14.Kapitel
~Ludmilas Sicht ~
Ein Schrei ließ mich hochschrecken. Ich hatte den Kopf in meine Hände gelegt und weinte immer noch.
Aus Wut und Schmerz.
Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und neigte meinen Kopf nach oben um zu sehen wer mich aus meinem Leiden gerissen hatte.
Violetta stand im Türrahmen und sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Entsetzen an.
"Ludmila! Warum weinst du?"rief sie.
"Geh raus, du darfst mich so nicht sehen!"
Ich sah bestimmt schrecklich aus. Verquollene Augen und verlaufenes Make up.
" Was ist passiert?"fragte sie in einem sanfteren Ton.
"Es ist nichts. Geh raus."
" Ich kenn dich doch. Irgendetwas muss doch passiert sein. Du weinst nicht ohne Grund, Ludmila. Hast du dich mit Fede gestritten?"
Ich seufzte. Jetzt musste ich es ihr wohl erzählen.
Dass mein Freund mich betrogen hat, weil er mich nicht mehr liebt.
"Er hat eine andere geküsst..."
Verblüfft erwiderte sie: "Was!? Wann und wen? So wie ich ihn kenne würde er sowas doch nie tun. Er ist doch ganz verrückt nach dir. Wann und wen hat er geküsst?"
Mit schwerem Herzen erklärte ich:
" Es war in dem Park von dem du mir erzählt hast. Ich war ein bisschen spazieren, hab dabei an einem neuen Song gearbeitet und auf einmal sah ich ihn wie er eine Knutscherei mit so einer blonden Tusse hatte. Ich schwöre dir, die beiden haben sich fast verschluckt."
"Was hat Fede denn gesagt? Wie ich dich kenne, hast du ihn ja sicherlich zur Rede gestellt. Vielleicht war es ja nur ein Missverständnis und er wollte sie gar nicht küssen."
"Was er gesagt hat?", lachte ich traurig auf, "Dieser Idiot hat mir ins Gesicht gelogen. Irgendwas von geheimen Zwillingen hat er gestammelt. Und diese Tusse hat irgendwas davon gesagt er sei ihr Freund. Ich fühl mich so betrogen. Ludmila Ferro wird nicht betrogen. Wie tief bin ich gesunken?"
"Hey , das wird schon wieder. Ich bin mir sicher dass ihr das durchstehst. Ich bin immer für dich da, du bist nicht allein."
Vilu kam zu mir und hielt mir ihre Hand hin.
Zögerlich nahm ich sie und stand auf. Ich kam näher und lief in ihre Arme.
Ich atmete Violettas Duft ein, sie roch nach Rosen.
Es tat gut eine Freundin da zu haben. Sie strich mir mit ihren Fingern beruhigend über den Rücken. Fede hatte das auch immer gemacht.
"Soll ich heute mal mit ihm reden , wenn er heute wiederkommt?"schlug sie vor.
"Ach dieser Idiot braucht sich hier nicht mehr blicken zu lassen. Ist schon scheiße Liebeskummer zu haben wenn sein Zimmer direkt gegenüber von deinem ist. Meinetwegen kannst du gern mit ihm reden, er wird dir bestimmt nur die gleiche Lügengeschichte auftischen wie er mir."
Vilu löste sich langsam von mir und sah mich an.
"Hey... tut mir leid aber ich kann einfach nicht wirklich glauben , dass Fede sowas getan hat."meinte sie und legte eine Hand auf meine Schulter.
"Wem glaubst du ihm oder mir? Nimm ihn doch nicht in Schutz!"rief ich.
" Nein das mache ich nicht. Ich.bin nur sehr verwirrt."
Sie sah mich verlegen an und steckte sich eine Strähne hinters Ohr.
"Soll ich hier bleiben, oder willst du lieber alleine sein?"
"Das ist wirklich nicht deine Schuld , aber ich wäre jetzt gerne allein um über alles nachzudenken."antwortete ich.
Sie umarmte mich noch mal und verließ dann mein Zimmer. Jetzt war ich allein und mir kamen schon wieder die Tränen.
Normalerweise war ich nicht so sensibel.
Aber ich hatte ja auch noch nie gesehen wie mein Fede eine andere geküsst hat.
Als wir in Barcelona waren ist er auf der Stelle her geflogen, weil er mich nicht verlieren wollte.
