6.Kapitel
Wow, gleich werde ich meinen Vater treffen.
Von diesem Moment hatte ich so lange geträumt und endlich hielt ich in meiner Hand die Adresse von meinem Papá.
Als ich auf der Schwelle stand klopfte mein Herz bis zum Hals und meine Hände wurden schwitzig.
Was wäre wenn er mich zurückweisen oder ganz anders sein würde als ich erwartete?
Ich hatte ihn zwar schon unzählige Male auf Fotos in den verstaubten Alben meiner Mutter gesehen,aber wenn er so in Fleisch und Blut vor mir stehen würde, wäre es sicher etwas komplett anderes.
Ich nahm all meinen Mut zusammen und klingelte. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete eine Frau die Tür. Sie war schlank, blondhaarig , Mitte 30.und lächelte mich an. Das musste Matteos Stiefmutter sein. Die Neue Frau meines Vaters.
"Hi! Du musst Federico sein , Matteos Zwillingsbruder! Ich habe schon geahnt dass er so etwas abziehen wird. Fühl dich wie Zuhause. Ich bin Ally"
Wie hat Matteo es wohl aufgenommen , dass sie nicht seine Mutter war?
Ally hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah ziemlich verheult aus , woraus ich schließen konnte ,dass Matteo wohl in Streit aus dem Haus gegangen war.
Ich war schon mal froh, dass seine Stiefmutter mich gut aufnimmt. Sie schien kein Problem damit zu haben, dass ich jetzt hier war.
Ich musste fast grinsen, konnte es mir aber noch gerade so verdrücken. Matteo war also schon für seine Streiche bekannt.
Jedoch wurde mir bald wieder bewusst was jetzt folgen würde. Ich schluckte hart und fragte: "Kann ich.."
"Oh... entschuldige! Du.. suchst bestimmt deinen Papá, er ist im Wohnzimmer."nahm sie mir die Worte aus dem Mund und deutete in den rechten Flur.
Ich wollte gerade gehen als sie mich noch mal aufhielt.
" Ach, Federico? Wie geht's Matteo?"fragte sie, die Augen voller Sorge. Man konnte auch Reue darin lesen.
Mein Blick wurde etwas sanfter und ich versuchte sie zu beruhigen: " Gut , er wirkt nur.."
Sie seufzte: "Aufgebracht?"
" Ja."musste ich zugeben. Genau so konnte man das beschreiben.
"Weißt du ... Matteo und ich sind heute in Streit auseinandergegangen. Ich mache mir große Sorgen um ihn,denn irgendwie.. ist er ja auch mein Sohn."erklärte sie und mir wurde klar, dass sie Matteo wirklich liebte, obwohl die beiden nicht verwandt waren.
Ich lächelte bsie aufmunternd an: "Das wird schon wieder.
Matteo ist jetzt verwirrt und wütend aber er wird sich wieder beruhigen."
Danach ließ ich mir von Ally den Weg ins Wohnzimmer zeigen und sie ließ mich mit meinem Vater allein.
Mein Vater.
Er hatte die gleichen Augen und die gleichen braunen Haare wie Matteo und ich.
Am Anfang starrte er mich wie entgeistert an. Doch dann stand er auf und umarmte mich.
"Mein Sohn. Es...es tut mir so leid , dass ich so früh schon... verstehst du ich...ich brauchte einfach etwas neues ,Freiraum.."stammelte er überrumpelt.
Ich konnte jetzt nicht sagen, dass es nicht schlimm war, weil das nunmal einfach nicht so leicht verziehen werden konnte. Mein Vater hatte uns allein gelassen ohne ein Wort zu sagen und noch schlimmer, hatte er mich von meinem Bruder getrennt.
"Hm...man kann es jetzt nicht mehr rückgängig machen."sagte ich nur um ihn zu beruhigen.
"Ich habe dich und deine Mutter nie vergessen."
