Leidenschaft. Bereits mit One Direction hat ihn dieser Perfektionismus an seine Grenzen getrieben, doch in dieser Konstellation wurde er immerhin noch kontrolliert und angeleitet.

Nun, in den nächsten Monaten, hat Harry frei Hand. Er kann selbst entscheiden, was er tut und wieviel er arbeitet – Fluch und Segen zugleich.

»Du bist also nicht enttäuscht, wenn ich bald schon wieder nach New York fliege?«
Zweifelnd, sogar schuldbewusst, sieht Harry seiner Mutter in die Augen.
Sie hat recht in allem, was sie soeben sagte.

»Absolut nicht, Liebling. Aber versprich mir, dass du deine Grenzen kennst und dich nicht überforderst.«

Erleichtert atmet Harry auf.
Auf einen Schlag sitzt ein völlig veränderter Harry am Küchentisch. Anstatt mürrisch vor sich hin zu starren und wie ein Pulverfass durch das Haus zu wandeln, strahlt er Anne voll Tatendrang an.

»Klar«, verspricht er dann und drückt ihr dankbar einen Kuss auf die Wange.

Er hatte immer schon mit seinen extremen Emotionen zu kämpfen gehabt. Die Welt durch Harrys Augen war stets entweder schwarz oder weiß - und in ihrem schönsten Glanz erstrahlt sie bloß, wenn er seiner Leidenschaft, seiner Kreativität, nachgehen kann.

Kaum hat Harry den Entschluss gefasst, den Vorsatz, etwas zur Ruhe zu kommen, direkt wieder an den Nagel zu hängen, erhellt sich auch seine Laune schlagartig.

Er hat eine Menge Pläne und Träume, die in die Tat umgesetzt werden wollen, doch die Zeit sitzt ihm im Nacken.

Doncaster || Nicht nur Harry kämpft mit der Zeit. Auch Louis Tomlinson würde sie am Liebsten anhalten und kann gleichzeitig die Zukunft kaum erwarten.

Mit größter Freude und väterlicher Liebe im Herzen fiebert er dem Kennenlernen seines ersten Sohnes entgegen und genießt gleichzeitig jeden Tag dieser Vorfreude.

Dass er und die Mutter seines Kindes kein Paar sind, ist sicherlich nicht die optimale Ausgangslage einer Bilderbuchfamilie, aber umso entschlossener ist Louis, seinem Stammhalter ein gutes Vorbild und für ihn da zu sein - anders als sein leiblicher Vater.

Obwohl, oder vielleicht gerade weil sich sein Erzeuger damals aus dem Staub gemacht hat, ist Louis seine Familie das Wichtigste im Leben. Er ist Teil einer verrückten Großfamilie, die genauso loyal und liebevoll, wie auch bunt gemischt ist.

»Wie geht's Briana? Ist sie nervös?«, erkundigt sich Johannah Deakin und muss ihre Stimme etwas erheben, um gegen den Lautstärkepegel, der im Wohnzimmer herrscht, anzukommen.

Diverse Gespräche, die geführt werden und das Lachen spielender Kinder am Teppich erfüllen den Raum, doch kein Geräusch der Welt kann Louis friedlicher stimmen als der Lärm seiner großen Familie.

»Sehr«, nickt Louis und sitzt seiner Mutter zugewandt auf dem Sofa. »Und ich erst. Wer weiß, es könnte jeden Moment so weit sein. Nächste Woche flieg' ich nach LA und dann warten wir auf den Kleinen.«

Lauthals lacht Johannah.
»Wovor bist du denn aufgeregt? Du darfst doch eh nur die schönen Seiten einer Geburt kennenlernen. Briana hingegen steht einiges bevor. Ich hab den Spaß schon ein paar Mal mitgemacht. Und der hier hat bei Ernest und Doris schon gejammert, als ich während einer Wehe nur seine Hand etwas zu doll gedrückt habe«, erzählt sie amüsiert und stößt neckisch ihren Mann Daniel an.

Augenrollend winkt Louis ab.
»Na schön, es ist weniger die Geburt als das Vatersein an sich, wovor ich nervös bin. Aber ich denke, ich werde da schon reinwachsen.«

»Bestimmt«, lächelt Johannah ihren Sohn sanft an und streichelt ihm einmal zuversichtlich über sein Bein. »Du hast genug Geschwister und oft genug geübt. Du bist erprobt, was den Umgang mit Babies angeht.«

»Das stimmt«, muss nun auch Louis grinsen und wirft einen Blick auf seine Geschwister, die längst keine Babies mehr sind.

