87. Kapitel
~Ninas Sicht~
Vor dem Club trafen wir Elias Freunde. Wir waren mit der U Bahn hergekommen, da Elias und Gaston wohl beide nicht vorhatten heute noch Auto zu fahren. Ich hoffte wirklich, dass beide am Ende der Nacht noch zurechnungsfähig waren.
Mit einem lauten „Hey Leute", begrüßte Elias die Gruppe aus drei Personen die an der Schlange auf uns warteten, welche übrigens ziemlich beachtlich war. Der Club schien beliebt zu sein. Die Freunde, welche Elias eingeladen hatten, bestanden aus zwei Jungs und einem Mädchen.
Elias begrüßte die Typen mit einem Handschlag und umarmte das Mädchen. „Das sind übrigens mein Cousin Gaston und seine Freundin Nina."
Das Mädchen ging als erstes auf uns zu und umarmte uns gleich beide. „Hey, ich bin Penelope." Wir stellten uns beide nochmal vor, obwohl es eigentlich unnötig war. „Elias hat erzählt du hattest ein Oxford Vorstellungsgespräch?" Gaston nickte. „Ja, es lief ganz gut, aber noch ist nichts offiziell."
„Cool. Na dann lassen wir es heute richtig krachen.", rief Penelope enthusiastisch und klatschte in die Hände. Sie machte einen offenen Eindruck und war wirklich richtig hübsch. Mit ihren langen, welligen braunen Haaren, den langen Beinen und ihrem gebräuntem Teint sah sie aus wie ein Model.
Die beiden Jungs stellten sich uns als Fynn und Harry vor. Während wir anstanden ging ich in der Gruppe ein bisschen unter. Ich wusste nicht, was ich mit Ihnen reden sollte und war nervös. Was machte ich, wenn ich nicht reinkam? „Keine Sorge, du kommst schon rein. Der Türsteher ist mein Cousin, der schaut bei uns wahrscheinlich gar nicht nach.", meinte Penelope aufmunternd. „Gut.", seufzte ich. Diese Situation war Stress pur für mich. Würden die anderen ohne uns reingehen, wenn ich nicht durchkam? Klar würden sie das, sie kannten mich ja nicht mal. Gaston würde ich das zwar nicht zutrauen, aber ich wollte ihm nicht den Abend ruinieren.
Ich hätte einfach im Appartment bleiben sollen. Sowas war doch gar nicht mein Ding. Als wir schließlich am Ende der Schlange ankamen zwinkerte Penelope mir zu, bevor auf den Türsteher zuging und ihn kurz umarmte. „Heeeyyy Johnny, wie geht's? Hab völlig vergessen, dass du heut' Schicht hast. Meine Freunde und ich wollen ein bisschen feiern gehen."
Und es klappte. Johnny sprach mit Penelope und kontrollierte uns nicht mal. In dem Club war es voll und stickig. Musik dröhnte durch den Raum, so laut, dass man es in der Brust spüren konnte. Nachdem wir unsere Sachen bei der Garderobe abgegeben hatten, gingen die anderen erstmal zur Bar und holten sich etwas zu trinken. Ich war mir unsicher ob ich etwas alkoholisches zu mir nehmen sollte. Eigentlich wollte ich nicht, aber eine Spaßbremse zu sein kam nie gut an.
Als ich an der Reihe war bestellte ich mir mit mulmigem Gefühl einen Cocktail. Auch an der Bar wurde nicht auf das Alter geachtet. Da ich die letzte war, setzten wir uns alle an einen Tisch und tranken erstmal. Die anderen redeten alle, doch ich hörte meist nur zu. Ich fühlte mich oft unwohl, wenn ich mit vielen fremden Leuten unterwegs war. Alle hatten so ihre Insider und ich kam mir meistens fehl am Platz vor.