Das war so lieb von ihm.
Ich kannte keinen anderen, der so was für mich machen würden.
Na toll, jetzt weinte ich schon wieder. Es gab zwei Möglichkeiten.
Entweder ich versank in Liebeskummer, oder ich lenkte mich ab.
Ich entschied mich für letzteres, nahm mir eine Decke und legte mich in mein Bett.
Nach einigem Suchen fand ich die Fernbedienung. Vielleicht würde das ja helfen.
Auf dem Bildschirm sah ich die Reporterin eines Klatschmagazins, die irgendetwas über Beyonce erzählte .
Sie wechselte das Thema und ich hatte das Gefühl , dass mir das Blut in den Adern gefror.
"Und jetzt gehen wir gleich weiter zu den aufstrebenden Künstlern dieser Welt.
Ich bin mir sicher ihr alle kennt den" Rescata mi Corazon " - Interpreten Federico Paccini, der dieses hinreißende Lied für seine Freundin und ebenfalls Sängerin Ludmila Ferro geschrieben hat.
Normalerweise sind die beiden dafür bekannt eine enge und vertrauensvolle Beziehung zu führen. Doch ein sehr fragwürdiges Video wirft plötzlich einen Schatten auf die Beziehung der beiden Stars. "
Ein Video wurde eingeblendet. Ich sah wie Federico diese blonde Betrügern küsst und im nächsten Moment konnte ich auf Video sehen ä, wie ich dazwischenging.
Wer zum Teufel hatte das online gestellt? Warum ist jetzt schon in den Medien, wie ich mich lächerlich machte und er mich betrügte?
Fassungslos starrte ich den Fernseher an.
"Da fragt man sich doch, ob Federico seine Ludmila betrügt, und wer wohl seine neue Flamme ist. Wie schade, ich finde die beiden waren so ein süßes Paar. Na ja, man kann ja immer auf ein Comeback hoffen."
Ich hatte genug gehört.
Fassungsvoll schaltete ich aus und warf die Fernbedienung von mir.
Wer hatte das aufgenommen?
Okay, dann musste ich wohl doch Möglichkeit eins verfolgen.
Ich packte mir meine Decke und legte mich ins Bett.
Mir war schon wieder zum Heulen zumute, doch irgendwie ging es nicht mehr.
Ich weiß nicht, vielleicht war einfach keine Tränenflüssigkeit mehr übrig. Oder mein Verstand sagte mir, dass ich mich nicht wie eine Versagerin aufführen sollte.
Mein Mund fühlte sich an wie Sandpapier, meine Augen brannten und meine Lippen waren trocken und aufgerissen.
Hatte ich wirklich so viel geweint?
Es war noch ziemlich früh und ich konnte nicht schlafen, wollte aber auch nicht mehr wachbleiben.
Mein Blick wanderte vom Fenster zu den Fotos auf meinem Regal.
Ich erhaschte einen Blick auf eins von mir und meinen Freunden vom Studio, eine ganze Reihe von Selfies mit Naty und einige Fotos mit Violetta.
Beim Gedanken an meine Freunde musste ich lächeln. Sie bauten mich immer auf,wenn ich traurig war , ganz gleich, was ich ihnen in der Vergangenheit angetan hatte.
Mein Blick schweifte weiter zu den Fotos mit Fede.
Mein Magen zog sich zusammen als ich an ihn dachte
Da war ein Foto von seiner Ankunft, nachdem er sich entschlossen hatte nach seiner Tour in Europa wieder nach Buenos Aires zu gehen.
Auch wenn ich es nicht wollte, musste ich schon wieder lächeln, als ich an diesen Tag dachte.
Violetta, Leon, German und ich hatten Fede vom Flughafen abgeholt und ich war so aufgeregt an diesem Tag. Als wir uns durch die Menschenmenge dort gerangelt hatten, hatte ich wie verrückt Ausschau nach Federico gehalten.
Dann hatte ich ihn gesehen und es war wie wenn alles verschwamm und nur ein Punkt klar zu erkennen war.
Ich hatte Vilu und Leon einfach stehen gelassen und war in einer filmreifen Begrüßung auf ihn zugerannt.
Das Foto entstand als German uns einige Momente später vorm Flughafen fotographierte.
Violetta, León, Federico und ich sahen lächelnd ich die Kamera.
