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Prolog

Es hieße, die alten Götter selbst hätten dort gehaust und gespeist, denn seit Anbeginn der Zeit sprühte ein Hauch Magie über Taurius und seinen fünf Reichen. Das Schattenreich war eins dieser Reiche. Es machte seinem Namen allen Ehren, schließlich bestimmte die Finsternis dieses Fleckchen Grund, soweit man zurückdenken konnte. Der Tag begann mit der Nacht und endete mit ihr. So war es schon immer.

Jedoch, einmal im Jahr war alles anders. Dann, wenn der blaue und der weiße Mond auffällig nah über dem Schattenreich ruhten. Die große Mondwende machte die Nacht zum Tage. Dabei erstrahlten die beiden Monde zeitgleich in voller Fülle über dem Schattenreich, während die restlichen Reiche sich in Finsternis hüllten.

Stets an diesem Tage, zu ehren der Götter wurde traditionell das Lichterfest - ein Maskenball am Schattenhofe veranstaltet.

Morgen wäre einer dieser Tage, doch heute, heute lag noch die Finsternis über dem Schattenreich, während alles, was Rang und Namen hatte sich, nach der anstrengenden Reise, in den Gemächern des Schattenhofs einquartierte. Sowie die Königsfamilie des Sonnentals. Gleich würden sie sich zu dem König des Schattenhofs in den Speisesaal begeben, um mit ihm zu speisen und auf das bevorstehende Ereignis anstoßen. Doch nicht alle Familienmitglieder dieser glanzvollen Familie hatten es eilig damit. Denn, die älteste Tochter vom König des Sonnentals vernahm einen Ruf. Einen Ruf, welcher nur für ihre Ohren bestimmt war. Einen Ruf, der sie aus den Gemäuern lockte. Ihr Name war Ellinor.

***

„Elli, lass uns bitte zurückkehren", jammerte das kleine Mädchen. Dabei drückte sie eine kleine hölzerne Laterne fest an sich. Ängstlich versteckte sie sich hinter ihrer großen Schwester.

„Hab keine Angst, Edda. Ich will nur wissen, woher sie kommen."

„Sie?"

„Die Stimmen!"

„Welche Stimmen?", fragte sie leise.

„Hörst du sie immer noch nicht?"

Das kleine Mädchen schaute hinter ihrer Schwester hervor, lauschte gebannt, während das Laternenlicht sich in ihren Fliederfarbenen Augen und Haaren brach.

Die zwei Mädchen befanden sich am Ende eines mit Pflastersteinen ausgelegten Weges. Der Schattenriss eines Waldes zeichnete sich nicht allzu fern vor ihnen ab.

„Nein. Ich höre nichts. Elli, ich will hier weg", flehte die Kleine erneut.

Doch ihre Schwester dachte nicht daran umzukehren. Die Stimmen, die sie vernahm, wurden immer lauter, immer eindringlicher. Die Neugier ließ sie nicht mehr los. Das Unbekannte ließ sie nicht gehen, lockte weiter zu sich.

Entschlossen griff Elli die Hand ihrer kleinen Schwester und schleifte sie weg vom Weg, durch hohes Gras und kleinere Gebüsche. Immer näher kamen sie dem schaurigen, dunklen Fleck, bis Edda sich weinend von ihrer Schwester losriss und wieder zum gepflasterten Steinweg zurückeilte.

„Elli komm zurück!", rief die Kleine ihrer Schwester nach.

Das ältere Mädchen nahm die Rufe der kleinen Edda nicht mehr wahr. Wie von Sinnen ging sie weiter, den Stimmen hinterher. Abrupt versteifte sie in ihrer Bewegung. Ein Baum von gewaltiger Größe ragte vor ihr empor und die Stimmen um sie wurden immer lauter.

„Was willst du mir sagen?", hauchte Elli und spürte, wie etwas Mächtiges sie einnahm.

Sie streckte ihre zarte Hand aus und berührte die alte, rissige Rinde des Riesen. Da durchzog ein warmes Kribbeln ihre Fingerspitzen. Sie verspürte keine Furcht. Es war richtig. Es war wahrhaftig. Da war sie sich sicher.

Elli war bereit für das, was gleich passieren würde. Doch mit einem Mal wurde die Stille von einem Geräusch durchbrochen: Pferdehufe. Dann das Wiehern eines Pferdes. Die dominanten Rufe eines Mannes, der seinen Gaul antrieb.

„Brrrrrrrrr! Halt!", schallte es dann durch die Nacht. Das Galoppgeräusch erstarb.

