Kapitel 7
Sara Farells Cover von "Dancing with a Stranger" (auch auf Spotify)
https://youtu.be/VXFAZ4V68Ug
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Genervt schnaubend lag ich in meinem Bett und starrte die Decke an.
Etwa eine Woche war vergangen.
Eine Woche, in der Tae und ich jeden Tag in der Uni gewesen waren.
Eine Woche in der Tae natürlich wieder massig Dinge an dem fremden Typen gefunden hatte, die er mir hatte erzählen können.
'Was für ein schönes Lächeln er doch hatte...', 'Und seine Stimme...'
...wer wollte das wissen??
Antwort?
Ich.
Ja...ich.
Heute hatte ich feststellen müssen, dass ich es gar nicht so schlimm fand, wenn Tae ständig über den fremden Jungen redete.
Weil er es dann wenigstens mit mir teilte.
Vorhin als wir gegessen hatten, war Tae in Gedanken komplett weggedriftet.
Seinem Blick nach zu urteilen hatte ich nicht fragen müssen, an wen er gedacht hatte.
Aber er hatte nichts gesagt.
Sondern mir einfach stumm gegenübergessen....ohne wirklich bei mir zu sein.
Irgendwie war das eine völlig neue Sorte Schmerz gewesen.
Ein dumpfes Drücken in meinem Herz, von dem mir fast schon übel geworden war.
Plötzlich hatte ich ganz schlecht Luft bekommen.
Dass Tae sich in jemand anderen verguckt hatte war eine Sache.
Aber dass diese Person langsam aber sicher dafür sorgte, dass ich nicht mehr ständig wusste, was sich im Kopf meines besten Freundes abspielte...
....dass er es mir nicht mitteilte, sondern einfach in Gedanken an jemand anderen versank, während ich ihm direkt gegenübersaß...
Es hatte schrecklich wehgetan....sich so fremd angefühlt...
Direkt nach dem Essen hatte ich mich wortlos in mein Zimmer verzogen.
Stumm rollte ich mich auf die Seite und starrte vor mich hin.
Früher hatten Tae und ich immer gewusst, worüber der andere gerade nachgedacht hatte...
Und jetzt...
Es klopfte an der Tür.
Ich reagierte nicht.
"Jimin?...", vorsichtig öffnete Tae meine Tür und lugte daran vorbei.
"Ist alles okay bei dir?", wollte er besorgt wissen.
Ich nickte nur. "Hab wohl was vom Essen nicht vertragen.", log ich.
....jetzt sagte ich ihm nicht mehr die Wahrheit und er erzählte mir nicht mehr alles.
Dieser komplett überdramatisierte Gedanke ließ mich gerade in einer kleinen Welle der Dunkelheit versinken.
Ich hasste Momente wie diesen...
In denen es mir vorkam als würden meine Gefühle für Tae unsere Freundschaft kaputt machen.
In denen ich nichts sehnlicher zurückwollte als unsere Freundschaft wie sie noch vor ein paar Monaten gewesen war.
"Bist du sicher? Du hast doch was...", völlig ungefragt kam mein bester Freund in mein Zimmer und setzte sich zu mir aufs Bett.
Ein trauriges Lächeln huschte über meine Lippen.
Natürlich bemerkte er es...
Tae konnte nicht anders, als mich konsequent eines Besseren zu belehren, wenn ich Zweifel an uns hatte.
Doch irgendwie...half mir diese Erkenntnis gerade nicht wirklich.
Mein Herz fühlte sich immer noch an, als hätte jemand mit einem Hammer darauf geschlagen.
"Jiminie? Hey...", unendlich viel Mitgefühl lag in Taes Stimme, nachdem ich ihm immer noch nicht geantwortet hatte.
Bevor ich mich versah, hatte er sich neben mich gelegt und seine Arme von hinten um mich geschlungen.
"Was ist los?...", fragte er heiser gegen meinen Hals.
Ich erschauderte durch die plötzliche Nähe und seinen Atem auf meiner Haut.
Auf einmal schlug mein Herz so schnell...obwohl es sich immer noch so kaputt anfühlte...
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich weinen oder mich freuen wollte...
Stumm vergrub ich mein Gesicht in Taes Armen und schloss meine Augen.
"Nichts...", murmelte ich unglaubwürdig und gab mir Mühe, den tonnenschweren Kloß in meinem Hals zu ignorieren.
Ich genoss Taes Nähe und Fürsorglichkeit so sehr... liebte jeden Gedanken, den er sich um mich machte...
Gleichzeitig wurde mir durch sein Verhalten immer wieder schmerzlich bewusst, was ich für ihn war.
....und was nicht.
In Momenten wie diesen war es wirklich unpraktisch, dass Tae und ich zusammen wohnten.
Ich konnte nicht mal in Ruhe traurig sein oder weinen, ohne dass ich sofort erklären musste was los war.
Irgendwo konnte ich Tae verstehen.
Wenn er aus dem Nichts heraus traurig wäre, würde ich auch wissen wollen was er hat. Ich würde ihm helfen wollen und alles daran setzen, ihn aufzumuntern.
So waren wir eben...
Doch gerade erdrückte es mich.
Immerhin konnte ich ihm den Grund für meine Laune nicht erklären.
Und ich hasste es ihn anzulügen. Alles in mir sträubte sich dagegen.
Vor allem wenn er so lieb zu mir war...
Es fühlte sich an, als würde mein Herz gleich platzen.
Alles war zu viel.
"Ich geh mich für die Party fertig machen.", sagte ich, während ich mich vorsichtig aus Taes Griff befreite.
Überrascht sah mein bester Freund auf.