Ich hatte meine Arme um Federico geschlungen und sah wunschlos glücklich aus.
So ziemlich alles in diesem Raum erinnerte mich ab Fede, da war es fast unmöglich nicht raurig zu sein.
Sogar mein Bett erinnert mich an die vielen Nächte die ich hier an Federico gekuschelt vor dem Fernseher verbracht hatte.
Ein Hauch seines After Shaves, das ich so liebte war noch zu riechen.
Ich atmete tief ein, bevor selbst der letzte Hauch verblassen würde und nicht mehr zu riechen war.
~Matteos Sicht~
Als ich beim Roller ankam, spürte ich ein merkwürdiges Kribbeln im Bauch. Ich würde Luna jetzt meinen Song vorsingen.
Gestern hatte ich noch hier und da mit Fede ein bisschen was an der Melodie abgearbeitet, um sicherzustellen, dass es perfekt klang.
Ich hatte heute lange dafür gebraucht mein Outfit herzurichten, da ich wollte, dass für diesen Moment alles perfekt war.
Als ich das Roller betrat kam sofort Ambar auf mich zu.
Sie griff mich am Handgelenk und zog mich zu einer Sitzecke, etwas am Rand, wo man uns nicht belauschen konnte.
Wahrscheinlich wollte sie über den Vorfall mit Federico und Ludmila reden.
"Ähm.... Hey Ambar."antwortete ich verlegen.
"Raus mit der Sprache! Wer ist diese blonde, die behauptet deine Freundin zu sein?"fing sie direkt an.
"Ambar , das ist ne wirklich lange Geschichte. Sie ist eigentlich nicht meine Freundin, es sah halt nur so aus."stöhnte ich.
"Wie sie ist nicht deine Freundin? Erklär mir das doch mal von Anfang an. Ich hab Zeit."verlangte sie lapidar.
"Ich aber nicht."
Ich stand auf und ging weg von Ambar.
"Es ist aus,Matteo. Wir sind nicht länger zusammen."rief sie jetzt in den Raum.
"Schön. Aber du kannst mich nicht abservieren. Weil ich Schluss mache!"sprach ich.
Ambar warf mir noch mal einen kaltherzigen Blick zu und verschwand dann ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen.
Alle Blicke im Roller musterten mich , nachdem Ambar und ich so öffentlich miteinander Schluss gemacht haben. Das Ende unserer Beziehung war ohnehin längst überfällig gewesen.
Ohne mich beirren zu lassen, ging ich durch das Café und machte mich auf den Weg zur Bahn um Luna dort zu suchen.
Nachdem ich meine Skates angezogen hatte ging ich auf die Bahn.
Es fühlte sich gut an mal wieder zu skaten.
Ich drehte ein paar Runden und machte diverse Drehungen und Sprünge.
Ich lief gerade rückwärts und bereitete mich auf einen Sprung vor als ich in jemanden hineinstieß. Besser gesagt jemand lief in mich hinein.
Dieser jemanden entpuppte sich als ein Mädchen mit lockigen dunkelbraunen Haaren, das sich gerade noch an mir festhalten konnte um nicht hinzufallen.
"Na, kleine Lieferfee, mal wieder hingefallen? Muss ich dich mal wieder retten? Zum.... wie vielten mal?"scherzte ich
Sie verdrehte die Augen, stöhnte und ging schnell ein paar Schritte weg von mir.
"Hast du nichts besseres zu tunm als mich abzulenken, Snob?"fragte sie, klang allerdings nicht böse.
"Ehrlich gesagt nicht."grinste ich," Ich habe dich sowieso gesucht und siehe da, hier bist du."
"Mich? Aber wieso?"
"Ich hab was für dich. Eine Lieferung für die Lieferfee."
Sie sah mich neugierig und skeptisch an.
"Was?"fragte sie nur.
"Komm mit, ich zeigs dir."
"Wenn das nur einer von deinen Scherzen ist, dann ..."
Ein bisschen sanfter sprach ich: "Hey. Das bedeutet mir wirklich sehr viel , also vertrau mir, ok?"
"Ich hab da so meine Zweifel aber .... meinetwegen."
Erleichtert lachte ich, griff Luna an ihrer Hand und zog sie mit mir. Kichernd folgte sie mir.
Ich hielt Lunas Hand immer noch als wir aus dem Roller herausgingen.