***
Ein paar Stunden später war mein schlechtes Gefühl allerdings schon verschwunden. Ich hatte schon mehrere Drinks und war bestens gelaunt. Gaston und ich waren gerade auf der Tanzfläche. „Gefällt's dir?", rief er. Hier war es so laut, dass man schreien musste um irgendwas zu verstehen. „Jaaa." Ich hätte selbst nicht so erwartet, dass ich so viel Spaß haben würde. Wir tanzten noch eine Weile bis wir uns wieder zu den anderen begab. „Ist es ok wenn ich kurz ins Bad gehe?", fragte Gaston. Ich nickte und ging allein zu den anderen. Die waren eigentlich recht nett. Nach ein paar Drinks war ich irgendwann warm mit Ihnen geworden. Meine Hemmungen waren so gut wie weg und ich konnte mich problemlos unterhalten.
„Ich geh zur Bar und du gehst mit.", meinte Penelope und zog mich hinter sich her, „wir beide trinken jetzt zusammen Tequila Shots." Ich nickte. „Ja klar." Normalerweise war ich nie so offen, aber der Alkohol machte mich irgendwie gesellig. Während wir auf die Drinks warteten spürte ich auf einmal wie eine Hand mir in den Hintern kniff. Seit wann machte Gaston denn sowas? Verärgert drehte ich mich um und sah zu meinem Erschrecken, dass dort nicht Gaston stand, sondern irgendein Fremder.
„Hey was soll das?", rief ich, doch er hörte mich über den Lärm wahrscheinlich eh nicht. „Du bist so heiß, lass uns tanzen.", lallte der Typ und griff mich grob am Oberarm um mich auf die Tanzfläche zu ziehen. Er war offensichtlich schon ziemlich breit und bemerkte wohl kaum wie er sich verhielt. „Nein, eher nicht.", antwortete ich und entzog meinen Arm. „Ach komm schon.", rief er und gab mir einen Klaps auf den Arsch.
Auf einmal schlug eine andere Hand energisch die des Fremden weg. „Wenn ich mich recht erinnere hat sie dir schon ausdrücklich gesagt, dass sie nicht will. Zieh Leine und besorg dir ein bisschen Stolz, anstatt Mädels zu bedrängen!", rief Penelope und funkelte den Typen wütend an, der dann tatsächlich -wenn auch mit fiesem Blick- wegging. Erleichtert atmete ich aus. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich die Luft angehalten hatte. „Danke, das war echt stark von dir.", stieß ich aus. Bei dem Typen hatte ich echt Angst bekommen.
„Das ist doch selbstverständlich. Der Girly Code besagt, lass niemals ein Mädchen allein, dass von einem zwielichtigen Typen bedrängt wird.", rief sie, „und jetzt gehts an unsere Shots." Sie reichte mir ein Glas und stieß mit mir an. „Trinkt man das nicht normalerweise mit Salz und Zitrone?", fragte ich, doch da hatte sie ihren schon runtergekippt. Ich zuckre mit den Schultern und tat das selbe.
„Und jetzt müssen wir tanzen!", rief sie und zog mich auf die Tanzfläche. Wir gingen ziemlich ab, wobei sie immer wieder gegen mich torkelte, da sie doch schon viel intus hatte. Aber auch ich merkte langsam die Wirkung des Tequilas.
„Am Anfang des Abends hatte ich Angst, dass ich mit euch nicht warm werde, aber du, du bist mega.", lachte ich und Penelope schwang ihre Hüften während sie rief: „Diese Nacht gehört uns Baby." Wir tanzten weiter und ich hatte wirklich Spaß.
In meinem Blickfeld sah ich auf einmal Elias, der eng umschlungen mit einer Blondine tanzte. Auch Penelope beobachtete die beiden und sie sah so gar nicht glücklich aus. Eher richtig traurig. „Alles ok?", fragte ich und sie nickte abwesend. „Oh ja klar.", rief sie und fing wieder an zu tanzten. Anscheinend hatte sie gar nicht bemerkt wie sehnsüchtig sie Elias hinterher gesehen hatte.
***
Nah einer langen Nacht saßen wir schließlich in der U Bahn und fuhren zurück. Ich war todmüde und freute mich schon auf mein Bett.
