107. Kapitel
~Ludmilas Sicht~
Es waren weitere stille Tage vergangen. Wir hatten uns immer noch nicht versöhnt. Obwohl die Verhandlung am Freitag war, er am Samstag die ganze Zeig versucht hatte mit mir zu reden und am Montag ein Strauß Pfingstrosen auf meinem üblichen Sitzplatz am Esstisch lag. Jetzt war Dienstag und ich hatte es immer noch nicht geschafft ihm das zu verzeihen.
Es war nicht so, dass ich nicht darüber nachdachte, das tat ich nämlich ständig, ich brauchte viel mehr meine Zeit um alles zu verarbeiten.
Also war ich viel allein. Meistens im Schlafzimmer, ich dachte viel nach. Einmal hatte ich mit Luna telefoniert. Sie versuchte zwischen uns zu vermitteln, doch ich hatte ihr erklärt, dass wir das selbst regeln mussten. Jedoch war es trotzdem schön mit ihr zu reden. Ich war unglaublich froh, dass sie und Matteo sich wieder angenähert hatten. Die beiden konnten ohne einander nicht sein und das zeigte sich jedes Mal.
Im Moment saß ich auf meinem Bett, die Seidendecke um mich geschlungen und scrollte durchs Internet. Unsere Hoffnungen, dass die ganze Geschichte mit dem Bild von Matteo keinen zu großen Shitstorm auslöste waren nicht aufgegangen. Und mein kleiner Auftritt nach der Verhandlung machte es nur noch schlimmer.
Die Klatschpresse zerriss sich das Maul über uns. Die einen sagten wir hätten uns getrennt, die anderen er hätte mich betrogen und wieder andere waren der Meinung, er tanzte vor meinen Augen lasziv mit anderen. Unsere Instagram Profile wurden mit Kommentaren überflutet. Die meisten waren Fragen, doch es waren einige böse dabei, welche meist auf Fede losgingen.
Wenn sie wüssten.... wenn die alle wüssten, dass Fede in Wirklichkeit der loyalste und ehrlichste Mensch war, den ich kannte. Ich musste oft an das denken was er bei seiner Zeugenaussage gesagt hatte. Ich hätte nie gedacht, dass sich einmal jemand so für mich einsetzen würde.
Eigentlich war das alles bescheuert. Wir mussten uns gegenseitig unterstützen, vor allem jetzt wo wir es beide nicht leicht hatten.
Wütend ging ich auf Twitter.
Eine sichere Quelle hat bestätigt, dass ihr alle absolut gar nichts über uns wisst.
Nachdem ich den Tweet gepostet hatte, schlug ich die Decke beiseite und stand auf. Es war Zeit nach vorne zu sehen. Das Leben ging weiter. Und genau jetzt müssen wir für einander da sein.
Sanfte Töne auf dem Klavier erfüllte den ganzen Raum, sobald ich die Tür öffnete. Unwillkürlich musste ich lächeln, als ich ins Wohnzimmer trat. Die Klaviermusik ließ mein Herz hüpfen während ich immer noch lächelnd die Wendeltreppe nach oben auf die Empore hinaufstieg. Mein Freund saß dort, am Flügel, so in dem Lied versunken, dass er mich gar nicht bemerkte.
Ich hatte schon immer gefunden, dass er beim Klavierspielen unheimlich gut aussah. Schließlich bemerkte er mich und gab mir ein leichtes Lächeln.
Ich ging auf ihn zu und setzte mich langsam neben ihn auf die Bank vor dem Flügel. Ohne aufzuhören sah er mich einen Moment an, bevor seine Augen wieder zurück zu den Tasten huschten. Ich lächelte, bevor ich meinen Kopf auf seiner Schulter ablegte. Und sofort wusste ich, dass jetzt alles wieder gut war.
Schweigend lauschten wir beide einstimmig der Musik und obwohl wir nichts sagten bildete sich eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir wussten beide, dass jetzt alles in Ordnung war. Catherine wird noch ein Jahr weg sein und dann umziehen, die Schrecken werden ein Ende haben. Ich konnte dieses Kapitel endlich beenden.