Die Zeit scheint zu rasen, das bemerkt er jedes Mal, wenn er zurück nach Doncaster kehrt.
Was sich hier jedoch niemals ändern wird, ist das Gefühl von Geborgenheit und Wärme, das Johannah in jede Ecke dieses Hauses gepackt hat.

Gerade jetzt in seiner freien Zeit will Louis so oft wie nur möglich seine Familie besuchen.

»Und du denkst, Danielle wird wirklich damit klarkommen, wenn Freddie erstmal zur Welt kommt?«, hakt Johannah weiter nach.

Die Tatsache, dass Louis eine neue Frau an seiner Seite hat und mit seinem Sohn bald ein weiterer Mensch in sein Leben treten wird, gibt den meisten in Louis' Umfeld zu denken. Und auch er selbst hat sich Gedanken gemacht.

»Das wird sich zeigen, wenn es soweit ist. Aber sie weiß, dass Freddie an erster Stelle stehen wird. Ob sie damit umgehen kann, werden wir sehen. Ich glaube, wir müssen uns auf jeden Fall direkt einer ordentlichen Zerreissprobe stellen«, meint Louis nüchtern.

Die Gelegenheit, dass Danielle heute nicht mit nach Doncaster kommen konnte, kann er zumindest nutzen, um frei heraus seine Einschätzung kundzutun.

»Wenn sie das nicht akzeptieren kann, seid ihr auch nicht füreinander geschaffen«, nickt Johannah ebenso sachlich und lächelt ihren Sohn stolz an.

Sie kann es kaum verstecken, wie glücklich sie darüber ist, zu welchem Menschen sich ihr ältester Sohn entwickelt hat. Er war ihr erstes Kind und Johannah hatte oft das Gefühl, ihm nicht genug geben zu können, aber offensichtlich ist ihr Louis hervorragend gelungen.

Bevor sie sich weiter unterhalten können, werden die beiden von Lottie unterbrochen.

»Sollen wir langsam noch eine Runde Spazierengehen, bevor es dunkel wird?«, erinnert sie an die Tradition der Tomlinsons.
Wann immer ein Familientreffen stattfindet, drehen sie zumindest eine kleine Runde durch die Siedlung.

Während sich Louis sofort auf die Beine schwingen will, winkt Johannah müde ab.
»Heute leider ohne mich, ich muss mich etwas hinlegen. Ich fühl' mich schrecklich gerädert.«

Überrascht mustern ihre Kinder sie und auch ihr Mann wirft ihr einen skeptischen Blick zu.
»Schon wieder?«, hakt er zweifelnd nach. »Du fühlst dich in letzter Zeit ständig matt.«

»Ich mach hier auch einiges im Haus, im
Gegensatz zu dir«, rächt sich Johannah direkt lachend, drückt ihrem Mann dann aber sofort einen entschuldigenden Kuss auf die Lippen.

Prüfend sieht Louis seine Mutter an.
»Du siehst auch etwas blass aus, vielleicht brütest du was aus. Gönn' dir etwas Ruhe, solange wir weg sind«, lächelt er sie schließlich mitfühlend an.

Als siebenfache Mutter ist es schwierig, je Zeit für sich zu haben, geschweige denn nicht ständig auf dem Zahnfleisch zu gehen. Louis ist sich sicher, dass er die Erschöpfung seiner Mutter schon bald aus erster Hand nachempfinden können wird.

»Aber falls das nicht besser wird, schleppe ich dich zum Arzt«, verkündet Daniel noch warnend seiner Frau, bevor sich dann auch er von dem Sofa erhebt und mit den Anderen den Weg nach Draußen antritt.

London || Nicht mehr seine eigene Musik, sondern der Bass, den der DJ des Abends ins Leben gerufen hat, dröhnt nun durch Liam Paynes Körper.

Inmitten der Tanzfläche eines Clubs, dessen Namen er schon beim Betreten wieder vergessen hat, denkt er jedes Mal unwillkürlich an seine feuchtfröhlichen Ausschweifungen mit Louis.

In den letzten Wochen und auch in den kommenden Monaten hätten Louis und er gewiss einen ordentlichen Party-Marathon erleben können, doch genau einem solchen verdankt Louis auch die Zeugung seines Sohnes.

Damit findet sich Louis nun plötzlich in der Rolle eines vernünftigen, werdenden Vaters und Liam in der des Einzelkämpfers in Londons Nachtleben wieder.
Den einzigen treuen Begleiter, den er in letzter Zeit nicht mehr aus den Augen lässt, hält er jetzt in seiner Hand - sein flüssiges Glück.

»Payno, auch wieder da!«, brüllt ihm ein bekanntes Gesicht ins Ohr.

Liam ist sich nicht sicher, aber er muss vermutlich der Besitzer dieses Clubs sein und sorgt wohl dafür, dass er ungestört in seinem Bereich feiern kann, ohne ständig daran erinnert zu werden, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind.

