*Die Eichung der Zauberstäbe*
Zur Erinnerung: Die mit Sternen markierten Kapitel sind nicht relevant für die Storyline.
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Dieses Kapitel habe ich aus Fleur Delacour's Sicht geschrieben, ich wollte ein bisschen Abwechslung und es wurde darum gebeten. :)
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Mon Dieu! Ein kalter Luftzug ist durch das offene Fenster gedrungen und versetzt mir einen frostigen Schauer. Ich wickele mich möglichst fest in die Bettdecke, eile zu dem Fenster und schließe es mit einem unwirschen Knall.
C'est nul! Hogwarts ist nichts im Vergleich zu Beauxbatons, rien de tout! Es ist kalt und irgendwie primitiv. Zwar sind die Schüler nicht gänzlich ungehobelt, jedenfalls im Vergleich zu der Delegation aus Durmstrang. Doch wo ist ihr Stolz? Ihre Eleganz? Sie bemühen sich nicht im geringsten, ihre Schule anständig zu repräsentieren. Naserümpfend sehe ich aus dem Fester. Wie sie herumstreunen. Kleine, lachende Grüppchen von Schülern auf dem Gelände, die ungebügelten Hemden hängen aus ihren Hosen, die Krawatten baumeln locker um ihre Hälse. Ich lache abfällig, als ich ein Mädchen mit sehr buschigen braunen Haaren und unzähligen Büchern im Arm auf das Schloss zuhetzen sehe. Hat sie noch nie etwas von magischen Haarpflegeprodukten gehört? Das ist erbärmlich.
Nein, in Beauxbatons würde es das nicht geben! Man läuft in einer geordneten Reihe, paarweise. Unsere seidenen Umhänge sind natürlich tadellos. Und keiner von uns würde sich mit lächerlichen Scherzen aufhalten! Wehmütig denke ich an den milden Herbst in Frankreich, die akkurat angelegten Gärten und das wunderschöne, schneeweiße Schloss. Und Hogwarts wirkt dagegen wie... wie... Comme une plaisanterie de mauvaise goût!
Erhobenen Hauptes wende in mich von diesem Trauerspiel ab und setze mich an den gedeckten Frühstückstisch. Natürlich habe ich, als Champion, ein eigenes Zimmer und genieße gewisse Vorzüge. Es gleicht einem romantischen Barock-Traum: Ein riesiges Himmelbett, der gigantische Kronenleuchter, die prunkvolle Einrichtung. Ich trinke einen Schluck Champagner und genieße den Augenblick. Um zwölf findet ein Fototermin in Verbindung mit der Eichung der Zauberstäbe statt. Bereitwillig hat Madame Maxime mir den Tag freigegeben, damit ich mich für den Termin herrichten und meine Ernennung zum Champion genießen kann.
Das anliegende Bad verfügt über eine imposante Badewanne, die sich schnell mit heißen Wasser füllt. Ich gleite elegant hinein und spüre, dass meine eiskalten Füße sich wieder langsam erwärmen. Es ist einfach viel zu kalt hier! Nach einer gefühlten Ewigkeit verlasse ich die Wanne und wende mich meinem Spiegelbild zu. Meine Haut ist makellos und mein langes Haar gleicht einem silbernen Schleier- Eigentlich brauche ich keinerlei Schminke, doch es kann ja nicht schaden. Mit dezentem, blauen Lidschatten betone ich meine hellen Augen, trage Mascara auf und entscheide mich für einen Lippenstift in rosé. Noch etwas Parfum... Époustouflant. Die hellblaue, seidene Uniform schmiegt sich eng an meinen Körper und betont jeden Vorzug. Nicht, dass ich Problemstellen hätte...
Wenige Sekunden später öffnet sich die Tür und Madam Maxime tritt ein. „Bonjour, chérie!" trällert die Schulleiterin. „Hat mein Champion gut geschlafen?"
"Bestens, Madame." erwidere ich höflich und mache einen kleinen Knicks.
"On y va!" lächelt sie und legt mir schützend den Arm auf die Schulter.
Der Schlafsaal für den Champion, also mich, liegt im oberen Stockwerk, gegenüber von dem der Schulleiterin. Eine geschwungene Mamortreppe führt ins Erdgeschoss, wo die übrigen Schlafsäle liegen. Sie sind bei weitem nicht so vornehm und kein Schüler außer mir hat ein eigenes Zimmer. Die meisten meiner Mitschüler sind natürlich im Unterricht, doch einige halten sich in der Halle auf und applaudieren, als ich mit Madame Maxime die Treppe hinabschreite. Ich werfe ihnen Kusshände zu und genieße die bewundernden, als auch neidischen Blicke. Tja, entweder man liebt mich, oder man hasst mich. Ich habe gelernt das zu akzeptieren. Auf jeden Fall bekomme ich immer Aufmerksamkeit.
Die Blicke der Hogwarts-Schüler, die an mir kleben und reihenweise für mich schwärmen, verfolgen mich noch bis zu dem Klassenzimmer, in dem der Fototermin stattfindet. Hier sollen die Aufnahmen gemacht werden? Wie geschmacklos!