Das Lied endete sanft auf einem tiefen Ton, der noch eine Weile nachklang bis er verstummte. Federico drehte sich zu mir und nahm langsam meine Hand, um meine Finger mit seinen zu verkreuzen. „Ich bin so froh, dass du es dir anders entschieden hast.", seufzte er.
Ich nickte und hob den Kopf um ihm in die Augen zu sehen. „Ich will, dass wir nach vorne schauen."
Er lächelte und antwortete: „Das will ich auch."
Wenn man all das Leid der letzten Tage bedachte, ging das wirklich erfrischend einfach.
***
Es fühlte sich so gut an wieder Frieden geschlossen zu haben. Leider konnten wir diesen nicht lange genießen, da Fede zu einem Meeting mit seinem Manager musste. Es ging um die Tour, aber auch um den Skandal im Netz. Ich hatte mich gefühlte hundert mal entschuldigt, da ich daran ja auch ein wenig mit Schuld war.
Nachdem er gegangen war hatte ich mich hingelegt und ein wenig geschlafen, doch ich fühlte mich immer noch schlecht. Ja, er hatte auch Schuld, aber dass meine Affekthandlung jetzt so weite Kreise schlug wollte ich wirklich nicht.
Fede war in der Zeit als ich geschlafen hatte wieder zurückgekommen und war jetzt im Bad. Ich lag auf dem Rücken und hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Was hatte der Manager wohl gesagt? Hoffentlich war es nichts schlimmes...
Auf einmal bekam ich wirklich Angst. Was wenn sie ihn aus der Plattenfirma schmissen? Das könnte ich mir nie verzeihen. Zum Glück kam mir gleich darauf in den Sinn, dass das völlig unsinnig wäre. So ziemlich jede Person in der Öffentlichkeit hatte mal ein paar kleine oder größere Skandale.
Da ich es allein mit meinen Gedanken nicht mehr aushielt erhob ich mich schließlich und lief ins Badezimmer. Fede lag in der Badewanne und ich musste lächeln als mir wieder auffiel wie gut er aussah. Seine Haare hingen ihm ein wenig unordentlich ins Gesicht und er hatte einen wirklich wohltrainierten Oberkörper.
„Ludmila? Ist etwas passiert?", fragte er überrascht. Ich winkte ab. „Nein, nein. Ich wollte nur fragen wie das Meeting war." Ich blickte ihn besorgt an. Hoffentlich musste er nichts Schlimmes hören.
„Alles ist gut, Liebes. Er war nicht erfreut, aber meinen Rausschmiss bedeutet das Ganze zum Glück nicht. Wir haben mit einem Anwalt über rechtliche Vorgehensweisen gesprochen um den Schaden ein wenig einzuschränken." Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich das hörte. Schuldbewusst sah ich zu ihm und sagte erneut: „Das tut mir wirklich leid."
Er lächelte. „Hör auf damit. Es war meine Schuld."
„War es nicht. Ich hab auch Schuld daran, so ein Drama hätte nun wirklich nicht sein müssen." Mal wieder schüttelte ich den Kopf über mich selbst. Was hatte ich mir nur gedacht? Vor all den Paparazzi...
„Hör auf damit, sonst nehme ich die Entschuldigung bald nicht mehr an.", schmunzelte er. Ich seufzte und setzte darauf ein vielsagendes Lächeln auf.
„Na ja... wenn ich mich schon nicht mehr entschuldigen darf, dann kann ich das Ganze doch wenigstens wieder gut machen.", sprach ich verführerisch und begann die Knöpfe meiner Bluse zu öffnen bevor ich sie mir federleicht von den Schultern strich.
Meine Jeans und die zartrosane Unterwäsche waren genauso schnell nicht mehr auf meinem Körper, sodass ich schließlich unbedeckt vor ihm stand. Auf Federico Gesicht hatte sich ein schiefes Grinsen gebildet.
Selbstbewusst schritt ich nach vorne und bestieg die Stufe zur Badewanne, bis ich mich schließlich am Rand niederließ und zuerst meine Füße ins Wasser hielt. Durch den hellen Marmor und das gedimmte Licht im Badezimmer hatte die Atmosphäre etwas sinnliches. Ich ließ mich ins Wasser gleiten, während die Flammen im Kamin hinter uns ihr Licht auf uns warfen. Ich spürte wie Fedes große, warme Hände sich um meine Taille legten und mich auf seinen Schoß zogen. Meine Arme nahmen wie von allein ihren Platz an seinem Nacken ein.
