50. Kapitel
~Matteos Sicht~
Als Gaston und ich das Loft betraten war es schon ziemlich voll. Musik lief und das Wohnzimmer war anscheinend zur Tanzfläche gemacht worden.
Gegen die stickige Luft hatte irgendjemand die Fenster aufgemacht, sodass es wenigstens ein bisschen besser wurde.
"Drinks?"richtete ich das Wort an Gaston.
Er nickte: "Drinks."
Grinsend machten wir uns auf den Weg zu dem Tisch wo Snacks und Getränke standen.
Wir mixten uns einen Gin Tonic.
Wir waren zu Fuß gekommen und auf dem Rückweg hatte Ramiro gesagt er würde uns mitnehmen, also ging das mit dem Alkohol schon klar.
Allerdings hatte ich vor es nicht zu übertreiben. Ich wollte nicht, dass es wieder zu so einer Situation wie beim Training kam. Luna hatte mir deutlich klar gemacht, dass sie das absolut nicht toll fand.
Fede hatte ich lieber gar nichts davon erzählt. Auf eine Standpauke von meinem Bruder konnte ich verzichten. Ich war in solchen Dingen schon immer etwas lockerer als er.
Ich zuckte mit den Schultern und nahm noch einen Schluck.
"Du und Luna habt im Moment Streit oder?"bemerkte Gaston. Dieser Idiot kannte mich viel zu gut.
Ich zog eine Augenbraue hoch. "So auffällig?" Dieses Gespräch erinnerte mich viel zu sehr an das mit Fede vorhin.
Mein bester Freund schmunzelte: "Ähm ja. Normalerweise wärt ihr jetzt schon längst knutschend auf der Tanzfläche."
Ich lachte. Waren wir wirklich eines dieser Paare?
"Wir haben uns ein bisschen in die Haare gekriegt, aber das regelt sich schon wieder."antwortete ich. Es war nicht so, dass ich Gaston nicht vertraute, aber ich wusste nicht ob Luna das recht war. Bei Fede war es irgendwie anders, er war mein Bruder.
Aber Luna sah Gaston ja auch immer in der Schule und da wollte ich sie nicht in eine unangenehme Situation bringen. Fede war bei solchen Sachen ein bisschen feinfühliger.
"Achso. Nina ist immer noch krank. Vielleicht schau ich nach der Party mal bei ihr vorbei."überlegte er.
"Ja aber achte auf die Zeit, Kumpel,"grinste ich "wir wollen nicht dass ihre Mum einen Herzinfakt bekommst weil du um zwei in der Nacht hackedicht vor der Tür stehst."
Bei der Vorstellung mussten wir beide lachen. Das war zu geil.
"Ich glaub danach dürften Nina und ich uns nur noch heimlich treffen."schmunzelte er.
"So ne verbotene Beziehung hat doch was."stieß auf einmal Ambar zu uns. Gaston zuckte zusammen und drehte sich um. "Wo kam die denn auf einmal her?"stieß er aus. Es sah so lustig aus wie er sich erschrocken hatte, dass wir alle drei lachen mussten.
Als wir uns wieder so halbwegs beruhigt hatten fragte Ambar schließlich: "Wisst ihr wo Simon ist?"
"Der hat auch so seinen Spaß"meinte Gaston mit einem Nicken zu Simon, der bei Nico stand und sich über irgendwas schlapp lachte.
"Okey, danke Jungs." Ambar schenkte uns ein Grinsen und winkte uns noch einmal kokett zu, bevor sie zu ihrem Freund ging.
Sie hatte definitv getrunken.
Die Party schien gut zu laufen. Es waren wirklich viele Leute gekommen.
Nahezu alle aus dem Roller.
Langsam konnte man auch schon erkennen wer getrunken hatte und wer nicht.
Ich wandte den Blick von Simon und Ambar, damit ich nicht auch noch zusehen musste wie sie rumknutschten.
Es war wirklich Zeit, dass ich mich wieder mit Luna versöhnte.
Und da sah ich sie.
Luna stand im Türrahmen und verweilte dort ein wenig. Sie sah direkt zu mir und ihr Blick sagte mir in dem Moment mehr als tausend Worte. Anders als sonst hatte sie kein fröhliches, sondern ein trauriges Lächeln auf den Lippen.
Ihre Präsenz strahlte so etwas verwundbares, aber trotzdem starkes aus.
Ihr Anblick tat mir fast weh.
In diesem roten Kleid, mit den hohen Schuhen und dem traurigen Lächeln.