»Natürlich, bei jeder Gelegenheit!«, lacht er laut zurück und stößt demonstrativ mit dem kleinen, aufgepumpten Latino im weißen Hemd an.

»Es gibt eben immer einen Grund zu feiern!«, brüllt dieser über die laute Musik hinweg zurück und lacht aus vollen Hals.

Amüsiert und augenzwinkernd nickt Liam zustimmend, obwohl ihm im Moment beim besten Willen kein Grund einfallen will, weshalb er hier steht.

Er weiß nicht, was oder weshalb er zu feiern hätte. Er weiß noch nicht einmal, ob er tatsächlich feiert.
Er geht jeden Abend in Clubs und betrinkt sich dort, bis er Spaß daran hat, doch mit einer fröhlichen Feier hat das nichts zu tun.

»Wieder ohne Cheryl?«, fragt der Kerl weiter.
»Scheint so«, gibt Liam knapp zurück.

Er ist sich selbst nicht sicher, ob er je persönlich mit ihm über Cheryl gesprochen und sie ihm vorgestellt hat, oder ob sein Gegenüber, wie so viele andere, seine Informationen aus den Medien bezieht.

Dass er nach Sophia wieder eine neue Frau an seiner Seite hat, hat in den Medien schnell die Runde gemacht. Dass es sich dabei auch noch um Cheryl Cole handelt, hat den Aufschrei bloß noch verstärkt.

Für Liam ist es schwer, sich auf eine neue Beziehung einzulassen und einer frischen Liebe hinzugeben, wenn diverse Meinungen der Öffentlichkeit auf einen einprasseln.
Wenn er sich nicht gerade in einer einsamen Höhle verschanzt, ist es unmöglich, die Schlagzeilen und Worte der Presse oder Fans an sich abprallen zu lassen, egal wie sehr man es versucht.

Die Welt hat eine Meinung zu allem, was er tut - selbst dazu, in wen er sich verliebt.
Aber das ist nun mal der Preis, den er für das Leben, das er führen darf, bezahlt hat.

Sich damit zu arrangieren, fiel Liam schon immer schwer, doch seit Beginn der Band-Auszeit und den Schlagzeilen über ihn und Cheryl hat er verdammt viel Zeit, sich damit zu beschäftigen.

Früher hat er oft aus Frust gegessen, doch die Konsequenzen davon hat Liam direkt auf seinen Hüften bemerken können. Und diese Kilos waren auch für die Presse ein gefundenes Fressen - ein Teufelskreis.

Was er nun als Ventil für sich entdeckt hat, ist um Einiges effektiver und für seinen Körper zwar nicht unbedingt gesünder, doch in seinen und den Augen der Presse, immerhin ästhetischer.
Klarer, purer Alkohol ist Liams neues, sicheres Netz, das ihn jeden Abend auffängt.

»Naja, hier sind ja auch einige ansehnliche Frauen«, zwinkert ihm der vermutliche Clubbesitzer zu und stößt den jungen Sänger einmal schief grinsend an, bevor er wieder abzieht und in den angrenzenden Bereich der VIP-Lounge weiterzieht.

Seinen Wink versteht Liam blind, kann darüber jedoch nur den Kopf schütteln und kippt den Rest seines Drinks hinunter. Das höllische Brennen auf seiner Zunge hat sich längst in ein wohliges, angenehmes Gefühl verwandelt.

In den Kreisen, in denen sich Liam bewegt, wird Treue nicht besonders groß geschrieben. Er selbst hätte während all seiner Beziehungen unzählige Male die Gelegenheit gehabt, seine Frauen zu betrügen und doch hat er kein einziges Mal zugegriffen.

Was selbstverständlich sein sollte, ist längst nicht mehr die Norm, aber Liam und seine Emotionen waren schon immer strikt und extrem.
Wenn er liebt, liebt er aus vollem Herzen, ohne Einschränkungen. Wenn er traurig ist, suhlt er sich in seiner Depression. Und wenn er wütend wird, lässt er seinen Aggressionen schnell freien Lauf.
Genauso leidenschaftlich gibt er sich nun auch jeden Abend seiner Resignation und dem Gefühl, der Öffentlichkeit ausgeliefert zu sein, hin.

»Bro, komm«, klopft ihm einer seiner oberflächlichen Kumpels auf die Schulter und deutet auffordernd auf eine der Sitzgruppen, bei der zwei der leicht bekleideten Damen bereits einige Flaschen und Gläser voll Eiswürfel servieren.

Es sind immer dieselben Menschen, die sich hier herumtreiben. Irgendwann kennt man sich, ohne auch nur das geringste übereinander zu wissen.

