104. Kapitel
~Federicos Sicht~
„Federico, hat Ludmila sich von ihnen getrennt!"
„Sind sie noch zusammen?"
Fragen wie diese stürzten von allen Seiten auf mich ein. Ich verdeckte mein Gesicht mit der Hand vor den Blitzlichtern und ließ mich von meinen Bruder mitziehen. Matteo hielt ein Taxi an.
„Haben sie ihre Freundin betrogen?"
Ich entgegnete nichts sondern stieg hinter Matteo ins Taxi ein.
„Wie äußern sich sich dazu?", mir wurde durch das offene Fenster ein Magazin gereicht.
„Fahren sie, bitte!", rief Matteo und endlich startete der Motor und wir bewegten uns weg von den Reportern.
„Man, das war echt heftig!", kommentierte Matteo kopfschüttelnd.
„Oh ja."
Ich begutachte die Zeitschrift in meinen Händen.
„Sind Federico Paccini und Ludmila Ferro noch ein Paar?" stand fett gedruckt auf der Titelseite. Darunter war das Bild von Matteos Tanz mit der Fremden. Den dazugehörigen Artikel auf Seite 2 sah ich mir nicht an. Es sagten eh alle dasselbe.
Wenigsten hatten die Leute geglaubt, dass ich das auf dem Foto war. Es schien wirklich keiner dahinter gekommen zu sein. Der Nachteil war, dass ich über Nacht zu einer der wohl am meisten gehassten Personen in Netz geworden war. Es wurde darüber spekuliert, ob ich Ludmila sich betrogen hätte oder so. Und ich kam als ziemliches Arschloch rüber, da die Leute glaubten, dass ich im Club eng mit einer anderen getanzt hatte obwohl meine Freundin sogar dabei war.
Hoffentlich würde sich das ganze bald legen. Leider hatte ich den Verdacht, dass durch unseren Auftritt gerade eben noch eine neue Flut an Pressemeldungen auf uns herab prasseln würden. „Ich hab dich im Gerichtssaal gesehen. Bedeutet das du hast deine Meinung geändert?", fragte ich.
„Ich möchte mit dir reden.", nickte Matteo, „lass uns zu mir ins Hotel gehen." Die restliche Taxifahrt dauerte keine zehn Minuten mehr. Ich bezahlte den Taxifahrer und wir nahmen den Fahrstuhl bis zu Matteos Zimmer.
Es war eher minimalistisch eingerichtet und in grau Tönen gehalten. Doch das war gar nicht das was mir auffiel, sondern das Chaos. Überall lagen Pizzakartons oder Klamotten, die Bettdecke war zerknüllt. Es sah so aus als hätte Matteo dieses Zimmer in den letzten Tagen nicht wirklich verlassen. Ihm musste es wirklich dreckig gegangen sein. Jetzt erst fielen mir auch die dunklen Schatten unter seinen Augen und der Bart auf.
„Ähm, möchtest du was zum Trinken oder so? Obwohl ich eigentlich nichts hier hab, außer Wasser aber wir können was holen oder so ... kein Ahnung.", sagte Matteo planlos.
„Lassen wie den Smalltalk lieber.", rief ich ihm, „wieso bist du heute gekommen?" Währenddessen ging ich zum Fenster, zog die Rollos hoch und öffnete es um ein bisschen frisch Luft zu bekommen. Dieses stickige halbdunkel in dem Matteo die letzten Tage anscheinend gelebt hatte war ja kaum auszuhalten.
„Na ja, ich wollte euch unterstützen.", gab er zu während er sich auf das Bett setzte, „und mit dir reden. Das.. was in dieser Nacht passiert ist.. das tut mir leid. Das war uncool von mir."
Ich glaube mit diesen Worten fiel eine Last von mir ab, die ich nur schwer beschreiben konnte.
