Kapitel 4
Kookie und ich brauchten einen Moment, um zu Atem zu kommen.
Kraftlos ließ der Braunhaarige seinen Kopf wieder auf meine Schulter sinken.
"Wow...", keuchte er.
Ich nickte zustimmend, weil ich noch nicht in der Lage war, zusammenhängende Sätze zu formulieren.
Mein Gehirn versuchte noch zu realisieren, was gerade passiert war.
Wie überwältigend es sich angefühlt hatte...
Wie vertraut...
Von mir selbst irritiert, versuchte ich meine Herzfrequenz unter Kontrolle zu bekommen. Sie ging ziemlich ungleichmäßig.
Kookie schien es ähnlich zu gehen.
Eine Weile lang sagte niemand ein Wort.
Stumm verharrten wir in unserer Position.
Irgendwann richtete Kookie sich auf.
Er schenkte mir ein niedliches Lächeln, bevor er mir andeutete, dass ich ihn jetzt runterlassen konnte.
Vorsichtig zog ich mich aus ihm heraus und tat genau das.
"Kannst du stehen?...", wollte ich besorgt wissen, als ich bemerkte, wie wacklig der Braunhaarige auf den Beinen war.
Kookie nickte. "Geht schon.", sagte er und ließ sich von mir seine Klamotten in die Hand geben.
"Bei dir auch alles okay?", wollte er wissen.
Etwas durcheinander strich ich mir die Haare aus dem Gesicht, bevor ich auch nickte und mich wieder anzog.
Auf einmal war die ganze Intensität von gerade eben verschwunden...
Dieses Gefühl inniger Nähe...
Als wären wir plötzlich zurück in die Realität gefallen.
Uns beiden war wieder bewusst geworden, dass wir uns in der Toilette eines Clubs befanden.
Dass wir uns gerade mal ein paar Stunden kannten.
...und dass es für unsere Bekanntschaft keinen weiteren Grund gegeben hatte, als den, der soeben abgeschlossen worden war.
Ein kleiner Kloß bildete sich in meinem Hals, kaum dass die Information in meinen Kopf gesunken war.
"Also ich denke....ich gehe dann jetzt.", sagte Jungkook, nachdem wir beide uns wieder angezogen hatten und erneut eine Zeit lang Stille geherrscht hatte.
Alarmiert schreckte ich auf.
"Schon?", verließ es meine Lippen, noch bevor ich etwas dagegen tun konnte.
Mein Gegenüber kicherte.
"Es ist nach zwei Uhr morgens.", informierte er mich, während er mir sein Handy mit entsprechender Uhrzeitanzeige unter die Nase hielt.
"Außerdem kann ich mit den Schmerzen jetzt eh nicht mehr tanzen...und Alkohol hatte ich genug.", sagte er und ließ sein Smartphone wieder in seiner Hosentasche verschwinden.
"Tut mir leid...", entschuldigte ich mich etwas betreten, weil mir bewusst wurde, dass ich der Grund dafür war, dass der Abend für ihn zu Ende war.
Kookies Hasenzähne kamen zum Vorschein, als er grinste.
"Es gibt absolut gar nichts, wofür du dich entschuldigen musst~", säuselte er lieb, bevor er sich nach vorn lehnte und mir einen kleinen Kuss auf den Mund drückte.
Anschließend sah er mich an.
Ich blinzelte etwas überrumpelt, lächelte dann aber.
"Okay...", sagte ich.
"Ich bring dich noch mit raus.", schob ich hinterher.
Gerade hatte ich beschlossen, dass ich auch keine Lust mehr hatte, hier zu bleiben.
Kookie nahm mein Angebot an, woraufhin wir gemeinsam die Toilettenkabine verließen.
Wir machten uns beide noch ein wenig an den Waschbecken sauber und begaben uns dann zurück in den Hauptsaal des Clubs.
Ich lief vorweg, um uns einen Weg durch die tanzenden Massen zu bahnen.
Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich spürte, wie Kookie hinter mir nach meiner Hand griff, um nicht den Anschluss zu verlieren.
Draußen angekommen, sahen wir uns wieder einen Moment lang stumm an.
"Also dann...", ergriff Jungkook zuerst das Wort.
"Hat mich gefreut, dich kennenzulernen, Jimin.", sagte er und nickte mir zur Verabschiedung zu.
Meine Augen wurden unwillkürlich etwas größer.
"Ich...kann dich auch noch nach Hause bringen, wenn du schlecht laufen kannst...", bot ich an.
Wieder begann mein Gegenüber zu kichern.
"Du bist echt der süßeste One-Night-Stand, auf der ganzen Welt.", stellte er belustigt fest.