„Weißt du eigentlich wie süüüüß du bist Nina? Ich war früher auch sooo schüchtern. Bei dir versteeehh ich das gaar nicht, du bist schließlich auch noch echt schöönnn." Penelope hing betrunken an mir und lallte ganz schön. Weiter hinten hörten irgendwelche Typen Musik über eine Jbl Box. Ich verdrehte die Augen, immer diese Leite die in der Öffentlichkeit Musik hören mussten. „Leeutteee das ist mein Lied, wir müssen tanzen!!", rief sie auf einmal. Sie griff meinen Arm und wollte mich hoch ziehen, doch ich wehrte mich lachend. Wir konnten doch nicht mitten in der U Bahn das Tanzen anfangen. Sie war noch dabei zu versuchen mich mit sich zu ziehen als die Bahn auf einmal hielt und sie dadurch das Gleichgewicht verlor. Penelope taumelte Luft schnappend nach hinten und stolperte auf den Schoß von Elias, welcher sie lachend auffing.
„Eliiiiaaaasss", rief sie fröhlich und schlang die Arme um seinen Nacken. „Penelopeeee", antwortete dieser, „du solltest darauf achten wo du hingehst." Er scherzte nur, doch Penelope errötete. „Tss", gab sie nur von sich.
„Ich unterbreche ja ungern, aber ich denke wir müssen hier raus.", rief Jack auf einmal." Wir stiegen aus und ab dort trennten sich unsere Wege. Jack und Harry versprachen Penelope auf dem Weg nach Hause abzusetzen. Von Jack hatte man nicht viel gesehen, da er fast die ganze Zeit bei irgendeinem Mädchen war, dass er kennengelernt hatte, aber Harry hatte echt einen coolen Humor. Nachdem wir bei Elias zuhause angekommen wahren, war ich so müde, dass ich mir nur schnell das Make up entfernte, die Schuhe auszog und dann im Kleid einschlief.
~Ambars Sicht~
Mit klopfendem Herzen öffnete ich meine Nachrichten und sah zu meinem Missfallen, dass noch immer niemand wegen der Modenschau geantwortet hatte. Mein ‚Vorstellungsgespräch' war gestern gewesen und ich hatte kein schlechtes Gefühl. Deshalb checkte ich heute auch schon zum gefühlt hundertsten Mal, ob ich neue Nachrichten hatte.
„Das Essen ist fertig.", meinte Simon und kam in unsere Suite. Wir hatten Sushi bestellt und wollten ganz entspannt auf dem Balkon zu Abend essen.
„Super, Schatz.", antwortete ich abwesend. „Immer noch nichts gehört?", fragte er nach und ich nickte seufzend. „Das wird schon.", meinte er aufmunternd und nahm meine Hand um mich mit leichtem Druck zum Tisch zu ziehen. Was ich dort sah, beeindruckte mich allerdings. Simon hatte sich sichtlich Mühe gegeben.
„Wow.", stieß ich aus und legte meine Arme in Simons Nacken. „Dafür hast du dir eine Belohnung verdient.", säuselte ich und öffnete den obersten Knopf seines Hemdes um einen Kuss auf das freigelegte Stück Haut zu setzten.
„Und die wäre?", fragte Simon lächelnd.
Ich wanderten mit meinen Lippen bis zu seinem Kinn und von dort aus an seine Lippe. „Die bekommst du später.", antwortete ich knapp und setzte mich amüsiert. Simon lächelte kopf schüttelnd und setzte sich zu mir.
„Lass uns anstoßen.", meinte er und hob sein Sektglas.
„Was feiern wir denn? Ich hab den Job doch noch gar nicht.", merkte ich an. Simon legte seine Hand auf meine und sah mich liebevoll an.
„Wir feiern dich. Dass du die Chance auf einen Job hast und endlich deine Mutter gefunden hast."
Mir wurde ganz warm. „Aber dann müssen wir auch dich feiern. Du bist mit mir hier her gekommen und hast mich unterstützt."
„Dann würde ich sagen auf uns.", grinste Simon und ich hob mein Glas um es an seines Klirren zu lassen. „Auf uns."