„Ich sollte mich auch entschuldigen. Das was ich als letztes zu dir gesagt hab, hätte ich nicht sagen sollen. Ich.. ich weiß nicht was da in mich gefahren ist." Endlich hatte ich es gesagt. Diese Worte hatten mir so lang auf der Seele gebrannt.
„Man, du musst dich doch nicht entschuldigen. An diesem Abend hattest du sogar ein bisschen Recht damit, dass ich ein Problem hab. Ich bin vollkommen ausgerastet und das mit deinem Sturz tut mir auch leid. Und alles was ich gesagt hab. Ich war nicht ich selbst."
„Das weiß ich doch.", sagte ich mit einem schiefen Grinsen. Wir umarmten uns und ich klopfte ihm brüderlich auf den Rücken. „Man bin ich froh, das wir beide wieder zur Besinnung gekommen sind.", meinte ich, „Brüder sollten nicht zerstritten sein."
„Das seh ich genauso.", stimmte er mir zu, als wir uns lösten, „Und vor allem nicht wegen so nem dummen Grund. Nichts desto trotz hast du mir ein bisschen was zu erklären wegen dem mit Ludmila grade."
„Und du wegen Luna.", fügte ich hinzu. Vielleicht würde ich endlich ein wenig Klarheit bekommen.
„Abgemacht."
„Aber vorher würden ich sagen du duschst erstmal und ich hol uns was zu essen. Du siehst nich so gut aus.", merkte ich an und Matteo rollte mit den Augen. „Ich hab fast vergessen wie nervig du sein kannst. Bist ja fast so schlimm wie Gaston."
***
Als ich zurückkam sah es schon ein bisschen besser aus. Matteo hatte die leeren Pizzakartons und das Geschirr entsorgt, sowie die herumliegenden Klamotten eingesammelt, sodass das Zimmer gleich ein bisschen normaler wirkte.
Ich hatte bei einem Restaurant um die Ecke etwas mitgenommen. Für Matteo einen Burger und mich eine Pizza. Ja, alle sagten immer ich aß das viel zu oft, aber Pizza ging doch einfach immer.
Während dem Essen erzählte ich die ganze Geschichte mit dem Besuch im Gefängnis und was genau im Gericht passiert ist. Matteo hörte geschockt zu und meinte dann: „Das ist schon ne heftige Sache. Aber na ja, das wird dir jetzt vielleicht nicht gefallen, aber ich kann Ludmila da schon ein bisschen verstehen."
„Aber ich wollte sie doch nur beschützen. Ich weiß wie schlimm es wäre Cat auf freiem Fuß zu sehen und da wollte ich.. Schadensbegrenzung betreiben." Ich verstand das ganze nicht wirklich. Und auch nicht warum Ludmila jetzt auf einmal so wütend war. Ich wollte ihr doch nur helfen.
„Du begreifst es wirklich nicht, oder?", seufzte Matteo und ich verneinte, „das ganze ist so eine Art Stolz- Sache. Ludmila wollte Catherine die Stirn bieten und zeigen, dass sie stärker ist. Diese Gerichtsverhandlung war eigentlich ein Kräftemessen zwischen den beiden."
„Ja, aber ich wollte ihr doch dabei nur den Rücken stärken!", protestierte ich. Ich verstand nicht worauf er hinauswollte. „Ja, ich hab es ihr verheimlich und das bereue ich wirklich, aber ich wollte sie doch nur nicht erneut so aufwühlen ein paar Tage vor der Verhandlung."
„Das ist nicht das wahre Problem Fede. Deine Freundin wollte es alleine schaffen und Catherine ein für alle mal besiegen. Du hast sozusagen einfach dazwischen gefunkt und ihr damit in einer Art und Weise den Boden unter den Füßen weggezogen, wenn ich das so ausdrücken kann. Der springende Punkt ist, dass sie die stärkere sein und auf einmal erfährt sie, dass es sozusagen sinnlos war da du im Voraus alles geregelt hast und sogar Geld für ihre Sicherheit geboten hast. So bevormundet zu werden gefällt ihr natürlich nicht."
