120. Kapitel
~Lunas Sicht~
„Wie ich annehme hat ihr Team die letzten Tage schon fleißig trainiert für den morgigen Wettbewerb. Worauf können sich die Zuschauer bei eurer Choreo besonders freuen?"
Ich strich das Kleid glatt, dass ich zum Interview angezogen hatte und sah Matteo, Simon und Ambar an, die mit mir auf der weißen Ledercouch saßen. Es war schulterfrei, gestreift und eng anliegend, durch den dehnbaren Stoff jedoch irgendwie sogar bequem.
Als niemand anderes ein Wort sagte, antwortete ich schließlich: „Wir haben ein tolles Lied, dass Simon mit seiner Band, der „Roller Band", geschrieben hat. Es heißt Vuelo und drückt genau das aus, was die Jungs und wir alle fühlen wenn wir Skaten. Nämlich fliegen."
„Außerdem sind wir diesmal alle daran beteiligt und nicht nur wir vier, wie bei der letzten Runde.", ergänzte Matteo einen Punkt der mich besonders freute.
Die Moderatorin nickte: „Dann können wir uns ja diesmal auf die vereinte Power des Roller Teams freuen. Luna und Matteo, sind ein paar von euren Freunden mit euch hergeflogen um euch zu unterstützen?"
Da versuchte man wohl pikante Details über Ludmila, Federico und Violetta zu bekommen. „Meine beste Freundin Nina Simonetti ist mitgeflogen und die Fotos fürs Team zu machen. Matteos Bruder, Ludmila und Violetta unterstützen uns von zuhause aus."
„Das ist schön. Violetta wird vor allem mit der kommenden Hochzeit viel zu tun haben, nicht?", wurden wir gefragt. Die Presse stürzte sich immer noch wie Aasgeier darauf.
„Ja, die beiden sind fleißig am Planen. Mehr wird aber nicht verraten.", witzelte Matteo und die Moderatorin lachte. Ich war immer wieder beeindruckt wie sehr Matteo es beherrschte, vor der Kamera seiner Charme spielen zu lassen. Er beherrschte die öffentlichen Auftritte perfekt.
Zum Glück war der ganze Rummel um Federico, Matteo und den Streit von Fede und Ludmila nach der Gerichtsverhandlung mittlerweile wieder abgeflaut, sodass uns die Fragen danach erspart blieben.
„Selbstverständlich. Nun zu euch beiden Simon und Ambar, wie ich gehört habe seid ihr nicht nur im Skaten talentiert. Du Simon hast eine Band und wie man weiß gehörst du neuerdings zum Modelnachwuchs nicht wahr, Ambar?"
Ambar nickte und der Stolz war ihr anzusehen: „Ja. Mode ist eine meiner Leidendchaften und deshalb will ich mit dem Modeln auf jeden Fall weitermachen. Vor allem die Jobs in Paris haben mir sehr gut gefallen."
„Bei deinem Look ist es kein Wunder, dass du dort ankommst.", die Moderatorin zwinkerte Ambar zu, „zu dir simon. Haben du und deine Jungs Pläne für die Zukunft mit der Band?"
Simon lächelte und man merkte ihm an, dass seine Musik etwas war über das er stundenlang sprechen konnte. „Ja, wir brennen alle für die Musik und es wäre ein großer Traum für uns alle, das einmal professionell zu machen."
„Das klingt alles sehr vielversprechend. Noch eine letzte Frage. Gibt es etwas besonderes in eurer Choreografie, worauf sich die Zuschauer besonders freuen können?"
Ich erwiderte: „Ja. Also im Voraus möchte ich sagen, dass jeder von uns tolle Schritte hat, aber am Ende werden die Jungs und ich eine sehr komplizierte Hebefigur machen, für die sich das ansehen auf jeden Fall lohnt."
Vor diesem Schritt hatte selbst Juliana sein wenig Bammel und wir mussten sie ewig lange überzeugen, dass wir das machen durften. Vor allem ich hatte mehrmals mit ihr verhandelt und ihr versichert, dass alles gut laufen würde. Seitdem ich und Simon die Figur in einem Skatevideo gesehen hatten, waren wir sicher, dass sie unser Triumph sein könnte. Unser Ass im Ärmel, dass uns zum Erfolg verhelfen konnte. Matteo war mit seinem Ehegeiz ganz einfach ins Boot zu holen.
„Eine Figur zu dritt? Das klingt ja interessant. Leider ist unsere Zeit jetzt um, ich könnte noch ewig mit euch plaudern. Dann sehen wir uns morgen beim Wettbewerb, ich wünsche euch gutes Gelingen." Die Moderatorin schüttelte uns allen die Hand und wir verließen die Bühne und somit auch das Sichtfeld der Kameras.
Backstage atmete ich das erste Mal wieder auf und strich mein Kleid glatt. „Luna.", rief Nina die um die Ecke kam und mich in eine lockere Umarmung zog, „Ihr wart toll."
