123. Kapitel
~Ambars Sicht~
Todmüde fiel ich ins Bett. Heute hatten die Abschlussprüfungen offiziell begonnen und ich hatte meinen Test in Wirtschaft geschrieben. Es war ganz gut gelaufen, obwohl die Tage davor Horror waren. Und das würden sie auch weiterhin sein.
Es war halb zwölf Uhr nachts als ich zu Bett ging. Die Zeit davor hatte ich nur Mathe gelernt. Mein Rücken tat weh und mein Gehirn war überlastet.
Trotzdem konnte ich aus irgendeinem Grund nicht schlafen. Ich wusste, dass es zu viel gab das mich belastete. Die Stimmung zwischen mir und Simon war sehr ungewiss. Wir wussten nach seiner klaren Verneinung nicht wie es weiter gehen sollte. Ein Teil von mir verstand ihn, ein anderer Teil war wütend, weil er für mich nicht dasselbe wie für Luna tun würde.
Und das tat weh. Luna war schon immer ein wunder Punkt gewesen. Es schmerzte, wie gern er sie hatte und dass sie einen Platz für sich beanspruchte den ich niemals einnehmen könnte. Die gemeinsame Kindheit und das Band das in Cancun zwischen den beiden gesponnen worden war könnte ich weder zerreißen noch in meine Hände fassen. Jemals.
Jedoch gab es noch eine zweite Sache, die mir auf der Seele lag. Vor einigen Tagen hatte meine Tante einen Zusammenbruch gehabt. Es ging soweit dass sie ins Krankenhaus musste. Sofern ich gehörte hatte, soll es geschehen sein als sie mit den Valentes in der Küche war, doch sowohl Rey, als auch meine Tante selbst hüllten sich in großes Schweigen.
Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere, bis mein Handy klingelte und mich aus dem Gedanken zog. Das Piepsen hörte nicht auf, also sah ich nach wer störte. Überraschenderweise hatte ich einige Nachrichten von Simon auf meinem Handy, dass ich vor die Tür kommen sollte.
Ich war verwirrt und genervt, jedoch zog mich die Neugier aus dem Bett. Ich griff meinen zartrosanen Nachtmantel von La perla und ging mir mit der Bürste durch die Haare bevor ich mich leise aus meinem Zimmer schlich.
Als ich die Tür öffnete stand vor meinem Haus tatsächlich Simons Wagen. Verwirrt sah ich ihn an, während er auf mich zukam. „Kannst du mir mal bitte sagen was du hier machst?", kam es von mir in nicht ganz so freundlichem Ton.
Simon kam auf mich zu und nahm meine Hände. „Ich kam von einer späten Bandprobe und da du eh immer so lange wach bleibst und lernst hab ich gehofft du schläfst noch nicht. Ich wollte mit dir."
„Ich war dabei.", antwortete ich und verschränkte die Arme, „aber jetzt bin ich eh wach. Also, was hast du mir zu sagen."
Simon seufzte: „Können wir uns vielleicht irgendwo hinsetzen. Komm in mein Auto."
Ich schüttelte den Kopf: „Wir können in den Garten gehen. Da ist normal niemand."
Die Luft war noch warm und in den Gärten der Villa Benson setzten wir uns auf eine Bank. Die Blumen waren nur vom Mondlucht beschienen und es sah irgendwie schön aus.
„Schon seit Wochen sind wir so distanziert und ich möchte, dass es aufhört. Und deshalb hab ich lange nachgedacht und ich hab ein Angebot für dich.", er nahm meine Hände und strich mit seinem Daumen sanft über meine Haut, „du weißt, dass es unmöglich für mich ist, mit zu kommen, egal wie gerne ich würde."
Ich nickte mit gesenktem Kopf. „Du musst nicht so tun als fändest du die Idee gut."
„Ambar. Du weißt, dass die Vorstellung in einer Stadt wie Paris mit dir zusammenzuleben ganz reizend für mich wäre. Aber es geht nunmal nicht, da ich hier auch ein eigenes Leben habe wenn du verstehst? Eines dass sehr viel erfüllender und vereinnahmender ist als das, welches ich damals in Cancun geführt habe."