Ich sah mir sein Gesicht ganz genau an, die feuchten Haare und braunen Augen, so wie ein paar vereinzelte kleine Wassertropfen, bevor er mich küsste.
Ich gab mich ihm ganz hin und spürte mit jedem Atemzug, wie sehr ich das alles vermisst hatte. Die Minuten verschmolzen miteinander, sodass Zeit etwas Unwichtiges wurde.
***
Nachdem das Wasser kühler wurde und wir ein paar letzte, innige Berührungen und Küsse ausgetauscht hatten, stiegen wir aus dem Wasser. Fede wickelte zuerst mich in einem flauschig weichen Bademantel ein, bevor er sich selbst einen anzog.
Er lächelte mich zufrieden an und schlang die Arme um meine Taille, damit er mich an sich ziehen konnte. Ich legte die Arme auf seine Schultern und hörte ihm aufmerksam zu als er sprach: „Wie wär's wenn wir nach all dem Stress eine Woche wegfahren. Irgendwo ans Meer, nur wir beide."
Ich lächelte. Ein bisschen Ruhe und Zweisamkeit klang wirklich traumhaft.
Ich zog mich näher an ihn und nickte. „Ich bin sofort dabei", sagte ich mit Nachdruck, „das klingt für mich gerade wie der Himmel auf der Erden."
~Lunas Sicht~
Seit dem letzten Freitag und meinem Treffen mit Simon war eine Woche vergangen. Leider hatte sich zwischen mir und Matteo nicht sonderlich viel verändert. Wir waren zu vorsichtig im Umgang miteinander, hatten beide Angst etwas falsch zu machen.
Der neu entstandene Frieden zwischen uns war so zerbrechlich, dass er mir manchmal fast unwirklich erschien.
Die bevorstehende Gerichtsverhandlung beschäftigte mich sehr. Zwischen die Träume von meiner Vergangenheit mischten sich Albträume, in denen ich wieder spürte, wie seine Hände sich an mir vergriffen.
Ich würde so gerne mit Matteo reden, wollte diesen Frieden jedoch nicht zerstören.
Nächste Woche war es soweit und mir ging es jeden Tag ein bisschen schlechter.
Ich hatte viele Treffen mit meinen Eltern, Alfredo, Simon, Matteo, Nina und meiner Anwältin, Ninas Mutter Ana, in denen wir alles zu dem kommenden Prozess besprachen.
Simon, Matteo und Nina würden als Zeugen aussprechen.
Die Ersteren weil sie mich in jener Nacht gerettet hatten und Nina, da sie gehört hatte wie Mr Hanson mich in dem Klassenzimmer bedrohte, das war kurz bevor ich ihr heulend auf der Schultoilette alles beichtete.
Es war als hätte ich einen Klotz auf dem Herzen, der jeden Tag ein bisschen schwerer wurde. Jetzt war es Freitag Abend und ich saß mit Simon in meinem Zimmer. Wir lagen auf meinem Bett, aßen den Obstsalat meiner Mutter, spielten Gitarre und arbeiteten an Songs. Er wusste dass es mir wegen der Verhandlung schlecht ging und versuchte mich auf angenehme Art und Weise zu beruhigen ohne das Thema anzusprechen, was überraschenderweise sogar sehr gut funktionierte.
Gerade als wir uns Geschichten von früher erzählten, kam auf einmal meine Mutter herein, mit Ludmila und Violetta hinter mir. „Du hast Besuch, Luna.", meinte diese.
„Das sehe ich.", antwortete ich überrascht, „was gibt's Mädels?"
Die beiden grinsten mich an. „Also, wir beiden gehen heute noch auf Frans Geburtstagsfeier. Und da wir dich ein bisschen ablenken wollten, dachten wir spontan, dass du einfach mitkommst!", rief Violetta.
„Aber ich hab doch gar kein Geschenk. Und es ist doch Frans Party, da will ich nicht stören." Diese Einladung traf mich total unerwartet, eigentlich hatte ich mich auf einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher eingestellt.