„Ellinor!", rief die männliche Stimme panisch.

Das Mädchen ignorierte den angstverzerrten Appell. Die lockenden Stimmen waren alles, was sie hörte. Das Kribbeln durchzog nun ihren ganzen Körper. Ihre Hände erstrahlten, als würde ein Licht von innen durch ihre Haut sich brechen wollen. Elli schloss erwartungsvoll die Augen. Doch da wurde sie vom Baum losgerissen und seiner Magie entzogen. Es war, als würde sie unsanft aus einem wunderschönen Traum aufgeschreckt werden. Verwirrt fand sich Elli auf einem Pferd wieder. Sie lehnte an jemandem, dessen Herz viel zu schnell schlug. Sie blickte zu der Person hoch, die sie in einem sicheren Griff hielt. Helle, bernsteinfarbene Augen blickten voller Sorge zu ihr herab. Augen, die ihren glichen. Es war ihr Vater. Das Diadem um die Stirn des Mannes und sein goldenes, lockiges Haar schimmerten sanft im warmen Winde.

„Vater! Vater!" Die kleine Edda lief ihnen entgegen. Man konnte sie kaum sehen, so hoch war das Gras um sie. Das flimmernde Licht in der kleinen Laterne bewegte sich hektisch hin und her.

„Eddaora!" Der großgewachsene Mann sprang vom Pferd und rannte zu seiner Kleinsten.

„Vater, ich hatte solche Angst", jammerte Edda und fiel ihm um den Hals.

Ellinor blickte schuldbewusst zu ihrem Vater, als er mit Edda auf dem Arm zurückkehrte. Der Mann zog seine Älteste vom Pferd und umarmte seine beiden Mädchen innig.

„Geht es euch gut?", fragte er und begutachtete dabei Ellis Hände.

Das Mädchen nickte.

„Was hast du dir dabei gedacht, Ellinor? Es war dumm und gefährlich, hierher zu kommen."

„Eine Stimme hat Elli zu sich gelockt", flüsterte Edda und blickte wachsam um sich.

„Dieser Ort ist verdorben und voller Unheil. Ich will mir gar nicht ausdenken, was passiert wäre, wenn ich nicht gekommen wäre."

„Verzeiht mir, dass ich Euch Kummer bereitet habe, Vater", sagte Elli, den Tränen nah.

Da konnte der Mann ihr nicht mehr böse sein; er umarmte seine Töchter heilfroh.

„Lasst uns zum Schattenhof zurückkehren. König Tarvo lässt man nicht warten."

"Du bist doch auch König", antwortete Edda mit kindlicher Naivität.

Ihr Vater streichelte der Kleinen über den Kopf. „Du hast recht, mein kluges Köpfchen. Ich wollt es dir nicht verraten, aber du hast mich durchschaut. Es ist eure Mutter, vor der ich mich fürchte. Sie ist ganz verrückt vor Sorge", flüsterte er. „Aber das bleibt unser Geheimnis."

„Oh, da hätte ich auch Angst", sagte Edda und sah ihren Vater mit großen Augen an.

Der König half seinen Töchtern auf das Pferd. Zu Fuß führte er die Stute mit den Mädchen auf dem Rücken zurück zum Schattenhof. Gedankenverloren erblickte Elli die Umrisse des dunklen Gemäuers vor sich. Sie waren fast da. Der Baum ging ihr nicht mehr aus dem Sinn.

„Vater? Der Baum. Ich glaube er hat magische Kräfte!", sagte sie nachdenklich.

Edda klammerte sich fester um die Taille ihrer großen Schwester.

„Der Baum, man nennt ihn den Weltenbaum", sagte der König nach kurzem Schweigen.

„Bestimmt, weil er so riesig ist", überlegte Edda. „Bestimmt kann man den Himmel berühren, wenn man auf ihn klettert."

Der König schmunzelte.

„Bitte Vater, erzählt mehr!", rief Elli.

„Nun gut. Ich erzähle dir von der alten Legende. Es heißt, als die Welt zerbrach und sich in viele kleine Stücke teilte, wählten die Götter das Allerkleinste von ihnen aus und tauften es Taurius."

„Aber Vater. Warum wählten sie das Allerkleinste?", verwunderte sich Edda.

„Weil nur noch hier Magie gedieh."

„Wirklich?", fragte die Kleine erstaunt.