»Bin unterwegs.«

London || Am anderen Ende der Stadt liegt Niall Horan kopfschüttelnd auf seinem gemütlichen grauen Sofa und scrollt grinsend durch die sozialen Medien.

Seitdem Instagram zulässt, seine Stories nur mit ausgewählten „engen Freunden" zu teilen, haben auch seine Bandkollegen den Reiz daran entdeckt, ihr aktuelles Leben auf den Plattformen zu posten.

Liam hat zu einer Uhrzeit, zu der Niall bereits schon wieder aufgewacht ist, ein kurzes, ohrenbetäubendes Video aus irgendeinem Club geteilt, während sich Harry wohl spontan auf den Weg zum Flughafen gemacht hat.
Einzig Louis wehrt sich augenscheinlich nach wie vor gegen privaten Social Media-Konsum. Der hat Niall dafür aber per iMessage wissen lassen, dass er eine Weile in Doncaster verbringen wird.

Für Niall hat es etwas Beruhigendes, jeden Tag zu wissen, wo sich seine besten Freunde aufhalten. Wenn er sie im Moment schon nicht als Band um sich haben kann, fühlt es sich zumindest vertraut an, sooft wie möglich von ihnen zu hören.

Niall ist sich sicher, dass die Jungs ihre freie Zeit in vollen Zügen genießen und Harry vermutlich sogar produktiv nutzen würde.
Die Auszeit der Band war überfällig, das war ihnen allen in den letzten Monaten ihrer Arbeit klargeworden.

Trotzdem vermisst Niall den Lärm und die ständige Gesellschaft, ganz egal von wem, wenn er nun völlig allein in seinem großen Haus sitzt und stumpfsinnig durch sein Handy scrollt.
Ihm ist selbst aufgefallen, wie schockierend viel Zeit er seither in den sozialen Medien verbringt.

Er weiß nichts mit sich anzufangen, seit er letzten Monat von der X-Factor-Bühne gestiegen ist. Er ist weder das große Partytier wie Liam, noch hat er das Gefühl kreativ etwas schaffen zu müssen, wie es Harry vierundzwanzig Stunden am Tag verfolgt.

Niall hätte es Louis gleichtun und nach Mullingar in die Heimat fahren können, um seine Familie zu besuchen, aber auch danach steht ihm im Moment nicht der Sinn.

Auch über den Grund dafür stolpert er jeden Tag auf Social Media.
Öfter als er sollte, begegnet ihm sein kleiner Neffe Theo auf Bildern, die von seinem Bruder Greg höchstpersönlich in Umlauf gebracht wurden.

Über Kindererziehung lässt sich sicherlich immer streiten und Niall ist der wohl Letzte, der dazu eine qualifizierte Meinung hat, aber das eigene Kind in die Öffentlichkeit zu zerren, nur weil es seinem berühmten Onkel ähnlich sieht, stößt Niall übel auf.

Mit zweieinhalb Jahren sollte Theo weder ein eigenes Instagramprofil, noch Fans oder einen Modelvertrag haben - dessen ist sich Niall sicher und er hat Greg und seiner Schwägerin Denise auch klar und deutlich seine Meinung dazu gesagt.

Geführt hat das Ganze bloß zu einer lautstarken Auseinandersetzung und Vorwürfen, dass Niall keinem anderen als sich selbst Erfolg und Ruhm gönnen würde.

Sein Bruder hätte mit dieser Einschätzung gar nicht falscher liegen können, doch dafür, um sich länger damit auseinanderzusetzen, fehlen Niall Kraft und Nerven - und das, obwohl er im Moment nichts anderes tut als die Tage auf seinem Sofa totzuschlagen.

Seufzend lässt Niall sein Handy wieder sinken und nimmt stattdessen die Fernbedienung in die Hand, um den Fernseher etwas lauter zu stellen.
Wenn ihn nun auch noch diese Geräuschkulisse verlassen würde, würde ihn die Stille in seinem eigenen Haus wohl völlig in den Wahnsinn treiben.

Die Auszeit der Band ist da, um in der Ruhe wieder ein Stück weit zu sich zu finden, doch Niall ist so gefesselt von seiner Lethargie, dass er weder die Muße hat, nach etwas zu suchen, noch will er wissen, was dort überhaupt zu finden ist.

Im Gegensatz zu seinen Bandkollegen war Niall immer schon darum bemüht gewesen, ein normales Leben zu führen und sich nicht von seinem außergewöhnlichen Job beeinflussen zu lassen.

Lieber zappt er sich weiter durch das Überangebot von Netflix und all die Serien, die er bisher noch nicht gesehen hat und auf seiner Watchlist auf ihn warten.

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