Ludmila winkte ab: „Ach was, Fran hat gesagt wir können gerne noch jemanden mitbringen. Außerdem freut sie sich bestimmt wenn du kommst."
„Jaa, und wir müssen echt mal wieder was als Mädels machen.", meinte Violetta und fügte hinzu, „Simon kann natürlich auch mit."
Ich überlegte. Es würde mir schon gut tun, mal wieder etwas mit Freunden zu machen. Aber wäre das nicht unhöflich da ich ja eigentlich Simon eingeladen hatte? Ich sah zu ihm: „Was meinst du?"
„Ich find es ist ne gute Idee. Du warst die ganzen letzten Wochen kaum aus, und wenn Fran kein Problem damit hat würde ich auch hingehen."
„Und wegen dem Geschenk", sagte Violetta," wir können vor der Feier noch was für sie suchen gehen, wir haben noch Zeit. Sie wird sich über euch freuen."
Ich dachte noch einen Moment nach. Das war eindeutig ein ausgeklügelter Plan der beiden, um mich wieder aufzumuntern, da sie wussten was für Probleme ich und Matteo in letzter Zeit hatten. Und ich fand es unglaublich süß.
„Hmm, überzeugt.", grinste ich und die beiden schrieen erfreut auf, bevor sie sich ein high five gaben. „Das wird so mega.", rief Ludmila.
Ich beschloss, sie ein bisschen zu schocken und rief auf einmal mit beunruhigtem Ton. „Mädels wir haben aber ein Problem!", sie drehten sich schnell zu mir und und schauten mich gebannt an, bevor ich grinste," ich hab nichts zum Anziehen." Die zwei brachen augenblicklich in Gelächter aus.
„Wir haben schon vorgesorgt", kam es von Ludmila, „Violetta hier hat dir eines ihrer Kleider mitgebracht und ich schminke dich."
Sie warf einen längeren Blick zu Simon, der eine schwarze Jeans mit einem einfachen gleichfarbigen Shirt trug und eine Lederjacke, bevor sie ergänzte: „Du kannst gleich so gehen Simon."
Ja und ich bin im normalen Zustand zu hässlich, oder wie?! Na ja, ich musste selbst zugeben, dass das weiße Oversize Shirt und meine Leggings nicht besonders festlich waren.
Die beiden legten sofort los. Ich wurde zu einem Stuhl gezerrt, auf den ich mich setzen sollte, woraufhin Ludmila sich vor mich stellte, um mein Make up zu machen und Violetta hinter mich ging, um sich mit meinen Haaren zu beschäftigten. Ich blickte überfordert zu Simon, welcher mich schief angrinste.
Violetta und Ludmila selbst waren schon fertig und sahen einfach wunderbar aus. Letztere hatte sich für den süßen Look entschieden mit einem rosa karierten Träger-Minikleid. Darunter trug sie ein weißes Shirt mit Ripp-Struktur und eine zarte goldene Kette.
In Kombination mit Sandalen und ihrer Lockenpracht sah sie einfach total süß aus.
Violetta hingegen wirkte mit ihrem gewellten braunen Haaren und dem locker fallenden weißen Kleid, als käme sie direkt vom Urlaub am Meer.
Ich konnte im Moment noch nicht ganz erahnen, was mein Look für heute sein würde. Simon wurde gebeten aus dem Bad Lockenstab und alle möglichen Haarsprays zu holen. Eine gefühlte Ewigkeit werkelte Violetta an meinen Haaren herum.
Ludmila trug derweil rötliche Lidschatten auf mein Augenlid auf. Zum Schluss ging Violetta schnell zu ihrem Auto, um mein Kleid aus dem Kofferraum zu holen. Und das war wirklich wunderschön.
Als Ludmila noch Fixingspray auf mein Make up gesprüht hatte war ich schließlich ganz fertig und konnte ins Bad gehen um das Kleid anzuziehen.
Mein Look war in rot und pink Tönen gestaltet. Ich fand es hatte etwas verführerisches. Das Make up war recht stark und in gewagteren Farben als ich es normalerweise getan hatte.