Ich beschloss, ab jetzt für sie da zu sein. Was auch immer passieren würde.
Ich wollte gerade auf sie zugehen, als Yam sie zur Seite zog.
Damit war der Bann gebrochen und Luna nahm den Blick von mir und hörte ihrer Freundin zu.
Enttäuscht wandte ich mich ab und ging wieder zu Gaston. Das wäre so eine gute Gelegenheit gewesen.
Die nächsten Stunden bekam ich keine Gelegenheit mehr mit Luna zu reden. Entweder sie war nicht alleine, oder ich nicht.
Die Party zu genießen fiel mir schwer. Sonst konnte ich immer ganz leicht mit Freunden Spaß haben, aber heute ging das irgendwie nicht.
Egal was ich tat, ich musste immer wieder an Luna denken. Meine Augen folgten ihr die ganze Zeit und ich wollte unbedingt mit ihr reden.
Die Zeit vertrieb ich mir damit mit Gaston und noch ein paar Freunden zu reden. Bald stand wieder ein Open Music an und alle redeten schon darüber. Ich wusste noch nicht mit wem ich auftreten würde.
Vielleicht mit Gaston oder Ramiro. Sonst hatte ich keine wirklichen Pläne.
Gaston musste kurz telefonieren, sodass ich irgendwie bei den Jungs der Roller Band landete.
Simon und ich hatten uns früher gar nicht leiden können, da wir beide auf Luna standen. Auch als er mit Ambar zusammengekommen ist war ich noch misstrauisch.
Jetzt hatten wir für längere Zeit nicht mehr viel miteinander zu tun gehabt.
Ich muss zugeben, als Luna und er gemeinsam in Cancun waren, wäre ich am Anfang fast wahnsinnig vor Eifersucht geworden. Luna und ich haben auch darüber geredet.
Da sie noch nie Gefühle für ihn hatte und mit versichert hatte, dass da nie etwas sein würde ging es am Ende doch klar.
Und er tat Ambar gut, das stimmte wirklich.
"Was machst du beim Open Matteo?"fragte Nico irgendwann. Wir standen alle in der Küche und mixten uns Getränke. Da ich erst ein Glas getrunken habe und normalerweise viel vertrug ging das klar.
"Ich weiß noch nicht."ewiderte ich," ich finde schon noch jemanden. Ihr tretet doch sicher zusammen auf oder?"
Ich grinste, viele konnten sich das Open gar nicht mehr ohne die Band vorstellen.
Pedro lachte: "Na logisch. Du findest schon noch wen und wenn nicht machst du einfach solo."
"Gute Idee. Ihr kennt mich doch ich bastle schon was zusammen."meinte ich. Mit Nico und Pedro hatte ich noch nie ein Problem gehabt, die beiden waren korrekt.
Simon nickte: "Dann viel Glück."
"Wisst ihr eigentlich wo Luna ist?"fragte ich.
Simon überlegte kurz: "Ich hab sie rausgehen sehen, sie wollte bestimmt nur frische Luft schnappen."
Pedro nickte zustimmend und sah mich dann fragens an."Ist was zwischen zwischen euch passiert? Man sieht euch in letzter Zeit kaum noch zusammen?"wollte er wissen.
Ich lehnte mich an den Küchenschrank und seufzte tief.
War das wirklich für alle so offensichtlich?
"Wir hatten Streit und ich hab etwas überreagiert. Deshalb such ich sie ja auch, ich will das mit ihr klären."sagte ich.
Simon nickte verstehend: "Ich hoffe mal du entschuldigst dich bei ihr."
Es war nicht vorwurfsvoll gemeint sondern eher als Ratschlag.
Ich verdrehte die Augen. "Natürlich Gittarist, ich bin nicht blöd."
"Dann viel Glück, Alter." Simon klopfte mir auf die Schulter bevor ich ging.
Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte gerade ein normales Gespräch mit dem Gittaristen. Früher wäre so etwas nie möglich gewesen, aber jetzt...
Ich war nicht mehr derselbe Matteo wie damals.
Ich verließ das Loft und ging die Treppen runter. Draußen war es angenehm kühl. Ich blieb kurz stehen und atmete tief ein. Die kalte Luft an meiner Haut zu spüren stellte einen angenehmen Kontrast zu der stickigen Wohnung da.
Da es schon dunkel war, sah ich sie erst auf den zweiten Blick.
Luna lehnte an der Wand und hatte den Kopf an das Gebäude gelegt.