„Danke, ich bin froh, dass wir das Roller gut vertreten konnten."
„Das auf jeden Fall. Kommst du kurz mit, ich hatte gerade einen Geistesblitz." Nina sah sich schnell um und zog mich dann am Handgelenk etwas abseits von den anderen.
„Also, es geht um deine Vergangenheit. Ich hab gestern Nacht intensiv darüber nachgedacht und bin mir sicher, dass deine Träume etwas damit zu tun haben. Du träumst ständig von Feuern, also ist es möglich, dass deine Eltern vielleicht bei einem Feuer oder so gestorben sind. Allerdings habe ich schon nachgesehen und nichts dergleichen in México gefunden und deshalb- halt dich fest- was wenn du gar nicht aus Mexiko kommst?"
Ich legte den Kopf schief. Irgendwie wäre das seltsam. Mein ganzes Leben lang hatte ich schon gedacht, dass ich auch Mexiko kam und jetzt sollte das auf einmal nicht sein? Es erschien mir irreal, doch man konnte es ja nicht wissen. Nina hatte oft das Richtige Gespür für solche Sachen. „Ich weiß nicht, aber es könnte schon sein. Aber wie soll ich dann nach Mexiko gekommen sein?"
„Wir müssen herausfinden woher das Amulett kommt. Kannst du es mir vielleicht ein paar Tage borgen. Nur damit ich nach irgendwelchen versteckten Gravuren oder so schauen kann?", bat sie mich. Eigentlich hätte ich das Amulett gerne für den Wettbewerb als Glücksbringer behalten, aber Nina sah gerade aus hätte sie echt einen Lauf und das wollte ich ungern unterbrechen. Ich wusste was für Wunder dieser schlaue Kopf vollbringen konnte.
„Ich hab schon nachgesehen, da ist leider nichts. Aber du kannst es gern nochmal versuchen wenn du meinst.", antwortete ich und griff mir in den Nacken um die dünne Kette an der jetzt nicht nur der Mond sondern auch eine kleine Sonne baumelte, abzumachen und in Ninas Hände zu legen.
****
„Macht euch fertig, Leute!"
„Habt ihr alles. In einer Minute!"
Ich nickte heftig und sah mein Spiegelbild noch einmal an. Es war der Tag des Wettbewerbs und in einer Minute müssten wir auf die Bühne. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und das Adrenalin pochte durch meine Adern. Jeder Faser meines Körpers wollte jetzt da draußen stehen und alles geben.
Mein Kleid war verspielt und in hellen blau Tönen gehalten. Dazu waren überall Verzierungen die aussahen wie wunderschöne Eisblüten die sich um meinen Körper rankten. Ich fand es passte perfekt zu mir.
Da ich mein Medaillon nicht als Glücksbringer verwenden konnte, hatte ich Matteos Ohrringe angezogen, die so perfekt zum Kleid passten.
Diese Ohrringe bedeuteten mir so viel, dass ich sie kaum anzog, doch für heute erschienen sie mir angemessen.
„In zehn Sekunden!"
Ich griff nach Matteos Hand und ging zum Bühneneingang. Das Gefühl, dass ich jedes Mal hatte wenn ich kurz davor war vor Publikum zu Skaten war unglaublich.
„Jetzt."
Und es geschah ein weiteres Mal. Ich stand da vorne und tat was ich liebte. Mit den Leuten die ich liebte.
[Hier müsste ein GIF oder Video sein. Aktualisiere jetzt die App, um es zu sehen.]
Mein Team war für mich unentbehrlich geworden, egal wie schwer es manchmal wurde.
Denn dieses Mal war es ganz leicht. Ich war in meinem Heimatland und fühlte mich so warm, so wohl. Jeder Schritt saß und ich glitt wie auf Wollen dahin, während meine Leute mir applaudierten und zusahen.
Ich erkannte meine Eltern im Publikum, Simons Familie, meine Freunde aus Cancun.
Wir hatten alle riesigen Spaß und sogar Ambar strahlte bis über beide Ohren. Am schönsten war der letzte Teil. Ich spürte so eine große Verbundenheit mit Simon und Matteo. Auch wenn wir unsere Differenzen hatten funktionierten wir drei wohl doch als Team.
Am Ende fanden wir uns alle zu einer riesigen Gruppenumarmung zusammen. „Ich liebe euch Leute!", rief ich euphorisch und die anderen erwiderte sofort voller Adrenalin. Hinter der Bühne wurden wir von den anderen umarmt und ich war gerade bei meinen Eltern als ich Ambar auf einmal laut aufkreischen hörte.
~Ambars Sicht~
Wir hatten uns gut geschlagen. Zufrieden kehrte ich in den Backstagebereich zurück und bekam von Simon einen Kuss auf den Scheitel, bevor er zu seiner Familie ging. Auch Luna sah ich mit ihren Eltern reden und mich erfasste ein kleiner Stich.