Doch zum Kleid passte es irgendwie. Das war sowieso mein Highligt. Es war in einem dunklen Pinkton gehalten und ließ die Schultern frei.
Dazu waren meine Haare zu perfekten Locken gebändigt. Als ich aus meinem Badezimmer trat, klatschten Ludmila und Violetta begeistert und Simon pfiff sogar. Ich verdrehte lächelnd die Augen über meine Freunde. „Ach Leute, hört auf."
„Also ich finde wir sehen alle toll aus.", grinste Ludmila. Ich zog schnell Schule an und nahm meine Tasche, bevor wir uns auf den Weg machten.
Wir fuhren mit Violettas Auto.
Federico und Leòn würden wir angeblich bei der Party treffen. Es ging zuerst in die Stadt, damit Simon und ich noch Geschenke kaufen konnten. Erst waren wir ziemlich planlos, doch dann besorgten wir ihr Pralinen, Make up von Sephora und noch Blumen. Darauf musste doch jedes Mädchen abfahren, oder?
Danach machten wir uns schließlich auf den Weg zu Francesca. Mir wurde erzählt, dass sie mit Diego in einem schönen Apartment wohnte. Dazu gehörte ein Garten, den sie sich mit den Nachbarn von unten teilten. Da diese ziemlich cool waren, durfte sie ihren Geburtstag im Garten feiern. Der Tag bot sich dafür an, es herrschte eine schöne laue Abendluft und da die Sonne gerade am untergehen war, zeigte der Himmel sich in seinen kräftigsten Farben.
Als wir schließlich ankamen, war ich doch ein bisschen nervös. Was, wenn Fran doch nicht so begeistert davon war, dass Simon und ich mitgekommen waren?
Diese Sorge zeigte sich jedoch als unbegründet, denn sobald wir im Garten waren, kam sie mit einem Lächeln auf uns zu und umarmte uns alle nach einander.
„Luna, Simon, wie schön dass ihr gekommen!" In ihrem blauen Sommerkleid und den gewellten schwarzen Haaren sah sie einfach traumhaft aus. „Ich hoffe, wir machen keine Umstände, Ludmila und Violetta haben uns spontan eingeladen.", erklärte ich verlegen und drückte ihr den Blumenstrauß in die Hand.
„Aber nein, je mehr desto besser. Ihr hättet mir doch nicht extra was schenken müssen, vielen Danke.", lächelte sie gerührt, „mischt euch einfach unter die anderen, wir haben super Essen da und für Alkohol ist natürlich auch gesorgt. Ich komm später zu euch.", sie zwinkerte uns zu und begab sich dann zu den nächsten gerade eintreffenden Gästen.
Der Garten war total schön dekoriert mit Lichterketten und durch die weißen Sofas und Tische, die am Rand standen hatte es etwas elegantes. „Kommt mit, da sind ein paar Leute vom Studio.", meinte Ludmila. Wir gesellten uns zu einer Gruppe, wo auch Camila, Broduey, Diego und Andrés dabei standen. Simon und ich kannten die Leute vom Studio schon aus den Proben und deshalb war es ganz leicht sich ungezwungen zu unterhalten. Simon fügte sich zum Glück auch gut in die Gruppe mit ein. Schon bald diskutierte er mit Diego über Musik, während ich mich ein bisschen mit Broduey und Camila unterhielt.
Fran hatte nicht zu viel versprochen es gab wirklich ganz köstliches Essen. Violetta und ich aßen unendlich viele in Schokolade getunkte Erdbeeren, die nach Sommer schmeckten.
Ich trank Hugo mit den Mädels und danach Tequila mit Simon. Trotz allem jedoch konnte ich die Verhandlung nicht vergessen. Der ganze Horror würde wieder aufgeholt werden und mir kam immer wieder in den Sinn, wie schrecklich das war.
Doch ich war auf einer Party und auf Partys sollte man nicht traurig sein, also gab ich alles um Spaß zu haben. Ich unterhielt mich mit den verschiedensten Menschen, machte Witze und lachte, auch wenn ich nicht ganz bei der Sache war. Ich tanzte mit meinen Freunden und versuchte so viele von den köstlichen Speisen und Getränken wie möglich zu genießen.