"Tolle Party, nicht wahr Lieferfee?"durchbrach meine Stimme die Stille.
Luna schreckte auf und öffnete die Augen. Sie trat einen Schritt zur Seite und stolperte fast, hätte ich sie nicht am Unterarm gegriffen und wieder hochgezogen.
"Hoppla" kicherte sie, "Ich bin so ungeschickt."
Okey, das Mädchen war tollpatschig, aber doch nicht so tollpatschig, dass sie nicht mehr gehen konnte.
Irgendwas lief hier doch falsch. Auch die Art wie sie sprach und die Wörter so langzog.
"Findest du nicht auch, dass man heute einen wunderschönen Blick auf die Sterne hat?"brabbelte sie weiter.
Währenddessen ging sie ein paar Schritte auf mich zu und warf ihren Arm um meine Schultern. Ich war mir nicht sicher, ob das aus Zuneigung geschah, oder nur damit sie das Gleichgewicht halten konnte.
"Luna hast du getrunken?"rief ich.
Sie lachte und legte ihre freie Hand auf meine Wange. "Nur so 'n bisschen, Snob."giggelte sie,"wolln wir nich reingehn und tanzen?"
Ja klar nur so ein bisschen. Wenn das vor mir nicht Luna wäre hätte ich jetzt ironisch gelacht.
Stattdessen meinte ich nur: "Du solltest glaub ich heute nicht mehr tanzen."
"Weißt du Matteo, es tut mir leid.
Das ich so dumm war tut mir leid. Nina tut mir leid. Alles tut mir leid."lallte sie.
"Luna, was passiert ist war nicht deine Schuld und-"weiter konnte ich nicht sprechen denn sie hielt mir den Mund zu. "Nein Snob ich hab Mist gebaut und du wirst mir das niiieemmalls verzeihen."
Dachte sie wirklich so? "Luna das stimmt doch gar nicht."setzte ich an," wir müssen dringend mal reden."
Sie sagte nichts mehr sondern blickte mich nur an. "Rede."forderte sie mich auf.
"Wir sollten das tun, wenn du..."seufzte ich," in deinem Zustand ist das keine gute Idee."
"Du suchst nur Ausreden. Ich hab aaalles vermasselt." Lunas Augen waren ganz glasig geworden. Ich dachte mir nichts wegen den Sachen die sie mir vorwarf. Wenn man betrunken war, war es völlig normal, dass man emotionaler war.
"Nein!"rief ich.
"Hör auf, du machst damit alles nur noch schmerzhafter."schluchtzte sie und wirbelte herum.
So konnte ich sie nicht reingehen lassen.
~Lunas Sicht~
Auf einmal wurde ich an der Taille gegriffen und dadurch rumgedreht. Eigentlich hielt er mich nicht fest, aber meine Beine fühlten sich sowieso nicht stark an.
Während der Drehung stolperte ich auf einmal nach vorne und prallte an Matteos Brust.
Jetzt war ich ihm nahe. Richtig nahe.
Ich sah langsam nach oben in Matteos Augen. Da er immer noch seine Hände an meiner Taille hatte konnte ich nicht hinfallen.
Warum machte er alles so schmerzhaft für mich?
Ich ertrug seine Anwesenheit nicht ohne Angst zu haben gleich in Tränen auszubrechen.
Ich hatte schon dieses wässrige Gefühl hinter meinen Augen. Matteo versuchte doch nur mich abzuwimmeln. Jedes Mal sah ich wieder seinen verletzten Ausdruck vor mir, der sich wie ein Foto über den Matteo legte der jetzt vor mir stand.
Ich hatte alles vermasselt.
"Warum lässt du mich nicht gehen?"sagte ich unter Tränen. Er hatte mir beigebracht, dass er nicht mit mir reden wollte, warum ließ er mich dann nicht einfach gehen?
Ich versuchte mich aus seinem Griff zu winden, doch er packte meine Handgelenke und hielt mich fest.
"Luna."meinte er mit fester Stimme und sah mir direkt in die Augen," wir reden noch."
Meine Gedanken waren wie leer gefegt. Es war als wäre alles sinnvolle, was ich je gedacht hatte aus meinem Gehirn gelöscht worden.
Für diesen einen Moment dachte ich an gar nichts und sah Matteo nur an.
Dann schien es als ob der Damm der meine Emotionen zurückhielt einbrach und alles über mich strömte.