Ich stockte. Langsam begann ich es ein bisschen zu begreifen. „Denkst du wirklich, dass es so ist?"
Er nickte: „Ja." Wenn ich tiefer nachdachte, dann ergab es irgendwie. Es klang eigentlich genau nach Ludmila. „Oh man, das wusste ich nicht. Das hab ich wirklich nicht beabsichtigt."
„Das glaub ich dir ja. Sie fühlt sich im Moment einfach hintergangen.", meinte er, „aber ich bin sicher ihr kriegt das wieder hin."
„Ich hoffe. Vielleicht sollte ich zu ihr, damit sie nicht allein im Appartment sitzt..." Mir war gar nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie allein und traurig in der Wohnung war, während ich und Matteo hier aßen und redeten.
„Vertrau mir, ich würd ihr jetzt ein bisschen Ruhe gönnen. Lass sie ihre Wunden lecken und versuch dann mit ihr zu reden. Sie ist denke ich mehr wütend als traurig und wenn sie jemanden braucht, dann holt sie schon Violetta oder so."
Manchmal vergaß ich wie ähnlich Matteo und Ludmila sich eigentlich waren. Deshalb konnte sich wohl auch so gut in ihre Lage hineinversetzen. „Das wird schon wieder. Ihr seid schon so lange zusammen, da wirft euch sowas nicht aus der Bahn.", ermutigte Matteo mich und legte kurz seine Hand auf meine Schulter. Dann schmunzelte er überraschenderweise. „Aber irgendwie auch typisch Ludmila so ne Show hinzulegen und einfach ohne dich zu fahren."
„Nicht witzig.", knurrte ich. „Ach komm ein bisschen witzig ist es schon.", gab Matteo zu„So ein ganz kleines bisschen?"
Ich schüttelte den Kopf. Für Außenstehende vielleicht, aber doch nicht wenn man selbst inmitten von Blitzlichtern stehen gelassen wurde. Wäre Matteo nicht da gewesen, hätte ich mich gar nicht mehr zurecht gefunden.
„Übrigens danke, dass du mir daraus geholfen hast."
„Das war ich dir schuldig. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du gesagt hast du seist das auf dem Foto! Weißt du überhaupt was du das getan hast? Ich werd dir das nie zurückzahlen können." Seufzend ließ er den Kopf auf seine Hände sinken.
„Alles gut. Du brauchst dir deshalb keine Vorwürfe machen. Es war einfach eine Möglichkeit euch zu helfen, die ich ergriffen habe."
„Ja.. aber trotzdem, das ist Wahnsinn, Fede, gerade weil ich so ein Idiot zu dir war. Das hab ich gar nicht verdient."
„Hör auf, es war die richtige Entscheidung. Wir sind Familie, auch wenn's mal ja hart auf hart kommt. Und ich hab damit nicht nur dir geholfen sondern auch Luna." Ob er wusste wie schlecht es Luna in den letzten Tagen ergangen ist? „Du Matteo, hatten du und Luna in den letzten Tagen irgendeine Art von Kontakt. Außer diesem Essen, davon hat sie mir schon erzählt.", fragte ich zögerlich.
Er schüttelte langsam den Kopf: „Nein, wieso?"
Ich presste die Lippen zusammen. Das wird ihm nicht gefallen. Vor ein paar Tagen noch hätte ich ihm am liebsten Lunas Leiden um die Ohren geschmettert, damit er mal aufwachte, doch jetzt er so demütig und kaputt. „Was ist mit ihr?", kam es lauter von ihm, „ich merke, d das du mir etwas verschweigst."
Ich seufzte. „Luna ging es sehr schlecht nach deinem Verschwinden."
Als ich Luna erwähnte wurde er sofort ernster. „Wie schlimm ist es?", fragte er fast schon ängstlich.