Letzteres führte auch dazu, dass ich ziemlich betrunken wurde. Aber vielleicht war das ja gar nichts Schlechtes.
Im Moment tanzte ich nämlich mit Violetta zu „Young, wild and free", und genauso fühlte ich mich auch. Ich spürte nichts negatives sondern hatte endlich einfach nur Spaß. Sie hatte die Arme um meine Hüfte gelegt und rief: „Das ist ne klasse Party!"
„Du bist klasse, Violetta!", gab ich zurück und wir lachten beide. „Komm lass uns noch etwas trinken.", rief sie und zog mich zu Cami und Francesca die mir beide einen Arm umlegten, als sie sahen, dass ich nicht mehr ganz so sicher auf den Beinen war.
„Hoppla", kicherte ich, „nichts passiert."
„Du siehst aus als hättest du schon viel getrunken.", bemerkte Cami und ich lachte: „Ach was, die paar Drinks. Heute ist Frans Geburtstag, also lassen wir's richtig krachen." Die Mädels kicherten zustimmend und mixten vier Shots für uns. Wir stießen natürlich an und exten die Flüssigkeit runter. Es brannte in meinem Hals doch ich lachte über die euphorisierende Wirkung. Wir unterhielten uns noch ein bisschen, bis ich spürte, wie ich träger wurde und nicht mehr so sicher auf den Beinen war. Ich ging an den Rand des Gartens zur Lounge und setzte mich auf ein weißes Sofa.
Von hier aus hatte man den ganzen Garten gut im Blick. Lächelnd beobachtete ich meine Freunde. Violetta und Leòn standen mit ein paar Leuten, die ich nicht kannte zusammen und da Vilu stolz die Hand mit ihrem Verlobungsring präsentierte ging es wohl um ihre Hochzeit. Auch die Tanzfläche war gut gefüllt.
Es war eine gelungene Feier. Überall standen Grüppchen und Leute die lachten und sich amüsierten.
Fran selbst war bei ihrem Freund Diego und sah überglücklich aus.
Ich hatte im Laufe des Abends ein paar Mal mit ihm gesprochen und fand, dass sie gut zusammen passten.
Federico hatte mir einmal die komplizierte Geschichte erzählt wie, die beiden zusammengekommen waren. Anscheinend war Diego einmal mit Violetta zusammen gewesen, was mich total überraschte, aber nachdem sie sich getrennt hatten, hatten sich Fran und er angenähert. Die Beiden sagten es Violetta aus Angst allerdings ewig nicht, was dann ein großes Drama auslöste.
Ich spürte wie jemand sich neben mich setzte und erkannte Fede. „Oh, hey", sagte ich leise. Er lächelte und fragte: „Hi. Woran denkst du? Du sahst so nachdenklich aus."
„Ach, nur daran wie unvorstellbar es ist, dass Diego und Violetta mal zusammen waren.", erklärte ich. Fede lachte: „Oh ja, verstehe. Die Beziehung von Diego und Violetta hat allerdings kein so gutes Ende genommen.... aber das ist Vergangenheit. Ist fast so unglaublich wie, dass Leòn mal mit Ludmila zusammen war."
Ich konnte nicht nachfragen, was er mit Diego und Violetta meinte, da ich zu geschockt war. „WAS?!"
Ich konnte es nicht fassen.
„Leòn und Ludmila?" Das erschien mir so abwegig, darauf wäre ich nicht in hundert Jahren gekommen. „Krass."
„Ich weiß, ich weiß. Man kann sich das null vorstellen.", stimmte er mir zu, „wenn du mich fragst, waren sie aber nie wirklich glücklich. Sie waren halt beide beliebt und größtenteils wegen ihrem Status zusammen."
Ich musste diese Infos erstmal einsinken lassen. „Krass", wiederholte ich mich.
Die passten doch irgendwie gar nicht zusammen. „Ist das nicht irgendwie komisch, wenn er jetzt mit ihrer quasi Schwester verlobt ist?", fragte ich.
Fede überlegte kurz: „Hmm.. nein. Ist es nicht. Wie soll ich das erklären... es ist nicht komisch, weil sich diese Ereignisse wie aus einem anderen Leben anfühlen, mit anderen Personen. Ludmila und Leòn sind nicht mehr dieselben wie davor und dasselbe gilt für Diego."