„Ja. Die Götter wollten bewahren, was wir beinah ausgelöscht hätten. Sie ließen einen großen Baum aus der Erde emporwuchern. Es war der Weltenbaum. Sie belegten ihn mit alter Magie. Magie, welche den Himmel berühre und bis zur Unterwelt reichen sollte. Magie, welche das Jenseits und das Diesseits verband. Das Heute und das Morgen. Das Licht und die Dunkelheit. Der Weltenbaum sollte Taurius und das, was von der Magie übriggeblieben war, schützen."

„Ist das nicht etwas Gutes, Vater?", fragte Elli.

„Könnte man meinen. Doch um die Magie zu erhalten, meine Mädchen, schöpfte der Weltenbaum seine Kraft aus Seelen. Aber nicht aus irgendwelchen dahergelaufenen Seelen. Nein, es waren Vollblütige mit reinen und starken Seelen. Hatte der Baum eine solch Seele erwählt, so zog er all ihre Energie aus ihrem Körper, bis nur noch eine leere Hülle blieb. So heißt es jedenfalls."

Als er das sagte, lief seinen Töchtern ein Schauer über den Rücken.

"Elli, du darfst dich diesem Baum nicht mehr näheren", meinte der König dann. Um dem Vater die Sorge zu nehmen, antwortete sie leise: „Ja, Vater."

Doch ihr Herz, ihr Verstand, nein, ihr ganzes ich, wehrte sich gegen die Worte, die sie gesprochen hatte. Sie war sich sicher, der Baum hatte sie auserwählt, doch nicht, um zu sterben, so wie Vater es erzählt hatte.

Noch ahnten Elli und ihr Vater nicht, dass sie eine von den Göttern Gebrandmarkte war. Doch schon bald würde ganz Taurius über Prinzessin Ellinor reden, die zukünftige Königin des Sonnentals, die mit einer Gabe gesegnet war. Einer Gabe, die ihr Schicksal und das ihres Königreichs bereits besiegelt hatte.

***

Viele Mondwenden später:

„Meine arme Elli. Hättest du dich doch nie diesem Baum genährt! Hättest du doch nur auf Vater gehört."

So sprach eine Frau, in einen schwarzen Umhang gehüllt, während sie ihre Schwester stützte. Die beiden Frauen näherten sich langsam dem Weltenbaum.

„Willst du es wirklich hier lassen?", fragte Edda.

Die Frau mit goldig wallendem Haar, nickte stumm, unterdrückte ihren Schmerz. In ihren Armen lag ein Neugeborenes, in mehrere Schichten Stoff gewickelt. Erschöpft nach den Strapazen der Geburt, schlief es und atmete kaum wahrnehmbar. Elli drückte das Kleine an sich. Beim Anblick ihres Kindes liefen ihr die Tränen. Sie wollte es nicht hergeben, doch sie hatte keine Wahl. Sie musste. Deswegen war sie hier. Denn hier, nur hier beim Weltenbaum, wollte sie ihr Fleisch und Blut dem eigenen Schicksal überlassen.

„Elli, wir müssen gehen", drängte Edda und warf einen Blick auf die zwei Männer zurück, die hinter den Frauen standen.

Vorsichtig kniete sich Elli nieder und legte den Säugling behutsam neben den Baum, wo Wurzeln und Moos eine Wölbung bildeten. Ein letztes Mal blickte sie auf das kleine, friedlich schlafende Gesicht und richtete sich dann wieder auf. Sie wollte ihrem Kind den Rücken kehren, doch es gelang ihr einfach nicht. Elli blickte zu dem Baum empor. Leise, mit zittriger Stimme sagte sie: „Ich flehe dich an, nimm dich meines Kindes an!"

„Elli, wir müssen gehen", sagte ihre Schwester und fuhr mit ihrer zarten Hand über das Haar ihrer geliebten Schwester.

„Nein!", schrie Elli, die nun doch die Fassung verlor. Sie schluchzte und stürzte zu ihrem Kind. Das Geschrei des Säuglings erklang und vermischte sie mit Ellis Weinen zu einer schmerzvollen Melodie.

„Luran, schaff sie hier fort!", befiehlt einer der Männer hartherzig dem anderen.

„Ja mein Bruder, wie ihr befehlt."

Sofort packte Luran Elli unter den Armen und schleifte sie von ihrem Kind weg. Elli wehrte sich, ohne etwas auszurichten. Ein letztes Mal blickte sie zu ihrem schreienden Kind, bevor es für immer aus ihrem Sichtfeld schwand.

„Sein Name ist Elvar", rief sie dem Baum zu. „Mein Sohn Elvar! Hörst du? Mein Sohn Elvar!", schrie sie, während die Schreie des Kindes immer ferner wurden.

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