148. Kapitel
Lunas Sicht
Die nächsten Tage schleppten sich zäh und langwierig aneinander vorbei und waren doch gleichzeitig ganz kurz. Ein richtiges Zeitgefühl besaß ich immer noch nie so ganz und durch die vielen Schmerzmittel die ich nahm zog alles irgendwie an mir vorbei. Ich schlief die meiste Zeit und konnte noch keine anstrengenden Bewegungen machen. viel zu oft versuchte ich mich zu schnell aufzusetzen oder umzudrehen, was ich gleich darauf durch ein wahres Feuer in meinen Rippen zu spüren bekam, welches nur durch die Medikamente ein wenig gelindert werden konnte.
Besuch bekam ich am Anfang nur von meinen Eltern oder Matteo. zu viele neue Personen am Anfang würden mich psychisch überfordern, hieß es. Emotional gesehen ging es mir die meiste Zeit relativ gut. Durch die Schmerzmittel waren alle Gefühle relativ gedämpft und ich bekam das meiste gar nicht so richtig mit. Es tat gut zu sehen wie die Gesichter meiner Eltern nach und nach an Farbe gewonnen und sie sich mehr zu entspannen schienen. Die ganze Geschichte hatte allen unglaublich viel Kraft gekostet. Meine Familie war einfach nur toll. Die Tatsache, dass ich Sol Benson war stand keine Sekunde zwischen uns. Ich war ihre Tochter und sie meine Eltern und so blieb es. Auch wenn ich jetzt wusste wer meine biologische Familie war.
Trotzdem gab es natürlich noch extrem viel zu verdauen, für uns alle. „Die Beerdigung von Seniora Sharon ist in einer Woche.", teilte meine Mutter mir mit einem schwermütigen Blick zu, während sie auf meiner Bettkante saß. Ich spürte wie mein Herz leicht weh tat wenn ich an Ambar dachte. Das alles musste so schwer für sie sein. Ich war zu Beginn ein wenig geschockt gewesen als ich erfuhr, dass sie direkt nach der Beerdigung mit ihrer Mutter nach Paris fliegen und dort auf unbestimmte Zeit bleiben würde. Doch ich verstand sei nur zu gut, dass sie es nicht länger in der Stadt aushielt in der ihre Tante unter so tragischen Umständen ums Leben gekommen war.
Trotz allem was in der Vergangenheit passiert war, würde ich Ambar ewig dankbar sein. Wer wusste schon was passiert wäre, hätte sie sich auf Sharons und nicht auf unsere Seite gestellt. Spätestens nach dieser Nacht wusste ich, dass Ambar Smith eine der stärksten Menschen war, denen ich je begegnet war. Möglicherweise viel stärker als ich. Und ich wünschte ihr nur das beste, auch wenn das bedeutete, dass ich wegen ihr meinen besten Freund ziehen lassen musste. Ja, Simon würde nach Sharons Beerdigung noch eine Woche bleiben um mich zu unterstützen und danach mit nach Paris kommen. Für wie lange genau war unklar und ich glaube das wussten die beiden selbst noch nicht.
Natürlich schmerzte es, dass ich dann so viel weniger Zeit mit meinen besten Freund verbringen konnte, doch ich stand komplett hinter seiner Entscheidung und war so unendlich froh, dass Ambar jemanden hatte, der sich unterstützte. Sie hatte das wirklich verdient und ich gönnte es ihr von Herzen. Irgendwie würden wir das schon hinbekommen und nach dieser verrückten Zeit hier in Buenos Aires war ich sowieso sicher, dass nichts uns mehr auseinander reißen konnte.
„Werdet ihr hingehen?", fragte ich meine Eltern interessiert. Ich selbst hatte einen kurzen Moment mit dem Gedanken gespielt und ihn dann wieder verworfen. Es wäre aufgrund meines gesundheitlichen Zustands ohnehin nicht möglich gewesen und auf den zweiten Blick war ich mir auch nicht sicher ob ich dort überhaupt hin wollte. Natürlich wollte ich Ambar und Simon unterstützen aber Sharon war immer noch die Frau die aus Geldgier versucht hatte mich zu töten. Ich konnte drauf verzichten während der Andacht eine Panikattacke zu bekommen und da dies meine schlimmste Befürchtung war ließ ich es lieber sein.
Mein Vater der auf einem Sessel zu meiner rechten saß meinte leise: „Wenn das für dich okay wäre, würden wir es in Betracht ziehen. Nich wegen Sharon selbst, sondern um Ambar und Alfredo unsere Unterstützung zu zeigen und auch damit wir selbst damit abschließen können, weißt du? Wir möchten einen Schlussstrich hinter das Kapitel Sharon ziehen."
Und das verstand ich so gut, denn das wollte ich auch. Abschließen, wenn auch auf eine andere Art. Ich hoffte, dass die Therapiestunden bald ihre Wirkung zeigen würden. Meine Therapeutin war wirklich sehr verständnisvoll und ich war zuversichtlich.
„Natürlich ist das für mich okay. Ich bin einfach froh wenn sich das ganze Chaos ein bisschen gelegt hatte."