Unglaublich was man alles so erfuhr. „Und du und Ludmila habt euch wieder versöhnt?", fragte ich lächelnd. Es war offensichtlich. Die beiden wirkten schon den ganzen Abend sehr glücklich und ich hatte schon öfters beobachtet, wie sie sich heimlich zu zweit davonstahlen. „Ja, wir haben endlich alles geklärt.", meinte er lächelnd, „Endlich. Wir haben sogar vor demnächst eine Woche in den Urlaub zu fliegen, um uns nach den ganzen Strapazen zu entspannen."
„Echt? Das klingt so schön.", antwortete ich und konnte nicht verhindern ein bisschen neidisch darauf zu sein. Ich wollte auch wieder solche Zeiten. Zukunftspläne, Händchen halten und sich auf Partys zu zweit davonstehlen. Ich ließ meinen schweren Kopf auf Federicos Schulter sinken. „Warum ist alles so kompliziert?", seufzte ich. In dem Moment fing an „Its you." von Ali Gatie zu spielen.
Ich seufzte als ich sah wie sich die Paare auf der Tanzfläche versammelten.
It's you, it's always you.
If i'm ever gonna fall in Love, i know its gon' be you
Dieser Song machte mich traurig. Meine Euphorie war davon und ich fühlte mich nur noch fertig. „Ich vermisse Matteo.", nuschelte ich gegen Fedes Schulter und erwartete die aufkommenden Tränen schon. Ganz toll, Luna. Bin ich denn nicht einmal in der Lage auch mal Spaß zu haben?
„Komm Luna, lass uns tanzen.", meinte Fede auf einmal. „Was?", fragte ich verblüfft und hob meinen Kopf, „solltest du nicht Ludmila zum Tanz auffordern?"
„Du kannst auch ohne Matteo Spaß haben Luna. Also komm, willst du mir diesen Tanz wirklich verwehren?", lächelte er und ich schüttelte den Kopf, ehe ich mich erhob.
Fede führte mich auf die Tanzfläche und legte seine Hände um meine Hüfte. Meine platzierten sich an seinen Schultern. Wir fingen an uns langsam im Takt der Musik zu bewegen.
Durch die letzten Ereignisse hatte ich eine engere Bindung zu Fede bekommen. Ich würde sogar sagen, dass er nach Simon mein zweitbester Freund war.
„Du brauchst nicht unbedingt einen Mann um dich glücklich zu fühlen Luna.", sagte er sanft, „du bist auch ohne Freund witzig und cool." Ich lächelte, es war süß dass er versuchte mich aufzumuntern. Aber ich war nicht diese Person, die alleine gar keinen Spaß haben konnte, die Probleme die ich hatte lagen eher viel tiefer. „Ich glaub es ist nicht wirklich wegen Matteo, sondern mehr wegen der Verhandlung. Gerade jetzt bräuchte ich ihn wirklich und genau dann sind die Dinge zwischen uns so instabil.", seufzte ich. Fede nickte: „Oh.. das verstehe ich. Ihr solltet miteinander reden."
Ich zuckte mit den Schultern und versuchte aufmunternd zu lächeln. Den Rest des Liedes tanzten wir weiter und versuchten, das Thema zu vermeiden. Federico gab sein Bestes mich aufzumuntern, wir reden und lachten über zwei stockbesoffene Jungs die an uns vorbei torkelten. „Danke für den Tanz.", meinte ich am Ende und löste mich von ihm, „du solltest jetzt zu Ludmila gehen, bevor sie dich noch vermisst." Ich schenkte ihm ein letztes Lächeln und ging dann ohne weiteres von der Tanzfläche.
Ich ging zu meiner Tasche, die noch auf dem Sofa lag und nahm mein Handy. Hier war die Musik nur noch leise zu hören, sodass ich mich wackelig hinsetzte. Fede hatte Recht, ich und Matteo mussten miteinander reden. Also wählte ich entschieden seine Nummer, obwohl ich länger brauchte, da ich mich des öfteren vertippte. Es klingelte ein paar Mal bis plötzlich seine Stimme zu hören war. Mein Herz setzte kurz aus, bei dem vertrauten Geräusch.