Außer mir und Madam Maxime haben sich lediglich Monsieur Bagman, Viktor Krum und Monsieur Karkaroff eingefunden. Auch ein alter, debil wirkender Mann steht bereits in einer Ecke des Raumes und wirkt apathisch- Möglicherweise Monsieur Ollivander? Viktor Krum starrt währenddessen missmutig vor sich hin und würdigt mich keines Blickes- Nicht, dass mich das stören würde... Aber es ist wirklich seltsam. Natürlich hätte er keine Chance bei mir. Er ist viel zu ungehobelt. Doch der andere Champion... Cedric... Er gefällt mir sehr. Ich stelle mich in Position, damit ich ihn in ein Gespräch verwickeln kann, sobald er den Raum betritt.
Tatsächlich muss ich nicht sehr lange warten. Cedric ist außergewöhnlich groß, gutaussehend und hat etwas sehr anziehendes. Freundlich begrüßt er jeden Anwesenden.
"Cedric, nischt wahr?" sage ich mit schnurrender Stimme. "Nun, wie schläft es sisch als Champion?"
"Oh, ähm gut, nehme ich an." erwidert dieser etwas überrascht. Mignon! Wahrscheinlich mache ich ihn nervös. Theatralisch werfe ich mein langes Haar zurück.
Cedric lächelt freundlich. "Wie gefällt dir Hogwarts?"
"Oh 'Ogwarts! C'est magnifique!" lüge ich.
In dieser Sekunde betritt eine Frau mit einer aufwändigen und sehr künstlich wirkenden, platinblonden Lockenfrisur den Raum. Sie lächelt aufgesetzt, die Lippen knallrot, und mustert uns scharf durch ihre juwelenbesetzte Brille. Sie sieht absolut desaströs aus. Das grenzt an ein modisches Verbrechen! Hat denn niemand hier eine Ahnung wie man sich kleidet? Doch statt sich vorzustellen flüstert sie mit ihrem dickbäuchigen Fotografen und sieht immer wieder gespannt zur Tür. Anscheinend ist Harry Potter derjenige, auf den sie gewartet hat, denn sobald er den Raum betritt, nimmt sie sich unserer an.
"Hallo! Ich bin Rita Kimmkorn, ich schreibe für den Tagespropheten, aber das wisst ihr wahrscheinlich bereits!" Sie lacht schrill und reicht nacheinander jedem Champion die Hand. Etwas energisch, denn meine Finger zerdrückt sie zu Brei. Ihre Augen kleben die ganze Zeit über an dem Jüngsten.
"Wäre es vielleicht möglich, dass ich rasch ein Wort mit Harry wechsele, bevor wir anfangen?" fragt sie Monsieur Bagman und mustert Harry dabei wie einen fetten Leckerbissen. Dieser scheint sich plötzlich sehr unwohl in seiner Haut zu fühlen.
Doch Monsieur Bagman hat anscheinend keinerlei Einwände, und so bugsiert Rita Kimmkorn ihn resolut aus dem Raum. Verwirrt sehe ich mich um, und der dicke Fotograf grinst mich lüstern an. Dégueulasse. Ich würdige ihn keines Blickes und wende mich erneut Cedric zu. Keine Frage, er gefällt mir. Er sieht eindeutig besser aus als alle Anderen und ist dazu sehr freundlich. Wir unterhalten uns über meine Herkunftsschule, das Turnier, Quidditch... Doch aus irgendeinem Grund scheinen meine Bemühungen nicht wirklich zu fruchten. Ich ziehe alle Register: Augenaufschlag, die Haare in den Nacken werfen, zufällige Berührungen... Normalerweise würden mir die Männer jetzt bereits zu Füßen liegen! Es ist wirklich sehr frustrierend.
Als die Ankunft der übrigen Preisrichter unsere Unterhaltung stört, wende ich mich genervt Rita Kimmkorn zu. Diese und Harry wurden von Monsieur Dumbledore erneut zu der Gruppe geleitet. Offensichtlich passt Monsieur Dumbledore die Anwesenheit von Rita Kimmkorn nicht, er wirkt verärgert - Die Reporterin hingegen scheint höchst zufrieden.
Monsieur Dumbledore scheint sich nun wieder gefasst zu haben und lächelt alle Champions freundlich an. "Darf ich Ihnen Mr Ollivander vorstellen? Er wird Ihre Zauberstäbe prüfen, um sicherzustellen, dass sie vor dem Turnier in gutem Zustand sind."
Der alte Zauberer in der Ecke des Zimmers, der zottelige graue Haare und wässrige blaue Augen hat, erwacht aus seinen Tagträumen und wendet sich den Champions zu, als wäre er sich grade erst über unsere Anwesenheit bewusst geworden.
"Mademoiselle Delacour, dürfen wie Sie als Erste nach vorne bitten?" fordert mich der Zauberstabmacher freundlich auf. Elegant schreite ich nach vorne, nicht ohne Cedric meine wohlgeformte Rückseite zu präsentieren.