Seufzend sah ich ihn an: "Warum hast du uns dann nie besucht? Das letzte Mal, dass ich etwas von dir gehört hab, liegt so weit zurück, dass ich mich nicht einmal erinnern kann."
Er kratzzte sich am Nacken und erklärte: "Weißt du Federico , ich bin Diplomat und bin mit Matteo in letzter Zeit ständig umgezogen. Ich hatte einfach so viel um die Ohren mit meinem Job und allem...."
Gegen Ende hin stotterte er immer mehr und wurde verlegener.
Ernsthaft? Da reicht doch wohl die Zeit um seinem Sohn schnell eine Karte zu schicken oder wenigstens mal anzurufen.
Doch diese Gedanken behielt ich lieber für mich.
"Federico als ich dich das letzte mal gesehen gab warst du nicht mal 1 Jahr alt und jetzt..."
Tja ist ja auch ziemlich viel Zeit vergangen, hätte ich jetzt am liebsten gesagt.
"Federico, erzähl mit doch etwas über dich, deine Mutter. Lebt ihr noch in Italien? Oder macht ihr gerade Urlaub in Buenos Aires? Oh...entschuldige, du bist sicher erschöpft, geh doch schon mal in Matteos Zimmer, nach oben zweite Tür von links, und entspann dich ein bisschen."schlug er vor.
Ich machte mich also auf den Weg nach oben.
Matteos Zimmer war echt cool. Modern eingerichtet und man konnte vom Fenster direkt auf den belebten Stadtteil von Buenos Aires blicken.
Ich chillte mich erst mal auf sein großes Bett und sah mir seine Kontakte und Chats an.
Ambar erinnerte mich sehr an Ludmila, allerdings schien die Beziehung zwischen ihr und Matteo eher unglücklich zu sein.
Ehrlich gesagt, schrieben sie fast nur übers Training für diesen Wettbewerb.
Meine Güte, hoffentlich werde ich morgen nicht skaten müssen.
Ich war einmal im Leben als Kind skaten und das war... schmerzhaft. Ich bin um die hundert mal hingefallen.
Matteo und ich haben ganz offensichtlich nicht denselben Geschmack bei Mädchen.
Es ist total offensichtlich das er auf diese Luna steht, und die hat einen ganz anderen Style als meine Ludmila.
Braune lockige Haare ein hippie-artiger Look, und sie ähnelte Camila.
Sein bester Freund Gaston wirkt ganz cool, er und Nina waren bestimmt ein nettes Paar.
Man bin ich schon gespannt wie es im Jam&Roller aussieht, und wie die Leute dort sind. Hoffentlich ist es ein bisschen so wie das Studio.
Ally unterbrach meine Gedanken indem sie mich zum Abendessen rief.
Sie hatten Takkos liefern lassen.
Am Tisch herrschte ein unangenehmes Schweigen.
"Ehm... nun ja... Federico? Wohnst du eigentlich hier?"setzte mein Vater an.
Ich antwortete: " Ja, ich habe hier Musik studiert, im Studio on Beat, und danach hab ich ein Jahr Konzerte in Italien gegeben und jetzt bin ich wieder hier."
"Du bist Sänger"erwiderte Ally überrascht, "Matteo singt auch, aber eher so hobbymäßig."
Ich nickte: "Ja. Stimmt, das hat er mal erzählt. "
"Wow! Dann liegt Gesangstalent wohl in der Familie. Läuft deine Karriere damit denn gut?"wollte er wissen.
"Ja, ziemlich. Im Moment läuft es ganz gut, wieso?"
"Ach ich.... wollte das einfach wissen, weil nun ja... du bist mein Sohn, verstehst du?"
Eine richtige Erklärung war das zwar nicht aber gut.
"Mhm..Verstehe..."
Mein Vater war sicherlich ganz nett,wenn auch komisch.
Es war merkwürdig aber irgendwie auch schön einen Vater zu haben.
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