Wir aßen das Sushi und genossen den Abend. Es wäre so schön hier mit Simon zusammen zu leben. Ich würde studieren und könnte meine Mutter öfter sehen. Aber das war nicht Simons leben. Eine Fernbeziehung würde sehr schwer werden. Dabei hatten wir uns doch gerade erst gefunden. Ob er es sich wirklich kein bisschen vorstellen konnte mit mir zu gehen? Und wenn ich in Buenos Aires blieb? Ich wusste nicht was ich die richtige Entscheidung war und das belastete mich. Es fühlte sich auf einmal an als hätte unsere Beziehung ein Ablaufdatum.
Ich sollte ihn darauf anreden. Wir konnten das Thema nicht ewig totschweigen. Gerade als ich zu etwas ansetzen wollte klingelte auf einmal mein Handy. „Oh mein Gott. Das ist dieser Marc Jacobs Vertreter.", rief ich und atmete tief durch bevor ich aufstand und ranging.
Mit klopfendem Herzen hörte ich zu, was er zu sagen hatte. Simon sah mich während dem ganzen Telefonat wie gebannt an. Nachdem alles geklärt war drehte ich mich und genoss es ihn noch eine Weile in meine Ungewissen zu lassen bevor ich rief: „Ich hab den Job!"
Simon kam auf mich zu und zog mich in eine feste Umarmung. Als ich mich wieder lösen wollte, hob er mich auf einmal hoch und ging mit mir in Richtung Bett.
~Ninas Sicht~
Als ich aufwachte, war die Bettseite neben mir leer. Anscheinend war Gaston schon frühstücken gegangen. Nachdem ich noch ein paar Minuten gedöst hatte, schwang ich die Beine aus dem Bett und ging zu meinem Schrank um mir etwas zum Anziehen rauszusuchen. Einen Karter hatte ich glücklicherweise nicht, nur meine Kehle fühlte sich so trocken wie eine Wüste an.
Ich nahm mir eine schulterfreie Bluse und eine blaue Jeans, wobei ich das Outfit noch mit ein paar Accessoirs aufpeppte.
Da es mir irgendwie unangenehm wäre von Elias so unfertig gesehen zu werden kämmte ich meine Haare schnell und steckte sie zu einem Dutt hoch. Ich verdeckte meine Augenringe und Unreinheiten mit einem leichten Make up bevor ich das Zimmer verließ.
Da ich aus dem Badezimmer das Prasseln der Dusche hörte musste ich in die Küche gehen um mir Wasser zu holen. Ich fühlte mich in dem Appartment von Elias immer noch nicht ganz wohl, da es einfach eine neue Situation war auf die ich ich erstmal einstellen musste. Als ich bei meiner Austauschschülerin Alicia geschlafen hatte war ich auch schrecklich schüchtern gewesen. In einem Haus voller fremder Leute zu schlafen war für mich Anspannung pur gewesen. Am Anfang bekam ich wirklich fast kein Wort raus. Es lag gar nicht an Alicia und Ihrer Familie, sie waren alle unheimlich nett, aber ich stand mir irgendwie selbst im Weg. Gegen Ende wurde es dann allerdings besser und wir hatten auch einige sehr interessante Gespräche.
Gedankenverloren betrat ich die Küche. Gaston stand mit dem Rücken zu mir am Wasserhahn. Ich grinste und trat hinter ihn um sein Gesicht mit der Hand zu mir zu drehen um ihn zu küssen. Ich schloss die Augen und legte meine Lippen auf seine. Sobald ich ihn küsste erstarrte ich allerdings.
Mir wurde siedend heiß und kalt zugleich als mir klar wurde was ich hier tat.
Panisch stieß ich ihn von mir und trat zurück.
Elias sah mich verwirrt an während ich ihm mit weit aufgerissenen Augen ins Gesicht sah.
Was hatte ich getan?
New Chapter😂❤️
Ich hoffe euch gefällt's!
Ich hab ja schon mal erwähnt, dass Elias und Gaston sich von hinten sehr ähnlich sehen und jetzt ist Nina da in ein Fettnäpfchen getreten.
Nur so rein hypothetisch, wenn Gaston nicht existieren würde und beide im selben Land leben würden, wie fändet ihr Elias und Nina als Paar?
Und was haltet ihr von Penelope?
Was wird Nina jetzt wohl tun?
Keep Reading 😇
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