Leider musste ich das wirklich verstehen. Ein Teil war schon einleuchtend. Simon hatte eine Band und diese in Paris weiterzuführen wäre schlichtweg unmöglich.
„Und deshalb wollte ich dir aber sagen, dass ich dich unterstütze egal ob du nach Paris gehst oder hierbleibst. Ich will das dass mit uns funktioniert. Und falls du hingehst besuche ich dich und... vielleicht kann ich sogar über mehrere Monate bleiben. In Zeiten in denen ich und die Band keine Gigs oder sonstige Verpflichtungen haben. Und auf längeren Zeitraum... müssen wir uns irgendetwas einfallen lassen. Wie klingt das für dich?"
Ich überlegte. Vor einem Jahr noch hätte ich rumgeschrien und auf keinen Fall gesagt. Aber bedeutete eine Beziehung nicht genau das? Kompromisse eingehen? Auch mal verlieren zu können für des anderen Wohl? Ich seufzte nach einer langen Zeit des Überlegens und setzte ein entschlossenes Lächeln ein.
„Wie ein erste Angebot. Tun wir's. Ich will mit dir aufs Ganze gehen, Simon." Ich zog ihn am Nacken zu mir und legte meine Lippen auf seine.
Wir tauschten Küsse und Berührungen unter dem Mondlicht aus, unterbrochen von Zukunftsplänen und Vorstellungen bis es zu spät wurde und ich Simon leise durch die Villa hinausgeleitete.
Nachdem er gegangen war brauchte ich einen Moment um zu reflektieren. Ich hatte gerade etwas getan was für mich lange Zeit unmöglich war. Nachzugeben obwohl ich nicht haargenau meinen Willen bekommen hatte.
Nachdem ich mir noch ein Glas Wasser genommen hatte, ging ich zurück in die oberen Stockwerke und lief dabei am Zimmer meiner Tante vorbei. Ich blieb stehen als ich die hitzige Stimme Reys hörte.
„Sagen sie, sind sie sicher."
Meine Tante antwortete daraufhin aufgelöst: „Aber ja. Wenn ich es ihnen doch sage, ich habe das Medallion gesehen. Das Medallion. Das unendlich viel Geld schwere Einzelstück dass damals allein für Sol Benson angefertigt wurde. Wenn das stimmt...oh mein Gott. Rey ich glaube wir haben unsere Sol gefunden."
„Sind sie wirklich sicher dass sie es ist?"
„Ich bin mir sicher. Es gibt keine andere Erklärung. Ich habe die Fakten geprüft. Alle Zahlen stimmen. Sie muss es sein. Sie müssen unbedingt eine DNA Probe einschicken. In Ordnung? Aber diskret."
Ich trat einen Schritt zur Seite und schlug mir die Hand vor den Mund bevor ich auf schnellstem Wege ins Zimmer ging. Ich durfte nichts unüberlegtes tun, sonst würde Sharon mir gar nichts erzählen.
Ich konnte nicht fassen was ich gerade gehört hatte. Wusste meine Tante wer Sol Benson war?
~Lunas Sicht~
Gestresst und mit meinem Handy in der einen und meinem Ordner, sowie zwei Büchern in der anderen Hand verließ ich das Schulgebäude.
Ich klemmte mir das Handy ans Ohr und nahm die Bücher in beide Hände nachdem mir fast alles runtergefallen wäre.
„Wie dein Flug wurde gecancelt?", versuchte ich die immer hysterischer werdende Ludmila zu beruhigen. Heute Abend würde die Show des Studios sein und eigentlich hätte Ludmila schon am frühen Morgen aus Italien anreisen sollen. „Ja! Es ist schrecklich Luna. Ich hab ein paar Beziehungen spielen lassen und darf jetzt den Privatjet von einem Bekannten benutzen aber es könnte eng werden, da ich erst abends ankomme, dann noch in die Maske muss. Ich hab alles schon mit Fede und den anderen abgeklärt, wollte nur schnell dich informieren. Wie haben meine Auftritte nach hinten verschoben und dafür dich und Matteo vorverlegt. Ihr eröffnet jetzt die Show, da es anders nicht in ein Zeitplan gepasst hätte. Küsschen."