„Luna", hörte ich seine verschlafene Stimme, „wieso rufst du denn so spät an? Ist dir was passiert?"
Auf einmal lächelte ich, da er sofort in Alarmbereitschaft war. „Nein, du Snob. Ich kann auch mal was machen, ohne mich in Schwierigkeiten zu bringen." Ich kicherte und versuchte gespielt beleidigt zu klingen.
„Luna? Wo bist du?"
„Hast du schon geschlafen?", fragte ich, als mir wieder auffiel wie rau seine Stimme klang.
„Ja, es ist ja auch nicht mehr so früh. Wo bist du? Wart mal, bist du betrunken?"
„Hundert Punkte für den Snob!", lachte ich, „aber nur so ein kleines bisschen. Ich bin bei Fran."
„Wieso bei Fran? Ist irgendwas passiert, warum rufst du denn an?"
Plötzlich war ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob das der richtige Zeitpunkt war mit Matteo zu reden. Er war müde und... in dem Moment hatte ich plötzlich Angst, dass er genervt sein würde oder so. Mir fiel wieder ein, wie zurückhaltend, wir in letzter Zeit miteinander umgingen. Ich glaubte nicht, dass wir schon bereit für einen betrunkenen Anruf waren.
„Nichts, ich wollt nur deine Stimme hören.", antwortete ich, bevor ich denken konnte.
„Alles gut, du hörst dich komisch an. Ist es wegen der Verhandlung? Soll ich dich irgendwo abholen kommen?", fragte er und mir wurde bei diesen Worten schwer ums Herz. Ach diese Scheiß Verhandlung. Ich wollte sprechen, konnte aber nicht, als wäre eine Art unsichtbare Barriere zwischen mir und Matteo.
Und obwohl ich am liebsten alle meine Ängste laut ausgesprochen hätte rief ich nur: „Ne ne, jetzt hab sie ja gehört. Bye.", bevor ich sofort auflegte und mit einem leeren Gefühl zurückblieb. Was wenn das mit Oxford immer zwischen uns stehen würde? Wenn wir es nie wieder hinbekamen ein normales Paar zu sein?
Während ich voller Sorge in die Leere starrte, merkte ich zuerst gar nicht wie Simon sich neben mir niederließ. „Hey, ist alles ok?", fragte dieser.
„Ja... ja, alles gut.", antwortete Ich tonlos, „mein Kopf ist nur schwer." Ich ließ mich zur Seite sinken und landete mit dem Kopf auf seinem Schoß. „Bist du müde?", fragte er besorgt. Ich legte die Beine ebenfalls hoch aufs Sofa und nickte.
Wie konnte man sich trotzdem einsam fühlen, obwohl man in einer Beziehung war? Obwohl wir uns doch versöhnt hatten. Ich drehte mich so, dass ich mit dem Gesicht in Simons Shirt vergraben war. Mein Kopf lag auf seinem Schoß, der Rest meines Körpers daneben auf dem Sofa. So hatte ich das Gefühl komplett von der Außenwelt abgeschirmt zu sein.
In all dieser Ruhe kam es mir vor, als spürte ich alles viel stärker. Es fühlte sich an als würde ich immer weiter auf meinen Henkerstag, die Verhandlung zugehen. Und nichts konnte diesen Prozess aufhalten.
Ich würde es nicht schaffen, ich würde es nicht schaffen darüber zu reden und diesen schrecklichen Mann hinter Gitter zu bekommen.
Es wird nicht funktionieren.
Bevor ich es überhaupt realisiert hatte, brachen meine Dämme und stille Tränen liefen über meine Wangen.
Hey Leute :)
Wir haben wohl ein ganz schön ereignisvolles Kapitel hinter uns❤️
Ich hoffe wie immer, dass es euch gefallen hat. Das Kapitel ist echt richtig lang geworden haha, über 4500 Wörter.
Wie fandet ihr die Fedemila Szenen?
Und wohin denkt ihr geht ihr gemeinsamer Urlaub?
Und was passiert im nächsten Kapitel mit Luna und Matteo?
Hoffe ihr seid beim nächsten Mal wieder dabei :D
Keep Reading😇
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