So kraftvoll ich konnte riss ich meine Hände los und rannte wieder in das Gebäude. Die Treppe hochzulaufen war so qualvoll, es fühlte sich an als wären meine Beine aus Wackelpudding. Ich stolperte eher als dass ich ging und wankte die ganze Zeit.
Zum Glück war die Tür zum Loft offen.
Mit Tränen in den Augen ging ich rein. Scheiße, ich konnte es nicht mehr lange zurückhalten.
Mit letzter Kraft lief ich ins Badezimmer und warf die Tür hinter mir zu.
Zum Glück war es nicht besetzt.
Ich ging zum Waschbecken und stützte meine Arme daran ab. In dem Spiegel darüber sah ich jemand anderen, als sonst.
Mit dem roten Kleid und der schwarzen Schminke sah ich verruchter aus als sonst, aber die Tränen die jetzt aus meinen Augen strömten passten nicht dazu.
Warum war ich heute so emotional?
Was war nur mit mir geschehen? Ich war mit einem geordneten Leben an die Schule zurückgekehrt und jetzt versank alles im Chaos.
Mr Hanson hatte mir alles zerstört.
Nina wurde von mir absolut schrecklich behandelt, dabei war sie immer für mich da.
Ich war die ganze Zeit, außer in Italien gereizt und manchmal so ungerecht zu anderen gewesen.
Und schließlich Matteo. Ihm hatte ich die ganze Zeit etwas verheimlicht und das war meine Strafe.
Ich hatte verloren was ich am meisten liebte.
Meine Freunde und Matteo.
Nur meine Eltern nicht. Sie waren noch für mich da, aber sie waren eben nur zu zweit.
Mein Körper wurden von tiefen Schluchzern geschüttelt, die nicht mehr aufhörten. Ich ließ jetzt alles raus.
Irgendwann wurde die Tür geöffnet doch wegen dem Tränenschleier, der sich über meine Augen gelegt hatte konnte ich nichts sehen. Die Stimme identifizierte ich jedoch.
Simon.
Seine Anwesenheit rief eine Erinnerung in mir hoch. Ein Junge und ein Mädchen in einem Krankenhaus.
Ich saß auf dem weißen Bett und trug immer noch mein schönes Kleid vom Wettbewerb. Mein Bein steckte in einem Gips.
Simon stand vor mir. Wir schlugen ein und hatten uns etwas versprochen.
Keine Geheimnisse mehr.
Das war ein wichtiger Moment für unsere Freundschaft gewesen. Und ich hatte das Verprechen gebrochen.
Ihn hatte ich auch verloren.
Ich brach in mich zusammen.
Die Tränen kamen noch stärker aus meinen Augen. Ich fühlte mich Elend.
Irgendwann spürte ich wie jemand seine Arme um mich legte.
Simon redete beruhigend auf mich ein und fragte was den los sein.
Meine Beine gaben nach und ich sank auf die Knie. Er setzte sich neben mich und legte die Hand auf meinen Rücken während ich weinte.
Ich wollte antworten, konnte jedoch nur Wortfetzen von mir geben. " Ich hab alles kaputtgemacht. Ich zerstöre immer alles. Ich.. .Simon...du wirst mich hassen. Alle hassen mich."schluchzte ich und sank zu Boden.
Jetzt lag ich auf den kalten Fließen, mit meinem Kopf auf Simons Schoß.
"Ich hab alles vermasselt." Mein Körper zuckte unregelmäßig beim Weinen und die Tränen liefen wie Wasserfälle aus meinen Augen. Ich kuschelte mich an seine warmen Oberschenkel und mein Gehirn ließ alles was mir geschehen war Revue passieren.
Simon strich mir über den Rücken und redete auf mich ein, was ich gar nicht hörte.
Das einzige was ich vernahm war meine eigene Vezweiflung und die Tränen, die einfach nicht weniger wurden.
Heiii♡
I'm baaack.
Bei dem Kapitel musste ich irgendwie nicht so viel nachdenken, die Wörter sind einfach so aus mir herausgeflossen.
War ein ziemlich emotionales Kapitel.
Aber in Lunas Situation kann man es glaub ich verstehen dass alles mal rausmusste.
Ich freue mich schon auf euer Feedback und ich hoffe ihr verzeiht mir was ich den Charakteren antue:D
Wann sprechen sich Matteo und Luna richtig aus?
Wie reagiert Simon auf Lunas Zusammenbruch?
Das erfährt ihr dann alle im nächsten Kapitel ^^
Welche Paare/ Gruppen/ Solisten hättet ihr eigentlich gerne beim nächsten Open?
Keep Reading😇
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