Sie legte auf und ließ mich einfach allein. „Ich eröffne die Show?!", fragte ich Violetta verstört als ich an ihrem Auto angekommen war. „Ja und jetzt steig ein, wir haben viel zu tun."
Ich lud mein Zeug in ihren Kofferraum und stieg auf den Beifahrersitz. „Oh Gott. Die Eröffung. Wow. Das ist ne ziemliche Verantwortung."
„Sorry, aber jeder andere hat davor noch zu tun. Aber wir sind sicher dass ihr das schafft." Violetta drückte kurz meine Hand bevor sie auch schon losfuhr. Wir hatten einen harschen Zeitplan den wir abarbeiten mussten. Zuerst zum finalen Soundcheck, dann Besprechung, Kostüme abholen, noch eine Probe und danach auch schon zum Veranstaltungsort.
Der ganze Tag verging wie im Flug und ehe ich mich versah befand ich mich schon komplett nervös im Backstagebereich. Nina, meine Eltern und Ambar, denen wir Plätze reserviert hatten waren schon da, wie mir meine beste Freundin gerade geschrieben hatten.
Zusätzlich waren auch noch fast alle meine Freunde gekommen und ganz viele Bekannte die das Studio auch unterstützten wollten.
Wir spielten vor vollem Haus, die Karten waren gut weggegangen. Am Ende der Vorstellung wollten wir auch noch um Spenden bitten. Ich hoffte einfach dass es reichte. Das Studio war für alle hier wie ein Zuhause und wir mussten es einfach retten.
Hinter der Bühne waren wie immer chaotisch. Die Roller Band sang sich ein, Diego und Fran gingen Texte durch, Leon probte mit Violetta irgendeinen Tanzschritt mit Hebefigur und Camila besprach mit Naty irgendetwas.
Matteo und ich saßen noch in der Maske.
Ich bekam ein ziemlich starkes make up. Hellblauer, fast schon außerirdisch wirkender Glitzer, der zum Farbspektrum meines gesamten Looks passte.
Natürlich trug ich auch Matteos Ohrringe.
Diese Schuhe sahen so teuer und edel aus, dass sie meiner Ansicht nach eher in ein Museum, oder einen Laufsteg in Mailand als an meine Füße gehörten.
Zusammengefasst, ich sah aus wie nicht von dieser Welt. Wirklich, ich erkannte mich kaum wieder.
Die meisten anderen sahen genauso spektakulär aus und allein schon das ließ vermuten, dass die Show legendär wurde. Spektakulär.
Also hoffentlich genug um das Studio zu retten.
„Wir sind bald dran.", sagte Matteo nachdem er fertig damit war meinen Look zu bewundern. Er war es auch nicht gewohnt mich in so viel Glitzer zu sehen und machte Witze darüber, ob ich jetzt überhaupt noch aus Mensch und nicht nur noch aus Edelsteinen bestand.
„Ich weiß.", antwortete ich schwer atmend und legte eine Hand auf mein Herz. Ich war heftig nervös. So stark, dass es meinen Brustkorb förmlich zusammendrückte.
„Wollen wir?", fragte Matteo und ich hakte mich bei ihm unter. Es würde sich nur noch um Sekunden handeln bis wir auf die Bühne mussten.
Ich war nervös aber ich war bereit alles zu gehen.
Heyy❤️
Ein neues Kapitel :) hoffe es gefällt euch. Bin froh, dass ich es wieder geschafft habe.
Was denkt ihr wird Ambar jetzt tun?
Und wie wird die Show vom Studio für alle ausgehen?
Wie findet ihr Lunas Look?
Keep Reading😇
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