Anschließend schüttelte er lächelnd seinen Kopf.
"Danke für das Angebot, aber musst du nicht. Ich komm schon klar.", sagte er.
"Oh...okay..", das kleine Drücken ignorierend, was seine Worte in meinem Herzen auslösten, nickte ich.
"Dann...mach's gut...", verließ es zögerlich meine Lippen.
"Hat mich auch gefreut, dich kennenzulernen.", fügte ich noch hinzu.
Kookie lächelte.
"Mach's gut, Jimin.", verabschiedete er sich freundlich, bevor er ging.
Ich sah ihm noch eine Weile hinterher, bevor ich mich umdrehte und in die entgegengesetzte Richtung lief.
Irgendwie fühlte ich mich komisch...
...als hätte das gerade anders laufen sollen.
Ich wusste nur nicht welcher Teil.
Der Sex? Oder die Verabschiedung?
Immerhin war ich heute Nacht nur in diesen Club gekommen, um mich abzulenken. Auf der Suche nach einem Partner für eine Nacht.
Kookie hatte wahrscheinlich dasselbe im Kopf gehabt.
Trotzdem hatte es sich kein bisschen so angefühlt.
Im Gegenteil.
Wir hatten so viel gelacht...
Und so gut verstanden....auf so eine selbstverständliche und angenehme Art und Weise...
Es fühlte sich seltsam an, dass dieser Mensch nur für ein paar Stunden in mein Leben getreten und dann sofort wieder verschwunden war.
Doch letztendlich...
...war gerade genau das passiert.
Wir würden uns eventuell kein zweites Mal über den Weg laufen.
Nachdenklich blieb ich stehen und drehte mich um.
Ich schaute zurück zu dem Club.
....nichts.
Kookie war nicht zurückgekommen oder hatte sich umgedreht.
Er war einfach gegangen...
So wie ich auch.
Ein paar Mal blinzelte ich, bevor ich mir die durch die Haare fuhr und weiterlief.
Auf dem ganzen Weg nach Hause bekam ich den braunhaarigen Jungen nicht mehr aus meinem Kopf.
Ich kam nicht damit klar, wie verdammt gut es sich angefühlt hatte...
Die ganze Zeit sah ich seine braunen Kulleraugen vor mir. Sein Grinsen. Seine Hasenzähne.
Der Gedanke, diese nie wieder zu sehen, sorgte für ein kleines Drücken in meiner Magengegend.
Ich war irgendwie....nicht ganz einverstanden mit diesem Gedanken.
Als ich an Taes und meiner Wohnungstür angekommen war, starrte ich für ein paar Minuten vor mich hin und kaute auf meiner Lippe herum.
Es war lange nicht mehr vorgekommen, dass jemand mich so sehr beschäftigt hatte, dass ich aufgehört hatte, über Tae nachzudenken...
Aber irgendwie...hatte Kookie es geschafft.
Leise seufzte ich, bevor ich aufschloss.
Kaum betrat ich unsere Wohnung, strömte mir der vertraute Geruch entgegen.
Ein Gefühl der Geborgenheit machte sich in mir breit.
Diese Wohnung war sowas wie Taes und mein kleines Universum. Der eine Ort, an dem wir immer zusammen waren.
Ich liebte das...
Sobald ich hier war, fühlte ich mich immer gleich viel ruhiger. Viel besser...
Ich atmete tief durch, bevor ich in mein Zimmer lief, mir frische Klamotten holte und nochmal duschen ging.
Anschließend legte ich mich in mein Bett und starrte die Decke an.
Irgendwie kam es mir vor, als wäre alles, was ich in den letzten Stunden empfunden hatte, gemeinsam mit dem Schweiß und den Gerüchen, die durch den Clubbesuch an mir geklebt hatten, von dem Duschwasser hinweggespült worden.
Zurückgeblieben war nur ein kleines Gefühl innerer Leere...
Eine Lücke, die binnen Sekunden wieder gefüllt werden würde.
Das Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich aus meinen Gedanken schrecken.
"Jep!", rief ich.
"Heey~", erklang die mir wohl vertrauteste Stimme der Welt.
Kaum hatte ich den blonden Haarschopf meines besten Freundes erblickt, zuckten meine Mundwinkel nach oben.
Ohne eine Aufforderung dafür zu brauchen, kam Tae rein und kletterte zu mir aufs Bett.
"Wie war die Party?", wollte er wissen, während er näher an mich heran rückte.
Ich nahm die Einladung zum Kuscheln instinktiv an und rutschte ein wenig nach unten, um mein Gesicht in Taes Brust vergraben zu können.