Sharon anzurufen würde sich kaum lohnen, da es sie sowieso nicht interessierte. Wahrscheinlich hatte sie das ganze nicht mal im Fernsehen verfolgt. Zu viel laute Musik versuchte ja Kopfschmerzen bei ihr. Seufzend ließ ich mein Handy liegen und ging stattdessen zu Delphi und Jasmin.
Als ich mich gerade umdrehte um wieder nach Simon zu schauen erkannte ich auf einmal ein bekanntes Gesicht und blieb in meiner Bewegung erstarrt.
Nein, das konnte nicht sein.
Das konnte einfach nicht sein.
Sie konnte dich unmöglich hiersein. Ich schüttelte den Kopf und überzeugte mich davon ob ich richtig sah. Sie war immer noch da. Blonde Haare, schlanke Figur, charmantes Lächeln, was ich alles von ihr hatte. Sarah Smith wie sie leibte und lebte.
Ohne es zu realisieren stieß ich einen Schrei aus und rannte zu ihr um in eine Umarmung gezogen zu werden. „Oh mein Gott. Du bist wirklich hier. Ich kann's kaum glauben! Wann und... wie?"
Sarah lachte und nahm meine Hände. „Ich hab die Woche frei und dachte ein spontaner Trip ins sonnige Cancun käme mir gerade recht. Meine Haut ist durch den Winter in Paris so schrecklich blass geworden."
Ich lachte und wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Ich hätte niemals gedacht, dass jemand je so etwas nettes für mich tun würde. Sharon hätte keinen kleinen Dinger gerührt, doch Sarah überquerte einfach mal einen Ozean um mir beim Skaten zu zusehen.
„Oh mein Gott. Das... es hat noch nie jemand was so tolles für mich gemacht.", stieß ich aus und umarmte sie noch einmal. „Du warst unglaublich.", murmelte sie, „wenn ihr nicht gewinnt, fallen wir hier alle vom Glauben ab."
Ich lachte, als wir uns aus der Umarmung lösten. Sarah legte einen Arm um meine Taille und meinte lächelnd: „Willst du mich nicht ein paar Freunden vorstellen?"
~Lunas Sicht~
Es war so schön mitanzusehen, wie sehr sich Ambar über das Auftauchen ihrer Mutter freute. Das hatte sie wahrlich nicht erwartet.
Leider hatten wir keine lange Pause gehabt, da unser Team als zweites drangewesen war und jetzt gleich die Siegerehrung Anstand.
Wieder einmal standen wir alle Hand in Hand nervös aufeinander und warteten das Urteil der Richter ab als wäre es unser letztes. Ich verkrampfte nich und hielt Matteos und Simons Hände ganz fest. Wir hatten den Sieg verdient, wir hatten so viel gegeben. Wie immer zog sich die Rede des Moderators ewig und irgendwann konnten wir alle nur noch die Augen darüber rollen, was schon fast witzig war, stünde nicht so viel auf dem Spiel.
Ich war so in Gedanken, dass ich dir Entscheidung fast nicht mitbekommen hatte. Ich hörte nur Prei-Roller- gewonnen und wurde auf einmal von Matteo hochgehoben.
„Haben wir? Omg!", kreischte ich als alle um mich herum anfingen zu schreien. „Ja! Wir haben gewonnen,", rief Matteo lachend als er mich wieder auf dem Boden abgesetzt hatte.
Ich sprang wild auf und ab und wir umarmten uns alle.
Die darauffolgenden Minuten waren wie ein Wirbel aus Euphorie, Glückwünschen, es fühlte sich alles an wie mit Zucker überzogen. Wie führten noch ein kurzes Interview und machten Bilder, bevor es Backstage mit unseren Verwandten weiter ging.
Als wir endlich einen ruhigen Moment für uns hatten schlang Matteo seine Arme um meine Taille und drückte mir erstmal einen Kuss auf. „Mondmädchen wir haben's geschafft! Ich hab ne Idee. Hast du nicht gesagt heute ist so ne Strandparty?"
„Jap. Die finden hier ziemlich oft statt. Wär heute nicht der Wettbewerb wär ich auch hingegangen.", erzählte ich.
„Es ist noch nicht so spät. Ich würde sagen du machst dich fertig und wir haben noch n kleinen Auftritt bei dieser Strandparty!"
Hey🧡
Endlich mal wieder n neues Kapitel. Ich bin froh, dass ich es heute geschafft hab und hoffe es gefällt euch.
Das neue Kapitel bei Just call me back kommt morgen online.
Ich hab die nächsten fünf Wochen frei wegen Covid-19 und muss sagen, dass es mir irgendwie sogar gut tut mich diese Zeig nur auf mich zu fokussieren. Ich hatte die letzten Monate eine wirklich schwere Zeit und diese Zeit für mich jetzt fühlt sich gut an:)
Noch dazu komme ich wirklich oft zum Schreiben.
Freue mich schon auf euer Feedback
Keep Reading😇
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