„Na ja, du hast ganz schöne Gerüchte mit diesem Bild aufgewirbelt. Du hast ja mittlerweile gemerkt, dass es überall im Netz ist?"
„Ja, das hab ich erst vor kurzem erfahren.", murmelte er, „die Tage hier im Hotelzimmer hab ich es fast kein einziges Mal verlassen und auch nicht auf mein Handy oder ins Fernsehen geschaut. Und du denkst ja nicht ernsthaft ich zieh mir so ein Promimagazin rein."
Ich schmunzelte. „Ach echt? Ich dachte du schnüffelst wöchentlich nach den neuesten Infos zu Kim, Kendall, Kylie und Co."
Matteo grinste, sein belustigter Ausdruck verschwand jedoch sofort wieder und wich einem schmerzhaften. „Luna hat darunter sehr gelitten oder?"
Es war echt schwer dass ihm zu sagen, wenn er deshalb so am Boden war. Alles was Luna betrifft schien ihm wirklich nahe zu gehen und dass er in dieser Situation nicht bei ihr sein konnte besonders. „Es ging ihr nahe. Einmal, als ich mit ihr in einem Café verabredet war, da hat sie mir erzählt wie schlimm es in der Schule ist. Das jeder sie anstarrt, über euch redet und die Typen sie nicht in Ruhe ließen."
„Die Jungs dort Baggern Luna an?!", rief er wütend. War ja klar dass er da hellhörig wurde. „Ruhig Matteo, das ist noch nicht das schlimmste an der Sache. Dein Tanz mit der Fremden hat ne Art Medienskandal erschaffen, es wurde überall darüber geschrieben ob ihr euch trennt, und ob du sie betrogen hast. Luna hat mir völlig aufgelöst davon berichtet, dass die Leute an der Schule nicht aufhören darüber zu reden und sie einfach nicht in Ruhe lassen."
Ich könnte schwören ihm war die Farbe aus dem Gesicht gewichen. „W..was? Und ich.. oh mein Gott. Ich hab sie damit einfach allein gelassen?"
„Ja, ich muss leider zu geben das hast du. In der Schule müsste es jetzt besser werden, wegen dem was ich den Reportern gesagt habe, aber ihr beide solltet euch trotzdem mal aussprechen."
„Oh ja. Federico, ich hatte nicht die leiseste Ahnung davon. Ich bin ein schrecklicher Freund, ich hätte sie beschützen müssen und an ihrer Seite sein sollen. Ich kann nicht fassen, dass ich sie schon wieder allein gelassen habe." Er legte denn Kopf in die Handflächen stöhnte verzweifelt auf.
„Matteo, du konntest es ja nicht wissen. Das ist scheiße, aber noch viel wichtiger als das ist, dass du ihr jetzt beistehst. Sie braucht dich gerade mehr denn je."
„Denkst du ich kann das ganze jetzt noch retten?", fragte er unsicher.
„Du musst, selbst wenn sie dir zuerst nicht verzeiht. Steh ihr bei. Sie gehört immer noch zur Familie."
„Du hast recht.", gab er zu, „Nur... kannst du sie vielleicht mal anschreiben und fragen wo sie ist? Ich weiß nicht ob sie bei mir rangehen würde."
„Klar, aber zuerst noch eine Sache.", merkte ich an. Diese Frage brannte mir schon viel viel zu lange auf der Seele. „Bist du jetzt endlich bereit zu sagen, was in dieser Nacht eigentlich passiert ist?"
Heyy
tut mir echt leid, dass dieses Kapitel jetzt doch nicht so lang ist. Ich wollte eigentlich noch einen anderen Teil dranfügen. Aber dann wollte ich euch nicht mehr so lange warten lassen und hab es gleich veröffentlicht.
Dafür kommt im nächsten aber ganz sicher auf was alles in der Nacht passiert ist.
Und vielleicht kommt es auch schon früher als Dienstag :)
Keep Reading😇
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