"Schon? Obwohl es dir so schlecht geht?", wollte er besorgt wissen.
Ich nickte nur.
"Wird schon. Mach dir keine Sorgen.", murmelte ich in dem genauen Wissen, dass er sich jetzt erst Recht Sorgen machen würde, bevor ich mir ein paar Sachen zusammensuchte und ins Bad lief.
Als ich danach zurück in mein Zimmer kam, war Tae schon wieder rüber zu sich gekommen.
Obwohl ich wusste, dass er nicht böse auf mich war, sondern nur versuchte, mir meinen Freiraum zu geben, drückte mein Bauch.
Ich hätte mich ihm gegenüber nicht so benehmen sollen...
"Tae?", ich klopfte kurz an seine Tür.
"Ich gehe jetzt.", verabschiedete ich mich, ohne diese zu öffnen.
Irgendwie konnte ich es gerade nicht über mich bringen, ihm direkt ins Gesicht zu sehen.
Ich wollte nur noch hier weg...
Also ging ich.
~~~
Im Club angekommen schloss ich meine Augen und sog erstmal ausgiebig die versiffte Luft ein.
Ich spürte bereits, wie sie sich in meine Gedanken fraß und diese ein wenig vernebelte.
Perfekt.
Am liebsten wollte ich die Stimmung zu Hause einfach vergessen...
Ich begab mich direkt auf die Tanzfläche.
Während ich mich dort umsah, kam mir plötzlich wieder das letzte Wochenende in den Kopf.
Kookie...
Obwohl er die ganze Woche lang komplett aus meinen Gedanken verschwunden gewesen war, blitzte dieser Name auf einmal wieder vor meinem inneren Auge auf. Zusammen mit seinem niedlichen Gesicht...
Noch bevor ich etwas dagegen tun konnte, sah ich mich nach ihm um.
Mein Blick blieb an einem braunen Haarschopf in der Masse hängen.
Größe und Statur passten.
Gerade wollte ich mich zu ihm begeben, als diese Person sich umdrehte und ich feststellen musste, dass er zwar echt gutaussehend war - aber nicht der süße Junge mit den Hasenzähnen vom letzten Wochenende.
Es war nicht Kookie.
Etwas irritiert blinzelte ich.
Auf einmal fühlte ich mich wie vor den Kopf gestoßen.
Dafür, dass ich ihn fast vergessen hatte, hatte ich mir grade ziemlich dringend gewünscht, dass er hier wäre.
Er war eine tolle Ablenkung gewesen...
Wir hatten Spaß miteinander gehabt.
Ich erinnerte mich, dass mein Herz kaum noch wehgetan hatte, kaum dass Kookie und ich letzte Woche angefangen hatten zu reden.
Von allem danach mal ganz zu schweigen.
Noch eine Weile ließ ich meinen Blick durch die Masse schweifen.
Ich hielt Ausschau nach ihm.
Schaute, ob ich ihn irgendwo entdecken konnte.
...vergeblich.
Mir entfuhr ein leises Seufzen, bevor meine Schultern nach unten sackten.
Heute schien wirklich nicht mein Tag zu sein.
Und es wurde einfach nicht besser....
Genervt von mir selbst und der Welt beschloss ich, dass Alkohol und bedeutungsloser Sex mit wem auch immer, mich retten müssen würden.
Ich ging zuerst zur Bar und begab mich danach wieder zur Tanzfläche.
Tatsächlich dauerte es auch gar nicht lange, bis mich jemand von hinten antanzte.
Dankbar, endlich eine Beschäftigung zu haben, drehte ich mich um und sah den Fremden an.
Er war ziemlich gutaussehend. Sympathisches Lächeln.
Nicht so einnehmend wie Kookies...
...nicht ansatzweise so traumhaft wie das von Tae...
...aber besser als Nichts.
Grinsend ließ ich mich auf ihn ein.
Wir tanzten noch eine Weile, bis wir irgendwann nur noch damit beschäftigt waren, uns anzufassen.
Entsprechend verzogen wir uns dann in eine Ecke des Clubs, um dort rumzumachen.
Es war seltsam...
Obwohl mir gefiel, was passierte....es sich gut anfühlte....und ich mir die größte Mühe gab, mich einfach auf seine Lippen zu konzentrieren...
....wollte mein Herz nicht aufhören zu drücken.
Ich konnte nicht aufhören, an Tae zu denken.
Dass nicht mal das hier mich ausreichend von meinem besten Freund ablenken konnte, war mehr als frustrierend...
Ich sehnte mich nach den Gefühlen des letzten Wochenendes.
Als der Typ mich schließlich kurz alleine ließ, weil er auf Toilette musste, ging ich an die Bar, um mir noch mehr Tequila zu bestellen.
Mein Lieblingsalkohol und eventuell die Lösung für meinen nicht nachgeben wollenden Kopf.
Der Gedanke, mein Gehirn für einen Abend komplett arbeitsunfähig zu machen gefiel mir auf einmal ziemlich gut...
Vielleicht würde wenigstens das helfen.
Oder aber....etwas anderes...
Gerade bekam ich mein Glas in die Hand gedrückt, als plötzlich eine nicht komplett unbekannte Stimme neben meinem Ohr erklang.
"Gibst du mir auch einen aus?~"
Uff...ich schmeiße mit Musikempfehlungen um mich. ^^"
Dazu mal eine Frage (an die von euch, die sich die Empfehlungen anhören):
Macht es für euch die Wirkung von einem Lied irgendwie kaputt, wenn es vorher schon bei einem anderen Kapitel empfohlen wurde? Also wenn es mehr als einmal vorkommt.
Träumt nachher was Schönes~
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