Als sie das bemerkte zog sie ihre Hand schnell weg und wich meinem Blick aus.
Mir fiel auf, dass sie heute sehr hübsch aussah.
Lunas Haare fielen offen und in Locken über ihre Schultern und ihr Outfit bestand aus einem ärmellosen weißen Shirt und einer beigen Hose.
Während dem Weg schwiegen wir, da keiner so richtig wusste was er sagen sollte.
Endlich waren wir da.
Der Ort an dem ich ihr den Song vorsingen wollte war ein schöner alter Brunnen.
Die Sonne schien durch die Blätter der Bäume und im Hintergrund hörte man das Plätschern des Wassers.
Wir setzten uns an die Kante des Brunnens und sie lächelte mich verlegen an.
Ich griff zu meiner Gitarre und Luna sah mich fragend an. "Was wird das hier?"
Verwirrt blickte sie mich an.
Ich lachte wissend und spielte die ersten Akkorde auf meiner Gitarre.
Ich begann zu singen und es fühlte sich gut an.
Ich suchte Lunas Blick, doch ihre Augen verrieten nicht, was sie gerade dachte.
Was hätte ich gegeben um das zu erfahren.
Als ich fertig war und das letzte mal über die Saiten meiner Gitarre strich , sah ich ein breites Lachen auf Lunas Gesicht.
Sie klatschte in die Hände und zeigte sichtlich, dass der Song ihr gefallen hatte.
Ein Riesen Stein fiel mir vom Herzen und ich atmete erleichtert aus.
"Wow! Hast du das geschrieben, Snob?"rief sich hellauf begeistert.
"Ja, hab ich dich beeindruckt?" ich zwinkerte ihr neckisch zu.
Luna lachte auf: "Es ist schwer das zuzugeben, aber ja. Ich wusste nicht, dass du so tolle Songs schreiben kannst!"
"Dieser Song bedeutet mir echt viel."sprach ich sanft.
Luna nickte stürmisch: "Das glaub ich dir! Da sind so viele Emotionen in diesen Texten von denen ich nicht mal wusste , dass du sie überhaupt hast."
"Hey, so gefühllos bin ich nun doch nicht!"tadelte ich sie schmunzelnd.
Wir sahen uns ins Gesicht und mussten loslachen.
Ich legte meine Hand auf ihre. Perplex starrte sie auf meine Hand, zog ihre aber nicht weg.
"Von wem handelt der Song?"brach sie die entstandene Stille," Von Ambar? Das ist so romantisch da kann sie sich glücklich schätzen."
Als hätte sie etwas falsches gesagt neigte sie ihren Kopf nach unten und wirkte etwas niedergeschlagen.
"Nein , er ist nicht für Ambar. Wir haben Schluss gemacht."
Überrascht sah sie nach oben in mein Gesicht: " Oh... "
"Das ist ne lange Geschichte und es ist ok. Meine und Ambars Zeit als Paar war einfach abgelaufen."erklärte ich.
"Oh,das verstehe ich. Manchmal ...manchmal wächst man geistig einfach aus einer Beziehung heraus. Man fühlt sich eingeengt und so als wäre man nicht mehr am richtigen Platz."
"Du bringst es auf den Punkt, Luna."
"Aber jetzt musst du mir auch sagen für wen der Song dann ist. Du hast mich neugierig gemacht!"
"Der Song ist für eine ganz besondere Freundin von mir, die ich sehr mag. Sogar sehr gern".
Luna sah mich immer noch fragend an. Sie checkte es wirklich nicht.
"Sag schon!Wer?"
"Kapierst du es denn nicht? Du bist diejenige."rief ich.
"Ich? War der Text etwa ernst gemeint?"fragte sie sichtlich überrascht.
Ich nickte: "Jedes Wort."
"Bedeutet , dass dann dass du mich..?"
"Ja , das bedeutet, dass dich mag, sehr sogar. Ich mag dich mehr als eine gute Freundin. Viel mehr."
Luna sah mich fassungslos an.
Mochte sie mich auch mehr als einen guten Freund? Nun ja , der Song hatte ihr gefallen, also ist es möglich.
Ohne darüber nachzudenken legte ich meine Hand an Lunas Wange und zog sie näher an mich.
Unsicher sah sie mich an. Ich kam näher und unsere Lippen waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt.
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