Meine Eltern sahen mich mitleidig an. Seitdem ein paar Tage vergangen waren und die ganze Geschichte an die Öffentlichkeit gedrungen war, war der Medienrummel unvorstellbar. Jeder Artikel, jede Schlagzeile war über uns. Es war der perfekte Skandal. Der dramatische Brand in der Villa, Sols verschwinden, dass nie ganz aufgeklärt wurde. Dazu kam meine vorherige Bekanntheit durch die Verbindung zu den Balsano Zwillingen und die Reporter überschlugen sich. Die Story wurde bis zum Äußersten vermarktet und es lief überall. Die tragischen Ereignisse der letzten Tage wurden in den Nachrichten und in der Klatschpresse ausgebreitet und das machte mir Angst. Es kam täglich vor dass Matteo, meine Eltern oder Federico und Ludmila von Paparazzi aufgehalten wurden. Täglich sammelten sich Reporter und Polizei vor der Villa sodass meine Eltern und Alfredo die letzten Nächte in einem Hotel übernachtet hatten.
„Mach dir keine Sogren Luna.", meinte meine Mutter mit einem aufmunternden Lächeln, „wir lassen die Leute reden und halten uns so gut wie möglich raus. Du wirst sehen irgendwann ist der Medienrummel vorbei. Dann hast du dich erholt und dann geht es aufwärts. Bald wird die Sonne wieder ganz stark für dich scheinen."
****
Nachdem ein paar Tage vergangen waren und sich mein Zustand gebessert hatte, durfte ich endlich mit meinem Großvater sprechen. Auf ihn hatte ich mich mit am meisten gefreut.
„Meine Enkelin", er ließ seinen Blick mit einem stolzen Lächeln über mich gleiten, „ich bin so froh, dass wir uns endlich sehen können."
Mir traten fast die Tränen in die Augen, wenn ich darüber nachdachte, dass vor mir einfach mein leiblicher Großvater vor mir stand, dem ich mit nur drei Jahren entrissen wurden. „Ich auch. Das alles ist....es ist einfach so viel manchmal."
„Ich weiß, das verstehe ich. Ich habe schon damit gerechnet dass dies alles für die Presse ein gefundenes Fressen ist. Ich hoffe dir geht es einigermaßen gut damit und...es tut mir so leid, dass das alles passiert. Ich weiß nicht was in meine Tochter gefahren ist, aber du hast das nicht verdient, diesen Unfall. Sie hätte uns unterstützten sollen, wir haben sowieso schon so viel verloren... von unserer Familie."
Mir schwer ums Herz. Jetzt hatte er nicht nur Lily, sondern vor kurzem auch seine zweite Tochter verloren. Ich konnte mir gar nicht vorstellen was das für Schmerzen sein müssen. „Mir tut es leid für dich. Trotz allem war Sharon ja deine Tochter und gehörte zur Familie. Ich... ich kann nicht zur Beerdigung, aber ich möchte dir sagen, dass mir dein Verlust leid tut. Du hast das nicht verdient, Großvater."
Bei meinem letzten Wort begann er zu lächeln. „Sharon und ich hatten uns schon lange entzweit, schon bevor wir beide uns kennen lernten. Sie war mit dem Herzen schon länger nicht mehr auf meiner Seite und das zu akzeptieren ist fast schwerer als ihr Tod. Dass sie sich gegen uns richtete, hat sie sich selbst zuzuschreiben. Sie hat sich gegen unsere Familie gerichtet und das ist viel zu verdauen, aber...ich bin der festen Meinung dass nach all dem hier etwas wundervolles für uns passieren wird. Denn ich habe zwar meine Tochter verloren, aber meine Enkelin gefunden, die ich nie wieder loslassen will."
Ich schniefte leicht. Das alles berührte mich so sehr. Am Anfang als ich gehört hatte, dass Sharons Vater in die Villa ziehen würde hatte es mir gegraust. Ich hatte mir einen kaltherzigen und verbitterten Mann vorgestellt, der genau wie seine Tochter war. Ich hatte nicht wissen können wie falsch ich lag und dass dies rückblickend das beste war das mir passieren konnte. Ich hatte endlich meine Antworten, meine leibliche Familie und auch ein Stück von mir selbst wieder gefunden. Ich hatte noch so so viele Fragen, aber fürs erste reichte es zu wissen, dass ich jetzt wusste wer ich war.
Auch wenn ich so viele Schmerzen erleiden musste, hatte ich jetzt, so klischeehaft das auch klang, noch einmal die Chance so richtig zu mir selbst zu finden.
„Auch wenn es jetzt nicht so scheint, am Ende wird sich alles ergeben. Ich dachte nach dem Feuer dass ich nie wieder einen Sinn zum Leben haben werde und jetzt sitze ich hier. Mit meiner Enkelin, die mich mit dem selben schönen Lächeln ansieht wie meine Mutter einst. Sol Benson, trag diesen Namen mit Stolz, denn das solltest du. Auch wenn schreckliche Dinge in dieser Famile passiert ist ist sie so viel mehr als die Erinnerung an Sharons Verbrechen. Lily und Bernie waren wundervolle Menschen und ich kann es kaum erwarten alle deine Fragen zu beantworten. Wir haben so viel durchgemacht und wir können trotz allem stolz auf unsere Familie sein und ich möchte dass du weißt. Ich freue mich schon darauf dir alles über uns Benons nahe zu bringen, meine Enkelin."
Hey :)
Ich bin so froh dass ich des wieder geschafft hab zu schreiben und hoffe natürlich dass es euch gefällt.
In diesem Kapitel habe ich versucht die Gespräche zwischen Luna, ihren Eltern und Alfredo möglichst authentisch darzustellen und ich hoffe dass es mir gelungen ist. Wie findet ihr Simons Entscheidung?
Demnächst wird es auch ein Wiedersehen mit Nina, Ludmila, Fede und Violetta begeben.
Was möchtet ihr vor dem Ende der Reihe noch gerne in diesem Buch lesen?
Keep Reading😇
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