Ich überreiche Monsieur Ollivander meinen Zauberstab und warte gespannt. Er streicht mit seinen langen, schmalen Fingern über das Holz, hält ihn dicht vor seine Augen und schwingt ihn anschließend durch die Luft. Rosa Funken dringen aus der Spitze hervor.
"Hmmm." murmelt der alte Mann nachdenklich. "Neuneinhalb Zoll, unbiegsam... Rosenholz. Und im Kern... Ach du meine Güte!"
Tatsächlich ist mein Stab außergewöhnlich. So wie ich es bin. "Ein 'aar einer Veela. Eine meiner Großmütter." bestätige ich seine Vermutung.
"Nun, Veela Haar ergibt einen sehr... eigenwilligen Zauberstab. Ich persönlich habe sie deshalb noch nie verwendet. Aber wenn er zu Ihnen passt..." Mais oui, das tut er allerdings! Mein Zauberstab ist mein Ein und Alles.
Monsieur Ollivander lächelt höflich. "Sehr schön, sehr schön, völlig für Sie geeignet!" Er beschwört einen Strauß Rosen hervor und überreicht mir meinen Stab mitsamt den Blumen. Ich knickse höflich, kehre zu meinem Platz zurück und schenke Cedric im Vorbeigehen ein strahlendes Lächeln.
"Mr. Diggory, Sie als Nächster." verlangt Monsieur Ollivander.
Cedric schlendert nach vorne und reicht nun selbst seinen Zauberstab an Monsieur Ollivander weiter.
"Ach, das ist ein Zauberstab der von mir selbst gefertigt wurde, nicht wahr?" Mir entgeht nicht, dass der Zauberstabmacher nun um einiges begeisterter klingt. "Ich erinnere mich noch sehr gut daran. Er enthält ein einziges Schwanzhaar eines besonders gut gewachsenen Einhorns... Es muss an die siebzehn Handbreit gewesen sein! Hätte mich fast aufgespießt, als ich am seinem Schweif zupfte! Zwölfeinviertel Zoll. Esche... Und federt ganz hübsch!"
In meinen Gedanken krame ich nach Wissen über 'Einführung in die Zauberstabkunde', einen Kurs, den ich letztes Jahr belegt habe. Esche... „Der ideale Besitzer mag stur sein und gewiss mutig, aber nie grob oder arrogant."
Monsieur Ollivander reißt mich aus meinen Gedanken. "Außerdem ist er in bestem Zustand! Ich nehme an, du pflegst ihn regelmäßig?"
Cedric grinst. "Habe ihn noch gestern Abend poliert."
Neben mir höre ich auf einmal ein leises Zischen. Harry Potter versucht seinen - mit Fingerabdrücken verschmierten - Zauberstab unauffällig an seinem Umhang zu putzen. Ich werfe ihm einen sehr mitleidigen Blick zu. Das ist so... Pitoyable. Er ist eben nur ein kleiner Junge. Wie sollte er diesem Turnier gewachsen sein?
Nun schlurft Viktor Krum nach vorne und wirkt ablehnend wie eh und je. Sein Zauberstab schient ziemlich grob aus, etwas knorrig und schief.
"Das ist doch ein Zauberstab von Gregorowitsch, wenn ich mich nicht irre? Ein guter Zauberstabmacher. Obwohl mir die Gestaltung manchmal... Nun ja. Weißbuche und Drachenherzfaser? Etwas dicker als gewöhnlich... Und relativ steif. Zehneinviertel Zoll. Sehr gut!"
Nach Viktor Krum wird der kleine Harry Potter nach vorne gebeten. Der Zauberstabmacher scheint hellauf begeistert.
"Ja, ja, ja. Wie gut ich mich noch erinnere!" Anstatt den Aufbau des Zauberstabes auszuführen, betrachtet Monsieur Ollivander den Zauberstab lediglich sehr lange und genau. Schließlich bricht er die Stille.
"Tadelloser Zustand! Bitte sehr, Mr. Potter." Damit überreicht er ihm seinen Stab.
Anschließend folgt eine sehr ausgiebige Fotosession. Während Madame Maxime sich auf einen Stuhl setzen muss, um ins Bild zu passen, versucht Viktor Krum der Kamera auszuweichen, indem er sich in den Hintergrund verdrückt. Rita Kimmkorn zerrt jedes Mal Harry Potter in den Vordergrund, der dickbäuchige Fotograf scheint von mir kaum genug bekommen zu können. Es soll mir recht sein, so bin ich wenigstens gut sichtbar. Zum Schluss folgen Einzelaufnahmen, doch ich scheine die Einzige zu sein, die daran Spaß hat.
Als wir schließlich entlassen werden, versuche ich erneut mit Cedric Kontakt aufzunehmen, doch dieser ist bereits in ein Gespräch mit Harry Potter vertieft, und gemeinsam verlassen sie den Raum. Ich seufze resigniert. Auf dem Weg zu der Beauxbatons-Kutsche fällt mir plötzlich auf, dass Rita Kimmkorn lediglich ein Interview mit dem jungen Potter geführt hat.
Was soll das bedeuten?
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