Binnen Sekunden erfüllte mich ein Gefühl purer Sicherheit und Geborgenheit.
Als wäre das hier der eine Ort auf der Welt, an den ich gehörte.
An Taes Seite.
"Ganz gut.", antwortete ich nur, woraufhin mein bester Freund zu lachen begann.
"Wahnsinn, Jiminie. Als wäre ich dabei gewesen.", scherzte er.
Auch ich kicherte ein wenig.
"Hast du auch ohne mich Spaß haben können?", wollte der Blonde weiter wissen.
Wie vom Blitz getroffen zuckte ich zusammen, weil ich den Braunhaarigen Jungen aus dem Club bereits vollkommen vergessen hatte, kaum dass Tae hier aufgetaucht war.
Plötzlich erschien sein Name wieder in meinem Kopf.
Kookie...
Der Kloß kehrte zurück in meinen Hals.
"Kann man so sagen...", murmelte ich nur und drückte mein Gesicht noch mehr in Taes Oberteil, in der Hoffnung, dass er nicht weiter nachfragen würde.
Ich verstand selbst nicht ganz wieso.
Normalerweise hatte ich kein großes Problem damit, Tae von eventuellen Bekanntschaften zu berichten.
Es tat mir etwas weh, wie locker er die Informationen immer aufnahm....
...aber sonst...
Gerade war es anders.
Jede Faser meines Körpers sträubte sich dagegen irgendwas von Kookie zu erzählen.
Ich wollte nur weg von diesem Thema...
"Wieso bist du eigentlich noch wach?", fragte ich deshalb.
Es war fast vier. Keine gute Schlafenszeit, wenn man eine Hausarbeit schreiben musste.
Mein bester Freund zuckte mit den Schultern.
"Hab bis eins gearbeitet...", erklärte er, während er seinen Arm um mich legte und mich so nah wie möglich an sich zog. Zwischen uns hätte kein Blatt mehr gepasst.
"...dann hab ich netflix geguckt...", redete er weiter.
"....und irgendwie hab ich danach nicht schlafen können, weil ich wusste, dass du noch nicht nach Hause gekommen bist...", murmelte er. Sein Gesicht vergrub er in meinen Haaren.
Während er gesprochen hatte, hatte so viel Wärme in seiner Stimme gelegen, dass es mein Herz fast zum Explodieren gebracht hätte.
Wild hämmerte es gegen meine Brust.
"Hast du dir Sorgen gemacht?~", fragte ich verspielt, mit einem extrem breiten Grinsen auf den Lippen.
Tae grummelte leise.
"..Nein...", gab er scheinheilig von sich, woraufhin ich zu kichern begann.
Ich spürte, wie mein bester Freund lächelte.
"Ich mag es nur nicht, wenn du nicht da bist...", flüsterte er mit einem kleinlauten Unterton.
Meine Augen wurden riesengroß, bevor meine Mundwinkel sich unendlich weit nach oben zogen.
Tae war so süß...
"Geht mir bei dir auch so, TaeTae...", sanft legte ich meine Handfläche auf seine Brust und strich ein wenig darüber, bevor ich meine Augen schloss und ruhig ausatmete.
Taes Nähe war auf eine so magische Art und Weise heilend...
Kaum waren wir zusammen, waren alle Sorgen vergessen. Die Außenwelt verschwand einfach.
Dann gab es nur noch uns.
Ich bekam nie genug von diesem Gefühl.
Tae schien es ähnlich zu gehen.
Seine Muskeln entspannten sich immer mehr, je länger wir zusammen in meinem Bett lagen.
"Jiminie...", wisperte er mit heiserer Stimme.
"Träum was Schönes...", er drückte einen kleinen Kuss auf meinen Haarschopf, als er zu bemerken schien, dass ich kurz vorm Einschlafen war.
Ich nickte ein wenig.
"Du auch, TaeTe...", murmelte ich.
Als ich schließlich spürte, wie mein Körper immer schwerer wurde, war der heutige Abend mit all seinen Ereignissen bereits vollständig aus meinem Kopf verschwunden.
Alles woran ich denken konnte, war der blonde Junge, in dessen Armen ich gerade lag.
Ich liebe dich...
Seriously, ich bin so happy, diese FF hochgeladen zu haben.
Als ich es gemacht hab, dachte ich, dass ich mich am nächsten Tag bestimmt dafür hassen werde. Hab ich auch ein kleines bisschen. xD
Aber es ist actually ziemlich befreiend. ^-^
Hab sogar schon das eine oder andere weitere Kapitel fertig bekommen. x3
Träumt nachher was schönes ^-^
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